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LkAH D 23 I

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Linerhaus Altencelle

Laufzeit

1843-1995

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Die Stiftung Linerhaus in Celle verdankt ihre Entstehung in entscheidender Weise der "Rettungshausidee" von Johann Hinrich Wichern, dem Gründer des "Rauhen Hauses" in Hamburg. Dessen Rede in der reformierten Kirche Celle 1843 bildete die Initialzündung für den Entschluss des Celler Vereins für Innere Mission, "die Errichtung einer Zweiganstalt im Auge zu behalten". Neben Wichern ist D. theol. Theodor Hugues, der reformierte Pastor von Celle, der zweite Gründungsvater. Hugues hatte schon den Verein für Innere Mission in Celle ins Leben gerufen. Nachdem er mit der finanziellen Unterstützung des Grafen Bernstorff (Gartow) sowie eines Unbekannten das Grundstück "Linerkamp" im Juli 1844 erworben hatte, stand der Gründung des "Rettungshauses" nichts mehr im Wege - zumal auch schon mit Peter Hansen, der schon im "Rauhen Haus" und zuletzt im Werkhaus Celle tätig war, ein geeigneter Hausvater gewonnen werden konnte.
Auf der zweiten Generalversammlung des "Vereins für Innere Mission" am 4. September 1844 wurde die Errichtung des "Celler Rettungshauses" beschlossen. Im Frühjahr 1845 begann man mit dem Bau eines Hauses, in welches nach der Fertigstellung Hausvater Peter Hansen mit seinem ersten aus Celle stammenden Zögling Schmidt am 5. Oktober 1845 einzog. Bereits 1851 mussten zwei weitere Wohnhäuser gebaut werden. Zwei neue Wirtschaftsgebäude entstanden 1848 und 1869. Der Ausbau der Landwirtschaft war ebenfalls unerlässlich und bewirkte den Ankauf eines Hofes in Altencelle. War das Linerhaus anfangs nur für Jungen zugänglich, wurden ab 1866 nach allseitigem Drängen auch Mädchen aufgenommen. Diese wurden in einer angemieteten Wohnung in Altencelle getrennt von den Knaben untergebracht.
Das 1878 erlassene Gesetz über die "Zwangserziehung verwahrloster Kinder" führte rasch zum Anstieg der betreuten Zöglinge. Am 10. November 1898 wurde die Satzung der "Rettungsanstalt Linerhaus" beschlossen, die unter anderem einen Vorstand

mit fünf und darüber hinaus einen Ausschuss mit zwölf gewählten Mitgliedern vorsah.
Vor Gründung dieser Stiftung war das Linerhaus vom "Verein für innere Mission" Celle getragen worden.
1901 folgte die Einführung der Fürsorgeerziehung im Zusammenhang mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches, was wiederum zu einem Anstieg der zu betreuenden Kinder führte. Weitere Gruppenhäuser und landwirtschaftliche Gebäude entstanden. Ein Schulgebäude mit Turnhalle beherbergte die 1911 errichtete "Hilfsschule für schwachbegabte Fürsorgezöglinge". 1912 entschied man sich für die Umstellung der Arbeit auf ein reines Mädchenheim. Der Schulbetrieb wurde bis zum Jahre 1920 auf zwei gemischte Normalklassen und drei Hilfsschulen für Mädchen ausgedehnt. Am 1. Oktober 1929 wurde eine Haushaltungsschule für schulentlassene Mädchen in Betrieb genommen.
Die NS-Zeit hat das Linerhaus relativ unbeschadet überstanden, obwohl der Staat 1938 die völlige Kontrolle der Erziehungsarbeit übernahm. Die ersten Jahre der Nachkriegszeit waren mit der Beschlagnahme von Gebäudeteilen und Räumen durch die Besatzungsmacht belastet. Doch wurden diese Hindernisse bald beseitigt. 1957 begann man mit dem Neubau eines Doppelgruppenhauses und 1962 mit dem Neubau des Wirtschaftsgebäudes. 1969 und 1970 setzte sich die Bautätigkeit mit der Errichtung von neun modern ausgestatteten Gruppenhäusern - dabei stand Wicherns Familiengedanke auch nach 125 Jahren noch Pate - sowie einem Mitarbeiterwohnhaus, Wasch- und Heizhaus, einer Haushaltungsschule, einer Krankenstation mit Behandlungs- und Ambulanzräumen, einem Saal und einem Lehrschwimmbecken fort. Schon 1980 begann man bereits über die Einrichtung eines Pflegeheimes für MS-Kranke auf dem Gelände des Linerhauses nachzudenken, welches dann am 9. November 1988 eingeweiht werden konnte. Neben der der Jugendhilfge und der Fürsorge für MS-Betroffene betäigt sich die Stiftung auch in der Benachteiligtenförderung und in der beruflichen Fort- und Weiterbildung.

Im Januar 1989 ist das Archiv des Linerhauses Celle vertraglich geregelt als Bestand "D 23 (Stiftung Linerhaus Celle)" im Landeskirchlichen Archiv Hannover deponiert worden. Das Depositum besteht v. a. aus 4094 Zöglingsakten, die einen Umfang von 43 Metern haben, als "D 23 II" in alpabetischer Reihenfolge aufbewahrt werden und für die allgemeine Benutzung gesperrt sind. Der "D 23 I" bezeichnete Bestand an Generalkten ist 1997 und 1998 geordent und verzeichnet worden. Die Laufzeit erstreckt sich von der Gründungsphase mit ersten Briefen Wicherns von 1843 bis ins Jahr 1987. Abgesehen von den als gesperrt gekennzeichneten Akten (medizinisch-psychiatrische Gutachten) ist der Bestand entsprechend den geltenden Regelungen benutzbar. Die im Findbuch aufgeführten Bauzeichnungen und Baupläne sind während der Verzeichnung dem Bestand "S 4a (Bauzeichnungen und Baupläne)" zugeordnet worden.

Ergänzende Bestände: B 1 (Generalakten des Landeskirchenamtes), E 2 (Landesverband für Innere Mission), E 52 (Diakonisches Werk der Landeskirche), N 109 (Nachlass Kittel), S 4a (Bauzeichnungen und Baupläne)

Literatur

Andreas Flick, Die Geschichte der Evangelisch-reformierten Gemeinde in Celle, in: Kirche in Celle, Beiträge zur Kirchengeschichte, Celle 1992

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

3,3

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: ja

vollständig verzeichnet