Drucken

NLA ST Rep. 171a Stade

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Staatsanwaltschaft Stade 1852-1978

Laufzeit

1846-1995

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Akten aus Straf- und Ermittlungsverfahren, Personalakten der Staatsanwaltschaft sowie Schriftgut zur Gerichtsorganisation, darunter Vorgänge mit politischem Bezug für die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus
Findmittel: EDV-Findbuch 2003; Abgabelisten für die jüngeren Akzessionen
Umfang: 57,5 lfdm

Bestandsgeschichte

Die Staatsanwaltschaften, nach französischem Vorbild im 19. Jahrhundert eingerichtet, haben im Gerichtsverfassungsgesetz des Deutschen Reiches vom 27.01.1877, das 1879 in Kraft gesetzt wurde, ihre wesentliche bis heute geltende organisatorische Form gefunden. Das wegen der Anpassung an das zum 01.01.1900 in Kraft getretene Bürgerliche Gesetzbuch novellierte und am 20. Mai 1898 verkündete Gerichtsverfassungsgesetz hat den Organisationsbereich der Staatsanwaltschaften nicht berührt. Auch die Bundesrepublik Deutschland hat auf dem Gesetz von 1877 weitergebaut und ihm lediglich eine neue, die veränderten staatsrechtlichen Verhältnisse berücksichtigende Form im dem Gerichtsverfassungsgesetz vom 12.09.1950 gegeben.

Die Staatsanwaltschaften als Untersuchungs- und Anklagebehörde im Strafverfahren sind weisungsgebundene Behörden. Abgesehen vom Generalbundesanwalt unterstehen sie den Länderjustizministern. Die Leiter der Staatsanwaltschaften bei den Oberlandesgerichten sind die Generalstaatsanwälte, die dem Minister direkt unterstellt sind. Sie sind ihrerseits die Vorgesetzten der Leitenden Oberstaatsanwälte bei den Staatsanwaltschaften an den Landgerichten. Die örtliche Zuständigkeit der Beamten der Staatsanwaltschaft richtet sich nach der Zuständigkeit des Gerichts, bei welchem die Staatsanwaltschaft bestellt ist. Die Staatsanwaltschaft ist in ihren amtlichen Verrichtungen von den Gerichten unabhängig.

Der vorliegende Bestand der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Stade setzt mit den Generalakten um 1880 ein, einzelne Vorakten reichen jedoch bis 1853 zurück. Die Registerüberlieferung setzt mit Einzelstücken 1885 ein (Register für Vorverfahren), regelmäßig überliefert sind die Register ab ca. 1900. Die Überlieferung der Prozeßakten setzt ebenfalls erst nach 1900 ein.

Die Akten der Staatsanwaltschaft Stade gelangten ab 1964 (acc. 23/64) in mehreren Akzessionen in

das Staatsarchiv. Empfindliche Verluste hat die Prozeßüberlieferung der NS-Zeit erfahren. Eine im Jahre 1966 durch den niedersächsischen Justizminister erlassene Verfügung zur Aussetzung von Aktenaussonderungen bei Strafakten aus der Zeit vom 1.1.1933 - 8.5.1945, die ursprünglich NS-Akten vor der Vernichtung bewahren sollte, führte zunächst dazu, daß bereits als archivwürdig gekennzeichnete Akten nicht an das Staatsarchiv abgegeben wurden. Unsachgemäße Lagerung der Akten und eine dann von der Staatsanwaltschaft eigenmächtig durchgeführte Aussonderung führten 1975 zur Vernichtung des überwiegenden Teils dieser Überlieferung. Dies ist umso bedauerlicher, als der Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft Stade bis 1936 das für die Opposition gegen das NS-Regime so wichtige Gebiet Harburg-Wilhelmsburg umfaßte.

Die Spezialakten zu den Ermittlungsverfahren erwachsen bei den Staatsanwaltschaften entsprechend den Gepflogenheiten der Justizbehörden als chronologische Aktenserien. Sie wurden für das vorliegende Findbuch um der leichteren Zugänglichkeit willen unter sachlichen und historischen Gesichtspunkten in Gruppen geordnet und nach Deliktbegriffen sortiert. Dies heißt, daß bezüglich der Einzelverfahren mit politischem Hintergrund (Klassifikationspunkt 02.01) Gruppen entsprechend den großen historischen Zäsuren gebildet wurden (Einzelverfahren bis 1933; NS-Zeit 1933-1945; nach 1945), innerhalb derer die Verfahren nach Delikten sortiert wurden, während alle Einzelverfahren ohne politischen Hintergrund (02.02 - 02.17) lediglich nach Delikten in Deliktgruppen sortiert wurden.

Nach Verzeichnung der ersten knapp eintausend Ermittlungsbzw. Prozeßakten der 1920er bis 1960er Jahre im vorliegenden vorläufigen Findbuch ist in weiteren Arbeitsschritten zunächst die Verzeichnung der Generalakten und später der weiteren Prozeßakten vorgesehen.


Stade, den 19.09.1994

Dr. Elmshäuser


Die Nr. 969-2473 wurden im Jahr 2003 von Frau Dr. Fiedler verzeichnet. Bei dieser Gelegenheit wurden die ab 1978 beginnenden Akten des Bestandes - sofern sie nicht Verfahren betreffen, deren Schwerpunkt in die Zeit vor diesem Stichjahr fällt - ausgeschieden und zum Bestand Rep. 271a Stade (Staatsanwaltschaft Stade ab 1978) überwiesen. Die Nummern 559-631 (vormals belegt durch im September 1999 von Dr. Graf kassierte Register für Anzeigen und Vorverfahren, Strafsachen und Strafprozeßregister der Jahre 1890-1917) und 1908-1938 sind nicht belegt. Ebensowenig die Nummern 2109-2110 mit Tonbandaufzeichnungen zu den Verfahren gegen Georg Marschall und Otto Hoppe, die nach ihrer Digitalisierung aus konservatorischen Gründen in den Bestand Rep. 1009 aufgenommen worden sind.

Stade, den 5. März 2004

Dr. Christian

Hoffmann

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet