NLA HA Hann. 9f

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Geheime Räte: Französische, Preußische und Westphälische Zeit

Laufzeit 

1732-1834

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts führte ein in ein Plenum und in so genannte Spezialdepartements gegliederter Geheimer Rat die Regierungsgeschäfte. Die Zuordnung der vor das Plenum und vor die einzelnen Departements gehörenden Angelegenheiten bestimmte das auf dem Ministerialbericht vom 10. September 1735.

Vor das Plenum gehörten unter der Direktion des ältesten Geheimen Rats nur die Publica, das waren alle auswärtigen und gewisse innere Regierungssachen und Harzsachen, ferner die aus den Kollegien der Kammer und der Kriegskanzlei an das Ministerium gelangenden Angelegenheiten und wichtige Departementsachen. Diese Verwaltungsorganisation wurde bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nur unbedeutend verändert.

Durch Reskript vom 11. November 1800 wurde die Bildung eines Kabinetts- und Staatsministeriums verfügt; endgültig wurde diese Neuregelung durch Patent vom 8. Februar 1802 zum Abschluss gebracht. Vor das Kabinettsministerium sollten die bereits zuvor in pleno collegio behandelten Sachen gebracht werden. Mit der Einrichtung des Staatsministeriums lebten die Departements wieder auf, nachdem König Georg III. dahin tendiert hatte, die Bedeutung der Departements zugunsten des Plenums einzuschränken. Die Geheimen Räte wurden als die zum Kabinettsministerium bzw. Staatsministerium verordneten Geheimen Räte bezeichnet.

Akten aus dem Geschäftsbereich der geheimen Räte wurden in der so genannten ''Geheimen Registratur'' abgelegt. Sie bestand bereits im 18. Jahrhundert und enthielt sowohl die Akten der laufenden Verwaltung als auch eine große Zahl älterer Akten. Das 1831 gebildete und 1866 vom preußischen Generalgouverneur aufgehobene Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten hatte die zu seinen Kompetenzen zählenden Registraturteile des Geheimen Rates übernommen.

Da zu dem Aufgabenkomplex ''Publica'' die Kriegssachen gehörten - soweit sie politischen Charakter hatten - fanden auch die Ereignisse der Koalitionskriege gegen Frankreich, in die Hannover seit dem Jahre 1793 verwickelt war, ihren Niederschlag in der Geheimen Registratur.

Das Kurfürstentum Hannover wurde von April bis Oktober 1801 von preußischen Truppen besetzt. Während dieser Zeit stattete König Georg III. das Geheimrats-Kollegium mit besonderen Vollmachten aus (vgl. Hann. 9f Nr. 521).

Frankreich okkupierte Kurhannover von 1803 bis 1805. Die Staats- und Kabinettsminister, mit Ausnahme des Ministers von der Decken, flüchteten zunächst nach Lauenburg, dann nach Schwerin und kehrten von dort nach dem Bruch der Konvention von Sulingen im Juni 1803 nach Ratzeburg zurück (vg. Hann. 9f Nr. 605-607). Kurz vor ihrem Abgang aus Hannover hatte das Ministerium als Vermittlungsinstanz ein Landes-Deputations-Kollegium ernannt, (Hann. 9f Nr. 603 und Nr. 604).

Im Oktober 1805 erhielt Kurhannover nach der Befreiung von französischen Truppen seine Selbständigkeit zurück, wurde von Januar bis Oktober 1806 aber erneut besetzt und zwar diesmal von Preußen, das zur Verwaltung der hannoverschen Lande eine königliche preußische Administrations- und Organisationskommission einsetzte. Ein Erlass vom 8. April 1806 verfügte die Aufhebung des bisherigen Staatsministeriums.

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt (14. Oktober 1806) rückten die Franzosen vor, die preußische Administrations- und Organisationskommission verließ Hannover, die Landesverwaltung ging wieder auf das Ministerium über (Hann. 9f Nr. 680). Am 30. Oktober 1806 konstituierten die Staats- und Kabinettsminister zur Regelung des Geschäftsganges der inneren Landesangelegenheiten bei der erneut bevorstehenden französischen Besetzung ein den Geheimen Kabinettsräten und Geheimen Kanzleisekretarien anvertrautes Regierungskollegium (Hann. 9f Nr. 686).

Anfang November nahmen die Franzosen das Kurfürstentum in Besitz. Der französischen Marschall Mortier ernannte eine aus dem Hofrat Patje und den Landräten von Meding und von Münchhausen bestehende Exekutivkommission.

Im Jahre 1807 ging das Kurfürstentum Hannover im Königreich Westphalen auf. Im November 1813 nahm das königlich hannoversche Ministerium nach der Befreiung seine Tätigkeit wieder auf. Der historische Ablauf auch dieser Epochen spiegelt sich in dem Bestand Hann. 9 f wieder.

Stand: März 1971

Bestandsgeschichte 

Nach der von Max Bär im Jahre 1900 veröffentlichen ''Übersicht über die Bestände des Königlichen Staatsarchivs zu Hannover'' gliederten sich die Akten der Geheimen Registratur betreffend den französischen Revolutionskrieg und die französische, preußische und westphälische Besitznahme der hiesigen Lande (Hann. 9 f) in vier, mit den Großbuchstaben A - D bezeichnete Abteilungen, welche die jeweiligen Zeitabschnitte umfassen. Die Gruppe A (französischer Revolutionskrieg) war durch ein Schlagwortalphabet erschlossen, die übrigen scheinen chronologisch geordnet gewesen zu sein.

Einer Akte der älteren Dienstregistratur (Hann. ½ III E Nr. 30) ist zu entnehmen, dass der hier behandelte Bestand 1834 aus der Geheimen Registratur an das Archiv abgegeben wurde, Nachträge dazu 1835, möglicherweise auch noch in späteren Jahren. Wahrscheinlich wurden diese Akten zunächst der Signatur Cal. Br. 25 zugewiesen, denn Bär bemerkt auf Seite 40 bei Cal. Br. 25 : Jetzt Abt. III (Hannover) 9 f. Demnach ist der Bestand gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter Zugrundelegung des Provenienzprinzips umgeordnet worden mit dem Ziel, den ursprünglichen Mischbestand in einen Fonds mit der alleinigen Provenienz ''Geheime Kanzlei'' umzuwandeln. Wie nämlich eine Überprüfung der Abteilung XLI (Publica) der Londoner Kanzlei (Hann. 92) ergab, die den Revolutionskrieg betrafen, dem Bestand Cal. Br. 25 angegliedert worden.

Im Bestand Cal. Br. 25 Abteilung C lagen nach Bärs Angaben (S. 65) einstmals provenienzgerecht auch die Akten aus der preußischen Besatzungszeit von 1805 bis 1806, die zum damaligen Pertinenzbestand Hann. 49 (Akten aus der Okkupationszeit von 1803 bis 1806) verbracht wurden. Der überwiegende Teil der Gruppe D betreffend die westphälische Besitznahme gelangte zum ehemaligen Pertinenzbestand Hann. 51 (Akten aus der westphälisch-französischen Zeit 1806 bis 1813).

In dem von Bär mitgeteilten Ordnungszustand verbleiben die Akten. Sein Schema ist auch noch in die neue Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Hannover von Ernst Pitz, 1968, übernommen worden.

Bei der Neuordnung sind die Akten einzeln verzettelt worden. Durch erhaltene alte Aktenaufschriften konnte die Entwicklung, die dieser Bestand genommen hatte, rekonstruiert werden. Dabei ließen sich noch weitere Provenienzen ermitteln, wie das Regierungskolleg (eingesetzt 30. Oktober 1806), z.B. Hann. 9f Nr. 686 (die Gründungsakte); Akten des Münzmeisters C.H. Haase über die Geheime Kasse 1806/1807, z.B. Hann. 9f Nr. 694; Teile der Nachlässe Rudloffs, z.B. Hann. 9f Nr. 747, und des Grafen Münster aus Wien, z.B. Hann. 9f Nr. 700 und Nr. 757; Teile der Schweriner Registratur des Ministeriums, z.B. Hann. 9f Nr. 755, und Akten der Berliner Gesandtschaft, z.B. Hann. 9f Nr. 666; ferner eine Akte der Londoner Kanzlei, die in den Bestand Hann. 92 LXVI Nr. 7 a zurückgelegt wurde.

Bei der inzwischen durchgeführten Neuordnung der Bestände Hann. 49 und Hann. 51 sind die provenienzmäßig zur ehemaligen Geheimen Registratur gehörenden Akten herausgelöst und zum Bestand Hann. 9 f zurückgebracht worden. Damit ist der Benutzung wieder ein provenienzgerechter Archivalienbestand zugänglich.

Die Akten sind anhand der Zettel neu gruppiert worden; dabei konnte die umfangreiche Gruppe ''Varia'' aufgelöst werden. Erhalten geblieben ist die Einteilung in die einzelnen Zeitabschnitte: Revolutionskriege, französische, preußische und westfälische Besitznahme. Innerhalb der Abteilung französischer Revolutionskrieg wurden Sachgruppen gebildet, denen die Akten wiederum in chronologischer Folge zugeordnet wurden. Aus Sachgruppen setzt sich ebenfalls der Abschnitt C, erste französische Besetzung Kurhannovers, zusammen. In den übrigen Hauptgruppen wurden die Akten chronologisch abgelegt. Das chronologische System ist allerdings in einigen Fällen zugunsten des sachlichen Zusammenhangs durchbrochen worden.

Der Bestand ist nach dem Numerus currens aufgestellt. Bei Aktenbestellungen ist lediglich die Bestandsignatur Hann. 9 f und die laufende Nummer anzugeben.

Stand: März 1971

Enthält 

u.a. zwischenstaatliche Beziehungen; revolutionäre Umtriebe; Salvierung herrschaftlicher Sachen; französische Invasion in Bentheim; Beschwerden; militärische Maßnahmen; preußische Besetzung; französische Besetzung, Königreich Westphalen; Varia

Findmittel 

EDV-Findbuch (2013)

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Hann. 38 D und E
Hann. 41
Hann. 43
Hann. 46
Hann. 47
Hann. 49
Hann. 50
Hann. 51
Hann. 52
Hann. 92
Dep. 7 Bd. 1

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

35,4

Bearbeiter 

Loges (1971)

Benutzung 

Das Archivgut kann im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover unter Berücksichtigung der Einhaltung von Schutz- und Sperrfristen nach §5 Niedersächsisches Archivgesetz (NArchG) eingesehen werden.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Der Archivbestand ist vollständig digitalisiert.