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LkAH E 50

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Landesjugendpfarramt

Laufzeit

1906-2007

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Überzeugt, man lebe in einer Zeit allergrößter Gefährdung der Jugend und angespornt von der Aussicht auf Mittel der verstärkt einsetzenden staatlichen Jugendpflege, hatte sich seit der Wende vom 19. auf das 20. Jh. die kirchliche Jugendarbeit für ältere Schüler und für die schulentlassene Jugend beiderlei Geschlechts in Vereinen organisiert. 1923 gab es in der hannoverschen Landeskirche mehr als 600 solcher, meist den Kirchengemeinden angeschlossener Vereine. Sie waren Mitglieder im "Landesverband für die evangelische weibliche Jugend Hannovers e. V." bzw. im "Landesverband der christlichen Jungmännervereine und Posaunenchöre der Provinz Hannover e. V." Beide Verbände hatten sich 1919 zum Ev.-luth. Landesjugenddienst verbunden, blieben aber selbständig. An der Spitze des Landesjugenddienstes stand seit 1919 das neugebildete Landesjugendpfarramt mit der Aufgabe, die Zusammenarbeit der Landeskirche mit diesen Vereinen und Verbänden einerseits, die Kontrolle der Jugendarbeit durch die Kirchenleitung andererseits zu regeln. Die Erlangung und Verteilung staatlicher Förderung sowie die Kontaktpflege zu vergleichbaren Dienststellen in anderen Landeskirchen gehörten ebenfalls zu den Aufgaben.

Zunächst nur von Zeit zu Zeit wurde dieses Amt zum 1. April 1922 mit Pastor Ludwig Kayser (1892-1954) dauernd besetzt. Seine Wirkung in den Verbänden entfaltete der Landesjugendpfarrer dadurch, dass er dort Sitz und Stimme hatte. Neben Gremienarbeit schuf er ein dichtes Netz von Beauftragten für die kirchliche Jugendarbeit in den Kirchenkreisen; er organisierte Großveranstaltungen wie die jährlichen Jugendtreffen auf der Marienburg bei Nordstemmen oder Jungmänner- und Jungfrauentagungen. Ludwig Kayser schied 1936 aus diesem Amt, weil die Auswirkungen der "Gleichschaltung" ihn in seinem Wirken bremsten.

Die schwierigen Lebensverhältnisse Jugendlicher in der Nachkriegszeit (heimat-, eltern-, arbeitslos) und ihre durch HJ und BDM bewirkte Entfremdung von der Kirche hatte eine Verstärkung kirchlicher Jugendarbeit zur Folge ("Die Jugendarbeit ist im Augenblick der entscheidende Frontabschnitt im Leben der Kirche" so Hanns Lilje am 30. Juni 1946, in: B 1 [Generalakten des Landeskirchenamtes] Nr. 5371 Bd. I). 1946 bildete die Landeskirche als Gremium zur Beratung des Landeskirchenamtes eine Jugendkammer aus Personen, die sich in der Jugendarbeit betätigten, u. a. auch der Inhaber des Landesjugendpfarramtes. Ebenso arbeitet der Landesjugendpfarrer im Landesjugendring des Landes Niedersachsen mit.
Heute ist das Landespfarramt Arbeitsbereich des Hauses kirchlicher Dienste, vorm. Amt für Gemeindedienst und engagiert sich sowohl in der ganzen Vielfalt von Jugendarbeit (u. a. Jugendgottesdienste, Seminare auch mit ausländischen Jugendlichen, Auslandsfahrten, Landesjugendcamps, Jugendwerkstätten) als auch in der Fortbildung der in der Jugendarbeit tätigen Personen.

Verwandte und ergänzende Bestände: B 1 (Generalakten des Landeskirchenamtes) Nr. 5371; E 20 (Provinzialverband für christliche Jünglings- und Posaunenvereine, Posaunenwerk); E 42 (Evangelische Jungenschaft / Bund Deutscher Bibelkreise [Landesverband Niedersachsen]); H 8 (Ausschuss des Stadtkirchenverbandes – älterer Bestand); N 19 (Nachlass Friedrich Duensing); N 37 (Nachlass Ludwig Kayser)

Literatur

Wilfried Duckstein: Evangelische Jugend und Evangelische Jugendarbeit in Hannover vor dem zweiten Weltkrieg, Examensarbeit Hannover 1986; Johannes Jürgensen: Vom Jünglingsverein zur Aktionsgruppe. Kleine Geschichte der evangelischen Jugendarbeit, Gütersloh 1980; Anfang und Weg evangelischer Jugend. Jugendarbeit in der hannoverschen Landeskirche von 1839 bis 1969. Hrsg. im Auftrag der Evangelischen Jugend […] von Ulrich Renner, Jobst Besser und Peter Tidow, Hannover 2010; Ludwig Kayser. Berichte aus seinem Leben von einigen, die ihm begegneten. Hrsg. von Hans-Helmut Peters, Hannover 1955; Ev.-luth. Landeskirche Hannovers: Kirchliches Leben im Überblick. Fakten-Entwicklungen-Herausforderungen. Bericht des Landeskirchenamtes über den Stand des kirchlichen Lebens und der kirchlichen Arbeit gemäß Artikel 99 der Kirchenverfassung. Aktenstück Nr. 4 der 24. Landessynode, Hannover 2008, S. 66-72.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

7,0

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: ja

vollständig verzeichnet