StAB 7.1113

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Goethebund in Bremen e. V.

Laufzeit 

1900-2006

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Der Goethebund in Bremen e. V. wurde am 27.9.1900 gegründet, angeregt durch die Goethebünde in Berlin und München. Die Initiative in Bremen ging vor allem vom Direktor der Bremer Kunsthalle Gustav Pauli, dem Pastor Albert Kalthoff und dem Philologen Prof. Emil Brenning aus. Zweck war die Förderung der Volksbildung, und so war auch die SPD-Führung (insbesondere Friedrich Ebert) unter den Förderern. Der Goethebund wandte sich gegen kirchlichen Dogmatismus und trat für Lehrfreiheit an Universitäten und für eine Strafrechtsreform ein. Im Allgemeinen vertrat man liberale Grundsätze. 1903 gehörtem dem Goethebund Bremen 1427 Einzelmitglieder und 17 Vereine an. Es wurde der Besuch von Theateraufführungen, Konzerten und Vorträgen organisiert. Der radikale Flügel der SPD und der Gewerkschaften wandte sich sehr bald gegen den "bürgerlichen" Goethebund. Die Aktivitäten des Goethebundes wurden fortgesetzt, die Mitglieder blieben ihm treu. Der 1. Weltkrieg und die schwere Nachkriegszeit brachten einen Rückschlag, dann kam ein erneuter Aufschwung. 1925 hatte der Goethebund 6390 Einzelmitglieder und 15 Vereine waren angeschlossen. Der Direktor des Alten Gymnasiums, Prof. Dr. Gerhard Hellmers, war seit 1907 bis 1944 erster Vorsitzender; er blieb auch nach 1933 im Amt. Es gab im Vorstand einige aktive NSDAP-Mitglieder wie Ernst Castens (Geschäftsführer) und Dr. Adolf Seidler (Leiter der Musikabteilung). Auch wurde der Goethebund in den NS-Kulturbetrieb einbezogen und 1940 in das "Reichswerk Volk und Buch" eingegliedert. Der 2. Weltkrieg brachte einen Rückschlag. Die Mitgliederzahl sank von rund 5000 im Jahre 1937 auf rund 3000 Mitglieder im Jahre 1944. Bereits 1945 begann er erneut seine Tätigkeit; organisierte Theater- und Konzertbesuche. Mit dem modernen Theaterbetrieb, der in der Ära Hübner 1962 begann, versuchte der Vorsitzende Heinrich van Norden (1960-1980) sich zu arrangieren; doch wurden viele Mitglieder des Goethebundes dem Theater entfremdet. Die Mitgliederzahl stagnierte bei etwa 3000.

Seit 1921 war auch Henny Helmers, die Ehefrau von Prof. Gerhard Hellmers, für den Goethebund tätig. Bis 1980 hat sie ehrenamtlich die Geschicke aus der Privatwohnung Scharnhorststr. verfolgt und etliche Dokumente offensichtlich retten können, denn die Geschäftsräume in der Dechanat- und Martinistraße sind am 6. Oktober 1944 nach dem 137. Luftangriff auf Bremen ausgebrannt. Henny Helmers, die man umgangssprachlich mit "der Goethebund" bezeichnete, schilderte das Geschehen in einem Brief vom 9.10.1944. Dieser ist in der Festschrift zum 90-jährigen Jubiläum abgedruckt. Dieses Jubiläum feierte man recht groß. Henny Hellmers war bereits im Juni 1981 im 88. Lebensjahr verstorben.

Bestandsgeschichte 

Am 9.6.2006 sind rund 2 ½ m Schriftgut des Goethebundes im Staatsarchiv Bremen abgeliefert worden (ergänzt am 22.6.2006 durch einen weiteren Ordner mit Unterlagen aus den Jahren 1989-1993). Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte 2012.

Die ersten beiden Ordner waren mit historischen Dokumenten gefüllt, die ursprünglich zum 90. Jubiläum zusammengestellt worden waren. Diese sind unter dem ersten Dutzend Verzeichnungsnummern zu finden, wo auch die vielen Theaterkritiken von Gerhard Hellmers aus den Jahren 1916 bis zu seinem Schreibverbot 1933 zu finden sind. Der Löwenanteil des Bestands liegt auf der Allgemeinen Korrespondenz. Zeitlich liegt der Schwerpunkt in den Jahren 1980-1997. 1988 hatte man im Geschäftsraum in der Baumwollbörse einen Aktenplan erstellt, doch die Ablage erfolgte recht willkürlich. Das lag nicht an den dort beschäftigten Damen, sondern an den wechselnden Geschäftsführern und Vorsitzenden. Zu nennen sind Dr. Otto Wellmann (Vorsitzer 1945-1953), Dr. Gustav Dehning (bis 1960). Es folgte bis 1980 Dr. Heinrich von Norden und bis 1989 Walther Paulsen, der von Dr. Klaus Gätjen abgelöst wurde. Fast gleichzeitig wurde 1990 Paul Helwig zum Geschäftsführer bestellt. Die kulturellen Aktivitäten wurden um ein Vielfaches ergänzt: Kunstausstellungen, Kulturwanderungen und Kulturfahrten, doch der allmähliche Mitgliederschwund und die enorm gestiegenen Kosten für Veranstaltungen und Werbung konnte man nicht mehr tragen. Somit ist eine über hundertjährige Bremer Institution fast sang- und klanglos untergegangen.
Wer sich für die zahlreichen Angebote interessiert, sollte sich vor allem die Programme anschauen. Diese sind seit 1934 fast durchgängig vorhanden. Man findet sie ebenfalls (und komplett) in unserer Dienstbibliothek unter der Signatur Za-940. Die Senatsregistraturakte betr. Goethebund ist nicht sehr umfangreich. Die Signatur lautet 3-V.2. Nr. 2417. Dass man über Gerhard und Henny Hellmers in unsere Zeitungsausschnittsammlung etwas findet, versteht sich von selbst.

Vor fast 40 Jahren, am 5.1.1973 hat Henny Hellmers laut Zugangsbuch ein Bündel Nachlassmaterial ihres Mannes ins Staatsarchiv gebracht. Diese drei Mappen sind unter der Bestandsnummer 7,91 zu finden. Die Personalakte von Gerhard Hellmers liegt unter 4,111 Pers. - 2214. Sicherlich gibt es noch viel mehr Spuren von dem rührigen Ehepaar; es wäre wünschenswert, wenn das Bremer Konzert- und Theaterleben anhand des vorliegenden Materials nachgezeichnet würde. Kassationen sind so gut wie nicht erfolgt. Die 71 Verzeichnungseinheiten haben in 12 Kartons Platz gefunden.
Im August 2012
Dorothea Breitenfeldt

Enthält 

Sammlungen zur Geschichte - Geschäftsstelle - Korrespondenz - Programme

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

1,2