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Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Luther-Werke (Depositum Messer)

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Der Bestand enthält Konstruktionszeichnungen (v.a. Lastwagen, Anhänger, Kipper, Fahrgestelle, Aufbauten und Zubehör) der Braunschweiger Firma Luther & Jordan aus dem Zeitraum 1950 bis 1979.

Bestandsgeschichte

Der Bestand enthält Konstruktionszeichnungen der Produktpalette von Luther & Jordan aus dem Zeitraum 1950 bis 1979, die Lastwagen, Anhänger, Kipper, Fahrgestelle, Aufbauten und Zubehör umfasst. Näheres ergibt sich aus der Gliederung, die während der Verzeichnung sukzessive erstellt wurde. Einzelteile sind möglichst nach Type den Fahrzeugklassen zugeordnet.

Folgendes zur Firmengeschichte weitgehend nach dem Vorwort zum Bestand des Staatsarchivs Wolfenbüttel 1008 N (Familie Luther), das von Herrn Archivoberinspektor Stefan Luttmer verfasst wurde:

Firmengeschichte

Im Jahre 1846 gründete der Mühlenbauer Gottlieb Luther in Wolfenbüttel die Luther´sche Maschinenfabrik, die auf Mühlenbau spezialisiert war. Seit 1853 firmierte sie unter dem Namen "Luther & Peters" am Holzhof in Wolfenbüttel. Im Jahre 1875 bezog die Firma ein neues, größeres Gelände in Braunschweig an der Frankfurter Straße. Gottliebs Sohn Hugo wurde Mitinhaber, nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1879 dann Alleininhaber. Hugo kaufte die Mühle Rüningen und nutzte sie als Versuchsmühle. Doch er weitete die Aktivitäten der Firma, die nun "G. Luther, Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt" hieß, auf andere Produktionszweige aus und machte sich schon bald einen Namen als Erbauer verschiedenster Fabrikanlagen. 1890 leitete er dann ein ganz besonderes Projekt: die Donau-Regulierung am "Eisernen Tor" im Grenzgebiet zwischen Ungarn und Rumänien. Die Arbeiten an den Felsenstrecken der Donau (etwa 85 km lang) verteilten sich auf fünf Katarakte. Auf allen Baustellen und im Braunschweiger Luther-Werk wurden zeitweilig im Rahmen dieses Projektes bis zu 9.000 Mann beschäftigt. Sechs Jahre lang war Hugo Luther, vornehmlich vor Ort, mit der Durchführung des Projekts beschäftigt. In der Zwischenzeit verließen drei seiner wichtigsten Ingenieure die Firma in Braunschweig: Amme, Giesecke und Konegen. Sie gründeten ihre eigene Maschinenbaufirma in Braunschweig. Hugo Luther starb im Jahre 1901. Sein Sohn Stephan, der bei der

Fa. Gebr. Seck AG in Dresden gelernt und gearbeitet hatte, kam 1935 zusammen mit Walter Jordan in die Werksleitung. Seit 1927 gehörten die Luther-Werke zusammen mit anderen Maschinenbaufabriken zur MIAG (Mühlenbau und Industrie AG). 1941 gelang es Stephan Luther, die Firma Luther aus der MIAG heraus zu lösen. Unter dem Namen "Luther-Werke, Luther & Co. GmbH" konzentrierte man sich auf die Rüstungsproduktion, vor allem den Flugzeugbau. Seit 1943 war Walter Jordan Mitinhaber, so dass die Firma in "Luther-Werke, Luther & Jordan" umbenannt wurde. Stephan Luther starb 1944. Walter Jordan betrieb das Unternehmen weiter. Nach Kriegsende wurde die Firma, die in den letzten Kriegsmonaten stark beschädigt wurde, von den Alliierten geschlossen und teilweise demontiert. Der Stilllegungsbefehl vom 06.08.1946 wurde jedoch bald schon wieder aufgehoben. Anfang 1950 begann Walter Jordan, die Firma, aus der fast sämtliche Maschinen und Gerätschaften entfernt wurden, wieder aufzubauen. Die großen Produktionszweige wurden der Fahrzeugbau und Sondermaschinen. In Braunschweig-Waggum betrieb die Firma Luther & Jordan eine Hubschrauber-Reparaturwerft. Zunehmend konzentrierte sich die Firma, die eine Vertragsfirma in Mainz (Auftragsproduktion für die amerikanische Armee) unterhielt, auf die Rüstungsproduktion bis zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen überhöhten Preisen für Rüstungsgüter. Sieben Verantwortliche der Braunschweiger Maschinenfabrik Luther & Jordan KG wurden im Juli 1963 verhaftet. Einer davon war der Komplementär und Geschäftsführer Walter Jordan. Danach benannte sich die Firma in Luther GmbH Co um. Im November 1963 nahm sich Jordan - schwer erkrankt - das Leben. Nach schweren Verlusten in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre mussten die Luther-Werke im Sommer 1979 Konkurs anmelden. Die letzten Aufträge wurden 1980 abgewickelt.

Der Bestand wurde im Dezember 2009 als Depositum von Herrn Diplomingenieur Carsten Messer aus Stadthagen im Wirtschaftsarchiv hinterlegt.

Die Verzeichnung, Gliederung und Indizierung erfolgte durch Herrn Jochen Druckenbrodt, der auch Teile des Vorworts verfasst hat, im Rahmen eines Werkvertrags. Die Schlussredaktion nahm der Unterzeichnende vor.

Wolfenbüttel, Juli 2012

Dr. Martin Fimpel


Parallelüberlieferungen in den Beständen des Staatsarchivs Wolfenbüttel

- 12 Neu Wirtschaft (Staatsministerium)
- 12 Neu Finanzen (Staatsministerium)
- 127 Neu (Kreisdirektion Wolfenbüttel)
- 34 N (Stadt Wolfenbüttel)
- 7 Nds (Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig)
- 40 Neu 24 Fb. 5, Nr. 2370 (Testament Gottlieb Luther,
1874)
- 87 Neu, Nr. 247 (Anlage eines Nebengleises, 1882)
- 133 Neu, Nr. 698 (Geschäftsberichte der G. Luther AG,
1910-1915)
- 18 R Zg. 17/2003, Nr. 524 (Sammelakte Devisenstelle Braunschweig, u.a. Fa. Lutherwerke GmbH, 1942)
- 305 N Nr. 49 (Geburtstagsfeier der Luther-Werke 1961)
- 27 Slg 1347
- 30 Slg 29/9


Literatur

- Hans Tischert: 110 Jahre Luther-Werke Luther & Jordan.
Braunschweig, 1956 (DiBi Zg. 293/56)
- Karl Liedke/Bernd Rother: Von der Zuckerfabrik zum
Mikrochip - Braunschweigs Industrie von 1850 bis heute.
Frankfurt/M., 1989 (DiBi Zg. 389/89)
- Jarck/Scheel: Braunschweigisches Biographisches Lexikon.
Hannover, 1996
- Braunschweiger Stadtlexikon. Braunschweig, 1992
(DiBi Zg. 423/93)
- http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46173491.html

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: nein

teilweise verzeichnet