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NLA WO 128 Neu

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Kreisdirektion Helmstedt

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

I. Behördengeschichte
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Die herzogliche Kreisdirektion Helmstedt wurde zum 1. Januar 1833 gegründet und bestand aus den Ämtern Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Vorsfelde und Calvörde. Das Landratsamt erhielt seinen Sitz im heutigen Gebäude des Zonengrenz-Museums (Villa Heinemann) in Helmstedt. Erster Kreisdirektor wurde Justizamtmann Eisfeldt in Vorsfelde.

Die Kreisdirektion Helmstedt unterstand unmittelbar dem Braunschweigischen Staatsministerium (Bestand 12 Neu). Ihr waren alle in ihrem Bezirk befindlichen Beamten und Behörden unterstellt. Neben der Aufsichtsbefugnis hatte sie auch zahlreiche Aufgaben unmittelbarer Verwaltung. Die Ämter verloren an Eigengewicht und wurden zu Ausführungsorganen der Kreisdirektion.

Mit der Trennung von Justiz und Verwaltung im Jahre 1850 (Gesetz vom 21. August 1849 mit Wirkung zum 1. August 1850: (GuVS Nr. 35/1849 und Nr. 13/1850) wurden die Ämter als Verwaltungsbehörde aufgehoben. Ihre Befugnisse gingen an die Kreisdirektionen über.

Mit der 1871 eingeführten neuen Kreisordnung wurden sämtliche Gemeinden in einem Kommunalverband zusammengeschlossen, dessen Organe die Kreisversammlung (heutiger Kreistag) und der Kreisausschuss waren.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich weder im Aufbau der Kreisverwaltung noch in der Zusammensetzung des Kreises etwas grundsätzlich geändert.

Die Kommunalisierung der zuvor staatlichen Kreisdirektionen erfolgte im Zusammenhang mit der von der britischen Militärregierung veranlassten Änderung der Deutschen Gemeindeordnung durch den Niedersächsischen Landtag, dessen "Gesetz zur vorläufigen Regelung einiger Punkte des Selbstverwaltungsrechts" vom 28. Mai 1947 mit seiner Verkündung am 3. Juni 1947 in Kraft trat (Nieders. Gesetz- und Verordnungsblatt 1. Jg. 1947, Nr. 7 vom 3. Juni 1947, S. 62-63, Sign. Dienstbibl. Yb 1).

Akten des Landkreises Helmstedt (ab 03.06.1947) lagern im Bestand 94 N.

II. Bestandsgeschichte
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Bis zum Jahre 1948 war von der Hzgl. Kreisdirektion Helmstedt lediglich unter dem 30. Oktober 1890 ein kleiner Aktenbestand an das Staatsarchiv abgegeben worden, der dazu noch mindestens zur Hälfte aus Akten verschiedener Vorbehörden bestand. Diese wurden 1952 von Staatsarchivrat Dr. Götting aus dem hiesigen Bestand entnommen und nach den einzelnen Provenienzen aufgeteilt.

Im September 1937 kam dem Staatsarchiv durch Zufall zu Ohren, dass von der Kreisdirektion Helmstedt größere Mengen von Altakten an den Wolfenbütteler Altmaterialhändler Hagemann verkauft waren. Es gelang nur noch zahlreiche Karten und Pläne vor der Vernichtung zu bewahren und den Fall zum Anlass zu nehmen, um einen Erlass des Braunschweigischen Ministerpräsidenten betr. "Vernichtung von Akten und Ablieferung von ausgesonderten Akten an das Landeshauptarchiv" vom 08.10.1937 - D 1130/30.9. - (Amtsbl. 110/1937) zu erwirken.

Was und wie viel bei dieser eigenmächtigen Aktenvernichtung des Landratsamts Helmstedt tatsächlich vernichtet worden ist, war nicht mehr festzustellen. Als Staatsdirektor Dr. Kleinau am 25.3.1941 die Registratur des Landratsamts besichtigte, wurde ihm versichert, dass nur Gemeinderechnungen, Belege und wertlose ungeheftete Akten zum Einstampfen fortgegeben worden seien. Dasselbe hatte die Kreisdirektion auf Anfrage an das Staatsministerium berichtet. Wenn man nicht größere Kassationen in früherer Zeit annehmen will, so dürfte dieser Angabe wenig Glauben zu schenken sein; denn abgesehen von den "Kirchen- und Schulsachen" scheinen von allen Gruppen heute nur noch mehr oder weniger umfangreiche Reste vorhanden zu sein.

Auch während des zweiten Weltkrieges müssen noch erhebliche Verluste eingetreten sein, denn von den vom Staatsarchivdirektor Dr. Kleinau vermerkten Aktengruppen fehlt z. B. die Gruppe "Militaria" heute vollständig, welche noch im Jahre 1924 in ihren wichtigeren Teilen ausdrücklich von einer Vernichtung ausgeschlossen worden waren.

Bei zunehmender Luftgefahr wurde die Altregistratur (ob vollständig, muss dahingestellt bleiben) vom Dachboden des Landratsamtes in den Keller des Juleums überführt, wo sie z. T. starke Feuchtigkeitsschäden davontrug. Hier besichtigte Bürgermeister a.D. Meyer am 2. November 1944 die Akten, konnte aber wegen fehlender Beleuchtung eine genauere Durchsicht und evtl. Aussonderung nicht vornehmen, sondern nur die Übernahme nach Ende des Krieges in Aussicht stellen.

Am 25. März 1947 besichtigte er den Bestand, der inzwischen in den großen Saal des Juleums überführt worden war, nochmals, gab einen Teil zur Vernichtung frei und verabredete die Ordnung der archivwürdigen Akten durch die Kreisverwaltung. Diese ließ sie von einem Handelsoberlehrer a.D. Schmidt vornehmen. Die Akten waren aber durch die mehrmaligen Überführungen so völlig durcheinandergeraten, dass Schmidt sich nur auf eine sinnlose alphabetische Lagerung beschränkte, die noch dazu nicht konsequent durchgeführt wurde.

So blieb Staatsarchivrat Dr. Götting, als er am 2. April 1948 zur Übernahme des Bestandes nach Helmstedt kam, nichts anderes übrig, als einige nicht archivwürdige Stücke auszusondern, die übrigen Akten bündeln zu lassen und sie, so wie sie waren, ins Staatsarchiv zu übernehmen. In den Diensträumen der Kreisverwaltung wurde außer den laufenden Akten nichts mehr vorgefunden. Wie das durchweg neue Personal versicherte, sei alles andere durch Brand und Plünderung verlorengegangen (der Dachboden des Landratsamtes soll im Frühjahr 1945 durch Luftangriff in Brand geraten sein). So wird mit dem Verlust der Kreisdirektionsakten, insbesondere aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, gerechnet werden müssen. Auch sämtliche Registraturbehelfe sollen in Verlust geraten sein, so dass Art und Umfang des verlorenen Aktengutes ebenfalls nicht mehr festzustellen ist.

Die am 12. April 1948 an das Staatsarchiv abgegebenen Akten umfassten 321 Bündel oder 4100 Nummern. Da Akten sämtlicher Vorbehörden (alte Ämter, adlige und Klostergerichte, Kreisgerichte, Kreisämter und neue Ämter und Drömlingskommission) darin vertreten waren, die zum größten Teil nicht von der Registratur der Kreisdirektion fortgeführt waren, wurde nach der 1948/49 erfolgten Gesamtverzeichnung eine Aufgliederung des Bestandes nach den etwa 25 verschiedenen Provenienzen erforderlich.

Diese erste Aktenabgabe aus dem Jahre 1948 (heute: Akten mit den Signaturen 128 Neu Gr. 1 bis Gr. 24) enthält also nur die seit 1832 bei der Kreisdirektion Helmstedt erwachsenen bzw. unmittelbar von deren Registratur fortgeführten Akten (eine Ausnahme bilden lediglich die Varia-Bände der Gruppe 23, Kirchen- und Schulsachen, die bei der Kreisdirektion aus losen Blättern formiert wurden und auf deren Auflösung verzichtet wurde).

Der größte Teil der als 128 Neu Fb. 2 verzeichneten Akten ist in den Jahren 1965/66 von Dr. König bei der Kreisverwaltung Helmstedt ausgesondert und am 31.05./01.06.1966 vom Staatsarchiv als Zugang 26/1966 überommen worden. Der Bestand wurde 1968 ergänzt durch Akten des Kulturbauamts Helmstedt (Zg. 15/1968) und 1971 durch Gewerbeakten (Zg. 6/1971).

Auch die als 128 Neu Fb. 3 verzeichneten Akten gelangten in mehreren Abgaben ins Staatsarchiv, der erste Teil im Jahre 1979 (Zg. 39/1979), ein weiterer im Jahre 1994 (Zg. 17/1994). Im Zuge der archivischen Bearbeitung der Akten des Zugangs 17/1994 wurde auch die in der Tektonik des Niedersächsischen Staatsarchivs in Wolfenbüttel nachgezeichnete Trennung zwischen staatlichem (hier: Hauptabteilung Neu) und kommunalem Archivgut (in Hauptabteilung N) für die Überlieferung der Kreisverwaltung Helmstedt fortgesetzt.

Dazu wurden in den Jahren 1996 bis 1999 diejenigen Akten im Archivbestand 94 N (Landkreis Helmstedt), die tatsächlich vor der Kommunalisierung geschlossen wurden, in den vorliegenden Archivbestand 128 Neu (Kreisdirektion Helmstedt) übergeführt; sie tragen jetzt die neuen Archivsignaturen 128 Neu Fb. 3 Nr. 255-378. Desgleichen wurden umgekehrt diejenigen Akten des Bestandes 128 Neu (hier v.a. des Teilbestandes 128 Neu Fb. 2), die erst nach der Kommunalisierung geschlossen wurden, unter den neuen Archivsignaturen 94 N 502-543, 549-623 sowie 679-701 in den Bestand 94 N übernommen. Stichtag für die Trennung war der vorgenannte 3.6.1947. Die früheren Archivsignaturen bleiben weiterhin nachweisbar, sowohl im Feld "(Alte) Archivsignatur" als auch in der Konkordanz "(Alte) Archivsignatur - laufende Nummer").

Der vorliegende Bestand wurde in den Jahren 1948-2000 von zahlreichen Händen verzeichnet und war bisher durch drei Findbücher (128 Neu, 128 Neu Fb. 2, 128 Neu Fb. 3) erschlossen. Die beiden erstgenannten Findbücher lagen bisher nur als maschinenschriftliche Findbücher vor. Die Eingabe dieser Teilbestände in die EDV erfolgte durch die Archivangestellten Rainer Kustak und Irene Meier. Alle drei Teilbestände wurden seit Winter 2011/12 vom Unterzeichnenden zusammengeführt und eine einheitliche Gliederung erstellt. Dabei hat sich Unterzeichnender stark an den bisherigen drei Gliederungen orientiert.

Weitere Angaben zur Bestandsgeschichte und zu den jeweiligen Bearbeitern sind in den ausführlichen Vorwörtern der drei Alt-Findbücher zu finden. Sie wurden in den Bestand 36 Alt überführt:
128 Neu 36 Alt, Nr. 1157
128 Neu Fb. 2 36 Alt, Nr. 1158
128 Neu Fb. 3 36 Alt, Nr. 1159

Wolfenbüttel, im September 2012

St. Luttmer
(Archivoberinspektor)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

teilweise verzeichnet