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NLA WO 50 Neu 1

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Herzogliche Kammer, Gemeinsames Direktorium

Laufzeit

1623-1939

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Umfang: 62,8 lfdm
Inhalt u.a.: Personalia; Verwaltung des Helmstedter Kloster- u. Studienfonds; Domänenverwaltung allgem.; Bausachen; Handel u. Gewerbe; Landwirtschaft u. Forsten; Kirchen- u. Schulsachen; Straßen, Wege, Brücken; Wasserbau; Gemeindeangelegenheiten Stadt Brsg; andere Städte u. Gemeinden; Gesuche u. Eingaben; Steuern u. Abgaben; Lehnssachen, Ablösungen; Prozesse.

Bestandsgeschichte

"Herzogliche Kammer, Generalia"

Nach dem Zusammenbruch des Königreichs Westfalen und der französischen Herrschaft in Deutschland trat das Herzogtum Braunschweig wieder in seine alten Rechte ein. Als zentrale Behörde der inneren Verwaltung wurde am 19.5.1814 (GuVS Nr. 23) die Herzogliche Kammer (bis 1826 Fürstliche Kammer) wiedererrichtet. Ihre Hauptaufgabe war vor allem die Verwaltung des staatlichen Besitzes, von denen die Kammer-, Kloster- und Stiftsgüter den wichtigsten Teil ausmachten. Die bisher dafür zuständige Domänen-Verwaltungs-Kommission wurde aufgelöst. Darüber hinaus umfaßte der Geschäftsbereich der Kammer die Verantwortung für die Beaufsichtigung und Leitung folgender Angelegenheiten:
- Forsten, Berg- und Hüttenwerke, Fabriken
- Bauwesen (Straßen- und Brückenbau)
- Steuern und Abgaben
- Militärsachen
- Polizei, Medizinalwesen, Gefängnisse, Brandversicherung
- Handel und Gewerbe, Innungswesen
- Gemeindeaufsicht
- Pensionen und Versorgungswesen
- Landesschuldenwesen
- Leih- und Kreditanstalten
- Postwesen, Münze und Lotterie
- Führung staatlicher Prozesse
- Haushalts- und Rechnungswesen der Kammerkasse
- Verwaltung des Kloster und Studienfonds.
Dieser höchst umfangreiche Kompetenzrahmen wurde jedoch bereits nach wenigen Jahren beschnitten, da es im Interesse einer effizient arbeitenden Administration zweckmäßig erschien, einige Bereiche gesonderten Instanzen zuzuweisen. So wurden Militärangelegenheiten von der 1816 gegründeten Militär-Administrations-Kommission wahrgenommen; für das Steuer-, Landesschulden- und Straßenbauwesen war seit 1821 das gleichfalls neu eingerichtete Landes-Steuer-Kollegium zuständig. Außer diesen Veränderungen blieb die Struktur der Kammer bis 1830 unangetastet. Nun aber erfolgte ein Einschnitt, der wesentlich bedeutsamer sein sollte - nach der Einsetzung eines Finanz-Kollegiums am 28.1.1830 (GuVs Nr. 3) beschränkte sich der Aufgabenbereich der Kammer auf:

- Polizei- und Medizinalwesen
- Handel und Gewerbe
- Gemeindeaufsicht
- Armenwesen, Stiftungen und Krankenhäuser
- Kirchen- und Schulsachen
- Grenz- und Lehnssachen
- Landeshauptarchiv
- Intelligenzwesen und Zensur
- Gemeinheitsteilungen

Sämtliche übrigen, ehemals der Kammer zugewiesene Aufgaben einschließlich der gesamten Domänenverwaltung gingen auf das Finanz-Kollegium über. Bereits nach zwei Jahren jedoch wurden diese organisatorischen Verfügungen revidiert; im Zuge des Erlasses der neuen Landschaftsordnung wurden die Zuständigkeiten der Kammer abermals neu definiert. Dabei wurde festgestellt, daß die Verwaltung des Kammergutes erneut der Kammer zu übertragen sei. Diesem Kompetenzzuwachs, der frühere Verhältnisse wiederherstellte, Rechnung tragend, wurde der innere Aufbau der Kammer grundlegend neu gestaltet. Das Gesetz vom 12.10.1832 (GuVS Nr. 24) schuf drei neue Unterabteilungen mit jeweils fest umrissenem Wirkungskreis: die Direktion der Domänen, die Direktion der Berg- und Hüttenwerke und die Direktion der Forsten und Jagden mit einem gemeinsamen Direktorium. In dieser Form bestand die Herzogliche Kammer 90 Jahre lang, ohne daß besonere Eingriffe in Kompetenzen und Zuständigkeiten vorgenommen wurden. Die Auflösung der Kammer erfolgte durch das Gesetz vom 11.5.1922 (GuVS Nr. 5) und der Einrichtung des Landesdomänenamtes, des Landesbergamtes und des Landesforstamtes, welche die Aufgaben der bisherigen drei Direktionen in vollem Umfang bereits zum 1.4.1922 übernommen hatten (Verordnung vom 27.8.1922, GuVS Nr. 40).

Der Bestand 50 Neu 1 umfaßt rund 1850 Akten, die in der Regel Angelegenheiten von allgemeiner oder übergeordneter Bedeutung umfassen. Schwerpunkte sind dabei vor allem die bereiche Verwaltung, Personalia, Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen, Domänenverwaltung, Handel und Gewerbe sowie Bausachen. Gerade die in großem Umfang vorhandenen Personalakten (269 Nummern) vermögen eingehende Auskünfte über die bei der Kammer beschäftigte Beamtenschaft zu vermitteln; auch die überlieferung des Finanzwesens der Kammer liegt mit den Etats der Kammerkasse für die Jahre 1833 bis 1860 geschlossen vor.

Das vorliegende Findbuch verzeichnet auch die Generalia der Domänenverwaltung, obgleich deren eigentliche Provenienz die Direktion der Domänen ist - da es sich hierbei jedoch um wichtige Akten mit allgemeinem Charakter handelt, wurden diese bei 50 Neu 1 aufgenommen. In beschränktem Umfang finden sich hier auch Einzelfallakten, deren Zuordnung zu den Teilbeständen 50 Neu 2 und 50 Neu 3 nicht möglich ist. Akten mit ausnahmslos lokalem oder regionalem Bezug sind weitgehend den oben genannten Beständen zugewiesen worden; sofern solche die Stadt Braunschweig oder Orte außerhalb des Herzogtums betreffen, sind diese bei 50 neu 1 zu finden.

Der Bestand umfaßt die fragmentarische Überlieferung des Landesdomänenamtes, da der geringe Umfang des vorliegenden Materials die Einrichtung eines eigenen Bestandes nicht rechtfertigt. Ein Großteil der hier verzeichneten Akten stammt aus den nunmehr aufgelösten Beständen 4 Alt 18 Fb. 1 und 2; die alten Archivsignaturen ermöglichen die Auffindung der Akten im Bestand 50 Neu. Außerdem wurden etwa 50 Akten aus der Bauregistratur der Kammer (4 Alt Fb. 6) herausgezogen und hier verzeichnet. Sachbegriffe, die auf Akten von allgemeiner Bedeutung hinweisen, deren Inhalt bereits vom jeweiligen Klassifikationspunkt abgedeckt wird, sind - da über die systematische Gliederung leicht erschließbar - nicht eigens in den Index aufgenommen worden. Bandserien wurden nach Überprüfung der Laufzeit gegebenenfalls getrennt und im allgemeinen dem Vorläuferbestand 4 Alt zugewiesen.

Literatur und weiterführende Angaben:
Eine Behördengeschichte der Kammer liegt gegenwärtig noch nicht vor; siehe daher zunächst: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Reihe B, Bd. 16: Mitteldeutschland (Kleinere Länder), 1981.

Die Verzeichnung des Bestandes 50 Neu 1 erfolgte von Dezember 1992 bis Januar 1993 und von April bis Mai 1993 durch den Archivangestellten Andreas Düwel, M.A., im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bzw. eines Werkvertrages; die Eingabe in AIDA wurde von der Archivangestellten Susanne Richter vorgenommen. Die Erstellung dieses Findbuches wurde durch die Förderung des Arbeitsamtes Braunschweig ermöglicht, wofür an dieser Stelle ausdrücklich gedankt sei.


Wolfenbüttel, im Februar 1994

Andreas Düwel


In den Jahren 1996 - 1998 habe ich den Bestand weitere von Herrn Düwel hinterlassene Akten sowie Nachträge aus Verzeichnungsarbeiten am Bestand 12 Neu 13 (Staatsministerium) eingearbeitet, außerdem den Inhalt des bisherigen Bestandes 50 Neu 17 - Lehnsallodifikationen (Bestell-Nr.'n 8769 - 8969).

Wolfenbüttel, im Februar 1998


Rainer Lohlker

(Archivoberinspektor)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet