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LkAH N 136

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Nachlass Liselotte Corbach

Laufzeit

1910-2002

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Zur Biographie

Liselotte Marie Johanna Corbach wurde am 4. Juli 1910 in Frankfurt (Oder) geboren. Im Alter von drei Jahren siedelte sie mit ihrer Familie nach London über, wo ihre Eltern ein deutsches Waisenhaus leiteten. Ihr Vater Georg Corbach fiel 1915 im Ersten Weltkrieg auf deutscher Seite. 1918 wurde Liselotte mit ihrer Mutter und zwei Geschwistern aus England ausgewiesen. Die Familie kehrte nach Deutschland zurück und ließ sich in Altena (Westfalen) nieder, wo die Mutter ein Geschäft erwerben konnte.
Nach Schulwechsel und Umzug zu ihrer Großmutter nach Berlin-Friedenau schloss Liselotte Corbach 1929 ihre Schullaufbahn mit dem Abitur ab und begann an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität ein Studium der Anglistik, Germanistik und Religionswissenschaft. Sie wechselte aber 1930 nach zwei Semestern an die Theologische Fakultät über und führte nur das Theologiestudium weiter. Ihre Studienzeit war geprägt durch die Situation weiblicher Studentinnen in einem durch Männer beherrschten Studiengang sowie durch den entstehenden Nationalsozialismus, dem sie ablehnte. Neben dem Studium engagierte sie sich in der Bekennenden Kirche, wo sie sich an der Verbreitung von Flugblättern und Aufrufen beteiligte. 1934 beendete sie ihr Studium mit dem zweiten Examen, welches aber in späteren Jahren von der Kirchenleitung als ungültig betrachtet wurde, weil es nicht bei einer offiziellen deutsch-christlichen Kirchenleitung abgelegt hatte.
Schon während ihrer Studienzeit betätigte sich Liselotte Corbach ehrenamtlich im Burckhardthaus, der Zentrale des "Evangelischen Reichsverbandes Weiblicher Jugend e. V." in Berlin-Dahlem. Von 1934 bis 1937 absolvierte sie dort ihr Vikariat. Die Organisation und Gestaltung von Freizeiten und Seminaren war dabei ihre Hauptaufgabe. Als sie als Folge eines Vortrages wegen "Verunglimpfung der Fahne" angezeigt wurde und ins Visier der Gestapo geriet, tauchte sie im Kloster Heiligengrabe unter und übernahm dort

Unterrichts- und Betreuungsaufgaben.
1937 ging Liselotte Corbach nach Hannover, wo sie als "Landesscharführerin des Landesverbandes für die evangelische weibliche Jugend Hannovers e. V." ihre Arbeit im Gemeindedienst begann. Bis 1949 sollte ihre katechetische Arbeit in der Hannoverschen Landeskirche dauern. 1940 begann ihre Zusammenarbeit mit Eduard Steinwand, mit dem sie vor allem für die Ausbildung von Laienkräften für die christliche Unterweisung, nach Kriegsende dann für die Aus- und Fortbildung von Lehrern des schulischen Religionsunterrichts zuständig war. In dieser Zeit entstanden auch die sog. A-B-C Pläne, die den Lehrkräften Hilfen in exegetischen und unterrichtlichen Belangen geben sollten. Im Februar 1945 wurde Liselotte Corbach als Pfarrvikarin in Groß-Munzel und Landringhausen eingesetzt, was sie als eine schlimme Zeit erlebte, da sie als Frau in dieser Funktion nicht anerkannt wurde und lediglich eine "Verlegenheitslösung" darstellte.
Als Steinwand 1949 Professor in Erlangen wurde und Liselotte Corbach nicht wie erhofft als seine Nachfolgerin die Leitung des Katechetischen Amtes übernehmen konnte, nahm sie den Ruf der Pädagogischen Hochschule Hannover an. Bereits seit 1947 hatte sie dort vertretungsweise unterrichtet. Im Rahmen ihrer bis 1976 währenden Tätigkeit prägte sie die Religionspädagogik stark, vor allem die Erzähl- und Bilddidaktik. Neben den A-B-C Plänen veröffentlichte sie noch weitere Bücher und Aufsätze zu religionspädagogischen Themen.
Am 4. Februar 2002 starb Liselotte Corbach in Völksen im Alter von 92 Jahren.

Zum Bestand

Der vorliegende Bestand "N 136" wurde dem Landeskirchlichen Archiv im Frühjahr 2004 von Silke Corbach, einer Großnichte von Liselotte Corbachs, teilweise in Mappen geordnet, übergeben. Dort wurde er im Februar 2006 neu geordnet und verzeichnet.

Den Schwerpunkt des Bestandes bilden die Vorlesungen und Arbeiten Liselotte Corbachs im Rahmen ihrer Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Hannover sowie ihre Vorträge und Arbeiten für außeruniversitäres Engagement aus dem gleichen Zeitraum und über ihre Emeritierung hinaus. Unterlagen aus ihrer früheren Arbeit, vor allem mit der Evangelischen Jugend, sind im Landeskirchlichen Archiv u. a. im Bestand " E 50 (Landesjugendpfarramt/Ev. Landesjugenddienst)" vorhanden.

Literatur

Annebelle Pithan: Liselotte Corbach. Biographie, Frauengeschichte, Religionspädagogik, Münster 2004;
Annebelle Pithan (Hg.): Religionspädagoginnen des 20. Jahrhunderts, Göttingen/Zürich 1997.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

0,6

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: ja

vollständig verzeichnet