NLA HA Hann. 157 Hildesheim

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Provinzial-Taubstummenanstalt/Landesgehörlosenschule Hildesheim

Laufzeit 

1817-1984

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Das Taubstummen-Institut Hildesheim wurde als Stiftung im Jahr 1829 als erste Einrichtung dieser Art im Königreich Hannover gegründet. 1844 erfolgte die Gründung einer (privaten) Taubstummenanstalt in Emden. Es folgten im Jahr 1857 zwei weitere staatliche Gründungen in Osnabrück und Stade.

Die Genehmigung der Ständeversammlung zur Errichtung der unter staatlichen Aufsicht stehenden Taubstummenanstalt in Hildesheim beinhaltete finanzielle Zuschüsse aus der Landeskasse. Ergänzt wurde die Finanzierung durch Einnahmen aus Spenden und Sammlungen und den Pflegegeldern für Schüler. Auf staatliche Kosten wurden von Beginn an 12 Freistellen (sechs ganze und sechs halbe) für Kinder mittelloser Eltern eingerichtet.

Die Leitung wurde Friedrich Christian Kuhlgatz übertragen. Ihm war die Taubstummen-Kommission vorgesetzt. Sie fungierte als Mittlerin zu den übergeordneten Behörden - der Landdrostei Hildesheim und dem Ministerium des Innern. Die Kommission entschied über Aufnahme und Entlassung der Schüler und war somit für die Vergabe der Freistellen zuständig. 1829 gehörten der Kommission neben Direktor Kuhlgatz der Generalmajor Kuckuck (Vorsitzender) und Dr. med. Bergmann, welcher auch für die medizinische Versorgung der Schüler übernahm, an. Die Organisation der Anstalt richtete sich nach dem Regulativ von 1839, welches bis 1929 verschiedentlich modifiziert wurde. Hauptziele der Anstaltsarbeit waren die Unterrichtung der Schüler in Laut- und Schriftsprache, die Erziehung in bezug auf sittliche und moralische Werte sowie die Vorbereitung auf das spätere Berufsleben.

Im Februar 1830 nahm die Einrichtung mit Ankunft des ersten Schülers in der Brakelschen Kurie im Pfaffenstieg ihren Betrieb auf. Aufgenommen wurden - anfangs jährlich, später alle zwei Jahre - Jungen und Mädchen aller Konfessionen im Alter zwischen sieben und 14 Jahren. Die Schulzeit betrug 1829 sechs Jahre und wurde bis 1876 auf acht Jahre erhöht. Der Unterricht folgte maßgeblich der so genannten deutschen Lautsprachmethode, die Friedrich Christian Kuhlgatz in Berlin kennen gelernt hatte.

Die Zöglinge wohnten zunächst ausschließlich im Internat der Anstalt. Bei steigenden Schülerzahlen wurden seit 1837 zunehmend Schüler in bürgerlichen Pflegefamilien untergebracht. Diese erhielten ein Kost- oder Pflegegeld als Aufwandsentschädigung.

1878-1880 erfolgte der Kauf und Umbau der aufgehobenen Hebammenlehranstalt in der Annenstraße 33/34 für die Zwecke der Taubstummen-Anstalt.

Nach 1866 ging die Anstalt in den Besitz der hannoverschen Provinzial-Verwaltung über. 1882 wurde für taubstumme Lehrlinge im Rahmen einer Sonntagsschule Fortbildungsunterricht eingeführt. Sie wurde im Jahr 1905 durch eine an der Taubstummenanstalt angesiedelte Fortbildungsschule ersetzt. Die wichtigsten Neuerungen der Zeit war die Aufteilung der Schüler nach Begabung im Jahr 1904 sowie das Gesetz von 1911 über die Beschulung blinder und taubstummer Kinder.

Ein Einbruch kam mit dem Ersten Weltkrieg. Aus Lehrermangel musste der Unterricht gekürzt werden und wegen Kohlenmangels im Winter zum Teil ganz ausfallen. Die Schülerzahlen sanken nach dem Krieg. Bis zum 100jährigen Bestehen der Anstalt 1929 wies das Jahr 1913 mit 120 Schülern einen Höchststand auf.

Während und nach der nationalsozialistischen Herrschaft blieb die Anstalt bestehen. Nach einem Bombenangriff 1944 musste die Schule in das so genannte Sülte-Kloster in der Bahnhofsallee umquartiert werden.

Stand: Februar 2005

Zur weiteren Geschichte siehe das Vorwort zum Nachfolgebestand Nds. 335 Hildesheim.

Bestandsgeschichte 

Der Bestand Hann. 157 Hildesheim wurde mit einer kleinen Abgabe von 24 Akten zu Verwaltungs- und Personalangelegenheiten 1961 begründet (urspr. Hann. 157 Acc. 59/61, jetzt Hann. 157 Hildesheim, Nr. 1-24). Der überwiegende Teil der Akten der Landestaubstummenanstalt im Umfang von ca. 50 lfd. Metern verblieb allerdings über Jahrzehnte in der Altregistratur der Nachfolgeeinrichtung des Landesbildungszentrums für Hörgeschädigte. Erst 2004 erfolgte eine Bewertung der Altregistratur durch das damalige HStA Hannover, das rund die Hälfte der durch die bisherige Lagerung in Mitleidenschaft gezogenen Akten (Verschmutzung, Verpilzung) als archivwürdig erachtete. Die übernommenen Akten wurden auf die Bestände Hann. 157 Hildesheim (Acc. 2004/036) bzw. - in geringerem Umfang und für die Zeit nach 1945 - Nds. 335 Hildesheim (Acc. 2004/035) aufgeteilt. Weitere Akten zur Taubstummenanstalt Stade wurden an das damalige Staatsarchiv Stade abgegeben. Ein weiterer Zuwachs des Bestandes nach 2004 ist bislang nicht erfolgt.

Stand: November 2015

Enthält 

Verwaltung, Personalia, Schülerangelegenheiten, Schülerakten, Unterrichts- und Erziehungsangelegenheiten, Vermögens- und Stiftungsangelegenheiten

Literatur 

Friedrich Christian Kuhlgatz, Ausführliche Nachricht über die Gründung, Wirksamkeit und Einrichtung der Taubstummen-Anstalt zu Hildesheim, Hannover 1832

Sechstes Programm zugleich Jubiläums-Bericht über das 100jährige Bestehen der Provinzial-Taubstummenanstalt Hildesheim - 4. September 1929, Hildesheim 1929

Sechzig Jahre Hannoversche Provinzialverwaltung. Hannover 1928, S. 195-202

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Der vorliegende Bestand findet seine Fortsetzung für die Zeit nach 1945 im Bestand Nds. 335 Hildesheim.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

12,9

Bearbeiter 

Dr. Christian Helbich (2015)

Benutzung 

Findmittel zu Archivgut mit Daten, die dem Sozialgeheimnis, der ärztlichen Schweigepflicht oder vergleichbaren Rechtsvorschriften unterliegen, können nicht online präsentiert werden. Sowohl Findmittel als auch Archivgut können im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover unter Berücksichtigung der Einhaltung von Schutz- und Sperrfristen nach §5 NArchG eingesehen werden.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Wegen des Erhaltungszustands ist eine Nutzung des Archivguts nur eingeschränkt möglich.

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Hildesheim, Stadt [Wohnplatz]

Zeit von 

1

Zeit bis 

1

Objekt_ID 

4343

Ebenen_ID 

1

Geo_ID 

1-4343

Link 

Hildesheim, Stadt [Wohnplatz]

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Stadt Hildesheim

Zeit von 

1815

Zeit bis 

1885

Objekt_ID 

8

Ebenen_ID 

6520

Geo_ID 

6520-8

Link 

Stadt Hildesheim

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Stadtkreis Hildesheim

Zeit von 

1885

Zeit bis 

1938

Objekt_ID 

2060608

Ebenen_ID 

20

Geo_ID 

20-2060608

Link 

Stadtkreis Hildesheim

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Stadtkreis Hildesheim

Zeit von 

1971

Zeit bis 

1974

Objekt_ID 

28

Ebenen_ID 

1120

Geo_ID 

1120-28

Link 

Stadtkreis Hildesheim

Georeferenzierung

Bezeichnung 

Stadtkreis Hildesheim

Zeit von 

1938

Zeit bis 

1971

Objekt_ID 

3

Ebenen_ID 

1520

Geo_ID 

1520-3

Link 

Stadtkreis Hildesheim