StAB 7.1090

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Deutsche Kommunistische Partei Bremen

Laufzeit 

1953-1990

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Seit 1968 bereitete in Bremen ein Landesausschuss die Gründung der DKP vor, die 1969 erfolgte. Der Arbeitsschwerpunkt lag in Bremen, obwohl der Bezirk Nordwest zunächst große Teile Niedersachsens umfasste. In den 1980er Jahren wurde für Bremen und Bremerhaven ein eigenen Landesverband gebildet. Der Umbruch in Osteuropa 1989/90 führte zu starken Mitgleiderverlusten und einer Auflösung der Führungsstrukturen, auch wenn die Partei weiter existiert.

Bestandsgeschichte 

Der Bestand ist dem Staatsarchiv Bremen kartoniert und ohne Bestandslisten oder Erschließungshilfen übergeben worden. Er ist in den Jahren 2009/2010 durch den Unterzeichnenden verzeichnet worden. Schriftgut, Korrespondenzen, Protokolle und Sammlungsgut wurden bei der Verzeichnung vollständig erfasst. Lediglich Sammlungen von überregionalen Publikationen oder Druckwerken wie die DKP-Zeitung "Unsere Zeit" wurden nicht in den Bestand übernommen.
Da der recht umfangreiche Bestand sukzessive erfasst werden musste, ließen sich bei einigen Themenbereichen wie den Unterlagen zu den Wahlen inhaltliche und chronologische Überschneidungen nicht vermeiden. Die archivische Ordnung spiegelt daher nicht notwendig die Ordnung bei Anlagen der Akten wider.

Der Bestand umfasst Akten des Zeitraums von 1969 (Bildung eines Landesausschusses zur Gründung der Partei) bis zur Zäsur von 1989/90 (Umbruch in Osteuropa), die zum Massenaustritt von Mitgliedern und zur Auflösung der gewählten Gremien führte. Diese Zäsur bedeutete zwar nicht das Ende der DKP in Bremen, sie markiert jedoch einen Bruch in den kommunistischen Organisationen und in den kommunistischen Weltsichten.
Obwohl der Bezirk den gesamten Nordwestraum Niedersachsens mit umfasst, liegt der Schwerpunkt der Aktenüberlieferung in Bremen. In den 80er Jahren wurden im Rahmen einer Neuordnung der Bezirke die nordwestniedersächsischen Kreisverbände ausgegliedert, sodass danach Bremen und Bremerhaven eine eigenständige regionale Gliederung darstellten.

Die Bedeutung der DKP in den 70er und 80er Jahren resultiert weniger auf ihren Wahlerfolgen. Hier blieben die Ergebnisse regelmäßig klar unter 5 %. Ihre Verankerung im sozialen Raum verdankte sie vor allem der relativ guten Präsenz in einigen Großbetrieben (wie Klöckner), wo ihre Kandidaten bei Betriebsratswahlen erfolgreich abschnitten. Diese betriebliche Präsenz spiegelt sich auch in den zahlreichen Betriebszeitungen, wo tagesaktuelle sozial- und wirtschaftliche Probleme aus Sicht der Partei bewertet und skandalisiert wurden. Zu erwähnen ist auch die "Bündnispolitik", wo es der DKP aufgrund ihrer organisatorischen Effizienz gelang, in einer breiteren Öffentlichkeit ihre Themen zu setzen. Hier sind besonders die Aktionen gegen die Berufsverbote und die friedenspolitischen Aktivitäten während der Nachrüstungsdebatten in den 80er Jahren zu nennen.
Die Größe des überlieferten Aktenbestand zu den diversen Bundestags-, Bürgerschafts-, Landtags-, Kommunal- und Europawahlen steht in einem eklatanten Missverhältnis zur elektoralen Erfolglosigkeit der DKP. Er enthält allerdings einen informativen Presseüberblick über die Wahlkämpfe und eine ausgiebige "Gegnerbeobachtung". Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die im Kapitel "Befreundete Organisationen" aufbewahrten Unterlagen zum "Betrieblich-Alternativen Bündnis" (BAB) und zur "Betrieblich Alternativen Liste" (BAL), als die DKP anlässlich der Bürgerschaftswahlen 1983 gegen massive Bedenken des Parteivorstandes eine Zusammenarbeit mit den Alternativbewegungen suchte, was auch bei letzteren zu hitzigen Diskussionen führte, die teilweise im Bestand dokumentiert sind.

Umfangreich werden die Aktivitäten von Bezirksvorstand und Bezirkssekretariat dokumentiert, wobei zu berücksichtigen ist, dass sich Bezirksvorstand und Bezirkssekretariat ähnlich zueinander verhielten wie Zentralkomitee und Politbüro in der kommunistischen Organisationstradition: Ein relativ selten tagender und zahlreich besetzter Bezirksvorstand wählte das Sekretariat als leitendes Arbeitsgremium. Im letzteren wurden die operativen Entscheidungen gefällt, während der Vorstand vor allem mit - teilweise recht langen - Referaten zur allgemeinen politischen Lage befasst wurde, deren Manuskripte im Bestand vorliegen.
Insgesamt stellt sich die DKP in den Akten als ein in sich geschlossener und politisch homogener Mikrokosmos dar. Dieses Bild verändert sich jedoch nach 1985 sukzessiv infolge der Perestroika in der Sowjetunion und führte schließlich innerhalb der Partei zur Herausbildung zweier Gruppen ("Bewahrer" und "Erneuerer"), die sich recht unversöhnlich gegenüberstanden. In diesem Konflikt positionierte sich der Bezirksverband Bremen auf der Seite der "Erneuerer" und nahm dort sogar eine Führungsfunktion wahr.
Der Konflikt zwischen "Bewahrern" und "Erneuerern" wird ausführlich in den Akten zum Kapitel "Parteivorstand und DKP-Politik auf Bundesebene" dokumentiert. Hierzu gehören u.a. auch Wortprotokolle von Parteivorstandssitzungen, wo die Protagonisten beider Seiten aufeinander stießen.
Dr. Friedhelm Grützner, Juli 2010

Enthält 

Parteitage, Delegiertenversammlungen und Leitungsorgane auf Bezirksebene - Kreisverbände im Bezirk Nordwest - Wahlen zum Bundestag, zu den Landtagen und Bürgerschaften - Bundesvorstand der DKP - Befreundete Organisationen - Friedenspolitik - Arbeit in den Betrieben - Landes- und Kommunalpolitik - Aktionen, Veranstaltungen und Demonstrationen - Beziehungen zu den sozialistischen Staaten - Geschichtsarbeit - Schulungsmaterialien - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Sammlungen von Betriebs- und Stadtteilzeitschriften

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

ca. 11