Identifikation (kurz)
Titel
Landes-Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim
Laufzeit
1934-1942
Bestandsdaten
Geschichte des Bestandsbildners
Im November 1816 unterbreitete der Präsident der ostfriesischen Ritterschaft und Landstände Edzard Mauritz Graf von Innhausen und Knyphausen der Hannoverschen Ständeversammlung einen Vorschlag zur Errichtung einer Anstalt für psychisch Kranke. Die Deputierten der Ständeversammlung unterstützten seinen Plan und leiteten mit Schreiben vom 17. Januar 1817 den Vorschlag an das Ministerium weiter. Um Kosten zu sparen, sollte ein aufwendiger Neubau vermieden werden.
Die Wahl zur Errichtung einer solchen Anstalt fiel auf das ehemalige Benediktiner-Kloster St. Michaelis in Hildesheim. Die Klostergebäude, die seit 1803 leer standen, boten beste Voraussetzungen für die Unterbringung von Kranken. Die Kosten für die Umbaumaßnahmen wurden auf 50.000 Taler veranschlagt. Von Beginn an war Dr. Gottlob Heinrich Bergmann, der später als erster Direktor die Anstalt in Hildesheim leitete, an den Planungen beteiligt. Am 23. März 1819 stimmte der hannoversche König der Errichtung einer Anstalt in Hildesheim endgültig zu. Die Umbaumaßnahmen konnten beginnen.
Die offizielle Eröffnung der Anstalt in den Gebäuden des Michaelisklosters erfolgte am 30. Mai 1827 (vgl. Hannoversche Gesetzsammlung, II. Abteilung, No. 5, 1827). Das benachbarte Magdalenenkloster wurde zur Erweiterung der Anstalt einbezogen. In diesem Räumen konnte am 1. März 1833 eine weitere Abteilung der Pflegeanstalt eröffnet werden. Beide Bereiche - Michaelis- und Magdalenenkloster - erhielten nun die gemeinsame Bezeichnung "Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim". Die Gesamtkapazität von 400 Kranken war schnell erschöpft. Ein dritter Anstaltsbereich wurde am 1. Januar 1849 im Stift Bartholomäi zur Sülte eingeweiht. Um die fortschreitende Überbelegung der Heilanstalt teilweise zu mildern, wurde noch ein weiterer Anstaltsbereich - die Ackerbaukolonie in Einum - eingerichtet.
Im 19. Jahrhundert galt die Anstalt in Hildesheim bezogen auf die Behandlung psychisch Kranker als eine der modernsten. Ihren fachlichen Tiefpunkt erlebte die Hildesheimer Anstalt unter der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1933 und 1945 aufgrund ihrer Beteiligung an der Gesundheits- und Rassenpolitik des Regimes. Bereits 1933 kam es zu ersten Zwangssterilisationen, 1939 begann die "Kinder-Euthanasie". Während der "Aktion T4" wurden über 400 Hildesheimer Patienten deportiert und überwiegend in der hessischen Tötungsanstalt Hadamar ermordet. Die zuständige "Beobachtungsstation", die tatsächlich der Verschleierung der Vorgänge diente, war die Landesheilanstalt Eichberg in Eltville am Rhein.
1941 wurde im Anstaltsbereich Stift Bartholomäi zur Sülte die Betreuung von Kranken aufgegeben, die Patienten wurden aus diesem Grund nach Uchtspringe bei Stendal und Alt-Scherbitz bei Leipzig verlegt. Die Räumlichkeiten wurden von der Wehrmachtsverwaltung übernommen und für die Einrichtung eines Lazarett genutzt. Die Räumung der Gebäude im Anstaltsbereich Michaeliskloster erfolgte 1943 auf Anordnung des Oberpräsidenten in Hannover. Die Schutzstaffel Germania zog in die frei gewordenen Räumlichkeiten mit einer SS-Schule ein.
Während eines Luftangriffs durch britische und kanadische Luftstreitkräfte wurden die Gebäude im Anstaltbereich Michaeliskloster am 22. März 1945 vollständig zerstört; Krankenakten, Verwaltungs- und Archivunterlagen verbrannten.
Stand: Februar 2009 (überarbeitet Juni 2015)
Zur weiteren Geschichte der Einrichtung siehe das Vorwort zum Nachfolgebestand Nds. 330 Hildesheim.
Bestandsgeschichte
Da die Akten des Niedersächsischen Landeskrankenhauses Hildesheim bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg fast völlig vernichtet wurden, finden sich in den Beständen nur sehr wenige Unterlagen aus der Zeit vor 1945. Allerdings sind vier Verfahren zur Zwangssterilisation über das Landeskrankenhaus Wunstorf in den Bestand der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim (Hann. 155 Hildesheim) gelangt, der sonst nur aus einer Krankenakte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts besteht.
Der Bestand des Landes-Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim umfasst bislang eine Ablieferung von vier Akten. Der kleine Bestand ist im Rahmen eines größeren Erschließungsprojektes in die archivische EDV-Datenbank unter der Fachsoftware izn-AIDA übertragen worden.
Stand: Februar 2009 (überarbeitet Juni 2015)
Enthält
Patientenakten zu Zwangssterilisierungen
Literatur
Niedersächsisches Landeskrankenhaus Hildesheim (Hg.), 175 Jahre Niedersächsisches Landeskrankenhaus Hildesheim (1827-2002), Hildesheim 2002.
Siehe
Korrespondierende Archivalien
Hann. 155 Wunstorf (Landes-Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf)
Nds. 330 Hildesheim (Landeskrankenhaus Hildesheim)
Weitere Angaben (Bestand)
Umfang in lfd. M.
0,1
Bearbeiter
Stefan Glaubitz (2015)
Benutzung
Findmittel zu Archivgut mit Daten, die dem Sozialgeheimnis, der ärztlichen Schweigepflicht oder vergleichbaren Rechtsvorschriften unterliegen, können nicht online präsentiert werden. Sowohl Findmittel als auch Archivgut können im Hauptstaatsarchiv Hannover unter Berücksichtigung der Einhaltung von Schutz- und Sperrfristen nach §5 NArchG eingesehen werden.
Informationen / Notizen
Zusatzinformationen
verzeichnet
Abgeschlossen: Nein. Der Bestand kann noch Zuwachs erfahren.
Georeferenzierung
Bezeichnung
Hildesheim, Stadt [Wohnplatz]
Zeit von
1
Zeit bis
1
Objekt_ID
4343
Ebenen_ID
1
Geo_ID
1-4343
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Stadtkreis Hildesheim
Zeit von
1885
Zeit bis
1938
Objekt_ID
2060608
Ebenen_ID
20
Geo_ID
20-2060608
Link
Georeferenzierung
Bezeichnung
Stadtkreis Hildesheim
Zeit von
1938
Zeit bis
1971
Objekt_ID
3
Ebenen_ID
1520
Geo_ID
1520-3
Link