StAB 6.18/20

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Kirchenbücher

Laufzeit 

1581 - 1940

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte 

Die ältesten erhaltenen bremischen Kirchenbücher sind die 1581 begonnenen Tauf- und Aufgebotsbücher der Pfarre St. Ansgarii sowie das 1583 einsetzende Taufbuch der Pfarre Unser Lieben Frauen. Der Ratsbeschluss vom 8. September 1639 machte allen Kirchengemeinden die Führung von Kirchenbüchern zur Pflicht.
In den Jahren 1925 bis 1935 wurden die Kirchenbücher im Staatsarchiv Bremen deponiert. Die Zunahme des Luftkriegs im 2. Weltkrieg veranlasste die Auslagerung der Kirchenbücher an einen Auslagerungsort in Mitteldeutschland. Von dort wurden sie 1945 als Beutegut in die Sowjetunion verbracht. In der Folgezeit verblieb der größere Teil des Kirchenbuchbestandes im Gewahrsam der Sowjetunion, der kleinere Teil wurde der Staatlichen Archivverwaltung der Deutschen Demokratischen Republik übergeben und im Deutschen Zentralarchiv der DDR eingelagert. Langjährige Bemühungen um die Rückführung des verschleppten Kirchenbuchbestandes führten erst nach geänderten politischen Konstellationen in der DDR und der Sowjetunion zum Erfolg. Aus der DDR kehrten die zurückgehaltenen Kirchenbücher 1987 und aus der Sowjetunion 1990 zurück. Bei der Sichtung der zurück gekommenen Kirchenbücher ergab sich, dass in der Überlieferung einiger Kirchengemeinden nach wie vor Kirchenbücher vermisst werden, die einstweilen als verschollen gelten müssen.
Die in den einzelnen Gemeinden geführten Kirchenbücher weisen in den Formaten und in der Art der Kirchenbuchführung größere Unterschiede auf. Verbreitet ist in älterer Zeit bis ins 18. Jahrhundert das Quartformat bei den Kirchenbüchern von St. Ansgarii und St. Pauli, selten das Halbfolioformat, das nur in St. Stephani vorkommt. Sonst und vor allem in jüngerer Zeit wurden vornehmlich Bände im Folioformat geführt. Bei St. Stephani sind außerdem Kirchenbücher bis zum Format DIN A 2 anzutreffen.

Die Amtshandlungen sind bei den Stadtkirchengemeinden anfangs in jeweils gesonderte Bücher, so z.B. beim St. Petri-Dom, St. Remberti, St. Michaelis, vielfach aber auch in Bücher mit Einteilung für Taufen und Aufgebote bzw. Heiraten eingetragen. Bei den kleineren Kirchengemeinden des Landgebiets Bremen überwiegt in älterer Zeit die Führung nur eines Kirchenbuchs für alle vorkommenden Amtshandlungen.
Besonders eigenartig ist, dass bei den Stadtkirchengemeinden mit Ausnahme des St. Petri-Doms und der Gemeinde St. Remberti Einträge über Sterbefälle oder Beerdigungen nicht in den Kirchenbüchern erfolgten, sondern nur in den Kirchenrechnungen, die im Ratsarchiv (2-P.1.u.2.b.... bzw. 2-T.4. ... ) vorliegen. Neben den hauptsächlichen Amtshandlungen Taufen, Aufgebote, Heiraten, Sterbefälle bzw. Beerdigungen sind Konfirmationen, Firmungen, Kommunionen und zeitweilig in den Gemeinden Arbergen, Blumenthal und Lesum Kirchenbußen notiert worden. Besondere Kirchenbücher für Konfirmationen führte man nur in den großen Kirchengemeinden (St. Petri-Dom) oder erst ab dem 19. Jahrhundert auch verbreiteter in den anderen Stadtkirchengemeinden. Sonst sind die vorher genannten Einträge an manchmal versteckten oder verstreuten Stellen in den Kirchenbüchern dort eingetragen, wo noch restlicher Platz vorhanden war. Ursprünglich sind die Amtshandlungen in den größeren städtischen Pfarren, wo mehrere Geistliche amtierten, in ein gemeinsames Kirchenbuch eingetragen worden. Es gibt aber auch Beispiele dafür, dass einzelne Prediger ein besonderes Kirchenbuch nur für ihre Amtshandlungen geführt haben, so in den Gemeinden Unser Lieben Frauen, St. Ansgarii, St. Stephani und St. Pauli.
Vereinzelt haben die Schulmeister bzw. Küster neben dem vom Pastor amtlich geführten Kirchenbuch zusätzlich ein eigenes Kirchenbuch geführt, so in Walle, oder Abschriften in gegenüber dem offiziellen Kirchenbuch abweichender Anordnung hergestellt.

Die inhaltliche Intensität der Angaben in den Kirchenbüchern ist unterschiedlich und erreicht bei einzelnen Gemeinden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Genauigkeit der standesamtlichen Zivil- und Personenstandsregister. In den ältesten Taufbüchern fehlen Angaben über die Mutter des Täuflings oder es sind nur die Vornamen der Mütter genannt. Die Geburtsdaten der Täuflinge finden sich in den Kirchenbüchern meistens erst ab dem 18.Jahrhundert. Besonders knapp gehalten sind die Sterbe- bzw. Beerdigungseinträge. Hier sind die Namen der Ehefrauen und minderjährigen Kinder halbanonym nur unter dem Namen des Ehemanns überliefert (z.B. Herman Dwerhagens Frau/Witwe, Johan Meiers Kind/Sohn/Tochter).
Abgesehen von einer Ausnahme in St. Martini sind die Teilnehmer(innen) am Abendmahl in der Regel nur zahlenmäßig erfasst worden.
Durch mangelhafte Aufbewahrung, Brände von Pfarrhäusern, so 1696 in Büren und 1901 in Wasserhorst, sowie in Folge des 2. Weltkriegs sind Überlieferungsverluste im ursprünglichen Bestand der Kirchenbücher der einzelnen Pfarren eingetreten. Zu vorläufigen Verlusten führten nach Kriegsende 1945 ein Brand im Auslagerungsdepot und die Verschleppung der dort erbeuteten Kirchenbücher in die Sowjetunion. Auch nach den Rückführungen 1987 und 1990 werden besonders bei den Gemeinden Unser Lieben Frauen, St. Ansgarii und St. Pauli sowie bei einzelnen Gemeinden des Landgebiets und der 1939 nach Bremen eingemeindeten Ortschaften zahlreiche Bände oder Teile davon weiterhin vermisst.

Die Substanz eines größeren Teils des Kirchenbuchbestandes hat unter ungünstigen klimatischen Bedingungen in den Pfarrhäusern und wechselnden Depots während der Auslagerungszeit gelitten. Hinzu kamen Einwirkungen durch tierische Schädlinge sowie Wasserschäden bei der Brandbekämpfung im Auslagerungsdepot. Der Erschließungszustand der Kirchenbücher durch Namensregister war bis ins 19. Jahrhundert ungenügend. Nur die Taufbücher des St. Petri-Doms waren durch zeitgenössische chronologisch-alphabetische Register behelfsmäßig zugänglich. Für die Kirchenbücher der anderen Stadtkirchengemeinden wurden solche Register erst auf Veranlassung des Senators Johann Daniel Noltenius in den Jahren 1824 bis 1861 geschaffen. Moderne strengalphabetische Register für die Kirchenbücher der Kirchengemeinden der Stadt mit Ausnahme derer des St. Petri-Doms und für die Kirchenbücher der Gemeinden des Landgebiets Bremen sind nach Anweisung des Archivdirektors Hermann Entholt hauptsächlich in den Jahren 1925 bis 1939 angefertigt worden.

Bearbeitungsbericht
Die Titelaufnahme berücksichtigt außer den üblichen Angaben über Inhalt und zeitlichen Umfang der Archivalieneinheit auch die Überlieferungslage, den Erhaltungszustand sowie die Art und Qualität der Erschließung durch Suchregister. Besondere Sorgfalt wurde auf eine intensivere Datierung gelegt, um benutzungspraktischen Bedürfnissen besser gerecht zu werden.
Für die Bezeichnung der einzelnen Amtsbucheinheiten wurden folgende Begriffe gewählt:
1. Kirchenbuch, mit Aufschreibungen über zwei oder mehrere Arten von Amtshandlungen
2. Taufbuch
3. Aufgebotsbuch
4. Heiratsbuch. Öfter wurde ein gemeinsames Buch für Aufgebote und Heiraten geführt. Hierfür
steht die Bezeichnung "Aufgebots-/Heiratsbuch"
5. Sterbebuch
6. Beerdigungsbuch. Für gemeinsam geführte Sterbe- und Beerdigungsbücher steht die Bezeichnung "Sterbe-/Beerdigungsbuch"
7. Konfirmationsbuch
8. Kommunionsbuch.

Die Einträge verschiedener Amtshandlungen sind in den Kirchenbüchern oft in willkürlicher Reihenfolge notiert worden. Zur Erleichterung der Benutzung erfolgte die Titelaufnahme in der gleichbleibenden Reihenfolge Taufen - Aufgebote - Heiraten - Sterbefälle - Beerdigungen - Konfirmationen bzw. Firmungen - Kommunionen - sonstige Amtshandlungen.
Die ursprüngliche Überlieferungslage des Kirchenbuchbestandes jeder Gemeinde ist ersichtlich aus den Auslagerungsverzeichnissen nach dem Stand von 1939 und den Angaben des Archivpflegers der Bremischen Evangelischen Kirche in der Bestandsaufnahme von 1955 bis 1958. Sie ist bei der Titelaufnahme voll berücksichtigt worden. Die zur Zeit (1997) nicht vorhandenen bzw. vermissten Kirchenbücher sind mit dem Vermerk "verschollen" gekennzeichnet. So können ständig wiederkehrende Rückfragen von Benutzern nach dem Schicksal von Kirchenbüchern im Zusammenhang beantwortet werden.
Gefährdungen im Erhaltungszustand der Kirchenbücher und Teilverluste in der Substanz durch Herausreißen von Blättern und Lagen aus einzelnen Bänden sind in jedem Fall möglichst genau angesprochen worden. Dies gilt auch für Schäden durch Brand, Löschwasser und klimatische Einflüsse. Hierdurch lassen sich Art und Umfang künftiger Restauriermaßnahmen besser einschätzen.
Die registermäßige Erschließung der Kirchenbücher ist zur besseren Veranschlagung des Suchaufwands besonders hervorgehoben.
Die Bezeichnungen bedeuten:
1. Bem.: Mit Register ( - ). Das Kirchenbuch enthält ein chronologisch-alphabetisches
Register
2. Bem.: Mit Register ( + ). Das Kirchenbuch enthält ein strengalphabetisches Register
3. Register ( - ) zu dem Kirchenbuch. Zu dem Kirchenbuch ist ein abgesondertes
Register in chronologisch-alphabetischer Anordnung vorhanden
4. Register ( + ) zu dem Kirchenbuch. Zu dem Kirchenbuch ist ein abgesondertes
Register in strengalphabetischer Anordnung vorhanden.

Das Fehlen einer registermäßigen Erschließung ist nicht extra vermerkt.
Karl Schulz
1995

Das handschriftlich vorliegende Verzeichnis wurde 2012/13 in die Datenbank erfasst und online publiziert.
Schleier

Literatur 

Brauer, Georg: Kirchenbücher und Zivilstandsregister in Bremen, in: Bremer Kirchenblatt 50 (1914), S. 385-386.

Prüser, Friedrich; Peters, Fritz: Die Freie Hansestadt Bremen (zugleich ein Veröffentlichung der Familienkundlichen Kommission für Niedersachsen und Bremen) in: Krauße, Johannes (Hg.): Familiengeschichtlicher Wegweiser durch Stadt und Land, Heft 18 (Neustadt an der Aisch 1953).

Schulz, Karl: Alter und Bestand der Kirchenbücher in Bremen bis 1811, in: Blätter der MAUS, Gesellschaft für Familienforschung e.V., Bremen, Heft 11 (Bremen, September 1985)

Findmittel 

Übergreifendes bremisches Kirchenbuchverzeichnis: https://www.dropbox.com/scl/fi/ub8nv1ej5h4u715ulg7yf/Kirchenb-cher-Bremen-Pordzik-2021-2023.xlsx?rlkey=8d6eozr71wxfkw4zzckcgzwwl&dl=0

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

4,60/4 Auszüge und Abschriften aus Kirchenbüchern

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

20