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NLA WO 50 Neu 4

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Direktion der Berg- und Hüttenwerke

Laufzeit

1727-1924

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Umfang: 110,0 lfdm
Inhalt u.a.: allgem. Verwaltung, Kommunion-Hoheitssachen; Haushalts-, Kassen-, Rechnungswesen; Personalia; Gebäude u. Grundstücke; Haushalts-, Kassen-, Rechnungssachen; Hüttenbetrieb; Harzer Bergbau, Helmstedter u. Schöninger Braunkohlen-Bergbau; übriger Bergbau; Steinbrüche; Salinen; Rammelsberger Bergwerk; Porzellanfabrik Fürstenberg; Marmorfabrik Rübeland.

Bestandsgeschichte

Der Bestand 50 Neu 4 umfaßt rund 4000 Akten der Herzoglichen Kammer, Direktion der Berg- und Hüttenwerke, aus den Jahren 1814 bis 1922.

Nach der Wiederherstellung der Fürstlichen Kammer am 19.5.1814 (GuVS Nr. 23) war die Verwaltung der braunschweigischen Berg- und Hüttenwerke angesichts der vielfältigen und unterschiedlichen Angelegenheiten, mit deren Regelung die Kammer betraut wurde, ursprünglich nur Teil der Domänenverwaltung. Die gemeinsame Verwaltung der Kommunion-Berg- und Hüttenwerke mit den hannoverschen Behörden lag zwar zunächst auch im Zuständigkeitsbereich der Kammer, wurde jedoch bis 1832 von der braunschweigischen Berghauptmannschaft unter
Oberaufsicht der Kammer eigenständig wahrgenommen (s. 59 Neu). Mit der Neuordnung der Kammer am 12.10.1832 (GuVS Nr. 24) jedoch wurden die Geschäftsbereiche neu definiert und auch institutionell - in drei einzelne Direktionen (Domänen, Forsten und Jagden, Berg- und Hüttenwerke) - gegliedert. Die letztere rückte damit der ökonomischen Bedeutung ihres Aufgabengebietes entsprechend an die Stelle einer in ihren Obliegenheiten und Kompetenzen klar abgegrenzten zentralen Instanz zur Beaufsichtigung des Bergbau- und Hüttenwesens, welches als wohl bedeutendster Teil der braunschweigischen Wirtschaft anzusehen ist.

Der Wirkungskreis der neu geschaffenen Direktion umfaßte sämtliche Berg- und Hüttenwerke, einschließlich der Porzellanfabrik Fürstenberg, der Glas- und Ziegelhütten, Steinbrüche, Kalk- und Gipsbrennereien, der Braunkohlengruben und Torfstiche, der Salinen und Salzmagazine und die Herzogliche Münze. Überdies war sie nach Auflösung der braunschweigischen Berghauptmannschaft gemeinsam mit den hannoverschen, später (seit 1866) preußischen Behörden verantwortlich für die Leitung des Bergbau- und Hüttenbetriebes im KommunionHarz sowie für die Regelung aller sonstigen die Kommunion betreffenden Fragen.

Mit der Einrichtung des Landesbergamtes als Nachfolgebehörde durch das Gesetz vom 11.5.1922 (GuVS Nr. 5) fand die Tätigkeit der Direktion der Berg- und Hüttenwerke im Zuge der Auflösung der Herzoglichen Kammer ein Ende.

Die Akten, die den Bestand 50 Neu bilden, wurden zwischen 1903 und ca. 1972 an das Staatsarchiv abgegeben. Weil die Abgaben von verschiedenen Behörden bzw. zusammen mit Akten von Vorgänger- und Nachfolgebehörden erfolgten, wurden zum Teil eigentlich in 50 Neu gehörende Akten unterschiedlichen Archivbeständen zugewiesen, z.B. 4 Alt und 12 Neu.

Die Akten der Bergbau- und Hüttenverwaltung sind als Teilbestände 50 Neu Fb. 11-16, 18 und 20 übernommen und ca. 1963 von Herrn Trecker auf Zetteln archivisch verzeichnet worden. Bei der 1991/92 erfolgten Neubearbeitung wurden die Akten entsprechend der Behördengliederung von 1832 unter der Bestandsbezeichnung "50 Neu 4 - Herzogliche Kammer, Direktion der Berg- und Hüttenwerke" zusammengeführt und unter Beibehaltung der bisher vergebenen Signaturen vollständig neu verzeichnet, wobei gelegentlich die Vergabe neuer Aktentitel, in zahlreichen Fällen die Korrektur der festgestellten Laufzeiten erforderlich war. Auf dieser Grundlage ist eine Trennung der Akten nach den Stichjahren 1814 und 1922 vorgenommen worden, wobei ca. 60 Akten den Vorgängerbeständen 4 Alt 15, 16 W und 3 Blg zugewiesen, im Gegenzug eine kleinere Anzahl Akten aus 4 Alt 15 zu 50 Neu 4 genommen wurden.

Zugleich stellte sich heraus, daß ca. 360 Akten des bisher noch nicht ermittelten Bestandes 53 Neu "Landesbergamt" (seit 1922) noch bei 50 Neu lagen - zwar archivisch verzeichnet, jedoch noch nicht laufzeitgemäß von den Kammerakten getrennt. Im Zuge der Bearbeitung sämtlicher Berg- und Hüttenakten des Staatsarchivs sind ca. 550 (bisher unter der alten Bestandsbezeichnung 59 Neu "Kommunion-Berg- und Hüttenverwaltung" lagernde) Kammerakten ermittelt worden, die nunmehr ihrer eigentlichen Provenienz entsprechend bei 50 Neu 4 zu finden sind.

Aufgrund der 1832 erfolgten Neuordnung der Organisationsund Kompetenzstrukturen der Kammer (s.o.) bot es sich an, die bis zu diesem Zeitpunkt geführten Akten zu separieren und eine gesonderte Hauptabteilung A innerhalb des Bestandes einzurichten (Gruppe 1 bis 9), der durch den - gleichermaßen den Zeitraum bis 1832 erfassenden - Bestand 59 Neu "Berghauptmannschaft" inhaltlich ergänzt wird, während der Teil B (Gruppe 10 bis 23) die Verwaltung der einseitig braunschweigischen wie der Kommunion-Berg- und Hüttenwerke erfaßt. Ein im alten Findbuch 20 niedergelegter Vermerk, Akten der Saline Schöningen, der Steinbrüche und der Kommunion-Registratur, wie sie dort verzeichnet waren, seien im 2. Weltkrieg vernichtet worden, erwies sich als Irrtum; der überwiegende Teil dieser Akten liegt vor.

"Varia"-und "Generalia"-Akten sind ihren Inhalten entsprechend aufgeteilt bzw. zu neuen Akten zusammengefaßt worden.

Band-Serien wurden nach Überprüfung ihrer Gesamtlaufzeit gegebenenfalls getrennt, und die einzelnen Bände, die chronologisch Vorläufer- bzw. Nachfolgerbeständen zuzuordnen sind, diesen zugewiesen.

Im Rahmen der Neubearbeitung wurde es als sinnvoll erachtet, die in zahlreichen Akten lose einliegenden Karten und Zeichnungen zu entnehmen und der Kartensammlung einzugliedern.

Die bisher für einen Teil des Bestandes vorliegende Klassifikation wurde aufgrund ihrer teilweise unübersichtlichen Gliederung nicht übernommen, die sachthematische Ordnung der Akten demgemäß neu erstellt. Die bisher nur sehr schwer benutzbaren Akten der Bergbau- und Hüttenverwaltung bieten nun nach Abschluß der neuesten Verzeichnung weitreichenden Aufschluß über einen zentralen Aspekt der Geschichte des Herzogtums Braunschweig als Wirtschaftsraum. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt naturgemäß bei den Belangen des Kommunion-Harzes, wobei besonders das Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen der Berg- und Hüttenwerke insgesamt wie auch der einzelnen Hütten- und Bergwerke außerordentlich breit dokumentiert ist.

Speziell über den Harzer Bergbau, geben die von 1818 bis 1875 nahezu lückenlos vorliegenden Bergberichte detailliert Auskunft und sind daher als grundlegende Quelle für diesen Bereich anzusehen Besondere Bedeutung ist sicherlich - vor allem angesichts der gegenwärtig ständig wachsenden Aktualität der Umweltverschmutzung durch Industriebetriebe - den Akten beizumessen, die Hüttenrauchschäden behandeln, denn hier wird deutlich, daß bereits im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert die Problematik der Beeinträchtigung des ökologischen Gleichgewichts in der Form, wie wir sie heute kennen, Konturen anzunehmen beginnt.

Verhältnismäßig großen Raum - wenn auch in Ihrer Bedeutung für die Forschung sicherlich von vergleichsweise geringerem Interesse - nehmen die Akten über Anlegung und Verpachtung von Steinbrüchen ein.

Zu den in den Akten enthaltenen bzw. inzwischen entnommenen Karten und Zeichnungen ist zu bemerken, daß vor allem die zahlreichen Gebäudeauf- und -grundrisse zum Teil als hervorragende Beispiele für die Ästhetik der Industriearchitektur des 19. Jahrhundert gelten dürfen, während Übersichtspläne der Hüttenwerke oder Bergwerksquerschnitte Informationen über die Entwicklung und den Aufbau dieser Betriebe vermitteln. Der Zugang zu den während der Neuverzeichnung entnommenen Karten wird durch die dem jeweiligen Aktentitel beigefügten Vermerke und K-Signaturen ermöglicht.

Hinweis: Bei Benutzung des Bestandes sollten unbedingt auch 59 Neu "Berghauptmannschaft" (für die Kommunion-Berg- und Hüttenwerke 1814 - 1832) und - aufgrund zum Teil weit zurückreichender Laufzeiten der Akten - 53 Neu "Landesbergamt" herangezogen werden.

Die Überarbeitung und Neuverzeichnung des vorliegenden Bestandes erfolgte von August 1991 bis April 1992 durch den Archivangestellten Herrn Andreas Düwel M.A.; die Eingabe in AIDA wurde von den Archivangestellten Frau Hrvojka Günther, Renate Durdel und Herrn Rainer Kustak vorgenommen.

Die Erstellung dieses Findbuches wurde durch die Förderung des Arbeitsamtes Braunschweig im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf der Grundlage des Arbeitsförderungsgesetzes ermöglicht, wofür an dieser Stelle ausdrücklich gedankt sei.

Wolfenbüttel, im Mai 1992

Im Jahr 1996 wurden in den Bestand weitere von Herrn Düwel hinterlassene Akten eingearbeitet.

Wolfenbüttel, im Dezember 1996

Rainer Lohlker
(Archivoberinspektor)



Literatur:

Zur Geschichte des Kommunion-Harzes und des braunschweigischen Berg- und Hüttenwesens im 19. und 20. Jh. liegen nur sehr vereinzelt Arbeiten vor; frühere Epochen sind bereits weitaus besser erforscht. Dennoch existieren zu Einzelaspekten zahlreiche, wenn auch ältere Beiträge, die jedoch oftmals schwerpunktmäßig den Oberharz behandeln. Die bislang noch bestehenden Lücken sind durch die wissenschaftlichte Auswertung vor allem der in diesem Findbuch verzeichneten Akten noch zu schließen. Als Einstieg und erste Orientierung sind - vorbehaltlich der erwähnten Beschränkungen - folgende Titel zu empfehlen:

- R. Bettgenhaeuser, die Industrien des Herzogtums Braunschweig, Teil 1, Braunschweig, 1899
- G. Kanzow, Grundzüge der braunschweigischen Industrie, Hannover 1928
- B. Kerl, Der Communion-Unterharz, 1853
- E. Kraume, Geschichte des Harzer Bergbaus, 1947
- W. Bornhardt, Geschichte des Rammelsberger Bergbaues von seiner Aufnahme bis zur Neuzeit, Berlin 1934
- Rammelsberg-Bibliographie, Ein Verzeichnis von Schriften über den Bergbau am Rammelsberg zu Goslar, Hg. Stadt Goslar, 1968

- E. Riech/U. Steinmann/E. Walcher, Der Rammelsberg, 1987
- Reinhard Roseneck, Der Rammelsberg, 1992
- H. Dennert, Bergbau und Hüttenwesen im Harz vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, dargestellt in Lebensbildern führender Persönlichkeiten, Clausthal-Zellerfeld, 1986 (2. Auflage)
- ders. (Bearb.), Kleine Chronik der Oberharzer Bergstädte und ihres Erzbergbaus, Clausthal-Zellerfeld, 1954
- H. Banniza u.a., Das Berg- und Hüttenwesen des Oberharzes, Stuttgart, 1895
- K. Brüning, Der Bergbau im Harze und im Mansfeldschen, Braunschweig/Hamburg, 1926
- O. Hoppe, Die Bergwerke, Aufbereitungsanstalten und Hütten im Ober- und Unterharz, Clausthal, 1883
- Das Oberbergamt in Clausthal-Zellerfeld und der Bergbau in seinem Bezirk, Berlin/Basel, 1965
- H. Schucht, Chronik und Heimatskunde des Hüttenortes Oker, 1888
- W. Eule, Zwei Jahrhunderte Bergbau im Revier der Braunschweigischen Kohlenbergwerke Helmstedt, 1937
- H. Ruschepaul, Das Helmstedter Braunkohlenrevier. Raumstrukturelle Wandlungen unter dem Einfluß des Bergbaus, 973
- H. Wiswe, Geschichte der Salzwerke bei Salzdahlum, in: Braunschweigisches Jahrbuch 29 (1943), S. 75-112
- K. Rose, Heimatbuch der Salzstadt Schöningen, Teil 3, Braunschweig,

1940

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet