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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Kriegsdeputation

Laufzeit 

1914 - 1924

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Um nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Ernährung der bremischen Bevölkerung zu sichern, wurde im August 1914 eine Deputation wegen Maßnahmen aus Anlass des Krieges eingerichtet und ihr im gleichen Jahr eine Lebensmittelkommission zur Seite gestellt. Außerdem bestand eine Senatskommission für Volksernährung, die als Aufsichtsbehörde fungierte und für die Brot- und Mehlversorgung verantwortlich war, während eine Hauptgeschäftsstelle der Lebensmittelkommission die Versorgung der Bevölkerung mit den übrigen Lebensmitteln regelte. Die Lebensmittelkommission und die Senatskommission waren die beiden Haupteinrichtungen der Kriegsdeputation und erledigten einen Großteil der alltäglich anfallenden Verwaltungsarbeit.
Die Versorgung der Bevölkerung war im Ersten Weltkrieg zunächst Ländersache. Zur Durchführung wurden Kommunalverbände gebildet. Bremen war ein eigener Kommunalverband, dem Vegesack und Bremerhaven in einer Mehrzahl der Versorgungsregelungen angeschlossen waren. Zu den wichtigen Maßnahmen des ersten Kriegsjahrs gehörten die Verfügung von Höchstpreisen sowie die Beschaffung von knappen Lebensmitteln durch die öffentliche Hand. Später kamen eine Rationierung des Verbrauchs und eine strengere Regulierung des Handels hinzu. Das 1916 gegründete Kriegsernährungsamt, aus dem später das Reichsernährungsministerium entstand, schuf durch seine Tätigkeit ein reichsweit gültiges Bewirtschaftungsrecht, das die Regelungen der Länder und Gemeinden überlagerte und ergänzte. Neben den zentralen Versorgungsmaßnahmen wurden von der Deputation bald verschiedene fürsorgende und vorbeugende Maßnahmen für Bedürftige, in eigenen Geschäftsstellen organisiert, übernommen.

1916 erfolgte die Umbenennung in Kriegsdeputation. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Deputation über eine Reihe von nachgeordneten Einrichtungen, die den Behördenverkehr mit der Bevölkerung abwickelten. Zu nennen sind hier die Zentrale für Gemüse und Obst, die Brotkartenzentrale, die Geschäftsstelle für Vieh, Fleisch, Kolonialwaren und verbilligte Lebensmittel, die Futterverteilungsstelle und die Butter- sowie Zuckerkartenzentrale. Die Tätigkeit der Kriegsdeputation setzte sich auch noch nach Kriegsende fort, doch wurden 26 Aufgabengebiete, die überwiegend dem Fürsorgebereich zugehörten, ausgegliedert und 1920 anderen Behörden unterstellt. Nach Abbau der Zwangswirtschaft wurde die Kriegsdeputation 1924 aufgelöst.

Bestandsgeschichte 

Die vorliegende Überlieferung gelangte vermutlich 1924 in das Staatsarchiv Bremen, nachdem die Behörde offiziell ihre Tätigkeit beendet hatte. Es konnte nicht rekonstruiert werden, welche Grundsätze der damaligen Grobbewertung zu Grunde lagen. Vermutlich beschränkte sich die Übernahme auf die Sachaktenüberlieferung der Lebensmittelkommission und der Senatskommission für Volksernährung sowie auf die Kohlenwirtschaftsstelle. Die Überlieferung der angeschlossenen Einrichtungen ist nicht gesichert worden; ihre Tätigkeit spiegelt sich aber in der Überlieferung der Haupteinrichtungen der Kriegsdeputation wider.
Die Akten blieben unbewertet und magazintechnisch unbearbeitet. Im Januar 1945 wurden diese Behördenakten nach Brinkum und Bremervörde ausgelagert; während des gleichen Jahres kehrten sie wieder nach Bremen zurück. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde der Bestand entlang der Teilbestände gegliedert und ein vorläufiges Aktenverzeichnis angelegt. Es wurden fünf Abteilungen gebildet: A. Akten der Senatskommission für Volksernährung, B. Akten der Lebensmittelkommission sowie der Kriegsdeputation, C. Akten der Rechnungsstelle, D. Handakten und E. Akten der Kohlenwirtschaftsstelle.

Die vorgefundene Überlieferung wurde 2012 einer Kassation unterzogen. Archivwürdig sind Vorgänge a) zu bremischen Rechtssetzungen, b) zur Mitwirkung Bremens an reichsweiten Rechtssetzungen, c) zur Umsetzung reichsweiter und bremischer Rechtssetzungen (soweit diese Material zur sozialen Lage, ökonomischen Situation und dem Alltagsleben enthalten) und d) zu Beschwerden und anderer Korrespondenz mit Bürgern, insbesondere wenn diese Schlaglichter auf die innenpolitische Situation des Kaiserreichs wirft. Ebenso wurden eigentlich kassable Akten übernommen, wenn diese bereits benutzt worden sind. Dagegen wurden Vorgänge kassiert, die nur den reinen Verwaltungsvollzug dokumentieren, sich mit Veröffentlichungen doppeln, statistische Rohdaten enthalten usw.
Die Ordnung wurde - da kein systematischer Aktenplan vorlag - neu geschaffen und zwar nach Aufgabenkreisen. Diese Gruppierung deckt sich durchaus mit der Systematik des verlorenen gegangenen Aktenplans, der offensichtlich für Lebensmittelkommission und Senatskommission gleichermaßen galt, dem Litterierungsverfahren folgte und die Akten nach den bewirtschafteten Gütern organisierte. Zum Beispiel wurden alle die Brotrationierung betreffenden Vorgänge unter dem Aktenzeichen B.1 bis x zusammengefasst, die Getreide betreffenden unter G.1 bis x usw. Gleichwohl sind die alte archivische Ordnung, die vormaligen Archivsignaturen und die Registraturzeichen über die Archiv-IT AUGIAS recherchierbar.
Innerhalb der Behörde wurde eine vorgangsbezogene Schriftgutablage bevorzugt, ohne diese zu Akten zusammenzufassen und Aktenreihen zu bilden. In der archivischen Verzeichnung führte dies zu einer Vielzahl dünner Archiveinheiten mit häufig ähnlichen Titeln.
Brinkhus 2013

Enthält 

Organisation der Kriegsdeputation und ihrer Geschäftsstellen, insbesondere der Lebensmittelkommission, der Rechnungsstelle, der Kohlenwirtschaftsstelle und des Demobilmachungsausschusses - Personal - Dienstbetrieb - Kriegswirtschaft - Verkehr mit Reichs-, Landes- und Kommunalbehörden - Lebensmittelbewirtschaftung - Preisüberwachung - Ankauf und Lagerung von Lebensmitteln - Amerikanische Lebensmittel - Förderung von Herstellung und Vertrieb von Ersatzstoffen - Kohle- und Energiebewirtschaftung - Kohlezuteilung an bremische Firmen - Versorgung Minderbemittelter - Volksspeisung

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Parallel zur Überlieferung der Kriegsdeputation können die Protokolle über die Verhandlungen des Bundesrats des Deutschen Reichs und die Drucksachen zu den Verhandlungen des Bundesrats des Deutschen Reichs herangezogen werden. In ihnen ist der rechtliche Rahmen dokumentiert, die der Kommunalverband Bremen durch eigene Rechtssetzungen und Verwaltungshandeln ausfüllte. Die Senatsregistratur enthält eine Aktengruppe zum Ersten Weltkrieg (3-M.2.h.2.), darunter sind auch zahlreiche Verwaltungsvorgänge zur Versorgung der Bevölkerung (3-M.2.h.2. Nr. 24 [1] bis [670]) sowie die eigentlichen Protokolle der Kriegsdeputation (3-M.2.h. Nr. 6 [3]) überliefert. Auch die Überlieferung der allgemeinen Registratur der Polizeidirektion enthält umfangreiches Aktenmaterial zur Versorgung der Bevölkerung (4,14/1-Kr.5.a. bis Kr.A.37.d).

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

9,3