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NLA WO 3 W

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Distrikte

Laufzeit

1792-1814

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Mit dem Dekret vom 11.1.1808 (Braunschw. Anz. 1808, 13. St., Sp. 529ff.) wurde die französische Departementsverfassung im Königreich Westphalen eingeführt; sie erfaßte damit auch die Gebiete des vormaligen Herzogtums Braunschweig.

In dieser Verwaltungsordnung waren die Distrikte (Art. 17-19, 24) Mittelbehörden zwischen den Departements und den Kantonen. Die Unterpräfekten an ihrer Spitze bezeichnete die Verordnung als "Mittelspersonen, durch welche die Correspondenz zwischen den Präfekten und Municipalitäten geführt wird". Sie übermittelten die Befehle des Präfekten und leiteten Gesuche der Unterbehörden mit Gutachten an den Präfekten weiter. Ohne Genehmigung des Präfekten durften sie keine eigenen Maßnahmen treffen, es sei denn, besondere Gesetze sahen dies vor. Bezeichnend für die unselbständige Stellung dieser Mittelbehörde ist auch, daß es in den Hauptorten der Departements keine eigenen Unterpräfekten gab; der Präfekt nahm hier diese Aufgaben selbst wahr. Dem Unterpräfekten war ein Sekretär als Archivaufseher, Bürochef und Stellvertreter beigegeben.

Während insbesondere die Präfekten (KOHL 1937, S. 21) mit sehr großen Vollmachten ausgestattet wurden, aber auch die Maires eine starke Stellung besaßen, waren die Unterpräfekten also lediglich "Handlanger des Präfekten" (KOHL 1937, S. 30).

Neben dem Unterpräfekten bestand ein Distriktsrat (Art. 20-23), der jährlich zweimal zusammentrat, die Rechnungen des Unterpräfekten prüfte, die direkten Steuern des Distrikts auf die einzelnen Gemeinden verteilte und dem Präfekten über die Bedürfnisse des Distrikts berichtete.

Über die territoriale Zusammensetzung und Eigenarten der einzelnen Distrikte informieren die Staatshandbücher der Zeit, eine Übersichtskarte enthält HASSEL 1809 (vgl. Literaturverzeichnis). Jedes Departement des Königreichs Westphalen bestand aus drei bis vier Distrikten (allein das Leinedepartement hatte nur zwei). Die Distrikte umfaßten im Durchschnitt 13 Kantone (Braunschweig war mit 18 Kantonen größter Distrikt), die wiederum durchschnittlich 8 Gemeinden enthielten. Maßgeblich für die Verwaltungseinteilung sollte eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Einwohnerzahlen sein; die Einwohnerzahlen der Distrikte schwanken allerdings zwischen 48 000 (Helmstedt) und 100 000 (Braunschweig).

Die Distrikte, welche braunschweigisches Territorium enthielten, waren drei verschiedenen Departements zugeordnet: Saale (Blankenburg), Oker (Braunschweig, Helmstedt u. Goslar) und Leine (Einbeck). Die Unterpräfekturen waren mit folgenden Beamten besetzt (vgl. Braunschweigisches Adreßbuch 1812 u. 1813):

Blankenburg Hohnstein

Braunschweig Präfekt Ludwig Christian Henneberg (+1812); 1813 Staatsratsauditeur Kühne "funktionierender Unterpräfekt" (während G.J.G.A. Reimann Präfekt wurde)

Einbeck Karl Friedrich Pini, zuvor Justizamtmann in Gandersheim

Goslar Kerl; Sekretär: von Bötticher

Helmstedt Baron von Weichs; Sekretär: 1808 von Düring, 1812 Werner


Stand: Dezember 1990

Bestandsgeschichte

Trotz der geringen Entscheidungskompetenz der Distrikte und obwohl sie nur knapp sechs Jahre bestanden, scheinen sie aufgrund ihrer vermittelnden Funktionen relativ große Registraturen entwickelt zu haben (vgl. z.B. die Anhaltspunkte für die Registratursignaturen der Unterpräfektur Blankenburg). Die Überlieferung ist allerdings sehr ungleichmäßig und zufällig (Braunschweig und Goslar nur eine Akte, Einbeck fast nur Kirchen- und Schulsachen).

Ein großer Teil der Akten (Nr. 1-51) wurde von der Herzoglichen Kreisdirektion zu Blankenburg am 16.10.1878 abgegeben und war früher in Blg 1 Fb. 2, Anh. II (=altes Fb. 3 W, jetzt 36 Alt Nr. 602) verzeichnet und folgendermaßen gegliedert:

I. (AlphabetischesSachverzeichnis gemäß Registraturschema)
II. Bau- und Wegebesserungsangelegenheiten
III. Forst-Sachen
IV. Finanzsachen
V. Varia

Aufgrund der lückenhaften Registratur- und auch Archivsignierung sind umfangreiche Aktenverluste und Nachkassation zu vermuten. Aus der alten Gliederung wurden nur II.-IV. als 1.2.-1.4. übernommen, der Rest der Akten wurde ebenfalls systematisch gegliedert.

Die Akten des Distrikts Einbeck stammen aus dem Bestand Hann. 52 des Hauptstaatsarchiv in Hannover und sind in unterschiedlichem Maße wassergeschädigt. Hinweise auf ein Registraturschema existieren nicht, die jetzige Gliederung erfolgte nach sachlichen Gesichtspunkten, wobei 3.1. und 3.2. eng zusammenhängen.

Die Akte des Distrikts Goslar (Nr. 66) stammt aus einer Abgabe des Staatsarchivs Goslar (Zg. 16/88, vgl. SR 8 W).

Das alte (Teil-)Findbuch war früher mit der Signatur 3C W versehen, Hinweis darauf, daß einmal für jeden Distrikt eine eigene Buchstabenabteilung vorgesehen war. Um eine Zersplitterung in allzu kleine Bestände zu vermeiden, sind aber analog zu den anderen Beständen des Archivs, die das Schriftgut untergeordneter Behörden umfassen, alle Distrikte im Bestand 3 W zusammengefaßt.

Die Verzeichnung erfolgte im Dezember 1990.

Stand: Dezember 1990

Weitere 49 Akten (= 3 W Nr. 131 - 179) wurden im Frühjahr 1995 im Zuge einer vom Arbeitsamt geförderten Maßnahme verzeichnet. Hierbei handelt es sich um Akten, die sich in bisher unverzeichneten Archivbeständen der Abteilung W -- Akten westphälischer Behörden -- befanden. Eine große Anzahl dieser jetzt hierher überführten Akten war 1968 und 1972 vom Hauptstaatsarchiv Hannover (aus den dortigen Archivbeständen Hann. 51 und Hann. 52) an das Staatsarchiv Wolfenbüttel abgegeben worden (s.o., Vorwort, S. 3), 10 Bände entstammen dem Bestand 71 Alt.

Stand: Juni 1995

Enthält

Distrikte Blankenburg, Brsg, Einbeck, Goslar, Helmstedt, Rinteln

Literatur

AUGUSTIN, Christian Friedrich Bernhard: Statistische Uebersicht des Königreichs Westphalen, 1808. (Q 36)

(BRIEGLEB, Friedrich Ludwig:) Versuch einer geographischen Darstellung des neuen Königreiches Westphalen nach seiner speciellen Eintheilung für Freunde der Länderkunde, 1809. (Q 43)

Supplement du Nr. 4. du BULLETIN des lois du Royaume de Westphalie. Tableau des Departements, des Districts, Cantons et Communes du Royaume. (Q 29)

HAASE, Carl: Politische Säuberungen in Niedersachsen 1813-1815, 1983 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen Bd. XXXV; Quellen und Untersuchungen zur allgemeinen Geschichte Niedersachsens in der Neuzeit Bd. 5) (Zg. 385/75:5).

HANDBUCH über das Königreich Westphalen zur Belehrung über Land und Einwohner, Verfassung, Verwaltung und äußere Verhältnisse des Staates überhaupt und seine einzelne Theile insonderheit, nebst einem Verzeichnisse der vornehmsten Hof- und Staats-Beamten, 1808. (Q 41)

HASSEL, Georg: Geographisch-statistischer Abriß des Königreichs Westphalen, 1809. (Q 44)

KOHL, Willi: Die Verwaltung der östlichen Departements des Königreichs Westphalen 1807-1814, 1937 (=Historische Studien Heft 323) (M 3591).

PUHLE, Dorothea: Das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel im Königreich Westphalen, 1989 (= Beihefte zum Braunschweigischen Jahrbuch Bd. 5) (Lesesaal VIII 3).

SCHWARTING, C. Albert: Verwaltungsorganisation Norddeutschlands während der französischen Besatzungszeit 1811-1813, in: Wirtschaftswiss Ges. zum Studium Nds. e.V. (M 3590).

THIMME, Friedrich: Die inneren Zustände des Kurfürstentums Hannover unter der Französisch-Westfälischen Herrschaft, 2 Bde, 1893/95 (N 651).

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

4,8

Bearbeiter

Dr. Stefan Brüdermann (1990)

Dr. Ulrike Strauß (1995)

Benutzung

Teile des Bestandes sind wegen Verpilzung für die Benutzung gesperrt.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet