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NLA ST Rep. 91/19

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Nachlaß Herbert Giese, Drochtersen

Laufzeit

1925-1960

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Familienkorrespondenz, insbesondere Feldpostbriefe und Bilder der Familie (Photographien) aus den Jahren 1934-1945.
Findmittel: Archivfindbuch 1994/95
Umfang: 1,5 m (7 Kartons; Zugang 1994/1995)

Bestandsgeschichte

Der Nachlass der Familie Giese aus Drochtersen umfasst die in den 1930er und 1940er Jahren unter den Familienmitgliedern geführte Korrespondenz, die aus zahlreichen Feldpostbriefen der Brüder Herbert, Hans-Albert und Ewald Giese untereinander und mit ihrer Mutter Frieda Mathilde Giese, geb. Vöge, besteht. Besonderen dokumentarischen Wert erhält die Familienkorrespondenz durch die Tatsache, dass Hans-Albert und Herbert Giese ihre Kriegserlebnisse in zahlreichen Fotografien festhielten (ca. 300 Feldpostbriefe und ca. 500 Fotografien von verschiedenen Kriegsschauplätzen, v.a. Russlandfeldzug 1941/42) und Hans-Albert und Ewald Giese zumindest in Ansätzen tagebuchartige Notizen zu ihren Erlebnissen machten. Die ebenfalls enthaltenen Negative sind noch nicht geordnet und könnten noch weitere, bisher nicht als Positiv vorhadene Fotografien enthalten.

Herbert Giese (geb. 03.07.1912, gest. 30.04.1994), der älteste der drei Brüder, arbeitete von 1928 mit Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg bis zu seiner Pensionierung 1975 bei der Kreissparkasse Stade. Im Jahr 1931 wurde Herbert Giese im Zuge einer Überprüfung der "Sparkasse des Kreises Kehdingen zu Assel" beschuldigt, gegen Dienstvorschriften bei der Vergabe von Krediten verstoßen zu haben. Es wurde ein Dienststrafverfahren gegen ihn eingeleitet, welches jedoch 1933 aufgrund von Zweifeln an seiner Zurechnungsfähigkeit eingestellt wurde (nachzulesen in Rep.180 C Nr. 2656, Nr. 2657 und Nr. 2665). Nachdem er 1940 zur Militärausbildung eingezogen worden war, leistete er zunächst ungefähr zwei Jahre in Frankreich und später drei Jahre in Russland Dienst. Da Herbert Giese oft in Schreibstuben eingesetzt wurde, hatte er die Möglichkeit eine umfangreiche Korrespondenz zu verfassen.

Hans-Albert Giese (geb. 12.10.1914) überlebte als einziger der drei Brüder den zweiten Weltkrieg nicht. Aus den Vorkriegsjahren, in denen er

ebenfalls als Angestellter der Kreissparkasse Stade tätig war, ist nur wenig von ihm überliefert. Hingegen sind aus den Jahren seiner militärischen Ausbildung und seines Kriegseinsatzes in Frankreich und Russland zahlreiche Briefe und Feldpostbriefe dokumentiert, die er vor allem an seine Mutter schrieb. Am 20. Januar 1943 wurde Hans-Albert Giese in Stalingrad das letzte Mal lebend gesehen, seitdem wird er vermisst. Der in seiner Todeserklärung festgesetzte Todestag ist der 31.12.1943.

Von Ewald Giese (geb. 28.07.1916) befinden sich nur wenige Briefe im Nachlass der Familie. Er arbeitete als Kaufmann in dem Manufaktur- und Modewarengeschäft von Adolf Witten in Ahrensburg und kam erst 1944 zum Fronteinsatz. Wenig später geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1948 entlassen wurde.

Außer der Korrespondenz der Brüder Giese und ihrer Mutter enthält der Nachlass weitere Schriftstücke des Auktionators, Kirchspielhebers und Mandatars Albert Giese (geb. 29.09.1850, gest. 10.02.1922) aus Drochtersen, der ein Schwager Frieda Gieses war. Sie fanden sich nach dem Erbfall im Hause Giese an. Dazu gehören u.a. Geschäftsbücher, Einnahmebücher der Landschaftlichen Brandkasse zu Hannover von den Jahren 1895 bis 1911, Unterlagen über Versteigerungen aus dem Zeitraum von 1896 bis 1909 sowie eine Korrespondenz mit der Königlichen Ansiedlungskommission für die Provinzen Westpreußen und Posen in Posen. Des Weiteren vorhanden sind Beschlüsse und Mitteilungen der Bauerschaft Sietwende der Jahre 1896 bis 1914.

Der Nachlass wurde dem Staatsarchiv im August 1994 vom Haupterben des Familienbesitzes, Herrn Gallas, Sietwender Straße 4 in Drochtersen zur Übernahme angeboten. Im Mai 1995 wurde er durch eine weitere Abgabe von Herrn Gallas erweitert. Darauf sichteten die beiden Archivare Konrad Elmshäuser und Jan Lokers die Ablieferungen. ordneten die Korrespondenz nach

Absender- und Empfängereinheiten sowie die Fotografien nach örtlichen und zeitlichen Zusammenhängen. Dann erstellten sie eine vorläufige Gliederung und ein Vorwort, um die unten stehende Publikation zu erstellen. Die eigentliche Verzeichnung des Bestandes leistete dann im September 2014 die Praktikantin Elisabeth Klindworth. Sie erweiterte unter Aufsicht des U. die Gliederung und das Vorwort.

Literatur:
"Man muß hier nur hart sein". Kriegsbriefe und Bilder einer Familie (1934-1945), hg. v. Konrad Elmshäuser und Jan Lokers Bremen 1999. Dienstbibliothek 99/0304

Weitere Briefe, Fotos und Postkarten der Familie Giese befinden sich in der Asseler Heimatstube.

Stade, im Oktober 2014

Dr. Thomas

Bardelle

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet