StAB 10.B FN 9

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Hermann Reil

Laufzeit 

1920-1947

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Reinhard *Hermann* Georg Reil wurde am 30.4.1888 in Elmendorf (Amt Westerstede) geboren (Eltern: Hermann Reil und Antoinette Reinhardine Reil geb. Bruns). In Jaderberg hat er 1896-1903 die Volksschule besucht, im Anschluss 1903/04 die Landwirtschaftliche Winterschule Zwischenahn.
Aus dem heute zu Oldenburg gehörenden Ort Donnerschwee ist er am 1.10.1913 nach Bremen gezogen, hat dort am 1.4.1914 die Staatsangehörigkeit und am 1.5.1914 das Bürgerrecht erlangt. 1916-1918 nahm er als Soldat am Frankreichfeldzug teil. Seit 1913 ist Reil in Bremen als Polizeiwachtmeister tätig gewesen - bis zu seiner Entlassung im Februar 1920 wg. Verbreitung "unzüchtiger" Fotografien (StAB 3-B.4.P.1.Nr.775).

Das Fotografengewerbe (auch Verkauf von fotografischen Artikeln) hat er am 11.8.1920 angemeldet, nachdem er bereits 1919 in seinem Haus Lloydstraße 112 ein Atelier und mittleres Amateurgeschäft eingerichtet hatte. Seine Haupttätigkeit waren Aufnahmen im Hafenwesen sowie für die Presse (u.a. bremische Tageszeitungen, Berliner Großverlage, Vertretung für "Keystone", "New York Times" und "Associated Press" in Norddeutschland). Um 1925 verlegte er sich auf Aufnahmen im Motorsport und besuchte Veranstaltungen in ganz Deutschland. Dabei machte er sich einen Namen und verkaufte Aufnahmen an Motorsportzeitschriften, Fahrzeugfabriken und verwandte Industrien zur Reklameauswertung sowie an die Fahrer selbst. Seit 1925 war er auch Mitglied im ADAC und hatte ungehinderten Zutritt zu den Motorsportveranstaltungen. Das änderte sich 1933, als der NSKK die Organisation des Motorsports übernahm. Reil war kein Mitglied der NSDAP und auch keiner ihrer Gliederungen und nur sein Ansehen bei einigen Veranstaltern bzw. Fahrzeugfabrikanten konnte ihm Zugang und damit ein bescheidenes Auskommen sichern. Reil war nach eigener Aussage ein unpolitischer Mensch, hatte 1932/33 zwar die KPD gewählt, war aber auch hier kein Mitglied. 1.4.1938-1.9.1939 war er schließlich doch Mitglied im NSKK, allerdings nur, um bei Sportveranstaltungen ungehindert seinem Beruf als Fotograf, besonders eben für sportliche Belange, nachgehen zu können.
Während des 2. Weltkrieges war Reil 1.9.1939-10.12.1939, 10.5.-10.6.1940, 1.7.1942-20.8.1943, 1.11.1943-30.5.1945 bei der Luftschutzpolizei der Polizeidirektion Bremen (Vorgesetzter: Bereitschaftsführer Frerichs) im Rang eines Zugwachtmeister im Arbeitsdienst als Leichenberger nach Angriffen tätig. Für seine Tätigkeit wurde er mit dem EK II und KVK II ausgezeichnet.

1945-(1946) war er als Kraftfahrer beim Kraftverkehrsamt angestellt, vom Juli 1945 bis zum 3.8.1946 auch als Fotograf bei der amerikanischen Militärregierung, wo er dann fristlos entlassen wurde - die Militärregierung hat allerdings zuvor sein von ihm zur Verfügung gestellte Fotoeinrichtung beschlagnahmt. Danach war er ohne Erwerbsmöglichkeit. Mit seiner Entschädigungsforderung hinsichtlich seiner Tätigkeit als Fotograf für die amerikanische Militärregierung ist er aktenkundig geworden (StAB 3-R.1.m.Nr.17[106]).
Hermann Reil war dreimal verheiratet:
oo1 am 7.2.1914 in Oldenburg mit Elli Clementine Marie Ficken (* 10.2.1888 Oldenburg, + ?, verzogen nach Oldenburg am 1.11.1952), Ehe geschieden an 20.12.1923 in Hamburg, 2 Söhne
oo2 am 30.5.1925 in Bremen mit Hildegard Marie Elisabeth Miethke (* 4.11.1902 Danzig, + ?), Ehe geschieden am 2.11.1939 in Bremen, 1 Sohn
oo3 am 9.5.1940 in Bremen mit Pauline Ottilie Ulbrich (* 3.8.1896 Nieder-Rungendorf, + 10.8.1958 Augustfehn), keine Kinder bekannt
Wohnhaft war die Familie Reil 1913-1914 Nordstraße 6, 1914/15 Mainzer Straße 18, 1915-1920 Coblenzer Straße 15, 16.4.1920-8.5.1940 Lloydstraße 112 (Eigentümer), 8.5.1940-2.6.1947 Luisenthal 10 (zur Miete).
Aus der Entnazifizierungsakte (StAB 4,66-I-8813) geht neben dem oben Genannten auch einiges zu seiner Statur hervor (Größe: 1,70 m, Gewicht: 65 kg, Haarfarbe: blond, Augenfarbe: blau). Reil war ev. luth. Glaubens (Wilhadi-Gemeinde). Auch zu seinen Zusammenstößen mit dem Gesetz gibt es hier genauere Angaben:
3.4.1921 : 3 Monate Haft wg. unzüchtigen Handlungen
31.8.1923 : §§ 7, 8 d. VO wg. Aus- und Einfuhrbewilligung 20.000.000 RM Geldstrafe
12.9.1923 : § 1 Verordnung über Außenhandelskontrolle 10.000.000 RM Geldstrafe
31.3.1937 : § 230 Paragraf 1, 2, 73 StBG §§ 28 Paragraf 5, 36 zu 30,- RM Geldstrafe
20.6.1941 : Steuerhinterziehung 1475 RM Geldstrafe

Im Juni 1947 ist Reil laut Einwohnermeldekarte nach Augustfehn (Gemeinde Apen) verzogen. Verstorben ist er am 10.6.1973 in Westerstede. Den letzten Kontakt hatte das Staatsarchiv Bremen, das seit 1964 eine Auswahl aus der Sammlung Reil (Bilder mit Bezug zu Bremen) samt Nutzungsrechten von diesem selbst erworben hat, im Jahr 1968. Ergänzt wurde die Sammlung in den Jahren 2008 und 2013 durch Abgaben (Positivabzüge) von Carol Woolman (Bar Harbor/USA).

Bestandsgeschichte 

Der Bestand wurde 2018/2019 neu verzeichnet. Die Negative bestehen aus Nitrocellulose und werden entsprechend zunächst separat gelagert, später umkopiert/digitalisiert und vernichtet werden.
33-1
Löffler-Holte, Februar 2019

Enthält 

Fotos zum Zeitgeschehen 1920-1947

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

ca. 2

Benutzung 

Die Bildrechte liegen beim Staatsarchiv Bremen.