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LkAH E 11

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Predigerseminar Erichsburg

Laufzeit

1760-1972

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Vorgänger der Ausbildungsstätte Erichsburg bei Dassel in Südniedersachsen war ein Predigerseminar in der Stadt Hannover, gegründet zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter wesentlicher Beteiligung von Johann Christoph Salfeld (1750-1829), Hofprediger in Hannover und Abt des Klosters Loccum sowie von Heinrich Philipp Sextroh (1747-1838).

Sextroh (auch Sextro geschrieben) hatte 1781 als Pfarrer an der St. Albani-Kirche in Göttingen in Räumen der Universität eine Ausbildungsstätte, das "Königl. Pastoralinstitut", initiiert. Den Erfolg dieser Einrichtung suchte Sextro einige Jahre später, als er Konsistorialrat in Hannover wurde, auch dort zu wiederholen. Diesem Bemühen diente zunächst die Bildung einer "Theologischen Lesegesellschaft", die auf freiwilliger Basis die Fortbildung von Theologen ermöglichte. Als Folge der politischen Ereignisse stagnierte jedoch die weitere Entwicklung, so dass erst seit 1816 von einem regulären Lehrbetrieb des nunmehr offiziell wirkenden Predigerseminars Hannover gesprochen werden kann. 1826 bezeichnete es Salfeld in einer Instruktion als Hauptaufgabe des Seminars, auf das praktische Leben des Seelsorgers und des Religionslehrers im Umgang mit jungen Menschen vorzubreiten, damit Sie als "Aufseher" der Volksschulen funktionieren.

1840 bezog das Hannoversche Predigerseminar ein neues Gebäude in der Großen Aegidienstraße 26 einschl. der bereits 17.000 Bände umfassenden Bibliothek. Es war der Abt des Klosters Loccum, der Oberkonsistorialrat Gerhard Uhlhorn (1826-1901), der die Errichtung einer neuen Ausbildungsstätte mit neuem Ausbildungskonzept durchsetzte. Als Standort wurde die Erichsburg bei Dassel bestimmt. Der preußische Staat als Eigentümer verpachtete das Gelände an die Landeskirche. Die Wahl des ländlichen Standortes sollte offenbar mit dem weitgehend ländlichen Charakter der Landeskirche korrespondieren.

Die als Festung dienende Erichsburg ist einschl. Wassergraben und modernen Befestigungen in den Jahren 1527 bis 1530 mit den steinernen Resten der nahen, während der Hildesheimer Stiftsfehde (1521-1523) schwer beschädigten mittelalterlichen Burg Hunnesrück erbaut worden. 1604 bis 1612 erhielt die Festung durch Umbauten einen schlossähnlichen Charakter. Im Dreißigjährigen Krieg beträchtlich im Mitleidenschaft gezogen, wurde sie für die folgenden Jahrhunderte Verwaltungs- und Gerichtssitz. In dieses Schloss zog nun das Predigerseminar mit Wohn-, Unterrichts- und Wirtschaftsräumen ein.

1891 begann der Lehrbetrieb am neuen Standort mit sechs Kandidaten der Theologie, die also das Universitätsstudium erfolgreich hinter sich hatten. Der erste Studiendirektor war Philipp Meyer (die weiteren Direktoren sind in der Festschrift - siehe Literatur-Hinweis - aufgelistet). Die neue Verwaltungs-Ordnung bestimmte, den "Kandidaten der Theologie wissenschaftliche und praktische Vorbereitung für das geistliche Amt zu gewähren." Die Leitung oblag dem Studiendirektor, die Verwaltung und Vertretung gegenüber Behörden lag in den Händen eines dreiköpfigen Kuratoriums; für Unterbringung und Verpflegung der auf die Zahl zwölf begrenzten Kandidaten war eine sog. Hausdame zuständig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erkannte die landeskirchliche Verwaltung, dass es notwendig sei, die Ausbildung der künftigen Pastoren zeitgemäßer zu machen, und das bedeutete, u.a. auf die Verstädterung der Gesellschaft einzugehen, was die Herausnahme der Ausbildung aus dem ländlichen Raum nahe legte. Folglich kam es 1953 zur Verlegung des Seminars von der Erichsburg nach Hildesheim in das Michaelis-Kloster. Dort führte es den umständlichen Namen " Predigerseminar an St. Michaelis in Hildesheim (vormals auf der Erichsburg") [vgl. Kirchliches Amtsblatt vom 6. Mai 1953]. Andererseits wurde nicht nur die qualitative Zunahme des Ausbildungsbedarfs, sondern auch die quantitative Zunahme gesehen, so dass es 1953 zur gleichzeitigen Errichtung eines "neuen einjährigen Seminars" auf der Erichsburg unter der Bezeichnung "Corvinus-Predigerseminar" kam. Es war sogarder Kauf der Gebäude geplant, der jedoch letztlich scheiterte; der Pachtvertrag mit dem Land Niedersachsen bot schließlich auch die gewünschte Planungssicherheit. Dieser Pachtvertrag war zuletzt 1950 erneuert worden und lief 1979 aus. Bis zum Jahr 1970 war das Seminar mit 21 Kandidaten-Plätzen eines von fünf Ausbildungsstätten von Vikarinnen und Vikaren der hannoverschen Landeskirche (außerdem Loccum, Hildesheim, Imbshausen, Rotenburg).

Doch die überkommene Pastoren-Ausbildung stand angesichts der raschen Fortentwicklung der modernen Gesellschaft immer häufiger auf dem Prüfstand. Nicht ohne Folgen: Ende 1970 wurde der Lehrbetrieb auf der Erichsburg für zuletzt lediglich drei Vikare Ende 1970 endgültig eingestellt. Das Predigerseminar Hildesheim übernahm die Funktion. Auch der schlechte bauliche Zustand der Gebäude förderte diesen Schritt. Anschließend wurde das Schloss für zehn Jahre bis 1979 als kirchliches Freizeitheim genutzt, das vom Kirchenkreis Einbeck betrieben und verwaltet wurde. Das Personal wurde z.T. übernommen.

Aufbau des Bestandes

Nach der Auflösung des Predigerseminars Erichsburg im Jahr 1970 kamen die Akten in das Landeskirchliche Archiv. Der Aufbau des Bestandes E 11 setzt sich aus zwei sachlich verschiedenen Teilen zusammen. Der erste Teil umfasst den Nachlass - soweit noch vorhanden - des Oberkonsistorialrates Abt Dr. P. H. Sextro, einer der "Väter" des Predigerseminars in Hannover, des Vorläufers der "Erichburg". Der zweite Teil umfasst Akten des Predigerseminars: Aus der Zeit bis 1891, dem Jahr der Verlegung des Seminars zur Erichsburg, sind allerdings kaum Dokumente vorhanden. Der Schwerpunkt des Bestandes liegt deshalb auf den Jahrzehnten 1891 bis zur Einstellung des Lehrbetriebes.
Die Akten des Predigerseminars sind unterteilt in 1.) Verwaltungsakten einschl. Akten des Finanzwesens und in 2.) Seminar- und Prüfungsarbeiten sowie Predigten der Seminaristen.

Verwandte und ergänzende Bestände:
B 1 A (Generalakten des Landeskirchenamtes Hannover) Nr. 321, Nr., 3069 ff.; N 48 I (Nachlaß Christhard Mahrenholz) Nr. 280, 510, 579, 581; S 9 (Presseausschnittsammlung) Erichsburg

Literatur

Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Hannoverschen Predigerseminars auf der Erichsburg, hrsg. vom Kuratorium des Predigerseminars durch Christhard Mahrenholz, Hannover 1952;
Gerhard auf dem Brinke: Predigerseminare auf der Erichsburg, in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 98 (2000), S. 179-208.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

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Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: ja

vollständig verzeichnet