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NLA WO 249 A N

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Materialsammlung zur Biographie des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-(Oels) aus dem Nachlass P. Zimmermann

Laufzeit

1650-1999

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Der vorliegende Bestand entstammt dem Nachlass des Wolfenbütteler Archivdirektors Paul Zimmermann, welcher 1933 dem Landeshauptarchiv von dessen Erben übereignet worden ist (Zg. 58/33). Er wurde aus diesem eigens herausgelöst und abgetrennt aufgestellt, da er in seiner heutigen Zusammensetzung eine um das Manuskript der Biographie gruppierte sachthematische Sammlung von Exzerpten, Archivalien usw. darstellt, die als solche gesondert benutzt werden kann. Diese umfangreiche Materialsammlung birgt die Vorarbeiten für das Lebenswerk Paul Zimmermanns, das er jedoch in der ihm vorschwebenden Form nicht verwirklichen konnte. Um so wertvoller ist die glücklicherweise erhaltengebliebene Stoffsammlung, die ein wahrscheinlich letzterreichbares Höchstmaß an - freilich meist in Rohform vorliegenden - Informationen zur Biographie Friedrich Wilhelms bietet. Für jede weitere Beschäftigung mit dem Thema, zu dem bereits eine ausgebreitete Literatur vorliegt, ist künftig diese Stoffsammlung Zimmermanns sowie vor allem das handschriftliche Originalmanuskript der Biographie heranzuziehen. Letzteres ist erheblich umfang- und inhaltsreicher als der posthum erfolgte Druck aus dem Jahre 1936.

Während Zimmermanns Hauptnachlass (Bestand 249 N) schon kurz nach seinem Tode i.J. 1933 in das Staatsarchiv gelangte, wurde die Materialsammlung (249 A N) erst nachträglich i.J. 1939 abgegeben (Zg. 17/39)

I. Inhalt und Zusammensetzung des Bestandes

Der vorl. Bestand war nach seiner ursprünglichen Zusammensetzung ganz heterogen. Er enthält jetzt folgende Bestandteile und Provenienzen:

1) Materialsammlung (Rest) des Schriftstellers Friedrich Karl von Vechelde aus den Jahren ca. 1844 - 1846 für die von ihm geplante Monographie über Friedrich Wilhelms Feldzug im Jahre 1809.
2) Splitter aus den historiographischen Bemühungen der braunschweigischen Landeshistoriker Wilheln Görges und Ferdinand Spehr um Friedrich Wilhelm.
3) Ältere Archivalienabschriften unbekannter Herkunft aus dem 19. Jahrhundert (vielleicht zu Position 1 und 2 gehörig).
4) Material (Exponate) aus der 1890 in Braunschweig veranstalteten Ausstellung vaterländischer Erinnerungen aus der Zeit von 1806 bis 1815 (insbes. diverse Druckschriften, publizistische Erzeugnisse etc.). Herkunft: unbestimmt, z.T. aus dem Landeshauptarchiv oder Privathand (?), z.T. vielleicht auch Privatbesitz von Zimmermann.
5) Einiges Material des Militärhistorikers Gustav von Kortzfleisch betr. Friedrich Wilhelm und das Schwarze Korps.
6) Exzerpte, Korrespondenzen, Collectanea und Manuskript zur Biographie Friedrich Wilhelms von der Hand Paul Zimmermanns (erwachsen etwa von 1890 - 1933).
7) Archivalien des Landeshauptarchivs Wolfenbüttel zum Thema Friedrich Wilhelm (inzwischen größtenteils wieder ausgeschieden und in entsprechende Bestände ein- oder rückgegliedert; (vgl. Liste S. 25)
8) Aus Privathand, aus dem Antiquariatshandel, im Tauschwege, aus Bibliotheken, Archiven etc. von P. Zimmermann erworbene Dokumente und Archivalien (z.T. 1978 in andere Bestände eingegliedert).
9) Sonstiges Material, wie Sonderdrucke, Zeitungsausschnitte, Archivalienabschriften von fremder Hand usw. (gesammelt von Zimmermann).
10) Varia wie unter 9, insbes. aber Zeitungsausschnitte (aus 30 Slg, Kasten 13 hierher 1978 überführt, da wahrscheinlich ursprünglich wohl irgendwie mit vorstehendem Bestand verzahnt)

Den mengenmäßigen Hauptanteil des Bestandes bilden die Positionen 6 bis 9.

Das Selekt war bislang im Verzeichnis des Nachlasses von P. Zimmermann nur summarisch als Abteilung C (Sammlungen für die Arbeit über Herzog Friedrich Wilhelm) aufgeführt und nicht verzeichnet. Das Manuskript ist erst nachträglich am 5.7.1939 von Studienrat Dr. Multhoff, dem Herausgeber der Zimmermannschen Biographie, an das Archiv abgegeben und dem Bestand zugeführt worden (Zg. 17/39).
Nach Abschluss der Ordnungsarbeiten am vorl. Bestand wurden diejenigen Archivalien (rd. 90 Faszikel), die nach Provenienz oder Pertinenz in sonstige Archivbestände gehörten oder einigermaßen hineinpassten, aus 249 A N herausgenommen und denselben zugeführt.

Der Großteil fand Aufnahme in 1 Alt 22 und 24 Neu. Schwer identifizierbares oder anderswo schlecht unterzubringendes Material wurde im vorl. Nachlassbestand belassen, weil es der Benutzer hier am ehesten findet. Der Bestand ist in seiner jetzigen Form eine bereinigte Materialsammlung.

II. Ordnung

Die ursprüngliche Ordnung von Zimmermanns Stoffsammlung war zu Beginn der Verzeichnung schwer gestört. Einmal hatte Zimmermann selbst die Grundordnung des Materials bei der Niederschrift des Manuskripttextes sowie die später verfasste Ergänzungen usw. stark verändert. Nach Zimmermanns Tode hat der Herausgeber der Biographie, Robert Multhoff, das Material bei der Durchsicht des Nachlasses möglicherweise nochmals in eine andere Ordnung gebracht.

Im Staatsarchiv sind die Papiere dann, womöglich bei der Übergabe 1939 oder beim Umzug 1955 gänzlich durcheinandergeraten.

Zimmermann hatte seine Sammlungen in erster Linie chronologisch, in zweiter Linie sachlich gegliedert. Mappen mit Papp- oder Papierumschlägen waren in der Regel mit römischen Signaturen (ca. I - XV), Jahreszahlen (z.B. "1906") oder Sachstichworten "Offiziere" o.ä.) versehen. Die Bedeutung der römischen Signaturen ist nicht mehr zu erkennen. In die einzelnen, chronologisch oder sachlich bestimmten Mappen steckte er alles inhaltlich zugehörige Schriftgut ohne Rücksicht auf die Herkunft hinein: also eigene sowie fremde Abschriften und Exzerpte, Originalarchivalien jeder Art (Briefe, Amtsakten, Proklamationen, Reskripte, zeitgenössische Zeugenberichte, publizistische Erzeugnisse, Gedichte), ferner zeitgenössische Druckschriften, Zeitungsausschnitte, Sonderdrucke, eigene Korrespondenzen mit Dritten zum Thema etc. Während der Niederschrift des Textes und für die danach ständig eingefügten Nachträge gliederte Zimmermann das gesamte Material in den Jahren 1930 bis 1933 nach dem Auswertungsgrad als Ganzes und sogar innerhalb der einzelnen Faszikel neu durch folgende Aufschriften:: "Erledigt", "noch zu benutzen", "nicht verwendbar", "Stellen abzuschreiben", "für Nachträge und Anmerkungen" usw. Bis kurz vor seinem Tode das Material unermüdlich vermehrend, aber seit 1932 wohl altersschwach, wie die zittrige Handschrift ausweist (die Mitte Januar 1932 noch unverändert war), wurde die Erstordnung noch von Zimmermann selbst erheblich durcheinandergebracht. Multhoff hat dann zwar das Manuskript verändert (Streichungen, Zusätze, Setzerzeichen), innerhalb der Stoffsammlung aber offenbar keine schriftlichen Bemerkungen angebracht.

Bei der Neuordnung 1978 konnten zahllose Zimmermannsche Exzerpte, die durchgängig wichtige Quellenhinweise enthalten, mangels sachlicher oder zeitlicher Spezialbezüge nicht weiter untergliedert und klar eingeordnet werden, da die ursprüngliche Formierung des Materials nicht mehr erkennbar war.

Das Erwerbsdatum und z.T. auch die Herkunft der Originalschriftstücke aus der Zeit Friedrich Wilhelms ist sehr häufig von Zimmermann persönlich auf den Dokumenten selbst mit Bleistift vermerkt worden (meist auf der Rückseite): z.B. "19/10. 1900", oder "von Dr. Bruhns 20/10. 1898", "aus Scholz Antiquariat" usw. Manchmal liegen auch die diesbezüglichen Antiquariatsangebote oder auf die Herkunft verweisende Sonderdrucke etc. bei. Häufig findet sich aber auf den Archivalien nur die Chiffre "S.H." oder "S.K.", was vielleicht "Schwarzer Herzog" oder "Schwarzes Korps" bedeutet und die Zuweisung des Stückes zu Zimmermanns Materialsammlung anzeigen soll; sehr wahrscheinlich bedeutet aber "S.K." = "Sammelkästen", d.h. Herkunft oder spätere Zuweisung zum Bestand 30 Slg. Bei vielen Stücken ist allerdings Erwerbsart und Herkunft dunkel. Offenbar bekam Zimmermann manche Schriftstücke aus Privatbesitz zuerst zur Abschrift angeboten und dann später - oft nach Jahrzehnten - auch geschenkt. Bei einem Beispiel fand die Abschrift schon 1890, die Schenkung 1913 statt. Vom Stadtarchiv und der Stadtbibliothek in Braunschweig, der Herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel sowie dem Braunschweigischen Landesmuseum erhielt er manche Stücke wohl auch im Tauschwege. Jedenfalls ist bei den Archivalien selten zu erkennen, was Privatbesitz Zimmermanns oder Besitz des Landeshauptarchiv war. Möglicherweise hat er seine Sammlung auch aus kassiertem Schriftgut, Dubletten etc. des Landeshauptarchivs angefüllt. Einige Archivalien hat er für seine Forschungen aus den Archivbeständen herausgezogen. In ähnlicher Weise bediente er sich aus der Dienstbibliothek des Staatsarchivs (besonders Broschüren, Gelegenheitsschriften).

III. Geschichte des Bestandes

Der Bestand erwuchs seit etwa 1840 bis 1846 und dann von 1890 bis 1933. Besonders wertvoll sind die aus dem Nachlass Vechelde stammenden Schriftstücke (Liste derselben s. am Ende des Vorworts). Der Schriftsteller und Landeshistoriker Friedrich Karl von Vechelde (1801 - 1846; vgl. ADB 39, S. 789 f) hatte sich in Wort und Tat für das Andenken des Freiheitskämpfers Ferdinand von Schill in Braunschweig eingesetzt. Er beabsichtigte sodann seit etwa 1840 dem Herzog Friedrich Wilhelm ein literarisches Denkmal zu setzen. Die erste Idee dazu und die ersten Materialien dafür verschaffte ihm der braunschweigische Landeshistoriker Ferdinand Spehr (s. 298 N 456, Bl. 31 [Brief von Görges vom 15.2.1847]; über Spehr vgl. ADB Bd. 35, S. 94 f). In den folgenden Jahren machte Vechelde hierzu auf Kosten des Herzogs Wilhelm verschiedene Reisen, um Material für diese Biographie zu sammeln. Im Jahre 1844 publizierte er darüber einen Bericht, der für die damalige Quellenlage sehr aufschlussreich ist (s. Literaturverzeichnis am Ende des Vorworts). Mit dem Landeshistoriker Wilhelm Görges (1813 - 1894; zur Vita vgl. Literaturverzeichnis unten) schloss er 1846 einen Kontrakt über das geplante Werk ab (s. Nr. 27), kam aber laut P. Zimmermann (in ADB 39, S. 790) über Vorarbeiten nicht hinaus. Vechelde hat wichtige zeitgenössische Zeugen zur Geschichte Herzog Friedrich Wilhelms befragt. Die Auskünfte derselben sowie sonstiges von ihnen beigesteuertes Material liegen im vorl. Selekt 249 A N teilweise noch vor.

Vertraglich war Görges berechtigt, die von Vechelde gesammelten Materialien nach dessen Tode einzufordern. Der Vertrag vom 24. Juli 1846 bestimmte, dass Vechelde das "Manuskript" der Lebensbeschreibung im Gesamtumfang von 20 Bogen in folgenden Erstlieferungen einsenden solle: zwei Druckbogen zum 15. August 1846, zwei weitere zum Ende September 1846. Im Todesfall erhält Görges die bereits von Vechelde "gesammelten Materialien", damit ein anderer Geschichtskundiger das Werk fortsetzen könne (s. 249 A N 27). Bereits am 24. September 1846 stirbt plötzlich Vechelde in Braunschweig. Fünf Tage danach schreibt Görges (298 N 456 an v. Strombeck), dass die auf verschiedenen Reisen von Vechelde zusammengebrachte "Ansammlung von Material" zur Lebensbeschreibung des Herzogs Friedrich Wilhelm nach eigenem Augenschein "vorzüglich" sei. Im nächsten Monat (Oktober) solle das Werk erscheinen. Das "zu der ersten Lieferung erforderliche Material" habe er bereits von den Erben Vecheldes erhalten. Die Biographie soll "möglichst genau in dem Sinn verfasst werden", wie es die Absicht v. Vecheldes war, die der Verstorbene Görges gegenüber wiederholt erläutert hatte.

Im Februar 1847 erscheint dann endlich die erste Lieferung, verfasst von Vechelde "und auch" Spehr, wie Görges ausdrücklich am 15.2. an v. Strombeck schreibt (298 N 456). Diese erste wahre Lebensbeschreibung des Herzogs beruhe auf authentischen Quellen, reichhaltigem und glaubwürdigem Material. Leider wird jedoch Vechelde auf dem Titelblatt nicht als Mitverfasser genannt und seine Mitwirkung im Buch nirgends erwähnt. Aufgrund der eben benannten, bisher unbekannten Briefstellen scheint mir Spehrs Biographie - trotz Zimmermanns gegenteiliger Versicherung in ADB 39, S. 790 f - mindestens z.T. auch von Vechelde zu stammen. In diesem Sinne ist auch v. Strombecks Mitteilung im Nachruf auf F.K. von Vechelde aufzufassen (Braunschweig. Magazin 1846, S. 334): Görges werde "verschiedene wichtige Sammlungen des Vecheldeschen Nachlasses, die solcher von dem Verfasser erworben, dem Publikum nächstens heftweise mitteilen". Zu dieser Aussage war Strombeck eigens von Görges autorisiert.

Das ganze Werk erschien 1847 unter dem Titel "Friedrich-Wilhelms-Album. Erinnerungsblätter ..., herausgegeben von Görges". Es enthielt fast ausschließlich nur das "Biographische Denkmal" aus der Feder seines Freundes F. Spehr, welches 1861 und 1865 dann selbständig unter dessen Namen herauskam. Spehr gibt leider nur selten Quellen an (aufschlussreich ist aber z.B. in der 3. Auflage 1865 der Hinweis auf S. 71).

Wie die Papiere Vecheldes in Zimmermanns Besitz kamen, ist nicht bekannt. Möglicherweise gibt sein ausgedehnter Briefwechsel in 249 N darüber einmal näheren Aufschluss.

Zimmermann selbst befasste sich mindestens seit 1886 intensiv und kontinuierlich mit der Person des Schwarzen Herzogs. Im Jahre 1886 entlieh er bereits Akten aus Schloss Richmond über den Freiheitskämpfer zum Zwecke "literarischer Benutzung" (vgl. Nr. 28). Dem Friedrich Wilhelm-Forscher Dr. Müller aus Rathenow teilt er 1890 mit, dass er eine Biographie des Herzogs schreiben wolle; ins Staatsarchiv sei nur wenig Material gelangt, doch werde seit längerer Zeit Ersatzüberlieferung aus Privatbesitz erworben; die Registratur des Herzogs sei ganz verschwunden, was auf sein unruhiges Leben seit 1806 und dann auf den Schlossbrand 1830 zurückzuführen sei; Nachrichten zur Biographie müßten demzufolge mühsam zusammengetragen werden (vgl. 36 Alt 221 [1890, 30], Schreiben an Dr. Müller vom 20.3.1890). Dr. Müller war seinerseits seit 1891 mit einer Materialsammlung über den Schwarzen Herzog befasst (Nr. 29).

Im selben Jahr 1890 arbeitete Zimmermann bereits auch für die aus Anlaß des 75-jährigen Jahrestages der Schlacht von Quatrebras in Braunschweig veranstaltete Ausstellung vaterländischer Erinnerungen aus der Zeit von 1806 bis 1815. Die umfangreiche Bibliographie zu dieser Ausstellung erstellte er selbst in relativ kurzer Zeit (Braunschweig in den Jahren 1806 bis 1815, Heft 1, Schriftenverzeichnis). Im Vorwort führt er auf Seite IV und VI die öffentlichen und privaten Leihgeber auf. Bei letzteren recherchierte, "sammelte", entlieh, erwarb oder kaufte Zimmermann in den nächsten Jahrzehnten alles Erreichbare zum Zwecke seiner geplanten Biographie.

Im Jahre 1893 bittet er den Herzog von Cumberland um die Genehmigung, den im Landeshauptarchiv sekretierten Nachlass des Herzogs Wilhelm (+ 1884) für seine Biographie durchsehen zu dürfen. Er hofft, dass diese Biographie, die Liebe zum angestammten Herrscherhaus und den Stolz auf seine große Vergangenheit bei der Braunschweiger Bevölkerung verstärke (s. 249 N vorl. Nr. 501, Briefe aus den Jahren 1892 - 1893).

Ferner besorgte er sich durch Mittelsleute (u.a. Selma Stern [gest. 1981; Nachruf s. Braunschweiger Zeitung vom 9.9.1981] Biographin Karl Wilhelm Ferdinands) z.T. auch selbst exzerpierend, Archivalienexzerte aus in- und ausländischen Archiven (s. Sachindex unter "Archive"). Nur die französischen Archive wurden von ihm nicht ausgewertet. Bis in die letzten Lebensmonate hinein verfolgte er sorgfältig alle über das Napoleonische Zeitalter erscheinende Literatur und exzerpierte aus derselben.

Des weiteren trat er mit den Historikern der braunschweigischen Militärgeschichte in enge Verbindung. Hierbei ist insbesondere Oberst Gustav von Kortzfleisch zu nennen, der von 1888 bis 1894 Hauptmann im braunschweigischen Infanterieregiment 92 war. Kortzfleisch (1864 - 1910; zur Vita vgl. Braunschweig. Magazin 1910, S. 87) verfasste die unten im Literaturverzeichnis aufgeführten beiden grundlegenden Werke (1894, 1896) zum militärischen Wirken des Herzogs Friedrich Wilhelm. Zimmermann beurteilt in den Braunschweigischen Anzeigen vom 18.12.1894 das Werk über den Feldzug von 1809 als abschließend, da auf Ausschöpfung aller Literatur und umfangreichem Aktenmaterial beruhend. Im Vorwort zu seiner Geschichte des braunschweigischen Infanterieregiments (Bd. 1, 1896) setzt sich Kortzfleisch ausführlich mit den gedruckten und ungedruckten Quellen auseinander. Er benutzte für die Erforschung des Schwarzen Korps erstmals die Staatsarchive in Wien, Berlin, Hannover, London und Marburg sowie ungedruckte Quellen aus Bibliotheken. Dabei beklagt er jedoch lebhaft das Fehlen der wahrscheinlich beim Schlossbrand 1830 vernichteten Militärberichte an Herzog Friedrich Wilhelm. Mit Kortzfleisch stand Zimmermann bis zu dessen Tode 1910 in Verbindung. Kortzfleisch schickte ihm ausgewertete Archivalienauszüge zu weiterer Benutzung (z.B. 36 Alt 73/3 vom 17.9.1897). Von ihm erhielt Zimmermann wohl auch die Materialsammlungen aus Vecheldes Nachlass: Kortzfleisch hat diese Faszikel nämlich häufig mit Titelbeschriftung versehen. Die aus Kortzfleischs Nachlass oder Besitz stammenden Faszikel sind unten aufgeführt (am Ende des Vorworts).

Als weitere Militärhistoriker, die Zimmermann Material oder Informationen zukommen ließen, sind insbesondere Rittmeister Hermann Graf von Schlieffen-Wioska (gest. 1915) und Bankdirektor Paul Walter (s. Braunschw. Magazin 1909, S. 133 ff; vgl. Bestand 245 N) zu nennen. Schlieffen schrieb die Geschichte des Husarenregiments 17. Auch der vorgenannte Oberlehrer Prof. Dr. Müller aus Rathenow, Verfasser einer kritischen Untersuchung über die innere Struktur des Schwarzen Korps, gehört zu Zimmermanns Informanten. Schlieffen und Müller fußen ebenfalls auf Archivmaterial und legen in ihren Arbeiten einleitend eine Quellenübersicht vor. Unglücklicherweise fehlt eine solche gerade in der Druckfassung von Zimmermanns eigener Biographie des Herzogs, die das große, umfassende und abschließende Werk zum Thema sein sollte. Das ist um so bedauerlicher, als bereits sein älterer Vorgänger Schneidawind in seinen beiden Büchern von 1851 und 1852 in der Einleitung seine Quellen nachweist.

Seit 1886 kontinuierlich Stoff für die Biographie sammelnd konnte Zimmermann dank seiner weitreichenden dienstlichen und persönlichen Beziehungen in erstaunlichem Umfang Quellen aus Privathand durch Erwerb sicherstellen oder abschriftlich festhalten. Nach dieser Richtung hin ist die überhaupt erreichbare Quellenvollständigkeit für den Schwarzen Herzog zweifellos optimal. Aufgrund der gewaltigen Popularität des "Heldenherzogs" konnte Zimmermann auf die tätige Mithilfe weitester Kreise des Herzogtums bei seinem Sammelprojekt rechnen. Seine Notizen bezeugen, dass er bis ans Lebensende rastlos für die Materialvermehrung tätig war: ins Archiv fließende neue Behördenbestände, die einschlägige Literatur und nichtarchivisches Quellengut ließ er bei der Informationsjagd für sein opus magnum nie aus dem Auge.

Die seine jahrzehntelange Sammeltätigkeit krönende Niederschrift seines Lebenswerkes und dessen weitere Schicksale standen dagegen unter einem Unstern.

Nach Auskunft von Hermann Voges, der von 1924 bis 1933 Amtsnachfolger Zimmermanns war, plante Zimmermann eine "mehrbändige Biographie" (s. Niedersächsische Lebensbilder, Bd. 1, Hildesheim und Leipzig 1939, S. 446). Nach eigenhändigen Notizen (Nr. 1) schrieb Zimmermann das Manuskript im Umfang von 370 Seiten wohl in der Zeit von Januar 1930 bis Dezember 1931 nieder. Bis dahin war er geistig und körperlich noch auf der Höhe, wie der Text und seine mindestens bis Mitte Januar 1932 unveränderte Schrift verraten. Eine den Inhalt hervorragend aufschließende, klare, seitenweise Inhaltsübersicht sowie eine Kapitelübersicht von seiner Hand lagen vor, wurden aber von den Herausgebern nicht verwendet, die überdies auch noch von einem Register absahen.

Danach arbeitete er offenbar bis zu seinem Tode an Anmerkungen und Zusätzen, die er selbst nicht mehr in eine übersichtliche Ordnung zu bringen vermochte. Die Notizen aus den letzten Lebensmonaten tragen deutlich Spuren einer geschwächten Konzentrationskraft. Desgleichen suchte er nach Abschluss der Niederschrift passende Mottos zu den einzelnen Kapiteln (Nr. 1). Diese Mottos sind aufschlussreich für Paul Zimmermanns Geistesart und seine persönliche Beziehung zum Thema. Bei seinem Tod am 13.2.1933 lag das Manuskript als ein durch Zusätze und Anmerkungen überwuchertes schwer übersehbares Konvolut vor, wie Brandi im Druck desselben im Jahre 1936 im Vorwort ausführt. Von der Historischen Kommission für Niedersachsen wurde Dr. Robert Multhoff mit einer "sauberen Überarbeitung im Sinne der Herstellung des Grundtextes unter Verwertung der unentbehrlichen Verbesserungen und Zusätze" beauftragt. Diese Arbeit erforderte fast zwei Jahre; das Zimmermannsche Manuskript sandte der Bearbeiter erst am 5.7.1939 dem Landeshauptarchiv zu [Zg. 17/39]. Über das Ergebnis dieser editorischen Bemühungen urteilt Hermann Voges a.a.O. S. 446 hart, dass man die Druckfassung der Zimmermannschen Biographie "nicht mehr als sein Werk bezeichnen" kann. Der Verfasser dieses Vorworts vermag sich diesem Urteil des engsten Mitarbeiters von P. Zimmermann aus folgenden Gründen nur anzuschließen:

Auf dem Titelblatt wird nicht darauf hingewiesen, dass der Verfasser tot ist. Ferner erscheint Robert Multhoff dort nicht als Herausgeber und - was viel gravierender ist - auch nicht als Bearbeiter. Als Bearbeiter hat er aber so erheblich in den Text eingegriffen und diesen verändert, dass das gedruckte Opus ein Gemeinschaftswerk Zimmermann-Multhoff geworden ist. Die Eingriffe überschreiten das Editionsziel einer "saubere(n) Überarbeitung im Sinne der Herstellung des Grundtextes" ganz erheblich. Denn gerade den Grundtext, der in flüssiger Darstellung vorlag, hat Multhoff z.T. stark gekürzt sowie mit selbstverfassten Zusätzen, Überleitungen und Ersatzzusammenfassungen für die Kürzungen versehen. Ferner hat er den Zimmermannschen Grundtext überaus häufig stilistisch "verbessert" (verdeutlichend, glättend etc.): als Probe vergleiche man: Nr. 7 Seite 96i Zeile 7: Zimmermann schreibt: "Nachricht über seinen [sc. Karl Wilhelm Ferdinands] Zustand hatte er [sc. Friedrich Wilhelm] nicht erhalten"; Multhoff macht daraus: "Nachricht über dessen Zustand war ihm seitdem nicht zugegangen". Endziel Multhoffs war in Wahrheit nicht die Herstellung des wirklich vorliegenden Zimmermannschen Grundtextes, sondern der Idealtypus eines solchen in der Vorstellung des Bearbeiters. Gegen diese Verfremdung wäre nichts einzuwenden, wenn dieselbe im Vorwort begründet und klar herausgestellt worden wäre.

Die Kapiteleinteilung Zimmermanns wurde von Multhoff verändert: statt der 21 im Manuskript vorliegenden und ausgearbeiteten Kapitel (deren Zählung im Manuskript allerdings ab Kapitel 11 unsicher ist), hat Multhoffs Text nur 15 Kapitel. Das Kapitel 21 (Nr. 23), richtig wohl 24, hat Zimmermann nicht mehr vollendet.

Es sollte die Lieder auf den Schwarzen Herzog und seinen Nachruhm zum Inhalt haben. Leider verzichtete Multhoff auch ohne Not auf Zimmermanns den Textinhalt übersichtlich aufschließende, ausführliche und informative Kapitelüberschriften zugunsten selbstverfasster Kapitel-Kurztitel: das ist um so unverständlicher, als auch ein Namenregister fehlt und so der Informationsreichtum des Werkes im Textfluß versteckt bleibt. Die von Zimmermann gefertigten Anmerkungen verwertet Multhoff nur zum Teil: der jetzige Drucktext weist 39 Anmerkungen auf, die den Text nur willkürlich und punktuell belegen. Das wurde bereits von Mack neben dem Fehlen des Namenregisters in seiner recht kritischen Rezension (vgl. Braunschw. Jahrbuch 8, 1936, S. 86 f), als Hauptmangel beklagt. Sicherlich war Zimmermann mit dem Anmerkungsapparat vor seinem Tode nicht mehr ins Reine gekommen; aber es lagen wesentlich mehr, z.T. bereits dem Text zugeordnete und ausgearbeitete Anmerkungen vor, daneben auch Anmerkungsrohmaterial. Gerade hier hätte sich eine weitergehende Berücksichtigung der Zimmermannschen Vorarbeiten, wozu auch die die Belege bietenden Exzerpte rechnen, gelohnt und hätte eine wissenschaftliche Lücke ausfüllen können. Entbehren doch alle Vorgängerdarstellungen des Schwarzen Herzogs (Schneidawind, Spehr, Kortzfleisch) des Anmerkungsapparates. Da Zimmermanns, als abschließend gedachte Biographie nun gleichfalls nur mit verstümmeltem Apparat vorliegt, ist jeder Forscher auf diesem Gebiet weiterhin unverändert gezwungen, sich die Belege selbst zusammenzusuchen. Das ist um so mißlicher, als die Hauptquellenüberlieferung zu Friedrich Wilhelm wegen des Registraturverlustes vom Jahre 1809 (s. unten) und des Schlossbrandes von 1830 dezimiert ist; die Ersatzüberlieferung ist naturgemäß sehr zersplittert. Es besteht also die groteske Situation, dass die über hundertjährige intensive biographische Forschung über den braunschweigischen Nationalhelden einen vollständigen und übersichtlichen Nachweis der Quellenbelege nicht erbracht hat. Leider findet sich auch im vorl. Bestand nirgendwo eine zusammenfassende Erörterung der prekären Quellenlage, wozu Zimmermann geradezu in erster Linie berufen gewesen wäre. Zum Glück liegen aber die Belege für die im Biographiemanuskript verwerteten Quellen wenigstens im Rohzustand (als Exzerpte, Notizen, Abschriften usw.) im vorl. Nachlass vor, der in seiner Gesamtheit gleichsam den fehlenden Anmerkungsapparat ersetzt.

Zusammenfassend muss man urteilen, dass diese Herausgabe des Zimmermannschen Lebenswerkes unkorrekt ist und wissenschaftlichen Grundsätzen widerspricht. Weder der Landesgeschichte noch Zimmermanns Andenken wurde mit dem Druck in der vorliegenden Form ein besonderer Dienst erwiesen. Dass Karl Brandi diese Herausgabe mit seinem Namen deckte, verschleierte den mißlichen Tatbestand wohl bis heute. Allerdings heben drei sachkundige Besprechungen Mängel und den Kompromißcharakter der Drucklegung nach Erscheinen des Buches hervor (Mack in: Braunschw. Jahrbuch 8. 1936, S. 86 f; Grieser in: Nieders. Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 13, 1936, S. 263 ff; Steinacker in Braunschweigische Landeszeitung vom 17. Dez. 1935).

Angesichts der aufgezeigten Mängel der Drucklegung ist es unverständlich, dass Karl Brandi sich im Vorwort auf nur einer Druckseite ganz allgemein über die Editionsgrundsätze auslässt, die eine ganz eingehende Darlegung erfordert hätten. In einem Schreiben an den Verleger Lax in Hildesheim vom 8. November 1935 nennt er das Werk "das Manuskript eines bekannten angesehenen Autors in guter Überarbeitung" (im Archiv der Historischen Kommission im Hauptstaatsarchiv Hannover). Der Bibliotheksdirektor May (Hannover) schlug Brandi am 13. November 1935 brieflich angesichts der Sachlage vor, auf dem Titelblatt hinter Zimmermanns Namen unbedingt ein Kreuz zu setzen und Multhoffs Tätigkeit zu erwähnen, etwa in der Form: "aus dem Nachlass veröffentlicht von Robert Multhoff" (Archiv Hist. Komm. wie oben). Dieses ist zum Schaden des Buches nicht geschehen. Dr. Multhoff teilte Dr. Lent im November 1978 mit, dass Brandi das von Multhoff entworfene Vorwort für Zimmermanns Buch nicht übernommen, sondern seinerseits ein eigenes abgefasst hat, das dann dem Buch vorangestellt wurde. Dr. Multhoff (geb. 1.1.1905) starb am 24.1.1980. (Zum Verstehenden s. Nr.1).

Inhaltlich bietet Zimmermanns Buch genauso wie seine Vorgänger mehr Ereignis- und Personengeschichte als Strukturgeschichte: die inneren Verhältnisse im Schwarzen Korps übergeht er fast ganz. Das Militärische tritt gegenüber dem Biographischen, und insbes. dem Familiären, zurück. Die Person Friedrich Wilhelms, sein Charakter und die Familie stehen im Mittelpunkt seines Interesses. Insofern sind Spehrs, Schneidawinds, Müllers und Kortzfleischs ältere Darstellungen durch Zimmermann nicht überholt, weil sie in den militärischen Einzelheiten ausführlicher sind. Aufschlussreich ist die Rezension von R. Grieser (s.o.) der hervorhebt, dass Zimmermann seinem Helden den Nimbus genommen hat: sein Charakter war fragwürdig, seine militärische Befähigung bescheiden, der berühmte kühne Zug im Jahre 1809 mehr eine "eilige Flucht" und eine militärische Episode; als ganzes kann Zimmermanns Werk keineswegs als erhebendes Volksbuch gelten.

IV. Wert des Bestandes angesichts der Überlieferungsverluste für Herzog Friedrich Wilhelm

Der Quellenwert des Bestandes ist hoch zu veranschlagen. Durch Zimmermanns Sammeltätigkeit sowie durch den Sammel- und Forscherfleiß von Vechelde, Kortzfleisch, Wioska, Paul Walter u.a. ist hier ein Höchstmaß von Informationen zur Biographie und Zeit des Schwarzen Herzogs zusammengetragen worden. Gerade diese Epoche der braunschweigischen Geschichte ist durch Quellenverluste schlecht dokumentiert. Zimmermann wußte genau um die Überlieferungslücken und sammelte zielbewußt Ersatzüberlieferungen.

Die Quellenverluste entstanden durch folgende Ereignisse: Brand der preußisch-deutschen Heeresarchive i.J. 1945 (vgl. Das Bundesarchiv und seine Bestände, 3. Aufl. 1977, S. 189 mit Literaturangaben); die Erbeutung der Militärpapiere des Herzogs Friedrich Wilhelm durch die Franzosen i.J. 1809; die Braunschweiger Schlossbrände von 1830 und 1865.

Den Hergang der Erbeutung der herzoglichen Papiere durch den französischen Marinekapitän Moncabrié am 7. August 1809 an der Nordsee schildern W. Görges [d.i. Spehr] (Friedrich-Wilhelms-Album, 1847, S. 229 f) sowie Paul Zimmermann (Der Schwarze Herzog, 1936, S. 146). Nach Auskunft des Generaldirektors der französischen Archive im Jahre 1978 (auf eine diesbezügliche Anfrage des Staatsarchivs Wolfenbüttel) hat der Kapitän Peytes de Moncabrié, Kommandant der Seestation und der Elbe- und Weserküsten, diese Papiere mit einer erbeuteten Fahne und einem Bericht über den Hergang an den König von Westphalen als Kommandanten des 10. Korps geschickt. Für diese Mission wurde der Marinefähnrich Vinchon ausersehen (s. den entspr. Bericht in den Archives de France unter der Signatur: Marine BB4 280, f° 181). Das weitere Schicksal dieser Papiere ließ sich in den französischen Archiven bisher nicht aufklären (vgl. Dienstregistratur SR 1 Alt 22 - Auskunft des französischen Kultusministeriums - Direktion der Französischen Archive, vom 11.12.1978 usw.; dort der Wortlaut des o.g. Berichts). Wie primitiv die militärische Schriftgutregistratur des Schwarzen Korps 1809 übrigens war, schildert anschaulich Prof. Dr. Müller (Rathenow) in der Zeitschrift des Histor. Vereins für Niedersachsen, Jg. 1910, S. 400 f: sie bestand aus einer alten Holzkiste ohne Deckel, in der auch Noten, Spielkarten, Privatbriefe usw. lagen; es gab keine Anciennitätslisten und wohl auch keine genauere Rechnungslegung.

Der Schlossbrand von 1830 riss dann erhebliche Verluste durch Brand und Plünderung in die Überlieferung: insbesondere wurden das Geheimratsarchiv sowie die Kabinettsregistratur betroffen. Vielleicht hatte Herzog Karl II. auch Papiere seiner Eltern in seinen ausgebrannten Privatgemächern. Ein genaueres Bild der Schäden ist z.Zt. aus den Akten nicht zu gewinnen (ein ziemlich ergebnisloser Versuch wurde vom Unterzeichneten im Jahre 1977 unternommen). Die Angaben des Herzogs Wilhelm sowie verschiedener Behörden und Beamter differieren zwischen den Feststellungen "Totalverlust" oder "das meiste gerettet". Vieles ist damals offenbar aber durch Plünderung etc. in Privatbesitz gekommen, wovon manches dank Zimmermanns unermüdlicher Sammeltätigkeit vielleicht später ins Archiv gelangt ist (augenscheinlich damals häufig in 30 Slg untergebracht). Sicher verbrannte 1830 jedoch die Bibliothek des Schwarzen Herzogs und diejenige seines Vaters (Archivaliennachweise zu den Schlossbrandverlusten siehe Liste unten Bl. 29). In der Forschungsliteratur werden die durch den Schlossbrand des Jahres 1830 verursachten Überlieferungsverluste für die Regierungszeiten Karl Wilhelm Ferdinands und Friedrich Wilhelms unisono, aber ohne nähere Details, als einschneidend beklagt (u.a. von Paul Zimmermann selbst).

Weitere Verluste in ganz unbekannter Höhe entstanden durch den zweiten Schlossbrand des Jahres 1865 im Neubau (vgl. Karl Lange: Der Brand des Residenzschlosses zu Braunschweig im Jahre 1865, Braunschweig 1949). Es scheint, als ob hierbei auch persönliche Erinnerungsstücke an Herzog Friedrich Wilhelm zugrundegegangen sind.

Von einem Totalverlust kann man trotz dieser Kette von Einbußen in den Jahren 1809, 1830 und 1865 für den Schwarzen Herzog nicht sprechen, da immerhin Teilüberlieferung in 1 Alt 22, 24 Neu sowie im Depositum 5 N vorhanden ist.

Nach dem Gesagten versteht sich der Quellenwert der vorl. Materialsammlung 249 A N, die einem Höhepunkt der braunschweigischen und einer rühmlichen Aktion der deutschen Militär- und Kriegsgeschichte gilt, von selbst. Die Archivalienabschriften und -exzerpte aus deutschen und europäischen Archiven, die von Zimmermann ausgewerteten und in das Landeshauptarchiv gezogenen Privatarchivalien sowie die umfassende Literaturbenutzung garantieren höchsterreichbare Vollständigkeit. Besonders wertvoll wird der Bestand dadurch, dass manche Archive (wie das preußische Heeres- und das Geheime preußische Staatsarchiv) im zweiten Weltkriege zugrundegingen oder nicht mehr zugänglich sind, wodurch die hier vorl. Archivalienkopien zugleich Bedeutung für die Deutsche Geschichte gewinnen. Über Zimmermanns gedruckte Biographie des Schwarzen Herzogs hinaus befindet sich im hiesigen Bestand das wesentlich umfangreichere Manuskript mit reichlicheren Quellennachweisen, womit die Forschung über diesen Herzog wohl als abgeschlossen gelten kann. Zimmermanns intensive, langjährige Quellensammeltätigkeit hat die großen Überlieferungsverluste z.T. wieder wettgemacht.

Die Figur des Schwarzen Herzogs spielte bis 1945 und abgeschwächt auch noch in der unmittelbaren Nachkriegszeit eine große Rolle im braunschweigischen Geschichtsbewußtsein und in der historischen und heimatgeschichtlichen Publizistik. Für das 19. Jahrhundert war er eine ideale regionale Heldengestalt: Volksmann, Freiheitskämpfer, Freikorpsführer, Draufgänger, Napoleonhasser, militärischer Führer, alles gekrönt von seinem Heldentod bei Quatrebras. So konnte er zu einer Integrationsfigur der braunschweigischen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert avancieren. In ihm vereinigte sich geradezu ideal der nationale und territoriale Aspekt der Geschichte, zeigte sich schlagend die enge Verbindung zwischen Gesamtdeutscher Geschichte und Landesgeschichte. Faszinierend für das Zeitalter des Nationalismus war ferner die Verbindung von militärischem und politischem Führertum in der Figur dieses "Heldenfürsten".

Die Nachwirkung bzw. die Geschichte des Ruhmes des Schwarzen Herzogs ist noch nicht geschrieben; sie könnte viel über das braunschweigische Geschichtsverständnis in neuerer Zeit aussagen. Zimmermann interessierte sich sehr für diesen Aspekt der Wirkungsgeschichte seines Helden; ein Kapitel seines Buches sollte diesem Thema gewidmet sein, wie die im vorl. Bestand erhaltengebliebenen Vorarbeiten zeigen. Sein Lebenswerk hätte somit den ansonsten ganz modernen Aspekt der sogen. "Rezeptionsgeschichte", die mit Gundolfs "Cäsar, Geschichte seines Ruhmes" (1924) einsetzt, intensiv berücksichtigt.

Der Bestand wurde von Dr. Lent geordnet und verzeichnet. Das Findbuch schrieb Frau Marie-Luise Schröder.

Stand: Juli 1982

Enthält

Manuskript der Biographie; Quellennachweise u. Exzerpte; Korrespondenz des Hzgs Friedrich Wilhelm; allg. Lebensgeschichte bis ca 1806; innere Verhältnisse des Hzgtms Brsg; Kriegsjahr 1806; Lebensgeschichte Friedrich Wilhelms von 1806-1815; Feldzug 1809; das brsg. Truppenkorps; Exil in England, Rückkehr nach Brsg u. Regierung des Landes; Tod Friedrich Wilhelms; Ruhm u. Nachleben des Hzgs; Abbildungen

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

1,2

Bearbeiter

Dieter Lent (1982)