
Identifikation (kurz)
Titel
Sammlung Weserlotse, Schifffahrt
Laufzeit
1965-2005
Bestandsdaten
Geschichte des Bestandsbildners
Zur Zeitschrift "Weserlotse"
1948 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift "Weserlotse". Sie wurde zu einem führenden Organ der bremischen Schifffahrt und Hafenwirtschaft und stellt hierfür eine wichtige, von der heutigen Forschung bislang noch kaum wahrgenommene Quelle dar.
Bis zum 47. Jahrgang (1994) erschien das Organ unter diesem Namen, danach folgten in hektischer Abfolge einige Umbenennungen: "Weserlotse-Logistik" (1995-2000), danach "Weserlotse Logistics Pilot" (2001-2012), seit 2013 nur noch "Logistics Pilot" ohne die traditionelle Bezeichnung "Weserlotse" . Dieser äußere Wandel zeigt eine thematische Schwerpunktverlagerung an, und zwar weg vom traditionellen maritimen Schwerpunkt hin zum allgemeinen Transportwesen, dem seit den 1990er Jahren die aus dem militärischen Nachschubwesen entstammende, nunmehr aber zeitgeistbedingte Bezeichnung Logistik anhängt, oder im ebenfalls zeitgeistbedingten "Denglish" gleich "Logistics".
Bestandsgeschichte
Der Bestand "Weserlotse" wurde im Dezember 2010 von der der Redaktion der Zeitschrift (Werbeagentur Moskito, Stader Straße 35, Bremen) an das Staatsarchiv abgegeben. Die in 4 Kartons verpackten Hängeordner wurden zunächst umverpackt und provisorisch geordnet. Im Juli 2015 hat Herr Dr. Ostersehlte die Fotografien dann in der vorliegenden Form geordnet und verzeichnet (siehe nachfolgende Anmerkungen).
31. August 2015
Löffler-Holte
33-1
Zum Fotoarchiv
Wie in vielen Redaktionen üblich, so befand sich das Fotoarchiv in Hängeordnern, die einer mehr oder weniger groben, mitunter widersprüchlichen Systematik folgten und vor allem in der Hektik des alltäglichen Redaktionsbetriebs einen möglichst raschen Zugriff gewährleisten mussten. Thematische Überschneidungen, die man in wissenschaftlichen Archiven "ausbügeln" würde, waren hier unumgänglich, vielleicht von der Arbeitssystematik her geboten.
Das obligatorische Provenienzprinzip wurde auch bei der Neuordnung des Bestands "Weserlotse" verfolgt. Es ist sicherlich nicht als unumstößliches Dogma zu betrachten, soll aber die Arbeits- und Denkweise sowie Verwaltungsstruktur des Bestandbildners überliefern. Auch aus rein praktischen Gründen einer vertretbaren Arbeitsökonomie wurde die übernommene Struktur nicht auf den Kopf gestellt.
Der soeben erwähnte thematische Wandel weg von der Schifffahrt als Schwerpunkt und hin zur allgemeinen Logistik lässt sich in den Beständen sehr eindrucksvoll ausmachen. Entgegen meinen vorherigen Hoffnungen auf eine Fülle von Bildbelegen aus den 1950er und 1960er Jahren für weitergehende Forschungszwecke, liegt der quantitative Schwerpunkt der Sammlung ganz eindeutig in den 1990er Jahren, also noch in der letzten Blütezeit des vordigitalen Zeitalters. Nach 2000 hört die Überlieferung bald auf.
Zur Neuordnung
Aufgrund der langfristigen Erhaltungsperspektive wurden die Bestände in Umschläge sowie Archivkartons nach den konservatorischen Standards eines Staatsarchivs umgebettet. Diese Lösung wäre für eine betriebliche Verwendung (s. oben) extrem unpraktisch, trägt aber einer dauerhaften Erhaltung für die Nachwelt (s.u.) Rechnung.
Zur Erschließung
Neben der üblichen Umschreibung der prägnanten Inhalte, bei der Kompromiss zwischen Gründlichkeit und Geschwindigkeit, aber auch zwischen Ergiebigkeit, Aussagekraft und Prägnanz der Verzeichnung stets auszufechten ist, sind noch folgende Gesichtspunkte gesondert beachtet worden: Firmen und andere Institutionen wurden dann ausgeworfen, wenn sich halbwegs substantielle Informationen zum Unternehmen herauskristallisierten. Gesondert verzeichnet wurden Personen, und zwar völlig unabhängig von Anonymität oder Prominenz, nämlich immer dann, wenn sie von den namentlichen (d.h. entzifferbaren!) Überlieferungen her eindeutig identifizierbar waren. Die Bandbreite reicht hier von US-Präsident Clinton bis zum Lastwagenfahrer. Der Schwerpunkt liegt freilich bei Persönlichkeiten aus der bremischen Politik (vor allem Senator Uwe Beckmeyer), der Bremer Wirtschaft und des bundesweiten Transport-, Speditions- und Verkehrswesens. Bei Schiffen ist in der Verzeichnung ebenso verfahren worden, auch wenn nur Ausschnitte des Schiffes zu sehen waren. Wegen der Fotorechte sind alle Bildgeber, sofern auf der Rückseite überliefert, festgehalten worden.
Zur Verwendung
Wissenschaftlich betrachtet, eignet sich das Material kaum für heutige Untersuchungen, sondern ist eher etwas für eine Forschergeneration und ihre Fragestellungen in der ferneren Zukunft. Hierfür jedoch wird sich eine sinnvolle thematische Fortführung zum wesentlich älteren verkehrsgeschichtlichen Bestand Rauers (geordnet 2012) ergeben. Die Umbrüche in Wirtschaft und Transportwesen in den 1990er Jahren lassen sich eindrucksvoll belegen. Für eine entsprechende Illustration künftiger Veröffentlichungen existiert reichhaltiges Material. Damit kann man zahllose wirtschafts- und sozial-, aber auch technikgeschichtliche Fragen bedienen. Ebenfalls faszinierend sind nicht wenige Bilddokumente zur Öffnung Osteuropas nach dem Ende des Kommunismus 1989/90. Außerdem kann die Wirkungsgeschichte bremischer und außerbremischer Fotografen intensiv untersucht werden. Diese Fragestellung existiert im Rahmen regionalhistorischer Forschungen schon längst für weiter zurückliegende Zeiträume. Neben vielen freiberuflichen Fotografen sowie dem weiten Feld der Industriefotografie ist der vielfach vertretene Verkehrs-Fachjournalist Eckhard-Herbert Arndt aus Winsen/Luhe hervorzuheben. Seine reichhaltige Bildmotivauswahl, aber auch sachkundigen Kommentierungen lassen eine außerordentliche Kompetenz erkennen.
Nicht nur die zeitliche Nähe zu den 1990er Jahren, sondern auch die nach wie vor wirksamen Bildrechte stehen einer gegenwärtigen breiten Nutzung hindernd im Wege. Für die einschlägige Fanszene bei Schiffen (Shiplover), Flugzeugen, Nutzfahrzeugen (im geringeren Maße auch Eisenbahnen) wäre das Material zwar äußerst attraktiv, ist aber wegen der Bildrechte noch lange nicht zugänglich.
23. Juli 2015
Christian Ostersehlte