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NLA HA Cal. Or. 100 Mariengarten

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Urkunden des Klosters Mariengarten

Laufzeit

1245-1603

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

293 Urkunden, Wasserschäden

Geschichte des Bestandsbildners

Nach der urkundlichen Überlieferung kann das Zisterzienserinnenkloster Mariengarten bei Göttingen als eine Tochtergründung des Klosters Beuren im Eichsfeld gelten. Der dortige Propst erwarb im Jahr 1245 in dem Ort +Welderekeshusen, wo das Kloster bald darauf errichtet wurde, 4 Hufen, für die die Edelherren von Ziegenberg die Lehensrechte übertrugen. Sie stehen dadurch mit der Gründung in engerem Zusammenhang als die Eversteiner Grafen, denen die ältere Geschichtsschreibung die Gründerrolle zugeschrieben hatte. Diese gaben allerdings als für den Ort zuständige Kirchherren der Errichtung des Klosters ebenso ihre Zustimmung wie der Mainzer Erzbischof. Noch Mitte des 13. Jh. gelangte das Kloster unter welfische Landesherrschaft und brach die Verbindung ins Eichsfeld ab.

Zum benachbarten Benediktinerkloster Reinhausen bestand eine engere Verbindung - der dortige Abt hatte, zumindest in späterer Zeit, den Vorsitz bei der Wahl einer neuen Abtissin, die von Beginn an dem Kloster Mariengarten vorstand. Bis Mitte des 14. Jh. waren vor allem Klosterfrauen aus dem niederen Adel des umliegenden Gebietes im Konvent vertreten. Im letzten Drittel des 14. Jh. kam das Kloster in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die auch im folgenden Jahrhundert noch andauerten. Am Ende des 15. Jh. stand es der Bursfelder Reformbewegung nahe und begann auch die finanzelle Situation sich wieder zu verbessern. Auch nach der Einsetzung eines landesherrlichen Amtmanns statt des Propstes und der Visitation 1542 zur Durchsetzung der protestantischen Kirchenordnung war der stark schrumpfende Konvent noch bis 1585 bei den altgläubigen Bräuchen geblieben. Nach wenigen Jahrzehnten als evangelisches Damenstift folgte nach 1631 sein Ende im Dreißigjährigen Krieg.

Als Wirtschaftseinheit blieb das Klostergut bestehen und diente zunächst im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel zusammen mit den den Klöstern Hilwartshausen und Weende zum Unterhalt der Universität Helmstedt, bevor es später in die Klosterkammer Hannover einging.

Bestandsgeschichte

Das Klosterachiv befand sich auch nach Einführung der Reformation noch vor Ort, wo Regesten der Urkunden für die herzogliche Verwaltung erstellt wurden in den Jahren 1542 (Cal. Br. 7 Nr. 1, ab fol. 112) und 1600 (in: Hann. 94 Nr. 6085). Es wurde erst während des Dreißigjährigen Krieges ins Göttinger Rathaus ausgelagert, wo es damit von der Klosterplünderung nicht betroffen war. In der Folge gelangte es zunächst über Einbeck nach Wolfenbüttel (und möglicherweise Helmstedt), wobei für den Transport 1628 ein weiteres Verzeichnis entstanden ist (in: Hann. 94 Nr. 6085). Von dort wurden die Urkunden nach der letzten Welfischen Teilung im 17. Jahrhundert, nach 1635 und vor 1691, ins Archiv nach Hannover überführt. Hier lagerte der Bestand Cal. Or. Arch. Des. 39 später im Archivneubau in den Schränken 34 bis 36. Er war ursprünglich - wie schon im Kloster - nach Ortsbetreff sortiert, wie auch eine alte, wohl archivische Nummerierung von 1 bis 313 auf den Urkundenrückseiten zeigt. Die heutigen Nummern in chronologischer Reihung gehen auf das Jahr 1884 und den Archivar Otto Meinardus zurück, dessen Repertorium 1943 durch Kriegseinwirkung verbrannte.

In Vorbereitung des Urkundenbuchs fertigte Manfred von Boetticher 1983 ein EDV-Findmittel mit knappen Regesten, auch für die Urkunden nach 1542 (Cal. Or. 100 Mariengarten Nr. 271-286), die als aus nachreformatorischer Zeit nicht im Urkundenbuch berücksichtigt wurden.

Der durch das Leine-Hochwasser 1946 in Hannover beschädigte Bestand wurde mehrfach restauriert, zuletzt 2009 im Rahmen eines größeren, von der Klosterkammer finanzierten Projektes. In diesem Zusammenhang wurde auch der Siegelzustand erhoben, so dass die Angaben von der Beschreibung im Urkundenbuch (1987) abweichen können. Auch wurden zu diesem Zeitpunkt die Zusätze a und b zu Archivsignaturen in Schrägstrich-Nummern umgewandelt, z.B. Nr. 3a, 3b in Nr. 3/1 und 3/2.

Enthält

In einem von der DFG geförderten Retrokonversionsprojekt konnte u.a. auch das Urkundenbuch des Klosters Mariengarten digitalisiert werden - die Zusammenführung mit den bereits vorhandenen Regesten-Datensätzen ist im Juni/Juli 2023 erfolgt. Damit sind nun für den Großteil der Urkunden (Cal. Or. 100 Mariengarten Nr. 1-270) die Urkundentexte im Enthält-Vermerk der Stückverzeichnungen wiedergegeben. Querverweise im Urkundenbuch auf die dort verwendeten laufenden Nummern sind entsprechend der Archivsignaturen umgewandelt. Zur Identifizierung von nicht im Regest genannten Personen und Orten sind die Indexbegriffe jeweils unter die Textwiedergabe gesetzt. Dieses Vorgehen kann zwar nicht die Benutzung des Urkundenbuchs ersetzen, da es sich z.T. um eine aus technischen Gründen vereinfachte Wiedergabe handelt und bei der Bearbeitung und Zuordnung der Indexbegriffe Fehler nicht ausgeschlossen werden können, aber auf diese Weise ist eine Tiefenerschließung des Bestandes erreicht, ohne dass Vollregesten erstellt werden mussten.

Aus dem Urkundenbuch wurden bei den einzlenen Nummern auch die Nachweise von Drucken und Abschriften übernommen. Dafür sind die folgenden Abkürzungen verwendet:

Drucke/gedruckte Regesten/Verweise:

Urkundenbuch des Klosters Mariengarten (Göttingen-Grubenhagener Urkundenbuch, 2. Abteilung), bearbeitet von Manfred von Boetticher. Hildesheim 1987 (nachgewiesen als: UB Mariengarten Nr. ).

Behrens
C. B. Behrens: Stam-Baum und Geschlechts-Historie des Hochwohlgebohrnen Hauses der Herren von Grone, Hildesheim 1726.

Blauel
J. C. A. Blauel: Beiträge zur Geschichte des Klosters Mariengarten, in: Neues Vaterländisches Archiv, 1826, 3. u. 4. Heft.

Bodenhausen
Stammtafeln der Familie von Bodenhausen mit Belegen, Göttingen 1865.

Boehmer
G. L. Boehmer: Electa iuris civilis, Bd. 3, Göttingen 1778.

Böhmer-Will
J. F. Böhmer: Regesta archiepiscoporum Maguntinensium. Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe von Bonifatius bis Heinrich II. Bearb. u. hrsg. von C. Will, Bd. 2, Innsbruck 1886.

C. i. can.
E. Friedberg: Corpus iuris canonici, Bd. 1 u. 2, Leipzig 1879, 1881.

Dobenecker III, IV
O. Dobenecker: Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, Bd. 3, 4, Jena 1925, 1939.

Eckhardt
K. A. Eckhardt: Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck XIII. 4), Marburg 1954.

Feise
W. Feise: Urkundenauszüge zur Geschichte der Stadt Einbeck bis zum Jahr 1500; Orts- und Personenregister, bearb. von E. Plümer, Einbeck 1959, 1961.

Grupen
C. U. Grupen: Disceptationes forenses cum observationibus, Leipzig 1737.

Huyskens
A. Huyskens: Die Klöster der Landschaft an der Werra. Regesten und Urkunden (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck IX. 1), Marburg 1916.

Knesebeck
F. W. B. F. v. d. Knesebeck: Urkunden und Regesten zur Geschichte des uradeligen Geschlechts der Freiherrn von Uslar-Gleichen sowie des Leinegaues, Göttingen 1849.

Kühlhorn, Orts- und Wüstungsnamen
E. Kühlhorn: Orts- und Wüstungsnamen in Südniedersachsen, Northeim 1964.

Landau
G. Landau: Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd. 4, Kassel 1839.

Leyser, Everstein
P. Leyser: Historia comitum Ebersteinensium in Saxonia ex diplomatibus aliisque monumentis editis et ineditis contexta, Helmstedt 1724.

Leyser, Opuscula
P. Leyser: Opuscula quibus iurisprudentia historia et ars diplomatica illustratur, Nürnberg 1800 (Die dort abgedruckten allzu knappen Regesten blieben in der Edition unberücksichtigt).

Maier
F. Maier: Beiträge zur Geschichte des südniedersächsischen Dorfes Gladebeck, Gladebeck-Göttingen 1970.

Mengershausen, Erleichterung
K. v. Mengershausen: Erleichterung des Verständnisses urkundlicher Nachrichten über das Fürstenthum Göttingen in Beziehung auf dessen noch bestehende und bereits verwüstete Ortschaften, in: Vaterländisches Archiv für Hannoversch-Braunschweigische Geschichte, 1833.

Mithoff
H. W. H. Mithoff: Mittheilungen über die Familie Mithoff bürgerlicher und geadelter Linie, Hannover 1881.

Orig. Guelf.
Origines Guelficae, Bd. 4, hrsg. von Chr. L. Scheidt, Hannover 1753.

Pistorius
W. F. Pistorius: Amoenitates Historico-iuridicae oder allerhand die Historien des Teutschen Reichs (...), Teil 8, Nürnberg 1753.

Regesta Imperii V
J. F. Böhmer: Regesta Imperii V. Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII.), Conrad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard 1198-1272, Bd. 1-3, Innsbruck 1881-1901, Bd. 4, Köln-Wien 1983.

Regesten EB Mainz I, II
Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289-1396. Bearb. von E. Vogt, H. Otto u. F. Vigener, 2 Abteilungen, Leipzig 1913-1935. Namensverzeichnis von W. Kreimes, Darmstadt 1958.

Regestenslg. von Uslar-Gleichen
E. Frh. von Uslar-Gleichen: Beiträge zu einer Familien-Geschichte der Freiherren von Uslar-Gleichen, Hannover 1888.

Scheidt, Adel
Chr. L. Scheidt: Historische und diplomatische Nachrichten von dem hohen und niedern Adel in Teutschland... mit Mantissa documentorum, Hannover 1754, 1755.

Scheidt, Codex
Chr. L. Scheidt: Codex diplomaticus, worinnen die Anmerkungen und Zusäze zu des Herrn Geheimten Raths von Moser Einleitung in das Braunschweig-Lüneburgische Staats-Recht... Erläuterung erhalten, Göttingen 1759.

Schmidt
G. Schmidt: Päbstliche Urkunden und Regesten aus den Jahren 1295-1352 die Gebiete der heutigen Provinz Sachsen und deren Umlande betreffend (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 21), Halle 1886.

UB Blankenburg-Campe
A. H. A. Frh. von Campe: Regesten und Urkunden des Geschlechtes von Blankenburg-Campe, Bd. 1, Berlin 1892.

UB Duderstadt
J. Jaeger: Urkundenbuch der Stadt Duderstadt bis zum Jahre 1500, Hildesheim 1885.

UB Eichsfeld
A. Schmidt: Urkundenbuch des Eichsfeldes, Teil 1 (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt N. R. 13), Magdeburg 1933.

UB Everstein
B. C. v. Spilcker: Geschichte der Grafen von Everstein und ihrer Besitzungen, Urkundenbuch (ders., Beiträge zur älteren deutschen Geschichte, Bd. 2, Urkundenbuch), Arolsen 1833.

UB Göttingen I, II, III
G. Schmidt: Urkundenbuch der Stadt Göttingen bis zum Jahre 1400, Hannover 1863; ders.: Urkundenbuch der Stadt Göttingen vom Jahre 1401 bis 1500, Hannover 1867; A. Hasselblatt/G. Kaestner: Urkunden der Stadt Göttingen aus dem XVI. Jahrhundert, Göttingen 1881.

UB St Halberstadt
G. Schmidt: Urkundenbuch der Stadt Halberstadt, Teil 1 (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 7), Halle 1878.

UB Hameln
O. Meinardus: Urkundenbuch des Stiftes und der Stadt Hameln bis zum Jahre 1407 (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens II), Hannover 1887.

UB Hanstein
Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein in dem Eichsfeld in Preußen nebst Urkundenbuch und Geschlechts-Tafeln, Teil 1, Kassel 1856.

UB HHild II, III
H. Hoogeweg: Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Teil 2 u. 3 (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens VI, XI), Hannover-Leipzig 1901, 1903.

Westfäl. UB 9
Westfälisches Urkundenbuch, Bd. 9: J. Prinz: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, Lieferung 1, Münster 1972.

Wintzingeroda-Knorr
L. Fhr. von Wintzingeroda-Knorr: Die Wüstungen des Eichsfeldes (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 40), Halle 1903.

Wolf, Hardenberg
J. Wolf: Geschichte des Geschlechts von Hardenberg. Teil 1, Urkunden, Göttingen 1823.

Wolf, Rosdorf
J. Wolf: Das Geschlecht der edlen Herren von Rosdorf durch Urkunden erläutert, Göttingen 1812.

Abschriften in Archiven und Bibliotheken:

Nds. Landesbibliothek Hannover:
MS XXIII Nr. 765a (Kopialbuch Yseken als zentrale abschriftliche Überlieferung, Anf. 16. Jh.)
MS XXIII Nr. 765b (Baring - danach: Druck von Blauel) und Nr. 765c (nach Baring)
MS XXIII Nr. 764 (Sammlung nach Kopialbuch Yseken und evtl. Originalen)

Nds. Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel (StA Wolfenbüttel):
Leyser: VII C Hs 43 (nach Kopialbuch Yseken)
VII C Hs 44 (Regesten Gustav Schmidt, nach Nachlass Gruber)
IV Hs 49 (Hofrat Koch, nach Kopialbuch Yseken)

Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen:
Gruber I-XXXI: 2o Histor. 1 Bd. I-XXXI (nach Kopialbuch Yseken) - danach: Regesten Schmidt

Literatur

Manfred von Boetticher, Artikel Mariengarten, in: Niedersächsisches Klosterbuch, hrsg. v. Josef Dolle, Teil 2, Bielefeld 2012, S. 997-1003.

Manfred von Boetticher, Artikel Mariengarten, in: Die Männer- und Frauenklöster der Zisterzienser in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg, bearb. v. Ulrich Faust (Germania Benedictina 12), St. Ottilien 1994, S. 375-390.

Manfred von Boetticher, Die Gründung des Klosters Mariengarten, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 56 (1984), S. 203-214.

Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Hannover, Band 1, bearb. von Carl Haase/Walter Deeters (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung 19), Göttingen 1965, S. 36. (Mit knappsten, z.T. überholten Angaben)

Findmittel

EDV-Findbuch 2008/2023

Siehe

Korrespondierende Archivalien

Akten- und Amtsbuchüberlieferung:
Cal. Br. 7 (Calenbergische ... Stifte und Klöster), Gliederungspunkt 3.13 Kloster Mariengarten und Hann. 94 (Klosterkammer), Gliederungspunkt 3.18

Ergänzende Urkundenüberlieferung: NLA Wolfenbüttel, 140 A Urk

Weitere Angaben (Bestand)

Bearbeiter

Manfred von Boetticher (1983)

Hildegard Krösche (2008/2023)