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NLA WO 8 Neu

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Generaladministration des Herzoglichen Privatvermögens

Laufzeit

1770-1885

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Umfang: 27,0 lfdm
Inhalt u.a.: Erbauseinandersetzung mit Hzg Karl II., Erblasser des Hauses Brsg-Lbg bis 1830, Fürstentum Oels und andere auswärtige Besitzungen, Kapitalanlagen, Inventare, Schuldenwesen, Prozesse.

Bestandsgeschichte

1. Zur Behördengeschichte

Nach dem Tod des Braunschweiger Herzogs Friedrich Wilhelm in der Schlacht bei Quatrebras am 16. Juni 1815 trat der Prinzregent Georg IV. von Groß-Britannien am 18.7.1815 die vormundschaftliche Regierung an für den Nachfolger Karl II. (12 Neu 5, Nr. 397). Damit war er auch verantwortlich für die Verwaltung des herzoglichen Privatvermögens.

Am 31.10.1815 wurde dem braunschweigischen Geheimen Rat Justus von Schmidt-Phiseldeck (1769-1851) von Georg IV. die Verwaltung (Generaladministration) des "außerhalb des Herzogthum Braunschweig befindlichen Nachlasses" Herzog Friedrich Wilhelms übertragen (Nr. 750). Schmidt-Phiseldeck zeichnete in seiner Eigenschaft als herzoglicher Vermögensverwalter als "der Geheime Rat und (Obervormundschaftliche) General-Administrator (des Herzoglichen Privatvermögens)" (in den vorliegenden Konzepten meist abgekürzt: "dGRu(OV)GA (dHPV)").

Nach der Erbteilung zwischen Karl (II.) und Wilhelm am 13.1.1824 (12 Neu 5, Nr. 402) übernahmen für den ersteren der Haushofmeister Christian Freiherr von Münchhausen (1801-1852) und Dr.jur. Wilhelm du Roi (1770-1842) die Vermögensverwaltung (z.B. Nr. 1056; Rechnungen und Belege in 68 Neu, Nr. 905-909), gemeinschaftlich gebliebene Teile wurden von Schmidt-Phiseldeck mitverwaltet. Den Umfang des gemeinschaftlich ererbten Vermögens der Herzöge Karl und Wilhelm zeigt eine detaillierte Aufstellung vom 19.12.1836 (Nr. 1166). Nach dem erzwungenen Weggang Schmidt-Phiseldecks aus Braunschweig wurde vom 1.12.1826 bis zum 30.6.1831 sein langjähriger Helfer Kanzleisekretär Johann Gottfried Daniel Petri (1787-1834) mit der Vermögensverwaltung für Herzog Wilhelm betraut (Nr. 13). Zur Privatvermögensverwaltung Herzog Karls (II.) vgl. 1 Neu Nr. 55ff.; 37 Slg 44; 12 Neu 13j, Nr. 19214 u. 12 Neu 13h, Nr. 13463.

Im Jahr 1831/32 hat die Generaladministration des Privatvermögens anscheinend allein beim Kammerherrn Friedrich Adolph Max Georg von Hohnhorst (1800-1839) gelegen (vgl. z.B. 7 B Neu Nr. 937), ab dem 1.10.1832 wurde die Verwaltung Friedrich von Hohnhorst und Johann Theodor Christian von Hantelmann gemeinsam übertragen (Nr. 57 u. im folg. Nr. 12: "haben wir dieselben auch ermächtigt, bei dieser Geschäftsführung als Behörde zu handeln mit der Benennung: die General-Administration des Privat-Vermögens Sr. Durchlaucht des regierenden Herzogs Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg"). Letzterer führte sie nach Hohnhorsts Tod 1839 bis 1876, ab 1873 mit Hilfe von (seinem Sohn?) Otto von Hantelmann, der anschließend die ganze Vermögensverwaltung übernahm (vgl. Nr. 14).

Für die Kassenverwaltung des herzoglichen Privatvermögens war in Braunschweig ein Rendant zuständig. Dieser Posten war folgendermaßen besetzt (Nr. 47): 1824/1825: Metz, Johann Karl, Kammerrat (1749-1825) vgl. Nr. 49); 1827/1828: Steinacker, Karl Jacob Wilhelm, Generalkriegszahlmeister (1769-1829); 1829-1850: Giesecke, Karl Christian, Rat (1796-1851): 1827 Führung der Hofstaatskasse, 1828 Ober-Hofkassierer, 1833 auch Kassenführer des Kuratoriums für das Privatvermögen Herzog Karls); 1851-1878: Jürgens, H.C.F.E., Kassenschreiber (1852-1868 Hofkassierer; Ober-Hofkassierer ab 1869; Hofrentmeister ab 1874); 1879-nach 1884: Krüger, Hofkassierer.

Den Rendanten unterstützte noch ein Kassenassistent; es werden genannt: Köhler, G. (1828 u. 1836); Pätz (vor 1855 bis 1866); Wieders (1866 bis 1869); Krüger (1869 bis nach 1876).


2. Das Herzogliche Privatvermögen

Im Unterschied zu dem fürstlichen Vermögen, das den Kosten zur Bestreitung des Staatshaushalts diente, steht das sogenannte, Schatullgut unter den Grundsätzen des Privatrechts, es ist persönliches Eigentum des Fürsten. Es besteht grundsätzlich aus Immobilien, die von Privatangestellten der Fürsten verwaltet werden, ihr Ertrag wird ausschließlich zu persönlichen Ausgaben des Staatsoberhauptes verwendet (Bopp (s.u.)). Bülow (s.u.) unterscheidet für Braunschweig noch die - rein staatlichen - Domänen vom Kammergut des Fürsten, das mit zu den Staatsausgaben herangezogen wird.

Der Umfang des braunschweigischen Schatullguts, das zur Deckung der immensen Privatausgaben Herzog August Wilhelms zeitweise gebildet worden war, war schon zur Zeit der Okkupation 1807 mangels schriftlicher Nachweise nicht mehr feststellbar (Bülow).

Hinweise auf Privatvermögen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg finden sich in reicher Zahl im Bestand 1 Alt 22; demnach standen insbesondere die Güter Vechelde, Fürstenau und Sophienthal unter einer besonderen privaten Verwaltung. Die in 1 Alt 26 benannten "Fürstlichen Schuldensachen" können wohl kaum getrennt von den Ausgaben der Staatsverwaltung gesehen werden. Diese beiden Bestände wären damit die beiden zeitlichen Vorläufer des vorliegenden Bestandes 8 Neu, allerdings enthalten sie erst in der Regierungszeit Herzog Friedrich Wilhelms (1 Alt 22, Nr. 2029, 2033, 2059-2068) Verbindungen zum Herzoglichen Privatvermögen nach 1815. Die
Vermögensverwaltung Herzog Wilhelms stellt den Kern des Bestandes 8 Neu dar und basiert auf einer Reihe von Erbschaften während der napoleonischen Kriege und während des braunschweigischen "Interregnums" bis 1826.

Die Hauptmasse des herzoglichen Privatbesitzes in dieser Zeit war das Fürstentum Oels. Es war seit 1495 böhmisches Lehen der Herzöge von Münsterberg, wurde 1649 an Württemberg vererbt, bis 1742 als österreichisches, dann als preußisches Lehen. 1768 heiratete Friederike v. Württemberg-Oels den Braunschweiger Herzog Friedrich August (1740-1805), der 1792 die Nachfolge im Fürstentum Oels antrat. Nach dem Tod Herzog Wilhelms 1884 fiel Oels als erledigtes Thronlehen an Preußen, während die feudalen Teile mit der Herrschaft Guttentag als freies Erbe an den König Albert von Sachsen übergingen. (Vgl. die unten angegebene Literatur).

Bei der Vermögensverwaltung wurde die Herkunft von verschiedenen Erblassern fortwährend berücksichtigt, insbesondere bei der Zahlung der Pensionen an die jeweilige Dienerschaft. Wenn auch die Verwaltung aller Vermögensteile unter Herzog Wilhelm in einer Hand war, so wirkte sich die unterschiedliche Herkunft doch auf die Aktenführung aus. Es ist daher sinnvoll, die Zusammensetzung des Gesamtvermögens etwas genauer darzustellen.

Nach einer 1836 exzerpierten Generalübersicht der Vermögensverwaltung (vermutlich für die bevorstehende Erbteilung) vom 25.9.1823 (Nr. 1166) setzte sich das den Brüdern Karl und Wilhelm gemeinschaftlich gehörende Vermögen folgendermaßen zusammen:

I. Erbschaftsmasse des Herzogs Friedrich August (1740-1805): An Grundstücken die schlesischen Besitzungen, also Oels, Guttentag und Plomnitz, veranschlagt mit dem Wert von knapp 1.900.000 Talern, jedoch belastet mit 1.400.000 Talern Schulden, und ein Haus zu Berlin mit 39.500 Talern (mit 38.600 Talern Schulden belastet). Dazu 5.000 Taler Kassenvorrat in Oels, also insgesamt ein Netto-Betrag von etwa einer halben Million Talern.

II. Erbschafts-Masse des Herzogs Friedrich Wilhelm (1771-1815): An Grundstücken das Rittergut Graukloster zu Prenzlau (50.000 Taler) und Belmont-House zu London (45.000 Taler). An Kapitalien insgesamt etwa 1.423.000 Taler, im einzelnen in englischen Fonds incl. Zinsen (752.000), bei der Herzoglichen Kammer, in preußischen Papieren (300.000), bei der Markgräfin Amalia von Baden, bei dem Kämmerei-Rendanten Brandes zu Osterwieck, bei Graf von Schlippenbach, bei Herrn von Armin, bei dem Postdirektor Henneberg und bei dem Leutnant Keöspeghy. Dazu Kassenvorräte (bei den Braunschweiger herzoglichen Kassen und Hofrat Pabst) von ca. 90.000 Talern. Belastet mit insgesamt 17.000 Talern Schulden (Forderung des Majors von Stutterheim u. sonstige), also insgesamt ein Netto-Betrag von 1.400.000 Talern.

III. Erbschaftsmasse der Herzogin Augusta (1735-1806): Als Grundbesitz wird erwähnt Schloss Richmond und der Park, jedoch wird hier keine Wertangabe gemacht, sondern nur vermerkt, daß keine Einnahmen, sondern nur Ausgaben zu erwarten sind. An Kapitalien insgesamt 691.000 Taler, im einzelnen die bei der herzoglichen Kammer belegte Hälfte der englischen Mitgift (239.000 Taler), die bei der herzoglichen Kammer belegte hannoversche Mitgift (Hzgin A., die Gemahlin Hz. Karl Wilhelm Ferdinands, war die Schwester des hannov. u. englischen Königs Georg III.), in englischen Fonds (266.000 Taler) und bei braunschweigischen öffentlichen Kassen belegt. Schuldenfrei. Rechnungsführer für den Kontinental-Nachlaß war ca. 1813-1820 Johann Julius Benedikt Pabst.

IV. Erbschafts-Masse der Äbtissin von Gandersheim, Herzogin Auguste Dorothee (1749-1810): an Kapitalien insgesamt 143.000 Taler, davon 140.000 bei der Herzoglichen Cammer belegt, ferner bei der Braunschweigischen Landschaft belegt, in westfälischen Obligationen und bei der Mecklenburger Rentkammer. Schuldenfrei. (Vgl. dazu auch 11 Alt Gand. Nr. 17-42 u. VI Hs 9, Nr. 43-53).

V. Erbschafts-Masse der Herzogin Marie (1782-1808): 13.000 Taler, vor allem Kapitalien bei der Ghzgl. Badenschen Amortisationskasse belegte Mitgift, ferner die Zinsenkasse des Liska in Karlsruhe, keine Schulden.

Die vorstehenden Vermögensteile ergeben insgesamt ein Aktivvermögen von 4.215.000 Talern, jedoch aufgrund der Schulden vor allem auf dem Fürstentum Oels nur einen Netto-Betrag von etwa 2.755.000 Talern.

Eine Aufstellung vom 19.12.1836 zeigt die Vermögensentwicklung vom 1. Juli 1816 bis zum 30.6.1823 (Nr. 1166). Demnach wurden 640.000 Taler Schulden abgetragen, darunter alle auf dem Berliner Haus lastenden (es fiel später an die hann. Linie, vgl. Kortzfleisch S. 3) und 580.000 Taler auf dem Fürstentum Oels. Die Netto-Einnahme betrug insgesamt etwa 600.000 Taler, entsprach also einer Vermehrung des Vermögens um über 20 Prozent.

Anläßlich der Volljährigkeit und Regierungsübernahme des Herzogs Karl II. wird im Erbteilungsrezeß vom 13.1./29.2. 1824 (12 Neu Fb. 5, Nr. 402) der Umfang und Wert des gesamten gemeinschaftlichen Privatvermögens festgestellt und es anschließend geteilt. An Grundbesitz gehören zur Teilungsmasse das Fürstentum Oels, die Herrschaft Guttentag (bei Oppeln), das Gut Plomnitz in der Grafschaft Glatz, das Lustschloß Richmond nebst Garten, der neue Garten/Park auf dem vormaligen Wall zu Braunschweig und das Belmont House zu London. Dazu kommen in England (1.222.779 Taler), Braunschweig (657.701 Taler), Preußen (147.704 Taler) und Baden (10.100 Taler) belegte Kapitalien, ererbt von der Äbtissin Auguste Dorothee, der Herzogin Auguste und Herzog Friedrich Wilhelm.

Das Fürstentum Oels, mit einem Netto-Wert von 790.808 Talern angesetzt, geht zusammen mit den darin befindlichen Schlössern ebenso wie die übrigen schlesischen Besitzungen an Hz. Wilhelm. Während die Herrschaft Guttentag (Wert: 148.650 Taler) und das Gut Plomnitz (Wert: 30.000 Taler) freie Allodien werden, wird Oels untrennbarer Familien-Fideikommiß, Karl und seine Nachfolger werden als Erben beim Erlöschen der Linie Wilhelms festgesetzt. Hz. Karl muß aus seinem Kapital ein im Wert entsprechendes Familien-Fideikommißgut bilden (vgl. dazu auch Nr. 18).

Die Kapitalien werden so aufgeteilt (dabei viele der einzelnen Kapitale in sich halbiert, nur der kleinere Teil geschlossen zugewiesen), daß jeder der beiden Brüder die Hälfte des Gesamtvermögens von 2.902.863 Talern erhält.

Davon unberührt bleiben einige Forderungen aus der Erbmasse (anscheinend Risikokapitalien), die beiden Brüdern weiterhin gemeinschaftlich verbleiben: Forderungen an die Markgräfin zu Baden 11.100 T., Graf von Schlippenbach 16.000 T., Erben des Postdirektors Henneberg 3.890 T. und an Kämmerei-Rendant Brandes zu Osterwieck 1.460 T. (vgl. Nr. 10); dazu Belmont House in England.

Auch die auf dem Erbe ruhenden Pensionsansprüche werden gleichmäßig verteilt. Auf Hz. Wilhelm fallen alle Pensionäre im Fürstentum Oels und die im Großherzogtum Baden, ferner Madame Berry, Tappenbeck, Schlegel und Sohn, Negrini, Fleischer, von Geispitzheim, Nordenfels, Hausverwalter Forster, Friseur La Vigne.

Noch vor dieser Erbteilung war Herzog August, der letzte Bruder Herzog Friedrich Wilhelms, am 18.12.1820 gestorben. Ein Reskript Georgs IV. vom 26.1.1821 überträgt Schmidt-Phiseldeck (mit dem Kanzleisekretär Petri als Assistenten) die "Regulirung und Verwaltung des Nachlasses".

Das Testament Hz. Augusts vom 3.5.1816 (Nr. 20) enthält eine Reihe von Stiftungen an wohltätige Anstalten und Pensionen für seinen Hofstaat; "dem Herrn Herzog Carl, ältesten Sohn Meines vielgeliebten Bruders", werden nur Kapitalien von etwa 36.000 Talern, Pferde, das Kunstkabinett und das Geschirr vermacht.

Zum Universalerben setzt er seinen "vielgeliebten Neffen, den Prinzen Wilhelm" ein. Prinz Wilhelm erbt die drei Güter Süßwinkel, Kunersdorff und Klein Oels in Schlesien und die Domaine Schickelsheim (bei Königslutter) und Kapitalien von etwa 210.000 Talern, wovon allerdings die Pensionen zu bestreiten sind. Bis zur Volljährigkeit Herzog Wilhelms behält der Kammerrat Johann Heinrich Christian Horn (1752-1824) die Güterverwaltung.

Die Ordenskommende Süpplingenburg, deren Verwaltungsakten im Bestand 8 Neu enthalten sind, gehört also nicht zur Erbmasse.

In dieser Erbmasse sind auch Vermögensteile und Pensionsverpflichtungen aus dem Erbe Hz. Georg Wilhelm Christians (1769-1811) enthalten. Bei dieser Erbschaft 1811 war Herzog August stärker engagiert, während Herzog Friedrich Wilhelm in England exiliert war und seinem Unterhändler Johann Julius Benedikt Pabst (1764-1821) die Verhandlungen überließ (vgl. Zimmermann 1936, 156f.).

Für seine Vermögens- und Nachlaßverwaltung wurde in der alten Gliederung G eine eigene Abteilung eingerichtet, denn da er Herzog Wilhelm als Universalerben seines Vermögens eingesetzt hatte, wurde es nicht zum Gegenstand der Erbteilung. Es wird 1821 bis 30.6.1826 eine getrennte Rechnung für den Nachlaß Herzog Augusts geführt (Nr. 1213-1217).

Dieses Teilvermögen Herzog Wilhelms konnte also lange nicht mit dem 1815 angefallenen herzoglichen Privatvermögen vermischt werden, die getrennten Rechnungen wurden bis 1826 fortgeführt, die Kapital- und Pensionsverwaltung blieb bis zum Tod Herzog Wilhelms eigenständig, d.h. zwar in der Hand der Generaladministration, aber in der Aktenführung getrennt.

3. Kassenwesen am Herzoglichen Hof

Es gab eine ganze Reihe von verschiedenen Kassen der Hofverwaltung. die wichtigste Kasse war von 1813 bis 1832 die Generalkasse (68 Neu 802-823), ab 1833 Hofstaatskasse genannt (2 Neu 27-106, 12 Neu 13, 45025 u. 5 N 315-318, 325, 332). Sie bezog nach dem Finanznebenvertrag v. 12.10.1832 (Rhamm, S. 341ff., Art. 1) jährlich 237.000 Taler aus der Kammerkasse, die dem Herzog für die Hofhaltung ausgesetzt waren. Aus der General/Hofstaatskasse wurden nach dem "Reglement für die künftige Geschäftsführung bei Herzogl. Hofstaats-Kasse" vom 6.2.1831 (2 Neu 1 u. 5 N 346) festgelegte Summen an die untergeordneten Hofkassen gezahlt: An die Oberhofmarschallamtskasse, die Oberstallmeisteramtskasse, die Hoftheaterkasse und an die Herzogliche Schatullkasse (7 B Neu Abschnitt 5.). Aus der Schatullkasse wurden persönliche Ausgaben des Herzogs bestritten, unter anderem die Reisen und besondere Theateraufführungen. Die Schatullkasse erhielt neben diesen staatlich festgesetzten Zahlungen auch Zuschüsse aus der Herzoglichen Privatvermögenskasse, zeitweise auch Hauptvermögenskasse genannt (Abschnitt 5.5.), die das herzogliche Privatvermögen verwaltete.

4. Bearbeitung, Gliederung und Inhalt des Bestandes

Der frühere Bestand 8 Neu umfaßte auch den jetzigen Bestand 7 B Neu und war folgendermaßen gegliedert:

I. "Verzeichnis der sämmtlichen Acten und Papiere der General-Administration des Privatvermögens Sr. Hoheit des regierenden Herrn Herzogs Wilhelm" Darin: Akten der Registraturübersicht G (siehe unten) ohne Akten des Fürstentums Oels (Lücke von der Registraturnummer 13 bis 218), aber fortgeführt bis 1883. Archivsignatur: 365 lfde Nrr.; 485 lfde Reg.-Nrr.

II. "Verzeichnis der sämmtlichen Acten, die Angelegenheiten Sr Hoheit des Herzogs betreffend, seit dem 18.5.1826" Archivsignatur: 272 lfde. Nrr.; 287 lfde. Reg.-Nrr.

III. "Verzeichnis der separirten Acten, die Angelegenheiten Sr. Herzoglichen Durchlaucht betr. (seit dem 10. Sept. 1830)" Archivsignatur: 146 lfde. Nrr.; 47 lfde. Reg.-Nrr.

IV. "Verzeichnis sämmtlicher Oels'er Verwaltungs-Akten, welche sich auf dem Schlosse befinden" Archivsignatur: 181 lfde. Nrr.; im Verzeichnis ohne Registratur-Nrr.

V. "Verzeichnis der beim Ordnen der Actenbestände im Schlosse zu Richmond vorgefundenen, bislang nicht verzeichnet gewesenen Acten" Archivsignatur: 111 lfde. Nrr.; im Verzeichnis ohne Registratur-Nrr.

VI. "Herzogl. Privatvermögen betr." Diese Gruppe enthielt nur Rechnungsbücher (jetzt 5.5.1) die offenbar aus lagerungstechnischen Gründen gesondert abgelegt und verzeichnet wurden, obwohl sie schon in Abteilung I enthalten waren und (im Findbuch) blieben.

Es existieren mehrere alte Aktenabgabelisten, die von sehr unterschiedlichem Wert für die Verzeichnung waren.

Von zentraler Bedeutung ist das "Verzeichnis der sämmtlichen Acten und Papiere der General-Administration des Privat-Vermögens Sr. Hoheit des regierenden Herrn Herzogs Wilhelm zu Braunschweig Lüneburg, " (342 Nummern, bis ca. 1844) in Nr. 1164, nachfolgend als G bezeichnet. (Vgl. auch die Aktenverzeichnisse in 36 Alt 740 u. 8 Neu, Nr. 1280 (weniger weit fortgeführte Duplikate). Es ist eine vermutlich 1830/31 bei der Abgabe der Geschäfte vom Kanzleirat Petri angefertigte Registraturübersicht für die Akten der Generaladministration des Privatvermögens, die später von seinen Nachfolgern fortgeführt wurde. Sie ist folgendermaßen gegliedert:

I. Das früher gemeinschaftlich gewesene Privat-Vermögen der Herzöge Carl und Wilhelm, die fürstlichen Erbteilungen vom 13. Januar 1824 und die nachher gemeinschaftlich gebliebenen Gegenstände (Reg. Nr. 1-8)

II. Das gesamte Vermögen Herzog Wilhelms nach der Erbteilung (Reg. Nr. 9-12a)

III. Das Fürstentum Oels insbesondere

A. Administration der Oelsschen Angelegenheiten im Allge meinen (Reg. Nr. 13-14)
B. Herzogl. Gerechtsame und Verfassung des Fürstentums (Reg. Nr. 15-26)
C. Lehnssachen (Reg. Nr. 27-38)
D. Besitztitelberichtigung und Hypothekenwesen (Reg. Nr. 39-43)
E. Schuldenwesen (Reg. Nr. 44-51)
F. Processe (Reg. Nr. 52-57)
G. Herzogliche Fürstentumsgerichts- und sonstige Gerichtsverwaltung (Reg. Nr. 58-696)
H. Herzogliche Cammer (Reg. Nr. 70-73)
I. Herzogl. Schlösser, Domainen, Eisenwerke, Glashütten und sonstige Pachtgrundstücke (Reg. Nr. 74-107)
K. Forsten und Jagden (Reg. Nr. 108-111)
L. Zölle (Reg. Nr. 112-113)
M. Cassenwesen (Reg. Nr. 114-137a)
N. Bausachen (Reg. Nr. 138-144)
O. Pensionen und Unterstützungen (Reg. Nr. 145-149)
P. Geistliche und Schullehrer (Reg. Nr. 150-155)
Q. Wohltätige Anstalten (Reg. Nr. 156-164)
R. Landtags- und landschaftliche Sachen (Reg. Nr. 165-167)

IV. Die Herrschaften Guttentag und Plomnitz (Reg. Nr. 168-182)

V. Nachlaß des Herzogs August (Reg. Nr. 183-218)

VI. Herzogliche Hauptvermögenskasse in Braunschweig (Reg. Nr. 219-239ff. (ab 1824))

Diese Gliederung wurde als Grundlage für die Ordnung des Bestandes 8 Neu bei der Neuverzeichnung verwendet. Dabei wurden die alten Hauptabteilungen I. und II. zusammengefaßt zur Abteilung (1.): "Das Herzogliche Privatvermögen bis 1830" und ergänzt um viele ältere Akten, die teilweise auf die Vermögensverwaltung durch Hz. Wilhelms Vorgänger zurückgehen. Sie sind zum Teil enthalten in dem "Verzeichnis der älteren und zurückgelegten Acten und Papiere der General-Administration des Privatvermögens Sr. Durchlaucht des regierenden Herrn Herzogs Wilhelm" .... 1831. Vermerk: "diese Acten befinden sich in dem Verwahrsam des Herrn Oberhofcassirers Giesecke 10.1831 F v. Hohnhorst", Innenvermerk: "von dem Herrn Geheimen Canzlei-Rath Petri mitgetheilt erhalten, Braunschweig im Oct. 1831" (8 Neu, Nr. 1164), nachfolgend G Alt genannt. Es ist eine in zwei gleichen Ausfertigungen überlieferte Abgabeliste ohne Gliederung mit 73 Nummern unterzeichnet 14. Juli 1831 Giesecke.
Die Akten aus der Verwaltung des Fürstentums Oels durch die Generaladministration, die eine eigene große Abteilung bildeten (früher: G III), wurden wieder eingeordnet und ergänzt. Die alte Untergliederung der Abteilung Oels blieb erhalten, bis auf die Abteilung III P (Geistliche und Schullehrer), zu der gar keine Akten mehr überliefert sind.

Für das 1820 von Herzog August ererbte Vermögen existiert eine eigene Abteilung (G IV); sie wurde belassen und durch zugehörige Akten ergänzt. Die hier befindlichen Akten aus der Verwaltung der Johanniter-Ordenskomturei Süpplingenburg durch den Administrator Kammerrat Horn für Herzog August gehören streng genommen in 11 Alt Süppl., da die Kommende Süpplingenburg selbst nicht Teil des herzoglichen Privatvermögens war.

Die alte Abteilung G V (Hauptvermögenskasse) hat sich nach 1830/31 erheblich ausgedehnt. Ohne neue Registratureinteilung wurden hier in das alte Schema Akten über allgemeine Rechnungsführung sowie bestimmte Kapitalanlagen chronologisch fortlaufend abgelegt. Bei der Neuverzeichnung wurde eine systematische Einteilung vorgenommen.

Der Bestand enthält aufgrund der o.a. Vermögensgeschichte der braunschweigischen Herzöge aus der Zeit vor 1815 viele Akten verschiedener Provenienzen, die ohne nähere Nachforschung kaum zu rekonstruieren sind. Einige Akten stammen anscheinend aus der persönlichen Registratur Herzog Friedrich Wilhelms, zum Teil tragen sie dessen eigenhändige Registraturvermerke (z.B. Nr. 768, 790, 1032 u. 1058), andere aus der Registratur Herzog Friedrich Augusts (Nr. 806 u. 1073). Nur bei einigen relativ klaren Provenienzen wurden folgende weitere Siglen für eine Registraturzugehörigkeit vergeben (vgl. Konkordanz):

PV "Herzogliche Privat-Vermögens-Angelegenheiten excl. Oels und England" vor der Teilung 13.1.1824

Prenzlau "Die Besitzungen in Prenzlau", mit überlieferter Nummerierung.

Süppl. Verwaltung der Johanniter-Ordenskommende Süpplingenburg im Auftrag Herzog Augusts.

Nr. etwa 17 Akten waren mit laufenden Nummern gezählt, mit Lücken von 13 bis 50. Dabei ist unklar, ob die Nummern zusammengehören, denn es gehören einige Akten aus einer Registratur Herzog Wilhelm Ferdinands dazu (14, 16, 20, 21 u. 25), eine Handakte des Hofrats Pabst (13), aber auch Rechnungsbücher nach 1815 (37-45). Nr. 1049 wird auf dem Titelblatt als "Nr. 50 der älteren Acten" bezeichnet.

Zudem können teils einzelne, teils mehrere Akten bestimmten Bearbeitern zugeordnet werden, deren Geschäftsbereich jedoch nicht völlig klar ist. Nachfolgend werden diese braunschweigischen Beamten mit entsprechenden Notizen angegeben:

Henneberg, Philipp August (? -1822), Legationsrat, 1815 Leiter der Kabinettsgeschäfte Herzog Friedrich Wilhelms
(Nr. 762-764)

Horn, Johann Heinrich Christian, Kammerrat (1752-1824): Verwalter des Privatvermögens von Herzog August, auch noch nach dessen Tod; Administrator der Johanniterkommende Süpplingenburg (Nr. 41 (?), 1034-1036, 1067, 1074-1082).

Kamlah, Johann Heinrich Wilhelm, Amtsrat (1761-1834) Pächter der Komturei Süpplingenburg, gab Komturei-Rechnungen ab an Horn (Nr. 41 u. 1077-1082)

Mens, Karl Friedrich (1764-1836), seit 1802 Geschäftsträger Herzog Wilhelms in Prenzlau, Kammerpräsident in Oels bis 1814, bis Jan. 1815 Mitglied des Geheimen Rats in Braunschweig (Nr. 749, 939, 971)?

Meyern, August von (? - ?), Oberst, Generaladjutant und Rechnungsführer bei Herzog August (Nr. 1045-1048)

Pabst, Johann Julius Benedikt, Hofrat (1764-1821), Prinzenlehrer und Rat beim Prinzen Georg 1792-1807; für Hz. Friedrich Wilhelm seit 1806 Unterhändler mit Spezial- Vollmachten (vgl. bes. Nr. 749 u. 1023); ca. 1813-1820 Verwalter des Kontinental-Nachlasses der Herzogin Auguste (Nr. 7, 939, 1016, 1018-1031, 1049, 1052; 1059-1061, 1065).

Peters, Karl Heinrich Gerhard, Kanzleisekretär (1788-1859), 1817 Kabinettssekretär Herzog Augusts, mit Vermögensverwaltung befaßt; sendet 30.4.1823 seine Akten an Kanzleisekretär Petri (Nr. 1037, mit Verzeichnis) (Nr. 1037-1042)

Pockels, Karl Friedrich, Hofrat (..?.-..?.), 1806 für Herzog August tätig, führte Akten, die später Peters an Petri abgabe (siehe Nr. 1039) Nr. 1033, 1043, 1044, 1070, 1050 (?), 1051, 1070.

Roi, Dr. jur. Wilhelm du (1770-1842), 11.8.1828 Verwalter des Privatvermögens der Söhne Herzog

Friedrich Wilhelms (1 Neu 220)

Roi, Major Anton Adolf Heinrich du (1746-1823), Kavalier bei Prinz August, 1806/7 mit der Erbauseinandersetzung um den Nachlaß des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand befaßt (1 Alt 22, Nr. 2030-2033)

Strombeck, Friedrich Karl von, Abteirat, Geheimer Justizrat von, Handakte für die Prinzessin Auguste Dorothee, Äbtissin v. Gandersheim (Nr. 1053)


In der Lagerung neben dem Bestand 8 Neu befanden sich auch drei Aktenpakete, die von Kleinau aus 30 Slg R. 2 entnommen und unverzeichnet zu 8 Neu gelegt wurden. Diese Akteneinheiten wurden 1 Neu als Nr. 225a bis 225f zugefügt, da sie zur Privatvermögensverwaltung Herzog Karls (II.) gehören.

Die alten Aktentitel waren zum überwiegenden Teil behördliche Registraturtitel, zum Teil (so z.B. in der alten Abt. IV) auch archivisch gebildet. Bei der Neuverzeichnung wurden sie gelegentlich ergänzt, in einigen Fällen modernisiert. Da das EDV-Programm diakritische Zeichen nicht darstellen kann, werden entsprechende Buchstaben wie die der deutschen Sprache wiedergegeben. Viele Akten mußten zur besseren Lagerung in mehrere Bände aufgeteilt werden, bei einigen bot sich dies auch inhaltlich an. Die alten Zusammenhänge sind aus der Konkordanz ersichtlich und wurden nicht im Einzelfall vermerkt. Der Vermerk "aus" in der Rubrik Registratur- bzw. Archivsignatur wurde aus technischen Gründen (Übersichtlichkeit der Konkordanzlisten) fortgelassen. Die alten Titelblätter befinden sich in den Akten, bei zerlegten Konvoluten jeweils im ersten Band.

Das Findbuch schrieb die Angestellte Elke Wittenberg.


Wolfenbüttel, im September 1990


(Dr. Stefan Brüdermann)
Archivangestellter



Literatur:


Zimmermann, Paul: Schmidt-Phiseldeck, in ADB 32, 1891, 21-23

Bopp: Art. "Chatoull-Gut, in: Carl v. Rotteck/Carl Welcker:

Staats-Lexikon 3, 1846, 199-204.

Bülow, Gottfried Philipp von: Mittheilungen zur Erläuterung der Braunschweigischen Geschichte und Gesetzgebung. Braunschweig 1839 (darin: herzogl. Schatullgüter und Kammergut).

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Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet