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NLA ST Rep. 74 Zeven

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Amt Zeven (bis 1885)

Laufzeit

1533-1925

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Hoheitssachen, Verwaltungsakten, MiIitärsachen, Steuerakten, Domänenangelegenheiten, Kloster-, Kirchen- und Schulsachen, Gemeinde- und Polizeisachen, Kommissionssachen
Findmittel: EDV-Findbuch 1992
Umfang: 18,5 lfdm

Bestandsgeschichte

1. Verwaltungsgeschichtlicher Überblick

Das Amt Zeven geht in seinen Wurzeln auf das im 10. Jahrhun-
dert zu Heeslingen gegründete Stift zurück, welches im Jahre
1141 als Benediktinerinnenkloster nach Zeven verlegt wurde,
wo es rasch einen wirtschaftlichen Aufschwung nahm. Die Ent-
wicklung des Orts bzw. Fleckens Zeven war eng mit der des
Benediktinerinnenklosters verbunden. Die Zevener Pröpste
hatten Pfarr- und Gerichtsrechte gesammelt und zur Verwal-
tung der Rechte und Klostergüter Klostervögte und später
Amtleute bestellt.

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges erhielt Schweden im
Westfälischen Frieden die säkularisierten Stifte Bremen
und Verden und betrieb nun seinerseits die Säkularisierung
der erzstift-bremischen Klöster. Die schwedische Krone
übernahm die Gerichtsrechte und die Grundherrschaft mit
allen Einkünften und Gerechtsamen und übergab das dazuge-
hörige Klosteramt mit dem Flecken Zeven dem schwedischen
Generalleutnant bzw. Feldmarschall Graf Robert Douglas
als Donation für seine treuen Dienste und als Besoldung.
Die schwedische Regierung zu Stade zwang die damalige
Oberin Christine Bandex und die verbliebenen acht Schwestern
am 28. Januar 1650 zu einem Säkularisationsvertrag, in wel-
chem die Nonnen auf das Kloster verzichten mußten, dafür
aber zeitlebens alimentiert wurden (StA Stade, Rep. 5a F.
479 Nr. 2). Der letzte Klosteramtmann Thomas Majoner trat
in schwedische Dienste und verwaltete das nun schwedische
Klosteramt Zeven für seinen Donatar, den Grafen Douglas.

Die Reichexekution gegen Schweden 1675/76 bis 1680, getragen
vor allem von den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und
Braunschweig-Wolfenbüttel und dem Bischof von Münster,
Christoph Bernhard von Galen, führte zur vorübergehenden
Vertreibung der Schweden und zur Aufhebung der schwedischen
Donationen, auch der Donation Zeven des Grafen Douglas. Für
vier

Jahre wurde Zeven der münsterschen Verwaltung in Verden
unterstellt. Als Schweden mit Hilfe französischer Diplomatie
und nach entsprechenden Friedensverhandlungen 1680 die
Herzogtümer Bremen und Verden wieder in Besitz nehmen
konnte, wurde die einstige Schwedenkönigin Christine, die
1654 die Regierung niedergelegt hatte, mit dem Klosteramt
Zeven doniert. Nach deren Tod 1689 wurde das Klosteramt
von der Krone eingezogen und der schwedischen Regierung zu
Stade unterstellt.

Das ursprüngliche Klosteramt Zeven, das neben dem Flecken
Zeven die Dörfer Badenstedt mit Bademühlen, Ovelgönne und
Schohöfen, Brüttendorf mit Hollenhof und Oldendorf mit
Brümmerhof und Hemel umfaße, wurde nun als Amt Zeven
systematisch ausgebaut. Durch die Reduzierung des großen
erzbischöflichen Amts Bremervörde wurden folgende Börden
dem schwedischen Amt Zeven zugelegt:

Börde Elsdorf, umfaßt das Dorf Elsdorf selbst mit Baden-
horst, Poitzendorf und Burg-Elsdorf, das Gut Bockhorst
und den Hof Burgwall, ferner Ehestorf, Frankenbostel,
Freyersen, Hatzte, Rüspel, Volkensen mit Nindorf und
Wistedt mit Osenhorst
Börde Gyhum, umfaßt das Dorf Gyhum selbst, das Dorf Bockel
mit Gut Bockel und Wehldorf
Börde Heeslingen, umfaßt das Dorf Boitzen mit Hof Boitzen-
bostel und Osterboitzen, Brauel, Heeslingen mit Oster-
heeslingen, Meinstedt, Offensen, Sassenholz, Sellhorn,
Steddorf, Viebrock, Weertzen mit Hof Hanrade, Wense mit
den Höfen Bohnste und Stuhenfieren, Wiersdorf mit den
Höfen Adiek und Ahof
Börde Rhade, umfaßt Glinstedt, Hanstedt mit Ehebrock und
Gut Hanstedt, Karlshöfen mit Karlshöfener Moor, Rhade mit
dem Hof Mühlo und Rhadereistedt mit dem Hof Balkenwede
Börde Selsingen, umfaßt das Dorf Selsingen selbst und Ander-
lingen, Byhusen, Deinstedt mit den Höfen Rohr und Rugen-
berg, Farven mit dem Hof Baaste, Fehrenbruch,

Godenstedt,
Grafel mit den Höfen Mojenhoop und Winderswohlde, Gran-
stedt, Haaßel mit Hof Twistenbostel, Lavenstedt mit Hof
Eitzte und Eitzmühlen, Malstedt, Minstedt mit den Höfen
Bockel und Kleinbostel, Oberochtenhausen mit den Höfen
Altenburg, Falje, Hütten und Stoppelheide, Ohrel mit
den Höfen Ölkershusen und Windershusen, Ostereistedt
mit Bademühlen und Hof Wennebostel, Parnewinkel, Plön-
jeshausen, Rockstedt, Sandbostel mit Hof Gosehus und
Seedorf
Börde Sittensen (teilweise), umfaßt das Gut Burgsittensen,
Kalbe mit Forsthof Kalbe, Freetz, Hamersen mit den
Höfen Alpershausen, Hanschhorst, Helvesiek, Groß- und
Klein-Ippensen, Gut Kuhmühlen, Lengenbostel, Groß- und
Klein- Meckelsen mit Marschhorst, Sauensiek, Groß-
Sittensen mit Hof Königshof, Klein-Sittensen, Sothel,
Stemmen, Tiste, Vierden mit Gut Vierden und den Höfen
Nüttel und Ramshausen, Groß- und Klein-Wohnste

Die dänische Besatzungszeit (1712-1715) hat das so am Ende
des 17. Jahrhunderts strukturierte Amt Zeven verwaltungs-
geschichtlich nicht berührt. Auch nach dem Übergang des
Herzogtums Bremen 1715/1720 an das Kurfürstentum bzw. ab
1814 Königreich Hannover bestand das Amt Zeven in seiner
alten Ausgestaltung weiter fort. Das Amt Zeven war der in
Stade regierenden kollegialen Mittelbehörde unterstellt,
die sich 1823 durch die landesweite Verwaltungsreform zur
hannoverschen Landdrostei Stade entwickelte. Erst durch die
Trennung von Rechtspflege und Verwaltung wurde die auf
Ämterbasis organisierte untere Verwaltungsebene 1852 durch
Hinzufügen weiterer Ämter umgestaltet und die Ämtergrenzen
verändert; gleichzeitig wurden den Ämtern neu geschaffene
Amtsgerichte zugeteilt, wodurch sich die Justiz auch auf
unterer Ebene verselbständigte (Hann. Gesetzes-Slg. 1852,
S. 185 ff.). Dem ziemlich großen Amt Zeven wurden die Ge-
meinden

Sauensiek (mit Bockhorst, Bredenhorn und Lohe),
Helvesiek (mit Appel, Grimshoop, Hunhorn, Rehr und Wenke-
loh), Sothel und Stemmen entzogen und dem neu geschaffenen
Amt Horneburg bzw. dem Amt Rotenburg zugeschlagen (Hann.
Gesetzes-Slg. 1852, S. 224, 221 u. 225). Gleichzeitig wurde
das Amtsgericht Zeven gegründet.

Durch die revidierte Amtsordnung von 1859 wurde die Vermeh-
rung der Ämter zurückgenommen, d. h. die bestehenden Ämter
wurden zahlenmäßig reduziert und auf die verbleibenden Ämter
aufgeteilt. Dem Amt Zeven wurden das Kirchspiel Selsingen
und die Gemeinden Plönjeshausen und Bockel entzogen und dem
Amt Bremervörde zugewiesen. Vom Amt Ottersberg gingen die
Kirchspiele Kirchtimke und Wilstedt und die Gemeinde Nartum
an das Amt Zeven; dementsprechend wurde auch der Zuständig-
keitsbereich des Amtsgerichts Zeven verändert (Hann. Ge-
setzes-Slg. 1859, S. 185-187).

Erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts wirkte
sich die Umwandlung des Königreiches Hannover in eine
preußische Provinz 1866 auch auf mittlerer und unterer
Verwaltungsebene aus. Am 30. Juli 1883 wurde das preußische
Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung erlassen; ihm
folgte am 5. Mai 1884 die neue Kreis- und Provinzialordnung,
die zum 1. April 1885 in Kraft trat. Am 1. Juli 1885 wurde
die hannoversche Landdrostei Stade zum preußischen Regie-
rungsbezirk, und die 18 Ämter wurden zu 14 Kleinkreisen um-
gebildet (Gesetzes-Slg. für die Kgl. Preuß. Staaten 1883 Nr.
25 S. 195 ff, § 2. § 17 ff.; 1884 Nr. 17 S. 181-236, bes.
S. 228). Zeven wurde Kreisstadt des gleichnamigen Landkrei-
ses. Mit Verordnung vom 1. Oktober 1932 wurde der Landkreis
Zeven aufgelöst und dem neugebildeten Landkreis Bremervörde
einverleibt.


Literaturhinweise:

Elfriede BACHMANN, Das Kloster Heeslingen-Zeven. Verfas-
sungs- und Wirtschaftsgeschichte, Stade 1966

Diess., Zeven;

in: Die Frauenklöster in Niedersachsen,
Schleswig-Holstein und Bremen, bearb. von Ulrich Faust,
St. Ottilien 1984 (Germ. Benedictina X: Norddeutschland)
S. 550-566

Klaus-Richard BÖHME, Bremisch-Verdische Staatsfinanzen
1645-1676. Die schwedische Krone als deutsche Landes-
herrin, Uppsala 1967

Beate-Christine FIEDLER, Die Verwaltung der Herzogtümer
Bremen und Verden in der Schwedenzeit, Stade 1987

Iselin GUNDERMANN u. Walter HUBATSCH (Bearb.), Grundriß
der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Reihe A:
Preußen, Bd. 10: Hannover, Marburg 1981, S. 79, S. 303
(dort Liste der Amtleute ab 1814), S. 787 f. (dort Liste
der Amtleute/Landräte bis 1932)

K. E. H. KRAUSE, Dietrich von Stade's und Georg von Roth's
Geographie der Herzogtümer Bremen und Verden, in : Stader
Archiv 6, 1877, S. 1-297

Erich von LEHE, Grenzen und Ämter im Herzogtum Bremen. Altes
Amt und Zentralverwaltung Bremervörde, Land Wursten und
Gogericht Achim, Göttingen 1926 (Stud. u. Vorarb. zum
Hist. Atlas von Niedersachsen 8)

Georg MEYER, Geschichte des Klosters Heeslingen-Zeven und
der Kirchengemeinde Zeven, Zeven o. J. (1925)

Erich WEISE, Geschichte des Niedersächsischen Staatsarchivs
in Stade nebst Übersicht seiner Bestände, Göttingen 1964
(Veröff. der Nieders. Archiverwaltung 18)



2. Aktenüberlieferung und Erschließung

Das erste Findbuch über die Archivalien des Amts Zeven wurde bei dem großen Luftangriff auf Hannover am 8./9. Oktober 1943, bei dem auch das Staatsarchiv getroffen wurde, durch Brand vernichtet. Unter Zugrundelegung des beim Landratsamt Bremervörde befindlichen alten Behördenrepertoriums wurde das Findbuch 1947 von Spreitzer wiederhergestellt und von Stoehr 1958 maschinenschriftlich vorgelegt. Es enthielt im wesentlichen die Titelaufnahmen von den Aktendeckeln, eine archivische

Titelaufnahme ist nur in Einzelfällen erfolgt.

Das Behördenrepertorium war 1858 von C. Thiele aus Hannover begonnen und bis 1914, mit gelegentlichen Nachträgen sogar bis ca. 1930 weitergeführt worden. Das 1958 vorgelegte Findbuch enthielt nur den Teil der Zevener Amtsüberlieferung, der in den 1930er Jahren vom Staatsarchiv Hannover übernommen worden war; der größere Rest der Akten lagerte zunächst beim Landkreis Bremervörde und kam durch den persönlichen Einsatz von August Bachmann in das dortige Kreisarchiv. Der in Hannover aufbewahrte Rumpfbestand wurde nach Gründung des Staatsarchivs in Stade 1964 nach hier überführt und erhielt die Bestandsbezeichnung Rep. 74 Zeven. Dank der Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung in den niedersächs. Staatsarchiven konnte schließlich 1991/92 ein beide Teilbestände umfassendes gemeinsames Findbuch hergestellt werden, welches dem Benutzer zwar nicht den Besuch des Staatsarchivs Stade und den Besuch des Kreisarchivs Bremervörde erspart, wohl aber eine Übersicht des Gesamtbestandes ermöglicht. Der Benutzer kann also in jedem der beiden Archive seine Arbeit planen und gegebenenfalls in dem anderen Archiv die gewünschten Akten heraussuchen und zur eigenen Zeitersparnis vorbestellen.

Der Bestand wird zeitlich auf das Jahr 1885 (Bildung des Kleinkreises Zeven) begrenzt; räumlich ist das Amt Zeven in den Grenzen von 1859 zu sehen. Daher sei der Benutzer darauf hingewiesen, daß er im Bedarfsfalle die Überlieferung zu den 1852/59 abgeteilten Ortschaften in den Beständen benachbarter Ämter suchen muß (Rep. 74 Rotenburg, Rep. 74 Osterholz, Rep. 74 Bremervörde). Zahlreiche Ehestiftungen und andere Akten aus der Freiwilligen Gerichtsbarkeit sind 1852 an das Amtsgericht Zeven abgegeben worden, wo sie später verloren gegangen sind. Die meisten hier verzeichneten Meierakten waren früher im Bestand Rep. 128 Domänenrentamt Verden

aufbewahrt und wurden erst vor wenigen Jahren in den Zevener Bestand eingeordnet. Akten aus der Zeit nach 1885 finden sich nicht im Staatsarchiv, sondern ausschließlich im Kreisarchiv Bremervörde. Schließlich sei der noch der Hinweis auf die freiwillige Gerichtsbarkeit im Bestand Rep. 72/172 Zeven (Amtsgericht) gegeben, soweit er überliefert ist.

Für das Schreiben des Findbuches mittels der EDV sei an dieser Stelle der Stader Archivangestellten Karin Schmeelk gedankt.

Stade, im September 1992 Dr. M. Nistahl



Hinweis: Die Signaturen STA, Rep. 74 Zeven, Nr. 190 und Nr. 1671 sind nicht

belegt.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet

Georeferenzierung

Bezeichnung

Amt Ottersberg

Zeit von

1852

Zeit bis

1859

Objekt_ID

128

Ebenen_ID

6120

Geo_ID

6120-128

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Amt Ottersberg

Georeferenzierung

Bezeichnung

Amt Zeven

Zeit von

1852

Zeit bis

1859

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133

Ebenen_ID

6120

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6120-133

Link

Amt Zeven

Georeferenzierung

Bezeichnung

Amt Zeven

Zeit von

1880

Zeit bis

1885

Objekt_ID

1

Ebenen_ID

9520

Geo_ID

9520-1

Link

Amt Zeven

Georeferenzierung

Bezeichnung

Amt Zeven

Zeit von

1859

Zeit bis

1880

Objekt_ID

1

Ebenen_ID

9620

Geo_ID

9620-1

Link

Amt Zeven

Georeferenzierung

Bezeichnung

Amt Zeven

Zeit von

1832

Zeit bis

1852

Objekt_ID

5

Ebenen_ID

7720

Geo_ID

7720-5

Link

Amt Zeven

Georeferenzierung

Bezeichnung

Amt Zeven

Zeit von

1813

Zeit bis

1832

Objekt_ID

31

Ebenen_ID

7120

Geo_ID

7120-31

Link

Amt Zeven