StAB 7.150

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Plate, Ludwig

Laufzeit 

1900-1967

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Ludwig Plate ist schon zu Lebzeiten in vielen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln gewürdigt worden. Herbert Schwarzwälder widmete ihm bereits 1972 einen ausführlichen Artikel in dem Buch "Berühmte Bremer" und berücksichtigte ihn auch in seinem "Bremer Lexikon" (2002). Eine Würdigung in Form einer Monographie steht noch aus. Darum beschränke ich mich an dieser Stelle auf tabellarische Eckdaten, die ich Schwarzwälders Artikel entnommen habe.
5.9.1883 als 3. von 4 Kindern in Walle geboren
Schulbesuch in der Schule des Vaters Ritter-Raschen-Str.
16.9.1903 Abitur am Alten Gymnasium
1903/4 Zwei Semester Universität Strassburg
1904/5 Bauingenieur-Studium an der Technischen Hochschule in Hannover
1906 "Werkstudent" beim Bau der Hemelinger Wehranlage
April 1908 Bauführer beim Erweiterungsbau des Kaiser-Wilhelmkanals in Burg (Dithmarschen)
1.7.1908 Aufnahme der Arbeit am Weserwehr
9.8.1908 Patentierung des "Sektorförmigen Klappenwehrs mit waagerechter Drehachse"
1909-1911 Herstellung des ersten Sektorwehrs in Europa
8.8.-3.10.1911 Studienreise in die USA und nach Kanada
bis Ende 1913 Wiederherstellungsarbeiten am Wehr in Bremen
ab 1.6.1914 Untersuchungen der Strömungsverhältnisse in der Außenweser
1916 Gutachten, dass der Fedderwarder Arm für 52,5 Mill. Mark auszubauen sei
seit 1911 Zimmer bei Schwager Rudolf Osterloh
1913 Vater Schulvorsteher an der Schule Schönebecker Str., Hauskauf der Chemnizer Str. Nr. 15
1913 Verlobung mit Kathinka Rauner (*25.11.1893)
1914 Zimmer in Bremerhaven
5.8.1914 Heirat in der Horner Kirche
1915 Mietwohnung in Bremerhaven - "Zivildienst" bei der Marine bis Kriegsende, d.h. Untersuchungen in der Wesermündung
1.5.1918 Ernennung zum Staatsbaumeister
1.4.1921 Staatsbaurat im Bauamt für die Unterweserkorrektion
bereits vier Kinder: Helmut (*1915), Volker (*1917), Hildburg (*1918), Waltraud (* 1920)
1921 Einzug in das Haus Vasmerstr. 24 in Bremen

1.4.1921 Übernahme der Wasserstraßen in das Reich, d.h. Strombauverwaltung (mit Bauamt für die Unterweserkorrektion und dem Wasserbauamt sind Reichsbehörden), doch im bremischen Staatsdienst
1.1.1923 Strombaudirektor; Hafenbau: Oberbaudirektor Carl Tillmann
1920 Ausarbeitung "über eine Kanalverbindung von Rhein-Weser-Kanal bei Bramsche nach Bremen", Denkschrift
1921/2 Veröffentlichung über Hansa-Kanal Hamburg-Bremen-Ruhrgebiet (bei Achim über die Weser)
1921-1924 Vertiefung der Weser auf 7 m
15.10.1925 Umbenennung in "Wasserstraßendirektion"
1924-1929 Vertiefung der Weser auf 8 m und Verbreiterung des Fahrwassers
1927 Probefahrt des Passagierdampfers "Artos II" von Bremen nach Bordeaux
1929 Überführung der "Bremen" von der AG Weser nach Bremerhaven
1933 Kandidat für die Deutsche Volkspartei
16.4.1933 bremischer Oberbaudirektor = Strombaudirektor
1.6.1937 Mitglied der NSDAP
1938 Tod der Mutter
1939 Wiedereintritt Deutschlands in die Europäische Donaukommission
Mai 1939 Tagung in Rumänien; Plate deutscher Vertreter in einem technischen Ausschuss
Fahrradferien mit der Familie, Parzelle auf dem Stadtwerder
1944 Tod des Vaters
22.4.1945 Weserwehr mit Stau zerstört; Kriegsende in Mittelsbüren
7.7.1945 Tod des jüngsten Kindes (*1932)
November 1945 Entlassung aus dem Staatsdienst, doch Weiterbeschäftigung im Angestelltenverhältnis wieder in früherer Stellung; 23.4.1948 als Mitläufer eingestuft
23.9.1949 Versetzung in den Ruhestand nach über 40 Jahren im öffentlichen Dienst
21.7.1950 Dr. Ing. E. h. der Technischen Hochschule Hannover
26.8.1953 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
6.9.1953 Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft
3.9.1967 stirbt Ludwig Plate zwei Tage vor seinem 84. Geburtstag

Erwähnt habe ich noch nicht, dass Ludwig Plate zahlreiche Veröffentlichungen hinterlassen hat. Zum 40-jährigen Dienstjubiläum im Juli 1948 haben seine Kollegen einen voluminösen Schuber mit seinen Veröffentlichungen zusammengestellt. Es sind noch viele weitere dazugekommen, die fast alle in dem Nachlass nachgewiesen sind. Auch seine rege gutachterliche Tätigkeit ist gut dokumentiert. Von 1950 bis zu seinem Tode erhielt er monatlich eine Vergütung in Höhe von 100 DM für seine beratende Tätigkeit in Bremen. (Vgl. Personalakte 4,10-Akz.14-134).
Er war Mitglied in Aufsichtsräten und Arbeitskommissionen. Die Spuren seiner Tätigkeiten reichen nicht nur bis Juist oder Norderney, sondern bis nach Indien, Australien und Südamerika. Alles ist gut dokumentiert durch Korrespondenz und diverse Karten, Pläne, Pausen mit Einzeichnungen und Vervielfältigungen.
Es wäre spannend zu erfahren, an wie vielen Projekten Ludwig Plate gleichzeitig gearbeitet hat. Fotos sind auch vorhanden. Sogar von der Wasserversorgung New Yorks 1911. Herr Kötzle hat die Glasnegative gereinigt und neu verpackt. Es gibt nur begrenzt private Briefe. Tagebücher fehlen ganz. Ganz frühe Skizzenbücher beweisen sein Zeichentalent.

Dass er des Plattdeutschen mächtig war, beweist ein Gedicht aus seiner Feder, das mit "De Werser-Korrekschon" betitelt ist. ( siehe Nr. 190). Auch seine sportliche Seite ist dokumentiert. Plate soll bis ins hohe Alter gerne geturnt haben. Das Verhältnis zu seinen Kindern vermag ich nicht zu beurteilen. Herbert Schwarzwälder ist Ludwig Plate sicherlich noch persönlich begegnet und hat ihn in seiner Persönlichkeit charakterisieren können. Über das Familienleben im Hause Plate in der Chemnitzer Str. 15 ist viel nachzulesen in dem Buch von Hannelore Cyrus, "'Fürstin' Mathilde Plate" , Bremen 2000. Mathilde Plate war langjährige Direktorin der "Kleinen Helle". Sie und ihr Bruder Ludwig sollen sich gut verstanden haben.
Seine Frau Kathinka, die allgemein Käthe genannt wurde, verstarb vor 20 Jahren im Juli 1983 im 90. Lebensjahr. Seit 1991 befindet sich eine von Bernhard Wimmer gestaltete Gedenkplakette am Hause Vasmerstraße 24. Eine Straße im Hafengebiet trägt seinen Namen.

Bestandsgeschichte 

Bearbeitungsbericht und Bestandsbeschreibung
Ende Mai 2003 habe ich den, wie im Vorwort erwähnt, im Jahre 1983 ins Staatsarchiv gelangten Nachlass mit einem Magazinbeamten vorsortiert und versucht zu strukturieren. In der Beständeübersicht ist er noch umfangmässig mit 5 m und zeitlich von 1900-1967 angegeben. Ingesamt fanden wir 3,5 m Nachlassmaterial, das in 38 Archivkartons Platz fand. Dazu gehörten noch großformatige Mappen mit Karten und Plänen. Die Verzeichnung ist überwiegend in einer Benutzerkabine erfolgt. Sie wurde im Juni und August 2003 durchgeführt und nahm ca. 80 Arbeitsstunden in Anspruch. Die völlig verschmutzten Aktendeckel wurden ausgetauscht, bzw. das Material archivmäßig neu verpackt und von Metallteilen befreit. So weit wie möglich sind die Akten von oberflächlichem Staub befreit worden. Es wurde nur minimal kassiert. Insgesamt umfasst der Bestand nun 34 Archivkartons, ein Karton mit Großformaten und zwei großformatige Mappen, die sich im Kartenschrank im 8. Obergeschoss befinden. Insgesamt wurden 201 Verzeichnungsnummern vergeben.

Vorprovenienzen
Besonderes Augenmerk soll der Familie Rauner zuteil werden. Es sind eine Reihe von Familienbriefen erhalten, die die Jahre 1860-1887 dokumentieren. Es handelt sich um den Briefwechsel Carl und Catharina (genannt Catinka) Rauner. Die beiden begegneten sich im Juli 1860 zum ersten Mal. Da sich Catinka viele Wochen in Schloen aufhielt, begann ein reger Briefwechsel. Das Paar konnte es gar nicht erwarten, das Verlöbnis bekannt zu geben. Carl Rauner stammte aus Creuznach und hatte früh seine Eltern verloren. Mit 33 Jahren, im Mai 1861, heiratete er die 25-jährige Anna Catinka Luise Schöttler. Die erhaltenen Briefe sind vor allem von diversen Reisen zu Verwandten geschrieben. Catinka reist fast jährlich zu einer Familie Lange nach Lübeck, Carl zu seiner Stiefmutter nach Creuznach. Die Schwester Bertha spielt ebenfalls eine große Rolle. Entweder schreibt sie von Lübeck nach Bremen oder von Bremen nach Lübeck; denn sie hütet die Kinder. 1862 kam Henny zur Welt, 1864 folgte Gustav, der Vater von Kathinka Plate, die Ludwig Plate am 5.8.1914 heiratete.
Vorliegende Briefe sind in sofern interessant, dass sie ganz normale Familienerlebnisse schildern. 1868 bittet Carl Rauner um Gehaltserhöhung. Er ist Börsengänger und in einem einfachen Comtoir beschäftigt. 1870/1 schildert er zwar die Kriegsstimmung, doch dem geschäftlichen Zusammenbruch der Familie Lange in Lübeck ist ein viel breiterer Raum gewidmet. 1882 erwähnt er, dass er Delegierter der Fortschrittspartei in Bremen ist. (Vgl. Stammtafel Nr. 4805 und 11001 Christian Abraham Jacob Schöttler)

Enthält 

Persönliche Unterlagen - Pläne, Patente, Gutachten und Konstruktionszeichnungen für Schleusen, Wehre, Hafen- und Werftanlagen - Flussregulierungen und Flussvertiefungen, insbesondere der Weser - Unterlagen und Materialsammlungen aus der Beratungstätigkeit im In-und Ausland

Literatur 

Herbert Schwarzwälder, Berühmte Bremer, München 1972, S. 203-230.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

3,5