StAB 4.39/19

  • Zugeordnete Objekte zeigen
  • Drucken
  • Verlinken
  • Versenden
  • Verbessern

Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Wirtschaftsgymnasium am Hillmannplatz

Laufzeit 

1972 - 1985

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Am 4. April 1949 wurde die Gründung einer Wirtschaftsoberschule in Bremen von der Bürgerschaft beschlossen. Im Schulgesetz von 1949 wird die Wirtschaftsoberschule als Zweig C der Volksoberschule aufgeführt und ist damit ein eigenständiger Schultyp. Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass bis 1957 der jeweilige Dezernent der Schule der Landesschulrat ist. (1950 - 55 Landesschulrat Aevermann, 1955 - 57 Landesschulrat Buhl). Entgegen der Praxis anderer Wirtschaftsoberschulen, vor allem im süddeutschen Raum, wurde die Wirtschaftsoberschule in Bremen nicht mit den kaufmännischen Bildungsanstalten verbunden.
Senator Paulmann beauftragte im Januar 1950 Kurt Rein mit den Vorarbeiten zur Schulgründung und 1952 ernannte der Senat den Diplom-Handelslehrer Kurt Rein zum Direktor der Wirtschaftsoberschule Bremen.. Am 12. April 1950 fand die Feier zur Eröffnung der Wirtschaftsoberschule in der Schule an der Hermann-Böse-Straße statt. Der Unterricht wurde im April mit 2 Klassen zu je 35 Schülern aufgenommen. 1951 kommen drei Klassen 11 hinzu. Diese haben sich, wie alle neuen Schüler der Klasse 11 bis 1957 einer Aufnahmeprüfung in Deutsch, Englisch und Mathematik zu unterziehen.
Am 26.02.52 wurde die Reifeprüfungsordnung für die Wirtschaftsoberschule angenommen. Das Reifezeugnis berechtigt zum fachgebundenen Hochschulstudium. Bis 1954 wird die Wirtschaftsoberschule von der Schulverwaltung als Schulversuch bezeichnet. Ende März 1954 wurde Direktor Rein pensioniert, zum Nachfolger wurde Handelsstudienrat Erhardt Halfar berufen.

Die räumlichen Verhältnisse der Schule sind zu dieser Zeit sehr schlecht, die 10 Klassen mit 283 Schülern wurden in fünf verschiedenen Gebäuden unterrichtet. (3 Räume im "Verein Vorwärts", ein Raum im Hause Bauermann in der Obernstraße und 1 Raum in der Schifffahrtsdirektion an der Tiefer). 1954 wurde die Schule in das Schulgebäude an der Dechanatstraße verlegt. Unsicherheiten bestanden auch hinsichtlich der Stellung der Schule, schließlich wurden ab 1956 statt des Reifezeugnisses Abschlusszeugnisse ausgestellt, was deutliche Proteste in der Elternschaft hervorrief. Der Musterprozess eines Vaters setzte durch, dass alle zu der Zeit der Schule angehörenden Schüler noch das Reifezeugnis bekamen. In der Presse wurde die Schule teils als Berufsschule und teils als Mittelschule bezeichnet. Das Schulkollegium selbst forderte die Bezeichnung "Gymnasium" ein, um damit Klarheit zu schaffen.
Basierend auf dem Abkommen zwischen den Ländern der Bundesrepublik zur Vereinheitlichung auf dem Gebiete des Schulwesens" vom 17.2.1955, in dem die Bezeichnungen Hauptschule, Mittelschule und Gymnasium eingeführt wurden, verabschiedete die Bremische Bürgerschaft am 6.3.1957 eine Novelle zum Schulgesetz. Die bisherigen Schulzweige A bis D wurden in Hauptschule, Mittelschule, Wirtschaftsoberschule und Gymnasium umbenannt. Dezernentin der Schule wurde Frau Fischer.
Die Raumlage der Schule bessert sich nach Auszug des Gymnasiums an der Dechanatstraße zur Parsevalstraße, da sie nun über das gesamte Schulgebäude verfügen konnte. 1960 konnte die Schule bereits auf ihr 10- jähriges Bestehen zurückblicken, Dezernentin der Schule wurde Frau Dr. Lehmann. Die Schule hatte zu dem Zeitpunkt 14 Klassen mit 329 Schülern und von Ostern 1962 bis 1970 18 Klassen.

In Angleichung an andere Bundesländer wurden 1966 in Bremen die Mittelschulen in Realschulen und die Wirtschaftsoberschule in Wirtschaftsgymnasium umbenannt. 1967 traten neue Aufnahmebedingungen in Kraft. Aufgenommen wurden Realschüler mit durchschnittlich mindestens befriedigenden Leistungen in den wissenschaftlichen Fächern. Die Bewerber sollen nicht älter als 21 Jahre sein. Die Aufnahmebedingung für Gymnasiasten blieben davon unberührt.
1968 wurde gegen den Schüler Jörg Streese vom Wirtschaftsgymnasium, Herausgeber des umstrittenen Faltblattes "a", ein Strafverfahren wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften eingeleitet. Streese und seine Mitredakteure Christoph Köhler und Michael Schultz wurden vom Unterricht suspendiert und schließlich vom Wirtschaftsgymnasium verwiesen.
Im August 1968 konnte die Schule das Gebäude am Hillmannplatz beziehen. Zur gleichen Zeit bekamen die Schüler die Möglichkeit, eine Ergänzungsprüfung am Wirtschaftsgymnasium in Bremen abzulegen. Bis dahin mussten die Absolventen der Wirtschaftsoberschule und des Wirtschaftsgymnasiums die allgemeine Hochschulreife an der Goethe-Schule in Kassel durch eine Prüfung in Deutsch, Englische und Mathematik erwerben. Die Schüler des Wirtschaftsgymnasiums traten im Frühjahr 1970 in einen unbefristeten Streik, um ihren Forderungen nach Gewährung der uneingeschränkten Hochschulreife für Abiturienten ihrer Anstalt Nachdruck zu geben, der Schülerstreik muss jedoch beendet werden, ohne dass die Schüler ihre Forderungen durchsetzen können. 1970 wurde schließlich dem Antrag der Schule ihr das Recht zur Abhaltung von Reifeprüfungen zu verleihen und damit den erfolgreichen Prüflingen die allgemeine Hochschulreife zuzuerkennen, stattgegeben.
1969 zog das Wirtschaftsgymnasium in das Gebäude der ehemaligen Oberschule für Mädchen an der Karlstraße / Gymnasium Karlstraße um. Den Straßennamen gab es allerdings seit 1962 nicht mehr. Das Wirtschaftsgymnasium nannte sich daher "Wirtschaftsgymnasium am Hillmannplatz".

Der Schulbetrieb lief zum Schuljahresende 1985 aus. Nachfolgeschule wurde das Kippenberg-Gymnasium.

Bestandsgeschichte 

Am 12.07.1985 sind nur Überlieferungsreste in das Staatsarchiv gelangt. Es wurde zu dem Zeitpunkt vermutet, dass der größte Teil der Schulregistratur als vernichtet gelten musste. Übernommen wurden hauptsächlich die Abiturarbeiten von 1975 bis 1985.
Als im April 2008 das Kippenberg-Gymnasium kontaktiert wurde, um archivwürdige Unterlagen an das Staatsarchiv abzugeben, ist in einem Kellerraum von der Sachgebietsleiterin auch die Überlieferung des ehemaligen Wirtschaftsgymnasiums am Hillmannplatz entdeckt worden. Die Unterlagen waren in einem guten Erhaltungs- und Ordnungszustand. Sie waren nach einem Aktenplan angelegt worden, der auch noch aufgefunden werden konnte. Die archivwürdigen Teile der Überlieferung wurden im Frühjahr 2008 in das Staatsarchiv übernommen. Aufgrund der besonderen Regelungen für die Abiturprüfungen am Gymnasium am Hillmannplatz wurden auch großzügig die Abiturprüfungsunterlagen übernommen, die an anderen Schulen gewöhnlich kassiert werden. Klassenbücher waren keine mehr vorhanden. Die Schülerkartei befindet sich noch im Kippenberg-Gymnasium und wird dort für die Auskunftserteilung noch benötigt.

Enthält 

Ausschüsse - Protokolle - Konferenznachschriften - Abiturarbeiten

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

4