Drucken

NLA ST Rep. 5f

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Oberhauptmannschaft, Stadtvogtei, Intendantur, Struktur Bremen

Laufzeit

1623-1844

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Aufträge an den Stadtvogt und Gerichtsbarkeit des Stadtvogts, Gesuche, Hoheitssachen, Vermögen der Struktur, Dienstverhältnisse des Oberhauptmanns, Commerz und Zoll, Grenzsachen, Strandrecht, Kreissachen, Justizsachen, Schulen, Bausachen, Domschule, Streitigkeiten mit der Stadt Bremen, Domprediger. Ergänzend sind die Bestände 6,21 bis 6,23 im Staatsarchiv Bremen heranzuziehen.
Findmittel: Maschinenschriftliches Archivfindbuch 1952
Umfang: 11,5 lfdm

Bestandsgeschichte

Behördengeschichte

Die Stadtvogtei hatte in der Geschichte Bremens die Rolle eines Rechtswahrers der erzbischöflichen und domkapitularischen Rechte innerhalb der Stadt, die trotz Reformation und Dreißigjährigen Krieg an die nachfolgenden Institutionen zur schwedischen und kurhannoverschen Zeit übertragen wurden. Die erzbischöflichen Rechte blieben also im Gegensatz zu Lübeck oder Hamburg bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1802 bestehen und bildeten einen eigenen Rechtsbezirk innerhalb der Stadt. 1715 verkauften die Dänen an Georg I, Kurfürst von Hannover, ihren Besitz der Herzogtümer Bremen und Verden an Kurhannover für 600.000 Reichstaler, Schweden verzichtete endgültig aber erst 1719. Der damalige Stadtvogt Zierenberg hoffte darauf hin auf eine Stärkung seiner Rechte gegenüber der Stadt, doch Kurhannover wollte offenbar keine weiteren Aktivitäten tätigen und stritt in erster Linie über die Landeshoheit in den vier Gohen Bremens. Als Vertreter für die kurhannoverschen Interessen beim Bremer Rat war das Amt eines Oberhauptmanns geschaffen worden. Im 18. Jahrhundert bestanden nach dem Richmonder Edikt von 1731 die Rechte des Stadtvogts im Wesentlichen noch aus dem Halsgericht, dem Blutgericht sowie in wenigen finanziellen Vorrechten, wie z. B. die Erhebung einer kleinen Abgabe von den Bäckern und die Einziehung des Königszinses. Der erzbischöfliche Grundbesitz bestand in erster Linie aus den Dom und den Domkurien sowie einer Reihe weiterer Nebengebäude (siehe hierzu Mappe 2 in der Kartenabteilung), insgesamt 240 Gebäudegrundstücke mit dem Mittelpunkt um die Domsheide. Das gesamte erzbischöfliche Vermögen verwaltete ein Strukturar, dessen Amt seit 1738 mit dem des Stadtvogts verbunden wurde. Der kurhannoversche Intendant war dagegen für das zur Kammerverwaltung gehörende Vermögen des Domkapitels zuständig. Im zweiten Stader Vergleich vom 23. August 1741 wurde

schließlich auch der Streit um die Landeshoheit bereinigt, in dem für die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit Bremens Kurhannover in weiten Teilen des Werder- und Niederblocklandes und der Vahr die Hoheit beanspruchen konnte und Zoll- und Kontributionsrechte erwarb. Justizrat Spilker, der als letzter Vertreter der Stadtvogtei noch als Demonstration das vergoldete Wappen von Hannover mit Namenschiffre über das Zifferblatt am Domturm anbringen ließ, zeigte das Ende der Stadtvogtei zum 1. Dezember 1802 gegenüber dem Senat an. Die Registratur kam zunächst nach Stade, 1827 wurde aber ein größerer, vor allem die städtische Verwaltung betreffender Teil nach Bremen abgegeben.

Bestandsgeschichte

In Stade Br. 5 f sind drei größere Provenienzen vereinigt, die sich auf die staatsrechtlichen Beziehungen zwischen dem Königreich bzw. Kurfürstentum Hannover und der Stadt Bremen beziehen, nämlich:

I. die vereinigten Registraturen der Stadtvogtei und der Struktur,
II. die Registratur der Oberhauptmannschaft und
III. Akten der Regierung zu Stade betreffend diese drei Ämter.

Die Registraturen sind getrennt geblieben, so daß sich 3 Hauptabteilungen entsprechend obiger Aufzählung ergeben. Drei Aktenstücke des Konsistoriums zu Stade sind als Fach 46 bei der Regierung eingegliedert.

Der Zeitraum ist im wesentlichen das 18. Jahrhundert von 1715 ab; in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts sind die Akten im wesentlichen abgeschlossen. Vereinzelte Vorakten und Abschriften reichen in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Stade 5 f bedeutet also für Bremen ungefähr das Gleiche wie 5 d für Hamburg, nur daß die hannoverschen Interessen gegenüber Bremen umfangreicher waren. Eine Rückordnung der Abteilung III nach
Hann. 80 Stade ist wegen dieser Analogie, wegen Erhaltung alter Signaturen und wegen der Beschränkung auf die hannoversche Zeit bis zur französischen

Okkupation unterlassen worden. Die Akten der drei Abteilungen entsprechen und ergänzen sich überdies so vielseitig, daß man sie stets wird zusammen einsehen müssen. Nur einige, wenige Aktenfaszikel, die mit alten Signaturen aus der schwedischen Regierung zu Stade (5 a) entnommen und nicht zurückgelegt waren, sind hier herausgenommen und an zugehörige Stelle zurückgebracht worden. Für die Untersuchung der schwedischen Zeit in Bremen ist also 5 a zu Grunde zu legen, 5 f nur ergänzend heranzuziehen.
Die Bestellung der "königlichen" Beamten in Bremen reicht bis in die schwedische Zeit zurück. Geschlossene, vollständige Akten betreffend die Ernennungen gibt es nicht. Zur Erleichterung der Benutzung sind aus zerstreuten Angaben Listen der Beamten aufgestellt, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, aber alle Namen aufzählen. Für Unterscheidungen bei dem Nebeneinander von Stadtvogtei und Struktur oder bei gleichnamigen Beamten (Renner Vater und Sohn) sind diese knappen Anhaltspunkte von Nutzen.

Für das Zitieren der Akten genügt Angabe von Fach und Nummer. Die Nummernzählungen beginnen in jeder Abteilung neu. Die Fache sind ursprünglich wohl rein räumlich gedacht; doch wird, besonders bei III für einen neuen Betreff meist auch ein neues Fach begonnen, sodaß die systematische Einteilung sich an die Fach-Nummern anlehnen kann. Für die Einteilung von I und II sind alte Behördenaufzeichnungen zu Grunde gelegt, jedoch wesentlich vereinfacht, da ja längst nicht alle Akten an Hannover gekommen sind. Die Akten über die Auseinandersetzung mit Bremen finden sich in Fach 47.

Ein Behördenrepertorium der Stadtvogtei und Struktur von 1804 ist erhalten. Es zeigt den vollständigen Bestand vor der Auseinandersetzung und ist durch ein alphabethisches Register erschlossen. Um dieses wieder benutzbar zu machen, sind die neueren Signaturen, die um 1860 von dem Obergerichtsrat

Schlüter in Stade eingeführt und jetzt beibehalten sind, mit Rotstift hinzugefügt. Die nicht mit Rot bezeichneten Stücke sind im Staatsarchiv Bremen zu suchen (hier die Bestände 6,21, 6,22 und 6,23). Für die beiden anderen Registraturen sind solche Hilfsmittel nicht mehr erhalten; Stade 5 f Bd. II ist also nur für Fach 1 - 8 verwendbar.

Hannover, im März 1952
Weise

Liste der Etatsräte,
später Oberhauptmänner

1688 + vor 1691 Etatsrat Johann Besser
1691 - 1730(?) Etatsrat Christoph Hinrich von Weißenfels
1730 - 1740 Oberhauptmann Anton Diedrich von Wersebe
1741 - 1748 Oberhauptmann Clamor v. d. Busch
1748 - 1790 Landdrost Christoph Achaz von Hake
1790 Sept. - 1796 Oberhauptmann Adolph von Knigge
- 1801 Landdrost C. von Lenthe

Liste der Stadtvögte

1716 - 1736 Johann Georg Zierenberg
1737 - 1738 Dr. Lüder Christoph Kannengießer
1738 - 1772 Casper Friedrich Renner
1772 - 1799 Johann Christoph Renner
1799 - 1802 Justizrat Friedrich Anton Georg von Spilcker

Liste der Strukuare

1685 - 1704 + Daniel Sarninghausen
1704 - 1718 Heinrich Rehboom
1718 Interims-Struktuar Intendant H. F. Ulrichs
1718 Dez. 1 - 1720 Rat und Resident Joh. Henr. Mojer (hann.)
1720 Okt. 8 - 1724 Struktuar Christoph Röhri (schwed.)
1724 Interims-Strukturar stud. Ludwig Ludolf Lindemann
1724 - 1772 Mai 21 Casper Friedrich Renner
1760, 1772 Juli - Adjunkt, spät. Struktuar Johann Christoph Renner
1799 Dez. 22
1800 Interims-Struktuar Johann Casper Theodor Olbers
1801 Struktuar Friedrich Anton Georg von Spilcker

Liste der Intendanten

1706 +

er. 1717 Intendant Joh. Burmeister
1717 Aug. 13 - 1718 Intendant Casper Friedrich Renner
1720 - 1732 Mai 5 Intendant Hermann Friedrich Ulrichs
vorher seit 1718 Interims-Struktuar
1732 Mai 12 Interims-Intendant Renner
1732 Juli - 1741 Jun. Intendant Postmeister Paul Meier
16 +
1741 Apr. 8 - 1747 Intendant Heinirch Burchard Stegemann
1747 Feb. 16 - 1791
Okt. 26 + Intendant Joh. Christian Dankwerth (Danckwerth)
1791 - 1802 Intendant Dr. Joh. Caspar Theodor Olbers

Der Bestand wurde von der Unterzeichneten nacherschlossen. Dabei wurde die alte Nummerierung nach Fächern durch eine laufende Nummerierung ersetzt. Vorwort und Gliederung wurden aus dem maschinenschriftlichen Findbuch übernommen.

Stade, im August 2010 Antje Schröpfer

Das Vorwort wurde um Angaben zur Behördengeschichte und Literatur ergänzt.

Stade, im Oktober 2014

Dr. Thomas

Bardelle

Literatur

Alfred Kühtmann, Geschichte der bremischen Stadtvogtei, Breslau 1900
Erich Weise, Geschichte des Niedersächsischen Staatsarchivs in Stade nebst Übersicht seiner Bestände, Göttingen 1964, S. 236-239
Hans-Cord Sarnighausen: Kurhannoversche Amtsjuristen von 1715 bis 1803 am Domshof in Bremen, in: Bremisches Jahrbuch 94 (2015), S. 225-236.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet