StAB 4.22/1

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Description: Fonds

Identification (short)

Title 

Bremische Vertretung beim Bund: Unterlagen außerhalb der Ordnungssysteme

Life span 

1947 - 1950 ( - 1953)

Fonds data

History of creator 

Im Kern bietet der vorhandene Bestand einen Einblick in die mühevolle und zähe Kleinarbeit für Bremer Interessen im Bereich der Großen Politik, wie er sich fern der Medien und der großen Staatsaktionen abspielt. Er informiert den Benutzer über Hintergründe politischer Entscheidungen, über ihre Vorbereitung und ihre Begleitung. Mit dem Zusammentritt des Parlamentarischen Rates im September 1948 in Bonn verlagerte sich der politische Schwerpunkt an den Rhein. Während das alliierte Hauptquartier und die Institutionen des "Vereinigten Wirtschaftsgebietes" zunächst in Frankfurt verblieben, fielen die für die Zukunft bedeutsamen Entscheidungen nun in Bonn. Da die Frage nach der neuen Bundeshauptstadt noch schwebte - und darüberhinaus eine mögliche Aufgabenteilung von Frankfurt und Bonn nicht ausgeschlossen war - erfolgte zunächst eine Aufspaltung der Behörde in zwei Dependancen. Nachdem Bonn endgültig durch den Parlamentarischen Rat den Zuschlag als Bundeshauptstadt erhielt, wurde die "Zweigstelle Frankfurt" im Sommer 1950 aufgelöst.
Mit der Einrichtung einer Landesvertretung bei den Organen der sich bildenden Bundesrepublik Deutschland knüpfte Bremen 1947/48 an die einstige Bremer Gesandtschaft in Berlin an, die zwischen 1871 und 1933 die Interessen des Landes beim Reich vertrat. Zunächst richtete sich die Vertretung in Frankfurt a. Main ein, da hier die westlichen Alliierten und die Institutionen des "Vereinigten Wirtschaftsgebietes" (Bi-Zone, später Tri-Zone) ihren Sitz hatten. Neben der unmittelbaren Vertretung Bremer Belange gegenüber den Alliierten und dem Verwaltungsrat sowie der Sicherung des Informationsflusses beteiligte sich die Behörde an den gesetzgebenden Arbeiten des Länderrates. Bevollmächtigter in Frankfurt seit Februar 1948 war Oswald Mittendorf, der zuvor das Land Bremen im ehemaligen Exekutivausschuß des Länderrates vertreten hatte.

Von 1949 bis 1971 und ab 1995 war die Landesvertretung Bremen dem Präsidenten des Senats zugeordnet. Nach dem Abgang von Dr. Carstens (1954) - der als Angestellter den Titel eines Bevollmächtigten führte - dienten Staatsräte als Behördenleiter. Zwischen 1971 und 1995 wurde die Vertretung in den Rang einer eigenständigen senatorischen Behörde mit einem Senator als Dienstherrn erhoben. In den 80er Jahren diente sie unter Senator Dr. Günter Czichon auch als Senatskommissariat für Frauenförderung und oberster Dienstherr für die Bremer Gleichstellungsbeauftragte. Daneben nahm die Vertretung die Bremer Interessen im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft (EG) und später der Europäischen Union (EU) wahr.
Friedhelm Grützner 1999

Custodial history 

Aufbau des Bestands:
Bestand 4,22/1: Akten aus der Zeit vor Gründung der Bundesrepublik
Bestand 4,22/2:
Akten aus der Zeit von 1945-1970
Akten von 1970-1998
Innere Angelegenheiten der Vertretung
Sondersammlung von Akten außerhalb des Aktenplans
Aufgaben der Bremischen Vertretung beim Bund
Ab Herbst 1949 übernahm Dr. Karl Carstens die Geschäfte des Bremer Bevollmächtigten in Bonn. In der Schaumburg-Lippe-Straße wurde ein repräsentatives Gebäude käuflich erworben und den Erfordernissen entsprechend umgebaut. Der breite Aufgabenbereich der Landesvertretung spiegelt sich im Aktenplan wider. Hierzu gehörten die Beteiligung an der Bundesgesetzgebung (Bundesrat), die Pflege für Bremen wirtschaftlich interessanter Beziehungen zum Ausland, die Förderung infrastruktureller Maßnahmen des Bundes zugunsten des Landes, intensives Lobbyistentum für Bremer Firmen und die Dauerbrenner "Wasserstraßen", "Häfen" und "Schiffbau". Daneben waren die Themen Länderfinanzausgleich und "Neugliederung des Bundesgebiets nach Art. 29 GG" Gegenstand ständiger Beobachtung und Einflußnahme. Insgesamt zeichnen sich in den 50er und in den beginnenden 60er Jahren in den Akten teilweise recht harte Verteilungskämpfe mit dem Bund und zwischen den Lndern um die Ressourcen beim Wiederaufbau der Bundesrepublik ab, die dann allerdings allmählich abebben.
Ab Mitte der 60er Jahre wird die Vertretung verstärkt zu einem Zentrum der kulturellen und geselligen Begegnung. Ausstellungen und Präsentationen von Künstlern sowie Einladungen zu Bremer Abenden, Bremerhavener Fischessen, Kohl- und Pinkelmahlzeiten bis hin zur Präsentation des "Butenbremer des Jahres" ziehen immer wieder Vertreter aus der Politik, der Bundesverwaltung, Diplomatie und Wirtschaft in die Räume der Vertretung. Diese Public-Relation-Veranstaltungen mit ihren vielfältigen Funktionen zwischen dezenter Wirtschaftsförderung und Imagepflege nehmen ab ca. 1970 einen immer größeren Umfang an.

Bearbeitung des Bestands
Anlaß der Archivierung war der Umstand, daß die Landesvertretung in Bonn ihre Pforten im Jahre 1999 schloß und in die neue Bundeshauptstadt Berlin umzog. Eine Epoche, die mit dem Namen "Bonner Republik" verbunden ist, nahm ihr Ende - und dies schlug sich u.a. darin nieder, daß der dort angesammelte restliche Aktenbestand - soweit er nicht mehr gebraucht wird - zur Übernahme ins Staatsarchiv Bremen angeboten wurde. Bereits vor ca. 30 Jahren erfolgte bereits eine Ablieferung, die allerdings bisher weder bewertet noch verzeichnet war.
Der aus der Zeit vor 1949 stammende Bestand wurde weitgehend in der vorhandenen Form übernommen, weil insgesamt die sonstige Überlieferung über die unmittelbare Nachkriegszeit recht schlecht ist. Da kein Aktenplan existiert, wurde er in der vorgefundenen Form und Reihenfolge unter der Signatur 4,22/1 aufgenommen. Der gesamte übrige Bestand, die bereits vorhandenen Vorgänge und die Neuanlieferung von 1999 innerhalb und außerhalb des Aktenplans erhielten die Signatur 4,22/2. Der erste Teil dieses Bestandes findet seinen Schwerpunkte in den Jahren von 1949 bis 1967 (Bildung der Großen Koalition in Bonn) und ab ca. 1980. Dagegen sind die End-60er und 70er Jahre nur lückenhaft vertreten, da entsprechende Unterlagen in der Bremischen Vertretung früher kassiert worden sind. Übernommen wurden solche Vorgänge, in denen die Vertretung - sei es aus eigener Initiative oder auf Weisung aus Bremen - aktiv ins politische und wirtschaftliche Geschehen eingriff. Dazu traten Akten, die Einblicke in die Geschichte des Hauses, in die interne Arbeit der Dienststelle und atmosphärische Beobachtungen über all die Jahre enthalten. Auch so manche im nachhinein skurrile Begebenheit wurde festgehalten.

Weitere Akten wurden im Frühjahr 1999 nach eienr dort vom Staatsarchiv getroffenen Vorauswahl aus Bonn angeliefert. Darunter befanden sich auch einige Vorgänge, die später wieder zurückgegeben wurden, da sie in der behördeninternen Bearbeitung noch nicht abgeschlossen waren. Die ins Archiv übernommene Ablieferung von 1999 wurde im Rahmen der Bewertung und Verzeichnung aufgeteilt in allgemeine Akten 1970 bis 1990 und Akten, die die Inneren Angelegenheiten der Vertretung, vor allem deren Aktivitäten in der Öffentlichkeitsarbeit und dem geselligen Leben, dokumentieren.
Eine Sondersammlung von außerhalb des Aktenplanes geführten Vorgängen behandelt vorrangig die Verhandlungen der Verfassungsenquetekommission des Bundestages und der Sachverständigenkommission der Bundesregierung zur Neugliederung der Bundesländer aus der ersten Hälfte der 70er Jahre. Es handelt sich hier um einen recht großen Bestand. Da die dort verhandelten Probleme (Länderfinanzausgleich, Bundesneugliederung, Kompetenzen des Bundes und der Länder) jederzeit für Bremen wieder aktuell werden können, wurden im Bereich der Enquetekommission des Bundestages nur solche Akten archiviert, die für das Bund-Länder-Verhältnis im weiten Sinne relevant sind.
Die recht umfangreiche Korrespondenz mit den senatorischen Dienststellen in Bremen wurde zumeist kassiert, da hier die Senatsregistratur sowie andere senatorische Behörden die Primärüberlieferung bilden. Lediglich dort, wo bei einem Vorgang die Korrespondenzen mit den verschiedenen senatorischen Behörden sich weit verzweigen und der Bestand der Vertretung als der eines Querschnittsressorts eine komprimierte Zusammenschau bildet, wurde diese aufgehoben.

Includes 

Außenhandel - Marschalplan, ERP - Interzonenhandel - Joint Export Import Agency, JEIA - Seehafentarife - Seeschifffahrt - Wasserstraßen - Ministerpräsidentenkonferenzen der Bi- und Trizone - Konferenzen der Ministerpräsidenten mit den Alliierten - Finanzausgleich - Handakten des Ministerialrats C. Breyhan - Länderrat - Bremer Haus Frankfurt

Further information (fonds)

Size in m 

0,8