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NLA ST Rep. 97 Verden

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Wasserwirtschaftsamt/STAWA Verden (1924-1997)

Laufzeit

1826-1968

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Akten über die Abfallbeseitigung, hydrographische Arbeiten, das Pegelwesen, Verpachtung von Wassergrundstücken, Moorkultivierung, Brücken und Wege
Findmittel: EDV-Findbuch in Arbeit
Umfang: 15,5 lfdm

Bestandsgeschichte

1. Zur Behördengeschichte

Im Rahmen der hannoverschen Justiz- und Verwaltungsreform von 1852 erfolgte auch eine Umgestaltung der Wasserwirtschaftsbehörden. An Stelle der einstmals drei, dann noch zwei Wasserbaudirektoren im Landdrosteibezirk Stade trat ein Amtsträger, der technisches Mitglied der Landdrostei war. Darunter wurden fünf Wasserbauinspektionen in Achim, Blumenthal, Buxtehude, Geestemünde und Neuhaus eingerichtet. Bereits 1853 wurde diese Organisation wieder umgestellt, indem eine neue Wasserbauinspektion in Stade eingerichtet wurde. Die Wasserbauinspektion Achim hingegen wurde aufgelöst; ihre bisherige Zuständigkeit fiel an die Wasserbauinspektion Blumenthal. Im Jahr 1864 wiederum wurde eine sechste Wasserbauinspektion in Verden eingerichtet.

Nach der Annektion des Königreichs Hannover durch Preußen wurde auf Grund des Gesetzes vom 27. September 1869 die Generaldirektion des Wasserbaus, die zentrale hannoversche Wasserwirtschaftsbehörde, mit Wirkung zum 1. April 1870 aufgehoben. Die hannoverschen Wegebau-, Landbau- und Wasserbauinspektionen wurden zum 1. April 1871 zu Baukreisen zusammengelegt. Dabei trat Lehe an die Stelle Geestemündes als Dienstsitz. Die sachliche und räumliche Zuständigkeit der acht im Landdrosteibezirk Stade eingerichteten Baukreise war dabei alles andere als einheitlich. Die Baukreise Blumenthal und Neuhaus waren nur für Wegebau und Wasserbau in ihren Distrikten zuständig; die Landbauangelegenheiten mußten hier andere Baukreise wahrnehmen. In Stade und in Lehe bestanden jeweils zwei Baukreise, jeweils einer für Land- und Wegebau und ein eigener für Wasserbau.

Bereits 1875 wurde die Neuorganisation von 1871 wieder zurückgenommen, so daß nunmehr wiederum sechs Wasserbaukreise in Blumenthal (mit häufig wechselnden Dienstsitzen), Geestemünde, Jork (zeitweise mit Sitz in Buxtehude), Neuhaus, Stade und Verden gebildet wurden.

Bereits in den Jahren 1896/97 erfolgte die nächste Umgestaltung der Wasserbaubehörden. Zunächst ging die Zuständigkeit der Regierungspräsidenten für die Strombau- sowie Strom- und Schiffahrtspolizei auf der Weser auf den Oberpräsidenten der Provinz Hannover über. Im Gefolge dieser Umgestaltung wurde der Wasserbaukreis Verden aus der Zuständigkeit des Stader Regierungspräsidenten herausgelöst und der Weserstrombauverwaltung beim Oberpräsidenten in Hannover unterstellt.

Der Wasserbaukreis Verden war nunmehr ausschließlich für die Aller von der lüneburgischen Grenze bis zur Mündung sowie für die Weser von der Allermündung bis zur bremischen Grenze zuständig. Die übrige bisherige Zuständigkeit des Wasserbaukreises Verden ging auf den Wasserbaukreis Blumenthal über. Im Jahr 1900 erhielten die Behörden zunächst wieder ihre alte Bezeichnung als Wasserbauinspektionen, um ab 1910 als Wasserbauämter bezeichnet zu werden. Neben den Wasserbauämtern bestand seit dem Jahr 1901 mit dem Meliorationsbauamt in Stade eine weitere Wasserbaubehörde, deren besonderer Aufgabenbereich in der Bodenverbesserung durch Be- und Entwässerungsmaßnahmen bestand.

In der Provinz Hannover war zunächst das zum 1. April 1871 eingerichtete Meliorationsbauamt in Hannover die einzige Behörde dieser Art, die für die gesamte Provinz zuständig war. Im Jahr 1894 kam es zur Bildung eines Meliorationsbauamtes II in Hannover. Der Dienstsitz dieses Amtes, dessen Zuständigkeit sich über die Regierungsbezirke Aurich, Lüneburg und Stade erstreckte, wurde im Jahr 1897 nach Lüneburg verlegt. Die Regierungsbezirke Stade und Aurich wurden zum 1. April 1901 aus dem Dienstbezirk des Meliorationsbauamtes Lüneburg ausgegliedert; für die wasserwirtschaftlichen Angelegenheiten in diesen beiden Regierungsbezirken ein eigenes Meliorationsbauamt in Stade eingerichtet.

Insgesamt wurden zwischen 1894 und 1924 in der

Provinz Hannover acht neue Meliorationsbauämter eingerichtet. Eine Anweisung des preußischen Landwirtschaftsministeriums von 1895 hatte die Aufgaben der Meliorationsbauämter festgelegt. Diese bestanden in der Beschaffung der Unterlagen, mit denen die Interessenten Anträge auf Bewilligung von Vorarbeitenkosten stellen konnten, in der Bearbeitung der Entwürfe für Entwässerungsmaßnahmen und Kontrolle ihrer Ausführung, wenn staatliche Beihilfen beansprucht wurden, in der Mitwirkung bei der Bildung von Wasserverbänden, in der Abnahme der ausgeführten Anlagen sowie in der Mitwirkung bei der Aufsicht über die Verbände. Die Dienstaufsicht über die Meliorationsbauämter lag bis zum Jahr 1912 beim jeweiligen Oberpräsidenten, dann wurde sie von den Regierungspräsidenten übernommen.

Auch nach dem Ersten Weltkrieg kam die Organisation der Wasserbaubehörden nicht zur Ruhe. Die Meliorationsbauämter wurden 1920 in Kulturbauämter, 1923 in Kultur- und Wasserbauämter umbenannt. Die Umgestaltung der Behördenstruktur zwischen 1918 und 1925 hatte seinen hauptsächlichen Grund im Übergang der großen Wasserstraßen von den Ländern auf das Reich im Jahr 1919. Im Gefolge dieses Zuständigkeitswandels wurden in den Jahren 1922 bis 1924 die Wasserbauämter Blumenthal, Buxtehude, Geestemünde und Neuhaus/Oste aufgelöst. Ihre Aufgaben gingen auf die Wasserbauämter Stade und Verden sowie auf das Kultur- und Wasserbauamt Stade bzw. das zum 1. Juli 1924 neuerrichtete Kultur- und Wasserbauamt Verden über.

Mit der Umbenennung in "Kultur- und Wasserbauämter" im Jahr 1923 war eine deutliche Erweiterung der Kompetenzen verbunden. Nach der erwähnten Auflösung mehrerer Wasserbauämter ging die Betreuung einer Reihe von Wasserläufen I. Ordung auf die Kultur- und Wasserbauämter über. Zur gleichen Zeit schuf die Erste Wasserverbandordnung eine neue Grundlage, indem sie die Mitwirkung der Kultur- und

Wasserbauämter als staatliche Fachbehörden an der Arbeit der Wasser- und Bodenverbände regelte.

Bereits zum 20. Juni 1925 wiederum ging die Zuständigkeit für die wasserbaulichen und ingenieurbautechnischen Angelegenheiten auf der Weser in den Kreisen Blumenthal und Geestemünde vom Kultur- und Wasserbauamt Verden auf das neue Wasserbauamt in Wesermünde über. Die Aufteilung der Aufgaben zwischen den beiden Behördengruppen im Regierungsbezirk Stade war denkbar einfach: Während die drei Wasserbauämter Stade, Verden und Wesermünde ausschließlich für Verkehrsangelegenheiten zuständig waren, nahmen die beiden Kultur- und Wasserbauämter Stade und Verden alle sonstigen Wasserbauaufgaben wahr. Nachdem die Behördenbezeichnung der Kultur- und Wasserbauämter 1933 in "Der Kulturbaubeamte" geändert worden war, schuf 1937 die Erste Wasserverbandordnung eine neue Grundlage, indem sie die Mitwirkung der staatlichen Fachbehörden an der Arbeit der Wasser- und Bodenverbände regelte (RGBl. I, S. 933). Im Jahr 1939 erfolgte die Umbenennung der Behörden in Wasserwirtschaftsämter.

Das Niedersächsische Wassergesetz von 1960 und das Deichgesetz von 1963 bestätigten im wesentlichen den Aufgabenkreis, der 1937 umrissen worden war. Neue Aufgaben erwuchsen nach dem Zweiten Weltkrieg in der Abfallbeseitigung und im Rahmen des Gewässerkundlichen Landesdienstes. Seit 1986 ressortierten die Wasserwirtschaftsämter beim damals neu gebildeten Umweltministerium. 1989 wurden sie im Rahmen einer allgemeinen Neuorganisation der Behörden in Staatliche Ämter für Wasser und Abfall (StAWA) umbenannt. Sie blieben weiterhin technische Fachbehörde der oberen Wasserbehörde, zuletzt der Bezirksregierungen. Zum 1. Januar 1998 wurden die Staatlichen Ämter für Wasser und Abfall aufgelöst; an ihre Stelle traten Landesbetriebe für Wasserwirtschaft und Küstenschutz (NLWK). Die hoheitsrechtlichen Aufgaben wurden von

Außenstellen der jeweiligen Bezirksregierung übernommen.


2. Zur Geschichte des Bestandes

Durch Abgaben der Wasserwirtschaftsämter Stade und Verden und der Wasser- und Schiffahrtsämter Stade und Verden gelangte in den zwei Jahrzehnten zwischen 1967 und 1987 eine Vielzahl von Akten der ehemaligen Wasserbauinspektionen und ihrer Nachfolgebehörden in das Staatsarchiv Stade, die allerdings zunächst in den Beständen der jeweils abgebenden Behörde verblieben. Im wesentlichen handelt es sich dabei um folgende Akzessionen:

Rep. 97 Stade (WWA Stade): acc. 25/67, acc. 15/80 und acc. 44/82,
Rep. 97 Verden (WWA Verden): acc. 8/73, acc. 35/81, acc. 52/81 und acc. 47/97,
Rep. 98 Stade (WSA Stade): acc. 34/81 und acc. 18/82,
Rep. 98 Verden (WSA Verden): acc. 35/71, acc. 19/82 und acc. 18/87.

Seit 1982 erfolgte eine provenienzmäßige Bereinigung der Bestände der Wasserwirtschaftsämter Stade und Verden sowie der Wasser- und Schiffahrtsämter Stade und Verden, indem die von diesen Behörden nur übernommenen, aber nicht oder nur unwesentlich weitergeführten Akten der älteren Wasserbaubehörden dem Bestand der jeweiligen Wasserbauinspektion in der Beständegruppe 96 zugewiesen wurden.

Für den Bereich der Weser war die Bereinigung im Bestand Rep. 97 Verden im August 2003 abgeschlossen. Über 750 Akten im Gesamtumfang von 16,5 lfdm wurden dabei aus dem Bestand Rep. 97 Verden ausgeschieden und zur Beständegruppe Rep. 96 gebracht. Im Bestand Rep. 98 Verden steht sie noch aus, so daß für die Bestände der Wasserbauinspektionen Blumenthal, Geestemünde und Verden hier noch Zuwachs zu erwarten ist.

Der durch die provenienzmäßige Aussonderung der Akten der Vorgängerbehörden stark reduzierte Bestand Rep. 97 Verden (Wasserwirtschaftsamt Verden 1924-1997), der bis dahin nur provisorisch über Zugangslisten erschlossen war, ist in den Jahren 2005/06 von der Archivangestellten

Christiane Friesen per EDV verzeichnet worden. Die Überprüfung, Korrektur und Ergänzung der Verzeichnung hat der Unterzeichner im August 2006 vorgenommen. In seiner jetzigen Gestalt umfasst der Bestand Rep. 97 Verden 493 Akten (= 12,5 lfdm) aus der Zeit von 1872 bis 1993.

Die Überlieferung der Vorgängerbehörden des Wasserwirtschaftsamtes Verden ist in den Beständen Rep. 96 Blumenthal (Wasserbauinspektion Blumenthal), Rep. 96 Geestemünde (Wasserbauinspektion Geestemünde) und Rep. 96 Verden (Wasserbauinspektion Verden) sowie einstweilen auch noch im Bestand Rep. 98 Verden (Wasser- und Schiffahrtsamt Verden) zu suchen.

Stade, im August 2006 Dr. Christian Hoffmann


Literaturhinweise:

(Staats-) Handbuch für die Provinz Hannover, Hannover 1867-1914.

Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat, Berlin 1871-1918.

Handbuch über den Preußischen Staat, Berlin 1922-1939.

Hamann, Manfred u. a. (Bearb.), Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Hauptstaatsarchivs in Hannover, Bd. 3: Mittel- und Unterbehörden in den Landdrostei- bzw. Regierungsbezirken Hannover, Hildesheim und Lüneburg bis 1945, Teil 2 (= Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung, 42/2), Göttingen 1983, S. 624-626.

Christian Hoffmann, Die Erschließung der Wasserbaubestände im Staatsarchiv Stade, Teil 1: Die Akten der Wasserbauspezialbehörden, in: Archiv-Nachrichten Niedersachsen 7 (2003), S. 99-106 sowie Teil 2: Die Akten der Wasserbauabteilung der Regierung/Landdrostei, in: Archiv-Nachrichten Niedersachsen 8 (2004), S. 74-80.

Bernd Kappelhoff: Neuordnung der Aktenbestände der Wasserbauspezialbehörden im Staatsarchiv Stade, in: Archive in Niedersachsen 5, 1982, S. 10-12.

Heinrich Korte/Bernd Rebe: Verfassung und Verwaltung des Landes Niedersachsen, Göttingen, zweite Aufl. 1986, S. 402.

Johann Kramer u. a.

(Hrsg.), Tauswend Jahre Leben mit dem Wasser in Niedersachsen, Bd. 2: Von der Königlich-hannoverschen General-Direction des Wasserbaues 1823 zur Niedersächsischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverwaltung, Leer 1999.

Walter Lehrke, 80 Jahre Wasserwirtschaftsverwaltung in Niedersachsen. 1871-1951, Hannover 1952.

Erich Weise, Geschichte des Niedersächsischen Staatsarchivs in Stade nebst Übersicht seiner Bestände (= Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung, 18), Göttingen 1964, S. 295-300.

Wasserwirtschaftsamt Verden 1.7.1924-1.7.1974 - 50 Jahre, Verden 1974.

75 Jahre Wasserwirtschaft in Verden. Hrsg. von der Bürogemeinschaft, bestehend aus der Betriebsstelle Verden des NLWK Norden und der Außenstelle Verden der Bezirksregierung Lüneburg. Red.: Wolfgang Peters u. a. Verden

1999.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet