
Identifikation (kurz)
Titel
Weinsheimer, Lilo
Laufzeit
1882-1992
Bestandsdaten
Geschichte des Bestandsbildners
Liselotte Weinsheimer wurde am 13. April 1919 in Wiesbaden geboren. Sie wuchs in Elberfeld als Tochter des Pfarrers Heinrich Weinsheimer und dessen Frau Gertrud geborene Schmidt auf. Nach dem Abitur unterzog sie sich 1940 der Eignungsprüfung für die Kunstgattung Schauspiel, die sie 1944 mit der 2. Eignungsprüfung (Reifeprüfung) für den Bühnenberuf in Essen erfolgreich abschloss. Nach dem Kriege wurde die junge Schauspielanfängerin von 1946-1947 in den Ruhr-Kammerspielen in Witten angestellt. Ihre große Leidenschaft galt jedoch sehr früh dem Schreiben, bzw. sie ergriff den Beruf der Journalistin. 1947 lernte sie Walter Jokisch in Bremen kennen, drei Jahre später heiraten sie am 17.7.1950. Lilo Weinsheimer entschied sich für die selbstständige Karriere als Journalistin, während ihr Mann in Bremen Theater spielte, selbst auch inszenierte und später viel für das Fernsehen arbeitete. Als eine der ersten Journalistinnen wurde Liselotte Weinsheimer 1953 zu einem Studienaufenthalt in die USA eingeladen. Sie schrieb regelmäßig für den Weserkurier, Bremer Nachrichten und fast 20 Jahre für die Frankfurter Rundschau, die Stuttgarter Zeit und viele Artikel wurden von der ZEIT gedruckt. Sie hat ihr Interesse für das Theater nie verleugnet, jedoch sich vor allem sozialen Fragen zugewandt. Sie war Parlamentsberichtserstatterin und hat die Arbeit aller Nachkriegsregierungen in Bremen kritisch begleitet. Ihre kulturpolitischen Kommentare bei Radio Bremen, ihre Kompetenz und Unbestechlichkeit ließen sie oft als unbequem empfundene Mahnerin erscheinen. Überregional fand sie Anerkennung und sie schrieb noch bis kurz vor ihrem Tod am 22.12.1992, obwohl ihre Lebensfreude und Mut seit dem Tode ihres Mannes am 24.2.1989 gebremst war. Wie innig diese Beziehung war, lässt sich aus der vorhandenen Korrespondenz ablesen, bzw. kann sie als typische Quelle für das Alltagsleben der 50er Jahre herangezogen werden.
Bestandsgeschichte
Am 27.2.1998 übergab eine junge Frau dem Staatsarchiv Bremen zwei Plastiktüten mit Nachlassteilen von Liselotte Weinsheimer. Darin befanden sich fast nur Zeitungsartikel, oft vielfach kopiert und wenig Schriftwechsel. Auf telefonische Nachfrage übergab sie am 30. April eine große Reisetasche mit weiteren Papieren und ergänzte das Material später nochmals. Probleme bei der Bearbeitung bereiteten v.a. die vielen Doppelstücke (manche Zeitungsartikel waren 10-fach kopiert). Der umfangreiche Schriftwechsel, der nun das Herzstück des Bestandes bildet, war in ebenfalls völlig desolatem Zustand. Kassiert wurden die Doppelstücke, ansonsten habe ich mich bemüht, eine einigermaßen logische Ordnung herzustellen und auch eventuell kassables Material zu erhalten. Sollte sich jemand mit der Person Liselotte Weinsheimer befassen, ist es wichtig zu wissen, was sie für wichtig hielt.
Die vorliegenden Briefe von Walter Jokisch und Liselotte Weinsheimer von 1948-1958 spiegeln das Leben einer emanzipiert geführten Ehe wieder, beschreiben den typischen Zeitgeist der Fünfziger Jahre und geben Auskunft über Bremer Theaterverhältnisse sowie gesellschaftliche Verhältnisse in Bremen. Auf eine Ordnung der umfangreichen Fotosammlung habe ich verzichtet.
Da sich Lilo Weinsheimer sehr kritisch mit der Bremer Landespolitik auseinandergesetzt hat, sind die erhaltenen Zeitungsartikel in besonderem Maße eine gute Dokumentation zur jüngeren Zeitgeschichte und zu ihrem eigenen journalistischen Schaffen. Kleinere Korrespondenzen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Einzelartikeln stehen, wurden darin belassen.
November 1998
Dorothea Breitenfeldt
Enthält
Briefe 1948-1958 - Ehemann und Schauspieler Walter Jokisch (1915-1989)- Journalistische Tätigkeit 1931-1992 - Persönliche Unterlagen - Fotografien
Weitere Angaben (Bestand)
Umfang in lfd. M.
0,3