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NLA ST Rep. 301/9

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Gräflich Königsmarck'sche Akten

Laufzeit

1652-1765

Bestandsdaten

Bestandsgeschichte

Vorwort

Der hier vorliegende Bestand umfasst vor allem Akten der Königsmarck'schen Güterverwaltung in den Herzogtümern Bremen und Verden, ein kleinerer Teil beinhaltet allgemeine Angelegenheiten des Gräflich-Königsmarck'schen Hauses. Ein wesentlicher Teil der Akten gelangte offenbar im Jahr 1752 aus dem Nachlass des Anwalts der Familie, Landrat und Bürgermeister Friedrich Gustav Schuder in Stade, zur hannoverschen Regierungskanzlei. Im Nachlass befanden sich damals 305 Akten, die "ganz unordentlich durcheinander" im Stader Wohnhaus des Verstorbenen vorgefunden wurden, sowie ein Kasten mit Briefschaften. Am 2. Mai 1752 beauftragte die kurhannoversche Regierung in Stade den Sekretär Christian Stüve, die im Schuder'schen Wohnhaus vorgefundenen und im Februar 1752 von dort in vier versiegelten Behältnissen zur Kanzlei transportierten Königsmarck'schen Dokumente und Akten nachzusehen und, was darunter zu den der Königsmarck'schen Familie doniert und versetzt gewesenen, später aber eingezogenen und wiedereingelösten Ämtern und Gütern gehörte, von den übrigen Akten zu separieren und auszuliefern. Im Dezember 1752 ordnete die Kammer in Hannover an, dass Stüve von diesen ausgelieferten Akten ein vollständiges Verzeichnis fertigen solle. Die Königsmarck'schen Erben erklärten ihre Zustimmung zu der Auslieferung, allerdings unter der Bedingung, dass alle Akten, die private Dokumente der Familie Königsmarck oder andere Nachrichten als die Güter betreffende enthielten, ihnen und nicht der Kammer ausgehändigt werden sollten (vgl. Nr. 25, 26).

Bislang waren die Gräflich-Königsmarck'schen Akten dem Bestand Rep. 5a (Schwedisches Regierungsarchiv) als Anhang beigefügt (Fach 492-508). Die 96 Datensätze umfassenden Akten sind nunmehr zu einem eigenen kleinen Bestand (Rep. 301/9) zusammengefasst worden. Dabei wurden die Akten Rep. 5a Fach 502 Nr. 53 (Rechnungen zum Amt Neukloster)

und Fach 506 Nr. 66 bzw. Fach 507 Nr. 67 (Register des Amtes Zeven) nicht mit verzeichnet, da sie sich heute im Bestand Rep. 76 (Geld- und Kornregister der Ämter) mit den Signaturen Nr. 1272, 1277, 1279-80, 1284-85, 1293-98, 1300-01 (Neukloster) und Nr. 1939-1954 (Zeven) befinden.

Der neue Bestand 301/9 umfasst Akten zu Achim, Agathenburg, Bederkesa, Bremervörde, Himmelpforten, Neuhaus, Neukloster, Ottersberg, Rotenburg, Verden mit Riede und Zeven. Diese Güter bzw. Ämter waren teilweise als Donation, Pfand oder Kauf vollständig im Besitz der Familie Königsmarck, teilweise besaß sie dort einzelne Höfe oder andere Rechte. Die Besitzungen wurden von Beamten verwaltet.

Die Grundlage für den umfangreichen Güterbesitz in Bremen-Verden schuf Hans Christoph von Königsmarck (1605-1663), ein brandenburgischer Junker, der in schwedischen Militärdiensten im Dreißigjährigen Krieg Karriere machte und 1645 den Elbe-Weser-Raum für die schwedische Krone eroberte. Die schwedische Königin Christina donierte ihm bereits 1645 die ertragreichen Ämter Rotenburg und Neuhaus, später kamen zahlreiche andere Güter hinzu. Hans Christoph von Königsmarck war von 1645 bis 1663 Gouverneur in Bremen-Verden, 1651 wurde er zum schwedischen Grafen ernannt. Im ehemaligen Dorf Lieth, das er käuflich erwarb, errichtete Königsmarck das Schloss Agathenburg, benannt nach seiner Frau, es sollte der neue Stammsitz der außerordentlich vermögenden und europaweit angesehenen schwedischen Grafenfamilie werden. Die Söhne Cordt Christoph (1634-1673) und Otto Wilhelm (1639-1688) bauten den Besitz noch aus. Nach 1680 drohte die groß angelegte schwedische Reduktionspolitik, die die ehemals donierten Güter wieder in Staatsbesitz überführte, die Familie Königsmarck um Gut und Geld zu bringen. Die Ämter Rotenburg und Neuhaus wurden eingezogen (reduziert), andere Güter blieben nach langwierigen und komplizierten

Verhandlungen und Prozessen zumindest in Teilen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts im Besitz der Erben der Grafenfamilie, die 1694 mit dem Tod des Philipp Christoph von Königsmarck in männlicher Linie ausstarb. Die Königsmarck'schen Erben kämpften weiter um den Besitz. Die Pfandgüter Bederkesa und Neukloster und das Gut Agathenburg gelangten schließlich 1736 bzw. 1740 durch Wiedereinlösung bzw. Kauf an das Kurfürstentum Hannover.

Der Bestand dokumentiert sehr gut die Struktur und Verwaltung der Königsmarck'schen Güter, die Streitigkeiten um den Besitzerhalt und die komplizierten und langwierigen Abrechnungen mit dem schwedischen bzw. seit 1715/19 hannoverschen Landesherren. Darüber hinaus bieten die Akten interessante Informationen zur schwedischen Grafenfamilie Königsmarck.


Hinweise zur Benutzung

Zur Erleichterung der Benutzung wurden ausführliche Orts-, Personen- und Sachindizes angelegt.
Bei der Bestellung der Akten sind der Bestandsname - Rep. 301/9 - und die entsprechende Nummer anzugeben.


Ergänzende Überlieferungen

Im NLA - Standort Stade:
- Rep. 5a - Schwedisches Regierungsarchiv
- Rep. 28 - Akten des Schwedischen Tribunals zu Wismar, Herzogtümer Bremen und Verden, 1653-1715 (gedrucktes Findbuch, bearb. von Beate-Christine Fiedler, 2 Bde., Hannover 2012)
- Rep. 40 - Kurhannoversche Regierung zu Stade 1715-1803
- Rep. 76 - Geld- und Kornregister der Ämter

Im Riksarkivet Stockholm:
- Enskilda Arkiv - vor allem Rydboholmssamlingen: E 7747-7938; 8098


Ergänzende Literatur (in Auswahl):

- Beplate, Ernst: Bederkesa zur Königsmarck-Zeit 1662-1736 (Schriftenreihe der Burggesellschaft Bederkesa, 11), Bederkesa 2001
- Böhme, Klaus-Richard: Bremisch-Verdische Staatsfinanzen 1645-1676, Uppsala 1967
- Ehrhardt, Michael: Die schwedischen Donationen und Reduktionen und ihre Wirkung im ländlichen Raum, in: Stader Jahrbuch 2010, S.

75-100
- Ders.: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte im 17. Jahrhundert, in: Hans-Eckhard Dannenberg und Heinz-Joachim Schulze (Hg. unter Mitarbeit von Michael Ehrhardt und Norbert Fischer): Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Band III Neuzeit (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd. 9), Stade 2008, S. 255-278
- Fiedler, Beate-Christine: Bremen und Verden als schwedische Provinz (1633/45-1712), in: Ebd., S. 173-253
- Dies.: Die Königsmarcks - Glanz und Untergang einer schwedischen Grafenfamilie, in: Rieke Buning, Beate-Christine Fiedler und Bettina Roggmann (Hg.): Maria Aurora von Königsmarck. Ein adeliges Frauenleben im Europa der Barockzeit, Wien/Köln/Weimar (erscheint 2014)
- Dies.: Die Königsmarcks in Rotenburg, in: Rotenburger Schriften 2014 (erscheint 2014)
- Dies.: Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712. Organisation und Wesen der Verwaltung (Einzelschriften des Stader Geschichts- und Heimatvereins, Bd. 29 / Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Stade, Bd. 7), Stade 1987
- Dies.: Förvaltningen av hertigdömena Bremen och Verden under svensktiden 1652-1712. Organisation och praxis, in: Karolinska Förbundets Arsbok 1987, Lund 1988, S. 94-153
- Dies.: Hans-Christoph von Königsmarck - ein brandenburgischer Junker in schwedischen Diensten, in: Jürgen Frölich, Esther-Beate Körber und Michael Rohrschneider (Hg.): Preußen und Preußentum vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Beiträge des Kolloquiums aus Anlaß des 65. Geburtstages von Ernst Opgenoorth am 12.2.2001, Berlin 2002, S. 33-54
- Kammann, Christian: Die Agathenburg. Geschichte eines bremischen Herrenhauses und seiner Gärten (Beiträge des Landkreises Stade zu regionalen Themen, 6), Stade 1988
- Ders.: Renaissancegärten in Bremen-Verden (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer

Bremen und Verden, 38), Stade 2012


Stade, im August 2014 Beate-Christine

Fiedler

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

teilweise verzeichnet