Landeskulturamt Hannover betr. Regierungsbezirk Stade
1840-1959
Gemeinheitsteilungs- und Verkoppelung-, Rentenguts- und Enteignungsverfahren, ferner agrarrechtliche Auseinandersetzungen
Findmittel: EDV-Findbuch 2002
Umfang: 10 lfdm
ZUR BESTANDSBILDUNG
Für die Aufgaben, die dem Staat aus der Aufhebung der mittelalterlichen Agarverfassung erwuchsen, schuf das Kurfürstentum Hannover 1802 eine besondere Behörde, das Landesökonomiekollegium in Celle. Dieses wurde zum 1.1.1834 wieder aufgehoben, und die Leitung der Teilungsverfahren ging auf die Landdrosteien über. Für die örtliche Leitung eines Verfahrens wurde eine Spezialkommission gebildet, die nach Abschluss des Verfahrens wieder aufgelöst wurde. 1867 gingen die Kompetenzen der Landdrosteien auf die nach preußischem Vorbild errichtete Generalkommission in Hannover über, deren Aufgabenbereich mehrfach erweitert wurde, so durch die Rentengutsgesetzgebung der neunziger Jahre auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Siedlung. Durch Gesetz vom 3. Juni 1919 trat an die Stelle der kollegial organisierten Generalkommission der Präsident des Landeskulturamtes Hannover, während die örtlichen Spezialkommissionen zu ständigen Einrichtungen, den Kulturämtern, ausgebaut wurden. Von 1933 bis 1945 war das Landeskulturamt vorübergehend als Abteilung dem Oberpräsidium einverleibt. 1973 traten im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform an die Stelle des Landeskulturamts und der Kulturämter die "Ämter für Agrarstruktur". Sie sind nachgeordnete Behörden des Landwirtschaftsministeriums.
Auch nachdem nicht mehr für jeden einzelnen Fall Spezialkommissionen gebildet wurden, sondern die örtlich zuständigen Kulturämter die einzelnen Verfahren leiteten, haben diese weiterhin die Akten nach Abschluss der Verfahren an die Generalkommission bzw. das Landeskulturamt abgegeben. Die Generalkommission bzw. das Landeskulturamt vereinigte alle dasselbe Verfahren betreffenden Akten zu Bündeln, die nach Landkreisen geordnet abgelegt wurden.
Das Hauptstaatsarchiv in Hannover hatte seit den 1960er Jahren umfangreiche Aktenmengen vom Amt für Agrarstruktur Hannover, das als
Zentrale Altablage der niedersächsischen Agrarstrukturämter fungiert, übernommen. Diese Akten sind weitgehend in den Vorgängerbehörden der heutigen Ämter für Agrarstruktur, den vormaligen Spezialkommissionen und Kulturämtern, entstanden. Es handelt sich dabei also nicht um eine zentrale Überlieferung des Landeskulturamts oder der noch älteren Generalkommission, sondern um die Akten der regionalen Spezialkommissionen und Kulturämter. Eine Aufteilung der Akten entsprechend ihrer ursprünglichen Provenienz auf die niedersächsischen Staatsarchive erschien deshalb sinnvoll.
Mit Schreiben vom 29.09.2000 lieferte das Hauptstaatsarchiv Hannover die aus der Zentralen Altablage des Amtes für Agrarstruktur Hannover 1992 an das Hauptstaatsarchiv als Akzession 29/92 abgegebenen und dort im Bestand Hann. 148 (Landeskulturamt) verwahrten Akten zu Gemeinheitsteilungs- und Verkoppelungsverfahren vorwiegend des 19. Jahrhunderts sowie der 1930er und 1940er Jahre an das Staatsarchiv in Stade ab. Die Verfahren betreffen Liegenschaften in den Altkreisen Achim, Bremervörde, Geestemünde, Lehe, Osterholz, Stade, Verden und Zeven (hiesige Zugangsnummer: Rep. 148 acc. 2000/054). Im Staatsarchiv Stade wurde für die Abgaben aus dem hannoverschen Bestand Hann. 148 der Bestand Rep. 148: Landeskulturamt Hannover betr. Regierungsbezirk Stade neu eingerichtet. Die Akten der Ämter für Agrarstruktur in Bremerhaven, Lüneburg (ab 1978) und Verden werden in der hiesigen Bestandsgruppe Rep. 103 [+Ortsname] verwahrt. In den Beständen Rep. 103 Bremerhaven und Rep. 103 Verden finden sich auch noch Akten der Vorgängerbehörden.
Anfang 2002 hat das Hauptstaatsarchiv Hannover die Akzessionen 9/66, 43/78 und 80/68 des dortigen Bestandes Hann. 148, welche es ebenfalls von der Zentralen Altablage des Amtes für Agrarstruktur in Hannover übernommen hatte, entsprechend ihrer ursprünglichen Provenienz auf die
zuständigen niedersächsischen Staatsarchive verteilt. Im Staatsarchiv in Stade erhielten diese Akten die Zugangsnummer Rep. 148 acc. 2002/201.
Die Akzession 80/86 enthält eine kleine Anzahl von Enteignungsakten im Zuge von Anliegersiedlungsverfahren vorwiegend aus der Zeit von 1920-1945.
Bei den Akzessionen 9/66 und 43/78 handelt es sich um seinerzeit unbewertete Abgaben mit einem Umfang von 20
laufenden Metern, die ausschließlich Rentengutsverfahren der Jahre 1904-1971 aus den Kreisen des ehemaligen Regierungsbezirkes Stade betreffen. Archivwürdigkeit wächst den Vorgängen aus der Dokumentation der wirtschaftlichen Verhältnisse der Antragsteller/Käufer sowie aus den Gutachten, Betriebs- und Zielplänen der Rentengüter zu. Zum Teil spiegeln die Akten die mittelfristige Entwicklung der Bauernstellen wider. Nachdem anhand der Abgabelisten die inhaltliche, regionale und zeitliche Verteilung der Rentengutsverfahren eruiert worden war, wurde eine repräsentative Auswahl getroffen. Ausgewählt wurden zwei strukturell sehr verschiedene Kreise (nach dem Kreiszuschnitt der Jahre 1885-1932) mit einer gemessen an den übrigen Landkreisen mittleren Anzahl von Rentengutsverfahren. So wurden sämtliche Rentengutsverfahren aus dem "Geest-Kreis" Bremervörde und dem "Marsch-Kreis" Lehe archiviert. Auf diese Weise wird es möglich sein, für Kleinregionen die landwirtschaftlichen Verhältnisse der Rentengüter zwischen 1910 und 1940 flächendeckend zu beschreiben. Außerdem wurde das Verfahren Groß Sterneberg (Landkreis Stade) überliefert. Die Siedlung Groß Sterneberg entstand seit 1897 auf fiskalischem Moor, das durch die Arbeit eines Gefangenenkommandos der Strafanstalt Hameln erfolgreich entwässert, kultiviert und besiedelt wurde.
Die Akten wurden im Herbst 2002 von Frau Scheigert und Herrn Greeck im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsprogrammen unter Anleitung der Unterzeichneten mit dem
Verzeichnungsprogramm Aida erfasst.
HINWEISE ZUR BENUTZUNG DES FINDBUCHS
Die Aktentitel unter Gliederungspunkt 15 (Rentengutsverfahren) nennen jeweils Ort und Landkreis, in welchem das Rentengut liegt, sowie den Antragsteller bzw. Käufer des Rentenguts.
Die Akten sind mit der unter "Bestell-Nr.:" genannten Signatur zu bestellen und zu zitieren.
Literatur:
Wolfgang Hauff, Die Entwicklung der Landeskulturverwaltung in Niedersachsen, in: Neues Archiv für Niedersachsen Bd. VIII Jg. 1955/6, S. 168-174.
Ernst Pitz, Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Hannover Bd. 2 (Veröffentlichungen der niedersächsischen Archivverwaltung 25), Göttingen 1968, S. 250-253.
Stade, im Dezember 2002
Dr. Sabine Graf
Abgeschlossen: Nein
teilweise verzeichnet
Landdrostei Stade
1823
1859
3
2610
2610-3
Regierungsbezirk Stade
1937
1939
5022035
10
10-5022035
Regierungsbezirk Stade
1885
1932
7
310
310-7
Regierungsbezirk Stade
1932
1937
5
510
510-5
Regierungsbezirk Stade
1939
1947
3
610
610-3
Regierungsbezirk Stade
1947
1972
2
710
710-2
Regierungsbezirk Stade
1974
1977
8
810
810-8
Regierungsbezirk Stade
1972
1974
10
1210
1210-10
Landdrostei Stade
1859
1885
7
2310
2310-7
Link: http://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=b3913