KreisA ROW AMT ZEV

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Amt Zeven

Laufzeit 

1580-1964

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Das Amt Zeven geht in seinen Wurzeln auf das im 10. Jahrhundert zu Heeslingen gegründete Stift zurück, welches im Jahre 1141 als Benediktinerinnenkloster nach Zeven verlegt wurde, wo es rasch einen wirtschaftlichen Aufschwung nahm. Die Entwicklung des Orts bzw. Fleckens Zeven war eng mit der des Benediktinerinnenklosters verbunden. Die Zevener Pröpste hatten Pfarr- und Gerichtsrechte gesammelt und zur Verwaltung der Rechte und Klostergüter Klostervögte und später Amtleute bestellt.

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges erhielt Schweden im Westfälischen Frieden die säkularisierten Stifte Bremenund Verden und betrieb nun seinerseits die Säkularisierung der erzstift-bremischen Klöster. Die schwedische Krone übernahm die Gerichtsrechte und die Grundherrschaft mit allen Einkünften und Gerechtsamen und übergab das dazugehörige Klosteramt mit dem Flecken Zeven dem schwedischen Generalleutnant bzw. Feldmarschall Graf Robert Douglas als Donation für seine treuen Dienste und als Besoldung. Die schwedische Regierung zu Stade zwang die damalige Oberin Christine Bandex und die verbliebenen acht Schwestern am 28. Januar 1650 zu einem Säkularisationsvertrag, in welchem die Nonnen auf das Kloster verzichten mußten, dafür aber zeitlebens alimentiert wurden (StA Stade, Rep. 5a F. 479 Nr. 2). Der letzte Klosteramtmann Thomas Majoner trat in schwedische Dienste und verwaltete das nun schwedische Klosteramt Zeven für seinen Donatar, den Grafen Douglas.

Die Reichexekution gegen Schweden 1675/76 bis 1680, getragen vor allem von den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und Braunschweig-Wolfenbüttel und dem Bischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, führte zur vorübergehenden Vertreibung der Schweden und zur Aufhebung der schwedischen Donationen, auch der Donation Zeven des Grafen Douglas. Für vier Jahre wurde Zeven der münsterschen Verwaltung in Verden unterstellt. Als Schweden mit Hilfe französischer Diplomatie und nach entsprechenden Friedensverhandlungen 1680 die Herzogtümer Bremen und Verden wieder in Besitz nehmen konnte, wurde die einstige Schwedenkönigin Christine, die 1654 die Regierung niedergelegt hatte, mit dem Klosteramt Zeven doniert. Nach deren Tod 1689 wurde das Klosteramt
von der Krone eingezogen und der schwedischen Regierung zu Stade unterstellt.

Das ursprüngliche Klosteramt Zeven, das neben dem Flecken Zeven die Dörfer Badenstedt mit Bademühlen, Ovelgönne und Schohöfen, Brüttendorf mit Hollenhof und Oldendorf mit Brümmerhof und Hemel umfaße, wurde nun als Amt Zeven systematisch ausgebaut. Durch die Reduzierung des großen erzbischöflichen Amts Bremervörde wurden folgende Börden dem schwedischen Amt Zeven zugelegt:

Börde Elsdorf, umfaßt das Dorf Elsdorf selbst mit Badenhorst, Poitzendorf und Burg-Elsdorf, das Gut Bockhorst und den Hof Burgwall, ferner Ehestorf, Frankenbostel, Freyersen, Hatzte, Rüspel, Volkensen mit Nindorf und Wistedt mit Osenhorst.

Börde Gyhum, umfaßt das Dorf Gyhum selbst, das Dorf Bockel mit Gut Bockel und Wehldorf.

Börde Heeslingen, umfaßt das Dorf Boitzen mit Hof Boitzenbostel und Osterboitzen, Brauel, Heeslingen mit Osterheeslingen, Meinstedt, Offensen, Sassenholz, Sellhorn, Steddorf, Viebrock, Weertzen mit Hof Hanrade, Wense mit den Höfen Bohnste und Stuhenfieren, Wiersdorf mit den
Höfen Adiek und Ahof Börde Rhade, umfaßt Glinstedt, Hanstedt mit Ehebrock und Gut Hanstedt, Karlshöfen mit Karlshöfener Moor, Rhade mit dem Hof Mühlo und Rhadereistedt mit dem Hof Balkenwede.

Börde Selsingen, umfaßt das Dorf Selsingen selbst und Anderlingen, Byhusen, Deinstedt mit den Höfen Rohr und Rugenberg, Farven mit dem Hof Baaste, Fehrenbruch, Godenstedt, Grafel mit den Höfen Mojenhoop und Winderswohlde, Granstedt, Haaßel mit Hof Twistenbostel, Lavenstedt mit Hof Eitzte und Eitzmühlen, Malstedt, Minstedt mit den Höfen Bockel und Kleinbostel, Oberochtenhausen mit den Höfen Altenburg, Falje, Hütten und Stoppelheide, Ohrel mit den Höfen Ölkershusen und Windershusen, Ostereistedt mit Bademühlen und Hof Wennebostel, Parnewinkel, Plönjeshausen, Rockstedt, Sandbostel mit Hof Gosehus und Seedorf.

Börde Sittensen (teilweise), umfaßt das Gut Burgsittensen, Kalbe mit Forsthof Kalbe, Freetz, Hamersen mit den Höfen Alpershausen, Hanschhorst, Helvesiek, Groß- und Klein-Ippensen, Gut Kuhmühlen, Lengenbostel, Groß- und Klein- Meckelsen mit Marschhorst, Sauensiek, Groß-Sittensen mit Hof Königshof, Klein-Sittensen, Sothel, Stemmen, Tiste, Vierden mit Gut Vierden und den Höfen Nüttel und Ramshausen, Groß- und Klein-Wohnste.

Die dänische Besatzungszeit (1712-1715) hat das so am Ende des 17. Jahrhunderts strukturierte Amt Zeven verwaltungsgeschichtlich nicht berührt. Auch nach dem Übergang des Herzogtums Bremen 1715/1720 an das Kurfürstentum bzw. ab 1814 Königreich Hannover bestand das Amt Zeven in seiner
alten Ausgestaltung weiter fort. Das Amt Zeven war der in Stade regierenden kollegialen Mittelbehörde unterstellt, die sich 1823 durch die landesweite Verwaltungsreform zur hannoverschen Landdrostei Stade entwickelte. Erst durch die Trennung von Rechtspflege und Verwaltung wurde die auf Ämterbasis organisierte untere Verwaltungsebene 1852 durch Hinzufügen weiterer Ämter umgestaltet und die Ämtergrenzen verändert; gleichzeitig wurden den Ämtern neu geschaffene Amtsgerichte zugeteilt, wodurch sich die Justiz auch auf unterer Ebene verselbständigte (Hann. Gesetzes-Slg. 1852,
S. 185 ff.). Dem ziemlich großen Amt Zeven wurden die Gemeinden Sauensiek (mit Bockhorst, Bredenhorn und Lohe), Helvesiek (mit Appel, Grimshoop, Hunhorn, Rehr und Wenkeloh), Sothel und Stemmen entzogen und dem neu geschaffenen Amt Horneburg bzw. dem Amt Rotenburg zugeschlagen (Hann. Gesetzes-Slg. 1852, S. 224, 221 u. 225). Gleichzeitig wurde das Amtsgericht Zeven gegründet.

Durch die revidierte Amtsordnung von 1859 wurde die Vermehrung der Ämter zurückgenommen, d. h. die bestehenden Ämter wurden zahlenmäßig reduziert und auf die verbleibenden Ämter aufgeteilt. Dem Amt Zeven wurden das Kirchspiel Selsingen und die Gemeinden Plönjeshausen und Bockel entzogen und dem Amt Bremervörde zugewiesen. Vom Amt Ottersberg gingen die Kirchspiele Kirchtimke und Wilstedt und die Gemeinde Nartum an das Amt Zeven; dementsprechend wurde auch der Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts Zeven verändert (Hann. Gesetzes-Slg. 1859, S. 185-187).

Erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts wirkte sich die Umwandlung des Königreiches Hannover in eine preußische Provinz 1866 auch auf mittlerer und unterer Verwaltungsebene aus. Am 30. Juli 1883 wurde das preußische Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung erlassen; ihm folgte am 5. Mai 1884 die neue Kreis- und Provinzialordnung, die zum 1. April 1885 in Kraft trat. Am 1. Juli 1885 wurde die hannoversche Landdrostei Stade zum preußischen Regierungsbezirk, und die 18 Ämter wurden zu 14 Kleinkreisen umgebildet (Gesetzes-Slg. für die Kgl. Preuß. Staaten 1883 Nr. 25 S. 195 ff, § 2. § 17 ff.; 1884 Nr. 17 S. 181-236, bes. S. 228). Zeven wurde Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. Mit Verordnung vom 1. Oktober 1932 wurde der Landkreis Zeven aufgelöst und dem neugebildeten Landkreis Bremervörde einverleibt.

[Stade, im September 1992 Dr. M. Nistahl ]

Bestandsgeschichte 

Ein Teil der Zevener Amtsüberlieferung wurde in den 1930er Jahren vom Staatsarchiv Hannover übernommen; der größere Rest der Akten lagerte zunächst beim Landkreis Bremervörde und kam durch den persönlichen Einsatz von August Bachmann in das Kreisarchiv. Der in Hannover aufbewahrte Rumpfbestand wurde 1964 in das Staatsarchiv Stade überführt und erhielt die Bestandsbezeichnung Rep. 74 Zeven. 1991/92 wurde schließlich ein beide Teilbestände umfassendes gemeinsames Findbuch hergestellt. In Arcinsys kann nun in beiden Beständen recherchiert werden.

[nach Dr. M. Nistahl, Stade, im September 1992]

Literatur 

Elfriede BACHMANN, Das Kloster Heeslingen-Zeven. Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte, Stade 1966.

Diess., Zeven, in: Die Frauenklöster in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen, bearb. von Ulrich Faust, St. Ottilien 1984 (Germ. Benedictina X: Norddeutschland), S. 550-566.

Klaus-Richard BÖHME, Bremisch-Verdische Staatsfinanzen 1645-1676. Die schwedische Krone als deutsche Landesherrin, Uppsala 1967.

Beate-Christine FIEDLER, Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit, Stade 1987.

Iselin GUNDERMANN u. Walter HUBATSCH (Bearb.), Grundriß der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Reihe A: Preußen, Bd. 10: Hannover, Marburg 1981, S. 79, S. 303 (dort Liste der Amtleute ab 1814), S. 787 f. (dort Liste der Amtleute/Landräte bis 1932).

K. E. H. KRAUSE, Dietrich von Stade's und Georg von Roth's Geographie der Herzogtümer Bremen und Verden, in : Stader Archiv 6, 1877, S. 1-297.

Georg MEYER, Geschichte des Klosters Heeslingen-Zeven und der Kirchengemeinde Zeven, Zeven o. J. (1925).

Siehe

Korrespondierende Archivalien 

Niedersächsisches Landesarchiv, Standort Stade, Rep. 74 Zeven

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

75,5