UniA OL 28201

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Nachlass Prof. Dr. Rudolf Prinz zur Lippe (*1937 +2019)

Laufzeit 

1954 - 2010

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Rudolf zur Lippe ist Ökonom (dipl. rer. pol.), Historiker (Dr. phil) und Philosoph (venia legendi Sozialphilosophie und Aesthetik). Er ist tätig gewesen als freier Künstler (Malerei) und im Theater sowie als Übersetzer und Lektor (Propyläen Verlag) und hat 1964 einen Film über Bejarts "Ballet du XX.e siécle" gedreht. Er lehrt seit 1972 Philosophie mit Schwerpunkten in der Ökonomie, der Kunst, der Gesellschaft und der Pädagogik an den Universitäten Frankfurt a/M (bis 1976), Oldenburg (emer. 2002) und Witten/Herdecke (Philosophie der Lebensformen). Er war 1982 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.; Mitglied der Unité de la Sociologie de la Connaissance et de l`imaginaire, Paris VII; gründete das Institut für praktische Anthropologie e.V. und die Zeitschrift POESIS (für praktisch-theoretische Wege aesthetischer Selbsterziehung); er entwarf ein Ensemble von Ausstellungen zu dem "Körper als erstes Werkzeug der Kulturen" (Berliner Festspiele 1983) und ging mit seiner Ausstellung "Geometrisierung des Menschen und der Welt" in viele Länder (Torun, Paris, Bielefeld, Bombay...). Er initiierte 1990 (mit der Stiftung Niedersachsen) die "Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit" und leitete das Programm mit herausragenden Gästen aus vier Kontinenten (z.B. J.P.S. Uberoi, J. Illich, Tschiamalenga Ntumba, Humberto Maturama, Vandana Shiva, Lew Kopolew, H.G. Gadamer, J. Roze, Shimada...), für das seine private Stiftung "Forum der Kulturen zu Fragen der Zeit" eine Fortsetzung ermöglichen soll. Mit seiner "Naturbeherrschung am Menschen" (2. Bde. 1974, bzw. 1985) hat er die gesellschaftstheoretisch, sozialpsychologisch, aesthetisch die der Leiblichkeit und der Sinneswahrnehmung in der europäischen Moderne analysiert; in seinem "Sinnesbewusstsein" (2 Bde. 1987, bzw. 2001) hat er die naturwissenschaftlichen, psychologischen und sozialgeschichtlichen Grundlagen einer "anthropologischen Aesthetik" und deren Umsetzung in Alltag, Kunst und Transzendenz" herausgearbeitet. Zur Zeit schreibt er an einer Philopsophie der Bewegung und des Wandels (Rudolf zur Lippe 24. IV. 06)

Der Philosoph und emeritierte Hochschullehrer für „Sozialphilosophie und Ästhetik“ Prof. Dr. Rudolf Prinz zur Lippe ist am 6. September im Alter von 82 Jahren verstorben. Er lehrte und forschte von 1974 bis zu seinem Ruhestand 2002 an der Universität Oldenburg. Der vielseitige, engagierte und liebenswürdige Intellektuelle, der auch als Maler, Theaterregisseur und Bühnenbildner tätig war, befasste sich mit Themen wie Nachhaltigkeit, Naturbeherrschung, Demokratie, plurale Ökonomie, Menschenwürde, Sinnenbewusstsein und mit der Geometrisierung des Menschen.

Rudolf zur Lippe studierte Nationalökonomie in Bonn und Göttingen sowie mittlere und neuere Geschichte in Heidelberg und Paris. Seit 1960 war er Schüler des Meditiationslehrers Karlfried Graf Dürckheim. Im Jahr 1965 promovierte er mit einer Dissertation zur französischen Deutschlandpolitik während der Weimarer Republik. Nach Tätigkeiten als Übersetzer und Lektor begann er 1969 bei Theodor W. Adorno seine philosophische Arbeit an einer Geschichte des Leibes in der Moderne, die er 1973 mit der Habilitation an der Philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt abschloss. Unter dem Titel „Naturbeherrschung am Menschen“ 1974 erschienen, wurde sie zu einem Referenzwerk.

In den Jahren 1981 und 1982 war zur Lippe Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Die von der Stiftung Niedersachsen getragenen „Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit“ initiierte er 1989. Diese universitären Vorlesungen mit ergänzenden Gesprächsrunden im von zur Lippe bewohnten Gutshaus des Klosters Hude standen vor allem in der Anfangsphase im Zeichen des interkulturellen Dialogs. An den Kolloquien und Salon-Gesprächen nahmen Gastwissenschaftler und Gastwissenschaftlerinnen aus Mexiko, Indien, Syrien, Israel, Frankreich, Algerien, dem Kongo und der Schweiz teil.

Neben den Wissenschaften war zur Lippe auch künstlerisch tätig und kuratierte verschiedene nationale und internationale Ausstellungen. Nach seinem Ruhestand 2002 lebte und wirkte er vor allem in seiner Geburtsstadt Berlin, sein Huder Domizil gab er 2013 auf. Im Jahr 2014 ernannte ihn die Karl-Jaspers-Gesellschaft Oldenburg zum Ehrenmitglied. Sie würdigte damit seine Verdienste um Person und Werk des Philosophen, Psychiaters und politischen Schriftstellers Karl Jaspers, aus denen 2013 das Oldenburger Karl Jaspers-Haus hervorging. (PM 299/2019)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

http://d-nb.info/gnd/106970445

Uni-Info 3/2002