WirtA BS NWA 92

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Münchmeyer-Sternkreuz GmbH, Verden

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Das Unternehmen Münchmeyer Sternkreuz GmbH ist eng verbunden mit der Glasindustriellenfamilie Krippendorff. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete Dr. Franz Krippendorff (1860-1919), Generaldirektor der Deutschen Spiegelglas Aktiengesellschaft (DESAG), Grünenplan, die Deutsche Uhrglasfabrik GmbH, Freden (DFU). Sein Sohn Walter Krippendorff machte die DFU zum größten Uhrglashersteller Europas. 1929/30 kamen die ersten Uhrgläser aus Kunststoff (Zelluloid) aus den USA auf den Markt. Die Nachfrage nach diesen "unzerbrechlichen" Uhrgläsern wuchs rasch. so dass die DFU solche Kunststoffgläser selbst herstellen wollte. Die DESAG untersagte ihrer Tochterfirma DFU jedoch die Aufnahme der Kunststoffverarbeitung. Deshalb entschloss sich Walter Krippendorff zur Gründung einer eigenen Gesellschaft. Dafür fand er in Dipl. Ing. Heinrich Münchmeyer einen Partner. Das Unternehmen wurde am 01. April 1931 in Verden gegründet und firmierte zunächst unter "Heinrich Münchmeyer, Werkstatt für Press- und Stanzarbeiten aus Kunstsstoffen". Das später im Firmennamen auftauchende "Sternkreuz" leitet sich vom Verdener Wappen ab, Während sich in der Belieferung der Uhrenfabriken zur Erstausstattung bei den Armbanduhrgläsern verschiedene Konkurrenzen entwickelten, wurde Münchmeyer Sternkreuz GmbH & Co. auf dem Sektor der Ersatzteiluhrgläser weltweit führendes Unternehmen.
Umfang: 295 Archivalien

Bestandsgeschichte 

Zur Geschichte der Münchmeyer Sternkreuz GmbH

Das Unternehmen Münchmeyer Sternkreuz GmbH ist eng verbunden mit der Glasindustriellenfamilie Krippendorff. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete Dr. Franz Krippendorff (1860-1919), Generaldirektor der Deutschen Spiegelglas Aktiengesellschaft (DESAG), Grünenplan, die Deutsche Uhrglasfabrik GmbH, Freden (DFU). Sein Sohn Walter Krippendorff machte die DFU zum größten Uhrglashersteller Europas.

1929/30 kamen die ersten Uhrgläser aus Kunststoff (Zelluloid) aus den USA auf den Markt. Die Nachfrage nach diesen "unzerbrechlichen" Uhrgläsern wuchs rasch, so dass die DFU solche Kunststoffgläser selbst herstellen wollte. Die DESAG untersagte ihrer Tochterfirma DFU jedoch die Aufnahme der Kunststoffverarbeitung. Deshalb entschloss sich Walter Krippendorff zur Gründung einer eigenen Gesellschaft. Dafür fand er in Dipl. Ing. Heinrich Münchmeyer, Kriegskamerad aus dem Ersten Weltkrieg, einen Partner.

Das Unternehmen wurde am 01. April 1931 in Verden gegründet und firmierte zunächst unter "Heinrich Münchmeyer, Werkstatt für Press- und Stanzarbeiten aus Kunstsstoffen". Das später im Firmennamen auftauchende "Sternkreuz" leitet sich vom Verdener Wappen ab, Münchmeyer verstarb 1941 an seinen erlittenen Verletzungen aus dem Ersten Weltkrieg.

Drei Jahre arbeitete die Firma Münchmeyer mit Zelluloid, das aber den Nachteil hatte, schnell auszubleichen und brennbar zu sein. 1934 wurde dann das heute weltbekannte PLEXIGLAS erfunden. Wieder war es die Firma Münchmeyer Sternkreuz, die sich diese Neuentdeckung zu Nutze machte, Taschen- und Armbanduhrgläser aus diesem hochbrillanten und glasklaren Material herzustellen.

Während sich in der Belieferung der Uhrenfabriken zur Erstausstattung bei den Armbanduhrgläsern verschiedene Konkurrenzen entwickelten, wurde Münchmeyer Sternkreuz GmbH & Co. auf dem Sektor der Ersatzteiluhrgläser weltweit führendes Unternehmen. Die Kataloge wurden und werden in Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und

Schwedisch gedruckt, und ein Sortiment von 15.000 Glasgrößen und -typen stand und steht dem reparierenden Gewerbe zur Verfügung. Führend wurde das Unternehmen auch in der Herstellung für gespritzte Wecker- und andere Großuhrgläser europaweit und bis in die Vereinigten Staaten. Dieser Markt ist inzwischen mit der Herstellung der Wecker- und anderen Großuhren nach Asien abgewandert. Er wurde ersetzt durch andere transparente Kunststoffteile, die bis heute von der Firma gefertigt werden, neben den noch in Europa benötigten Weckergläsern. Mit dem Aufkommen der gehärteten Mineralgläser in den 1970er Jahren hat auch die Firma Münchmeyer deren Produktion aufgenommen, da diese Gläser auch im internationalen Ersatzteilhandel benötigt wurden. Die Lagerhaltung der Furniturengläser hat sich vom international schrumpfenden Furniturengroßhandel weitgehend auf die Fabrik verlagert.

Münchmeyer Sternkreuz GmbH & Co. hat im Laufe ihrer Existenz zahlreich Wettbewerbsbetriebe, die Furniturengläser herstellten, übernommen und außer einigen Handelsmarken lange Zeit neben der Eigenmarke Sternkreuz auch die Marken Verlux und Stella vertrieben, von denen heute noch Verlux für die romanischen Länder von der französischen Tochterfirma in Morteau vertrieben werden. Der Exportanteil der Erzeugung lag immer bei fast 50 Prozent. Zum 50-jährigen Jubiläum im Jahre 1981 bestanden Betriebe außer in Verden in Pforzheim, Maastricht (Niederlande), Lanaken (Belgien), Morteau (Frankreich), Mexiko-Stadt (Mexiko), und je eine Vertriebsfirma in New York City (USA) und Innsbruck (Österreich). Nach Marktkonzentration ist davon heute neben dem Hauptwerk in Verden nur noch die Firma Verlux im französischen Morteau in Betrieb. Die mexikanische Firma stellt keine Uhrgläser mehr her, ist aber auf transparente Kunststoffteile spezialisiert.

Heute wird die Herstellung von Uhrgläsern für die Uhrenindustrie im Wesentlichen durch Firmen in der Schweiz für die Schweizer Uhrenindustrie und in China für die übrige Welt

abgedeckt. Furniturengläser im Vollsortiment kommen allerdings weltweit außer aus der Firma Münchmeyer Sternkreuz GmbH & Co. und ihrer französischen Tochter Verlux nur noch von der französischen Firma Tena & Buty (die zusätzlich Großhandel in Uhrmacherwerkzeugen betreibt) und der Firma Germanow-Simon in Rochester (USA).

(Text folgt den unter NWA 92 Zg. 2013/005 Nr. 1 verwahrten Aufzeichnungen von Herrn Dipl. Ing. Wolfgang Krippendorf und dem firmeneigenen Internetauftritt: http://www.sternkreuz.de/historie/historie.html sowie der Internetseite http://de.wikipedia.org/wiki/Uhrglas_%28Uhr%29).


Zum Bestand:

Unter Vermittlung von Herrn Dipl. Ing. Wolfgang Krippendorff kam der Bestand in das Niedersächische Wirtschaftsarchiv (NWA). Herr Krippendorf hat zudem wertvolle firmengeschichtliche Aufzeichnungen und umfangreiche Erschließungsarbeiten zu den vorliegenden Archivalien dem NWA überlassen. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken. Frau Elke Weyershausen hat den Bestand auf Grundlage der Verzeichnungsarbeiten von Herrn Krippendorff erschlossen und sachthematisch gegliedert. Die Fachaufsicht und Schlussredaktion lag beim Unterzeichnenden.

Wolfenbüttel, März 2014

Dr. Martin Fimpel

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: nein

teilweise verzeichnet