StAB 4.39/2

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Realgymnasium

Laufzeit 

1904 - 2003

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Bei dem vorliegenden Bestand handelt es sich um die Überlieferung des Hermann-Böse-Gymnasiums, welches in seiner über 100jährigen Geschichte folgende Bezeichnungen führte:
1905 bis 1937 Realgymnasium
1937 bis 1938 Oberschule für Jungen an der Kaiser-Friedrich-Straße
1938 bis 1945 Lettow-Vorbeck-Schule
1945 bis 1947 Oberschule für Jungen an der Kaiser-Friedrich-Straße
1947 bis 1950 Oberschule für Jungen an der Hermann-Böse-Straße
1950 bis 1957 Oberschule für Jungen (Zweig D) an der Hermann-Böse-Straße
1957 bis 1959 Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße
(mathematisch-naturwissenschaftliches und neusprachliches Gymnasium)
1959 bis 1964 Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße
(mathematisch-naturwissenschaftliches und neusprachliches Gymnasium, Wirtschaftsgymnasium)
1964 bis 1976 Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße
(mathematisch-naturwissenschaftliches, neusprachliches und wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium)
1976 bis 1993 Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße
(gymnasiale Oberstufe der Sekundarstufe II)
1993 bis 2005 Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße
(bilinguales Gymnasium, gymnasiale Oberstufe)
ab 2005 Hermann-Böse-Gymnasium
(bilinguales Gymnasium, gymnasiale Oberstufe)

Das Realgymnasium (Hermann-Böse-Gymnasium) entstand 1905 in Folge der Auflösung und Teilung der damaligen Hauptschule. Die Hauptschule war im Rahmen der Neugestaltung des Höheren Schulwesens 1817 vor allem auf Betreiben des damaligen Senators Johann Smidt entstanden. Sie war dreigliedrig und umfasste eine Vorschule, eine Handelsschule sowie eine Gelehrtenschule (später Gymnasium). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren im Gebäude der Dechanatstraße mehr als 1500 Schüler untergebracht. Um den wachsenden Schülerzahlen zu begegnen, wurde schließlich die Teilung und Auflösung der Hauptschule beschlossen. Gymnasium und Handelsschule wurden am 1. April 1905 in je zwei Anstalten geteilt: Das Gymnasium in das Alte und das Neue Gymnasium, die Handelschule in das Realgymnasium und in die Oberrealschule. Dem Neuen Gymnasium und dem Realgymnasium wurde zunächst der Frankfurter Reformplan zugrunde gelegt, d.h. sie begannen beide mit Französisch in der Sexta (entspricht der heutigen 5. Klasse). Latein setzte erst in der Untertertia (8. Klasse) ein, in der Untersekunda 10. Klasse) kam dann am Realgymnasium Englisch hinzu.

Für beide Anstalten wurden neue Schulgebäude gebaut: Das Realgymnasium nahm seinen Unterricht zwar am 3. April 1905 auf, doch konnte das neue Schulgebäude an der Kaiser-Friedrich-Straße erst ein volles Jahr später bezogen werden. Am 19. April 1906 wurde dem Direktor Dr. Wilhelm Päpke das Gebäude feierlich übergeben. Das nunmehr hundertjährige Gebäude hat, abgesehen von kleineren Ein- und Umbauten im Innern sowie der Modernisierung der Fachräume, noch dieselbe Form und Funktion wie zu seiner Entstehungszeit. Es ist in Bremen-Stadt die einzige höhere Schule, die fast ununterbrochen im selben Gebäude geblieben ist. Doch mit zwei Unterbrechungen musste der Unterricht aus dem Gebäude des Hermann-Böse-Gymnasiums verlegt werden: Nach dem Sturz der Bremer Räterepublik hielten Regierungstruppen (Stadtwehr) das Gebäude vom 4.2.1919 bis zum 28.2.1921 besetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule bis zum 1.10.1946 als Internierungslager der Amerikaner genutzt: Der Unterricht wurde am 21.10.1946 im eigenen Gebäude erst einmal gemeinsam mit Schülerinnen des Kippenberg-Gymnasiums wieder aufgenommen. 1947 erfolgte dann die Umbenennung der Kaiser-Friedrich-Straße in die Hermann-Böse-Straße auf Antrag der KPD.
Vom 5.5.1947 bis zum 15.9.1949 fanden die Bremer Hochschulkurse an der Oberschule an der Hermann-Böse-Straße statt. Diese Kurse sollten den Absolventen ihren Weg zum Hochschulstudium erleichtern. 1957 und 1958 besuchten dann Schülerinnen und Schüler aus allen Teilen der DDR die Oberschule, um so im Rahmen eines Sonderlehrgangs die westliche Hochschulreife erlangen zu können. Ostern 1959 wurde das Wirtschaftsgymnasium der Schule als Schulversuch angegliedert. Dieser wirtschaftswissenschaftliche Zweig existiert bis heute. Seit dem 1.8.1991 gibt es daneben einen bilingualen Zweig.
Obwohl das Realgymnasium zeitweise als Oberschule für Jungen bezeichnet wurde, besuchten dennoch immer wieder Mädchen das Realgymnasium, so beispielsweise 1908 bis 1920 und ab 1957, seit der Gründung des wirtschaftswissenschaftlichen Zweiges.

Bestandsgeschichte 

Übernahme
Die Verhandlungen zur Übernahme des Bestandes des Hermann-Böse-Gymnasiums begannen im März 2005. Anlässlich des 100jährigen Geburtstages des Gymnasiums wurde die Schule gebeten, älteres, schulgeschichtlich bedeutsames Schriftgut dem Staatsarchiv zur Übernahme anzubieten. Bislang waren im Staatsarchiv nur die Abiturarbeiten von 1905 bis 1941 des damaligen Realgymnasiums vorhanden. Diese waren 1958/59 über den Senator für das Bildungswesen an das Staatsarchiv gelangt. (Az 739-11)
Nach Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten im Spätherbst 2005 wurden die Gespräche zwischen dem Staatsarchiv und der Schule bezüglich der Übernahme der Unterlagen wieder aufgenommen. Am 15. Dezember 2005 konnte schließlich die Bewertung der Unterlagen im Direktorenzimmer stattfinden. Ein weiterer Bewertungstermin fand am 10. Januar 2006 statt. Hier wurden die Akten im Raum 2 und im "Archivraum" im ersten Stock gesichtet. An beiden Terminen konnten die Abiturarbeiten der 50er und 60er Jahre (bis 1967) und die Klassenbücher vor 1970 nicht ausfindig gemacht werden. Telefonate mit ehemaligen Direktoren und Schulhausmeistern ließ die Vermutung aufkommen, das diese bereits seit längerer Zeit nicht mehr vorhanden waren. Die Übernahme der als archivwürdig bewerteten Unterlagen erfolgte am 13. Januar 2006. Übernommen wurden ca. 40 Umzugskartons.

Bearbeitung des Bestandes
Mit der Bearbeitung des Bestandes wurde im Februar 2006 begonnen, im April 2006 wurde die Arbeit fertig abgeschlossen. Der Bestand erhielt dabei 13 Klassifikationen.
In der Aktengruppe "Schulgeschichte" finden sich u.a. sowohl die Chroniken der Schule, die anlässlich diverser Jubiläen und somit in regelmäßiger Abfolge entstanden, als auch die Jahresberichte, welche von 1905 bis 1941 und von 1955 bis 1971 überliefert sind. Nach Aussage des ehemaligen Studiendirektors Dr.Karl Kircher (1934-1944) sind die Jahresberichte der Kriegsjahre verloren gegangen: Das Fehlen der Jahresberichte 1946 bis 1954 ist damit jedoch nicht erklärt.
Besonders hingewiesen sei auf die Jahresberichte der Jahre 1905 bis 1930, in denen noch einmal gesondert die Reifeprüfungskandidatinnen und -kandidaten der jeweiligen Jahrgänge peinlichst aufgelistet sind (4,39/2-8 bis 4,39/2-9) und auf jenes Mitteilungsbuch, welches 1947 bis 1952 geführt wurde (4,39/2-13): Es berichtet ausführlich über die Nachkriegssituation an der Schule und bietet einen gewissen Ersatz für die fehlenden Jahresberichte dieser Zeit. Die beiden Akten "'Nachlass' Hermann Böse" (4,39/2-18 bis 19) können nicht im klassischen Sinn als Nachlass verstanden werden, aber dennoch enthält er beispielsweise immerhin eine handgeschriebene Liedersammlung Böses sowie niedergeschriebene Erinnerungen eines Freundes an Böse.

Akten zu Schulgesetzen, Personal- und Haushaltsangelegenheiten, Unterlagen über Schul- und Ferienveranstaltungen sowie Kopien der Bauzeichnungen wurden in der Aktengruppe "Verwaltung / Personalangelegenheiten" zusammengefasst. Besonders in den Ordnern "Kollegium" (4,39/2-22) und "Ordnungsmaßnahmen" (4,39/2-122) herrschte größte Unordnung: In beiden wurde versucht eine Ordnung herzustellen, die sich im ersten Ordner an der Chronologie orientierte, im zweiten zumindest nach den einzelnen Fällen.
Der Aktengruppe "Korrespondenz" sind sowohl die Korrespondenzen mit dem Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst als auch die allgemeinen Korrespondenzen zugeordnet. Die Korrespondenzen sind für den Zeitraum 1963 bis 1994 überliefert. Grundsätzlich muss die Aussage getroffen werden, dass besonders in den Ordnern der jüngeren Zeit - ab den späten 70er Jahren - keinerlei Ordnung herrschte und diese zeitaufwendig wieder hergestellt werden musste. Dies betrifft grundsätzlich auch Ordner der anderen Aktengruppen (z.B. "Sitzungsprotokolle"). Des Weiteren sei darauf hingewiesen, dass behördlicher Schriftverkehr auch im allgemeinen Schriftverkehr zu finden ist, diese falsche Sortierung wurde also nicht aufgehoben.
Der 4. Klassifikationsgruppe "Sitzungsprotokolle" sind sowohl die Protokolle der allgemeinen Konferenzen, die der Direktorenkonferenzen als auch die des Gemeinsamen Ausschusses zugeordnet. Sie dokumentieren den Zeitraum von 1956 bis 1998, wobei besonders ab den 80er Jahren die Intensität der Überlieferung leider deutlich abnimmt. Aus dem Bereich der allgemeinen Konferenzen wurden jene des Elternbeirats herausgelöst und der nächsten Aktengruppe zugeordnet (betrifft 4,39/2-62).

Im Themenkomplex "Elternvertretung und Schulverein" finden sich Protokolle der Elternbeiratsitzungen, der Schriftverkehr des Elternbeirats und des Schulvereins sowie Ein- und Austrittserklärungen des Schulvereins. Die Akten der Elternvertretung enthalten zum Teil Doppelungen, da hier Sammlungen verschiedener Mitglieder vorgefunden und übernommen wurden (4,39/2-62). Die Überlieferung für die 90er Jahre ist sehr lückenhaft.
Verzeichnisse der Schülerinnen und Schüler sind für die Jahre 1905 bis 1945 ausführlich dokumentiert, die der Abiturientinnen und Abiturienten von 1905 bis 1988. Sie sind in der Aktengruppe "Schülerinnen und Schüler" zugeordnet. Diese enthält auch Sitzungsprotokolle der Schülervertretung 1990/91 und 1996/97, wobei weitere vereinzelte Sitzungsprotokolle in den allgemeinen Sitzungsprotokollen zu finden sind (Klassifikationsgruppe 4). Darüber hinaus finden sich hier drei Schülerakten (4,39/2-672 bis 4,39/2-674), die wegen ihrer quantitativen Darstellung aus ihrem ursprünglichen Fundzusammenhang herausgenommen wurden: Sie waren den Zeugnissen zugeordnet und behandeln Auseinandersetzungen um Reifeprüfungen, Nichtversetzungen sowie die um einen Kriegsdienstverweigerer (4,39/2-673). Gerade der letztgenannte Fall gibt einen kurzen Einblick in die Gesellschaftsgeschichte der 50er Jahre.

Im Themenkomplex "Schulentwicklung / Bilingualität" finden sich die Akten, die über die systematische Entwicklung der Schule berichten: Sie informieren über die verschieden Stationen hin zum Wirtschaftsgymnasium in den 50er und 60er Jahren bis hin zum bilingualen Gymnasium (1989 bis 2003). Auch hier muss wieder darauf hingewiesen werden, dass besonders der jüngere Aktenbestand in einem relativ ungeordnetem Zustand vorgefunden wurde. So wurden insbesondere Ordner über das bilinguale Gymnasium zum Teil aufgelöst, um sie thematisch zusammenzulegen (dies betrifft 4,39/2-105 bis 4,39/2-107). Dieser Komplex enthält auch Ordner zur Lehrerfortbildung: In diesem Zusammenhang muss ergänzend auf die Akte 4,39/2-53 hingewiesen werden, die gleichfalls die Lehrerfortbildung betrifft.
Sowohl die Untersuchung der Firma Kienbaum zur Effizienz des Lehrereinsatzes im Lande Bremen, von 1997 bis 1998 durchgeführt, als auch die Unterlagen um die PISA-Studie sind u.a. der Aktengruppe "Qualitätssicherung" zugeordnet. Gerade der vom Studiendirektor Uwe Mester ausgefüllte "Nationale Fragebogen für Schulleiterinnen und Schulleiter" im Zusammenhang zur PISA-Studie bezeugt eindringlich die Schwachpunkte des Hermann-Böse-Gymnasiums (4,39/2-119) und dokumentiert einmal mehr die Gründe des schlechten Abschneidens für das deutsche Schulsystem im internationalen Vergleich.
Lehrpläne, Zulassungsprüfungen, Unterlagen beispielsweise zum Schüleraustausch, zu Fremdsprachenwettbewerben sind genauso der Aktengruppe "Erziehung und Unterricht" zugeordnet wie der Schriftverkehr und die Unterlagen zum Thema Neue Medien. Darüber hinaus fanden sich in einem Ordner auch Aktionsunterlagen gegen die geplante Umwandlung in ein Schulzentrum aus den Jahren 1991/92 (4,39/2-128). Bis auf wenige Ausnahmen dokumentieren diese Akten vorwiegend die Jahre 1997 bis 2003.

Die zehnte Klassifikationsgruppe dokumentiert relativ lückenlos Zensuren- verzeichnisse und Zeugnisse der Jahre 1905 bis 1970, wobei die Zensurenbögen der Jahre 1905 bis 1912 nicht erhalten sind. Die Zensurenbögen der Jahrgänge 1913 bis 1952 und die des Sonderlehrgänge 1957/58 waren zu je vier (bzw. auch zwei und drei) Jahrgängen zusammen in alphabetischer Ordnung in verschiedenen Kisten verpackt: Diese Ordnung wurde aufgehoben und jeder Jahrgang erhielt einen eigenen Ordner. Auch in diesem Zusammenhang fiel eine gewisse Unordnung auf: Zeugnisse waren vereinzelt sowohl den Jahreszahlen als auch den Buchstaben nach falsch zugeordnet worden. Von besonderen Interesse an diesen Zeugnissen ist, dass ihnen besonders ab den 50er Jahren viele zusätzliche Informationen zu entnehmen sind: Oft haben ehemalige Schülerinnen und Schüler mit dem jeweiligem Studiendirektor im brieflichen Kontakt gestanden, um beispielsweise Auskünfte über ihr berufliches Fortkommen zu beschreiben. Die Zeugnisse enthalten Schriftverkehr wegen Rentenversicherungen, Anschreiben ehemaliger Schüler, die Verfolgungen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben erlitten haben u.s.w. Dem Zeugnisbestand wurden drei Schülerakten entnommen (4,39/2-672 bis 4,39/2-674), die der vierten Aktengruppe "Schülerinnen und Schüler" zugeordnet wurden.
Eine große Anzahl von Klassenbüchern aus den Schuljahren 1969/70 bis 1985/86 ist einer eigenen Klassifikation zugeordnet worden. Intensiv sind die Klassenbücher der Jahrgänge 1972/73 bis 1979/80 überliefert.

In der Aktengruppe "Reifeprüfungsprotokolle und -arbeiten" sind selbige aus den Jahren 1905 bis 1936, 1941 und 1967 bis 1970 enthalten - sie sind also nur lückenhaft überliefert, wobei die Arbeiten aller Klassen der Jahre 1967 bis 1970 vollständig vorliegen. Die Reifeprüfungsarbeiten der Jahre 1905 bis 1936 sowie aus dem Jahr 1941 sind dem Staatsarchiv bereits 1958/59 übergeben worden. Sie waren bis Ende April 2006 unter der Registratursignatur 4,39/2-1. bis 4,39/2-38. verzeichnet. Diese Signatur wurde aufgehoben und die Arbeiten wurden unter der Vergabe neuer Laufnummern in den aktuellen Bestand eingearbeitet (4,39/2-517 bis 4,39/2-569). Die Abiturarbeiten der späten 60er Jahre sind jeweils nach Fach und Klasse verzeichnet worden.
Die Schulkalender des Lehrers Johannes Bock aus den Jahren 1904 bis 1937, die nicht vollständig erhalten sind, sind unter der Aktengruppe "Verschiedenes" zusammengefasst. Sie sind vor allem wegen ihrer Zeugnisverzeichnisse von Interesse.
Ina Grünjes 2006

Enthält 

Reifeprüfungsprotokolle und -arbeiten - Chroniken - Jahresberichte - Korrespondenz - Elternvertretung und Schülerverein - Unterrichtsgestaltung - Klassenbücher - Schülerverzeichnisse

Literatur 

Rolf Gramatzki, 100 Jahre Hermann-Böse-Gymnasium. Eine Bremer Schule im Wandel der Zeiten. Bremen 2005.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

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