
Identifikation (kurz)
Titel
Deutsche Südseephosphat A. G.
Laufzeit
1908-1936
Bestandsdaten
Kurzbeschreibung
1908 gegründet unter maßgeblicher Beteiligung des Norddeutschen Lloyd mit Sitz in Bremen zur Ausbeutung von Minerallagerstätten in den deutschen Schutzgebieten im Pazifik. 1914 wurden die Grubenanlagen von Japan beschlagnahmt und später nicht mehr zurückgegeben. Seit 1923 beteiligte sich die Firma an der N. V. Phönix Handel- en Cultur Maatschappij, die schließlich übernommen wurde, und seit 1925 an der Vereinigten Blei- und Zinkerzbergbau-Gewerkschaft in Mies (Stribro/CSR). Sie erlosch 1936.
Geschichte des Bestandsbildners
Die Deutsche Südseephosphat-Aktiengesellschaft wurde am 20. Mai 1908 mit Sitz in Bremen gegründet. Zum Gründungskonsortium gehörten die Direktoren Dr. J.H.Ch. Wiegand und A.E.G.J. Petzet vom Norddeutschen Lloyd, Dr. A. Sondheimer als Vertreter der „Tellus Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenindustrie“ in Frankfurt sowie als Gesellschafter der Kommanditgesellschaft Beer, Sondheimer & Co. In Frankfurt, die Bremer Kaufleute Fr. H. Hincke und Dr. A.W. Strube als Gesellschafter der „Deutschen Nationalbank Kommanditgesellschaft auf Aktien“ in Bremen, und zuletzt der Kaufmann A.G. Kröller als Gesellschafter der Kommanditgesellschaft Wm. H. Müller & Co. In Rotterdam.
Zweck des Unternehmens war: die Ausbeutung von Lagerstätten nutzbarer Mineralien, besonders von Phosphat-Lagerstätten im deutschen Südseegebiet, Verarbeitung und Verwertung der gewonnenen Produkte sowie der Vertrieb aller damit im Zusammenhang stehender Geschäfte. Am 27. Mai 1908 erhielt die Gesellschaft eine vom Reichskolonialamt erteilte Sonderberechtigung zum Abbau von Phosphatlagern auf den Inseln Angaur und Pililju, deren beträchtlicher Wert vorher durch eine wissenschaftliche Expedition festgestellt worden war. Die Leitung der Grubendirektion auf Angaur wurde dem Regierungsbaumeister a.D. Wilhelm Schönian aus Altona übertragen, der am 28. August als Prokurist der Gesellschaft beitrat. Ungeachtet der unfertigen Betriebseinrichtungen war die Grubendirektion 1909 bereits in der Lage, 8.500 Tonnen Phosphat aus der Südsee auszuführen. 1910 stieg die Verschiffung rasch auf ca. 40.000 Tonnen an, 1911 stagnierte der Betrieb mit 45.000 Tonnen, doch nach Fertigstellung einer neuen Phosphat-Trockenanlage konnten die Ausfuhren 1912 auf 60.000 Tonnen und 1913 auf 90.000 Tonnen gesteigert werden.
Mit Genehmigung des Reichskolonialamtes trat 1913 das Hanseatische Südsee-Syndikat (Hamburg) ihre Gerechtsame zum Abbau von Phosphaten auf der Insel Feis (West-Karolinen) an die Deutsche Südsee-Phosphat-Aktiengesellschaft ab, wodurch die schwierige Lage der Arbeiteranwerbung im Inselgebiet durch Beseitigung dieser Konkurrenz erheblich erleichtert wurde.
Der Erste Weltkrieg führte zum Zusammenbruch des Unternehmens in der Südsee. Der Grubenbetrieb wurde 1914 stillgelegt und sämtliche Anlagen in den ehemals deutschen Kolonien von der japanischen Marine beschlagnahmt. Eine Rückkehr in das japanische Mandatsgebiet war nach dem Weltkrieg nicht mehr möglich. 1923 gelang es der Gesellschaft jedoch, sich an einem holländischen Unternehmen, der N.V. Phönix Handel- en Cultur Maatschappij, zu beteilige, deren Arbeitsfeld in den östlichen Bezirken von Holländisch Neu-Guinea lag. 1924/1925 flossen der Deutschen Südseephosphat-Aktiengesellschaft nach dem deutsch-japanischen Liquidationsvertrag über den ehemals deutschen Kolonialbesitz in der Südsee umfangreiche Entschädigungsgelder zu, die zu großen Teilen in den Ausbau der „Phönix“-Unternehmungen gesteckt wurden.
Zudem beteiligte sich die Gesellschaft seit 1925 an den „Vereinigten Blei- und Silber-Erzbergbau-Gewerkschaften“ in Stříbro (CSR), daneben in kleinerem Umfang auch an einer Kupferhütte in Chile. Das Gesamtunternehmen entwickelte sich aber nicht in erhofftem Umfang. Besonders die Unternehmungen in der Südsee mussten schrittweise unter der erheblichen Konkurrenz chinesischer Händler und unter dem politischen Druck der australischen und holländischen Öffentlichkeit zurückgenommen werden. Als die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise mit dem rapiden Rückgang sämtlicher Produktenpreise auch die Deutsche Südseephosphat-Aktiengesellschaft erreichten, beschloss man Ende 1930, eine stille Liquidation der N.V. Phönix Handel- en Cultur Maatschappij vorzunehmen. 1933 war die Liquidation abgeschlossen. Inzwischen war aber auch die Beteiligung an den Blei- und Silbergruben in Stříbro verlustreich beendet worden. Als die zurückgeforderten Einlagewerte ausblieben, stand die Deutsche Südseephosphat AG vor dem wirtschaftlichen Ruin. Die Gesellschaft wurde zur Liquidation angemeldet und 1936 im bremischen Handelsregister gelöscht.
Bestandsgeschichte
Die vorliegenden Akten des Bestandes 7,2017, die vor allem aus der Hand des technischen Leiters und späteren Direktors der Deutschen Südseephosphat AG W. Schönian stammen, waren bis zum Zeitpunkt ihrer Bearbeitung mit den Archivalien des Bestandes 7,2001 J.K. Vietor vereint. Wahrscheinlich waren die Akten im Zweiten Weltkrieg zusammen mit denen der Firmenregistratur J.K. Vietor ausgelagert gewesen und nach ihrer Bergung nicht wieder von diesen getrennt worden. Aus Provenienzgründen bilden sie nunmehr den selbstständigen Archivbestand 7,2017.
Enthält
Geschäftskorrespondenz - Reichsentschädigung für Kriegsschäden - Beteiligungen - Firmenarchiv der N. V. Phönix Handel- en Cultur Maatschappij mit Angaben über Niederlassungen in Amboina, Manokwari, Sarwi, Bonggo, Wakde und Hollandia (Niederländisch-Neuguinea)
Literatur
Anneliese Scharpenberg, Die Deutsche Südseephosphat-Aktiengesellschaft Bremen, in: Bremisches Jahrbuch 55 (1977), S. 127-219.
Weitere Angaben (Bestand)
Umfang in lfd. M.
0,6