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NLA ST Rep. 142 Brauel

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Landeskrankenhaus Brauel

Laufzeit

1981-1993

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Patientenakten
Findmittel: Abgabelisten
Umfang: 2,5 lfdm

Bestandsgeschichte

I. Behördengeschichte

Das Niedersächsische Landeskrankenhaus Brauel ist aufgrund eines Abkommens zwischen den Ländern Berlin, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein 1981 als Erziehungsanstalt für straffällig gewordene jugendliche Drogenabhängige mit zunächst 100 Plätzen (davon 24 für Berlin, 23 für Hamburg, 30 für Niedersachsen und 10 für Schleswig-Holstein) errichtet worden. 1989 schied das Land Berlin aus, an seine Stelle trat Rheinland-Pfalz. Die Verteilung der nunmehr 76 Plätze regelt ein Abkommen von 1990. Die Beschränkung auf jugendliche Patienten hat keine Gültigkeit mehr; das Landeskrankenhaus firmiert jetzt als Fachklinik für straffällige drogenabhängige Frauen und Männer. Die Leitung hat ein ärztlicher Direktor. Die Anstalt ist, nachdem sie anfänglich den Landessolzialamt nachgeordnet war, inzwischen direkt dem Sozialministerium unterstellt. Das Therapiekonzept sieht zunächst eine ca. dreimonatige Unterbringung der Patienten im geschlossenen Bereich vor, um sie von ihrem kriminellen Milieu zu trennen und die körperliche Abhängigkeit von den harten Drogen in einen Heilungsprozess zu überführen. In der anschließenden ca. sechsmonatigen halboffenen Phase findet ein soziales Training statt, um die Patienten wieder in einen geregelten Umgang zu bringen. Schließlich folgt dann eine weitere ca. sechsmonatige Übergangsphase mit einer Überleitung in zwei Wohngruppen der Anstalt. Danach sollen die Patienten bei erfolgter Erreichung des Ziels einer vollständigen Rauschmittelabstinenz im Rahmen der Nachsorge in eine öffentliche therapeutische Einrichtung der jeweiligen Heimatbundesländer überführt werden, wo sie einen Schulabschluss, eine Berufsausbildung oder eine versicherungspflichtige Arbeit aufnehmen sollen. Sonst werden sie in ein Landeskrankenhaus überführt.

Die Akten entstehen im Landeskrankenhaus Brauel zur Dienststellenverwaltung, zur Personalverwaltung (ausschließlich des Ärztlichen Direktors und des Geschäftsleiters), sowie zu den Patienten ("Klienten"). Zu jedem Patienten werden drei Akten geführt:
- die "Verwaltungsakte": Sie enthält meistens das Urteil, dann den Schriftwechsel mit Staatsanwaltschaften, Gerichten und der Polizei; die Regelung der Geldangelegenheiten des Patienten, sowie die Stellungnahmen, die nach § 67e StGB halbjährlich an die Staatsanwaltschaften abzugeben sind.
- die "Therapieakte": Sie überschneidet sich zum Teil mit der Verwaltungsakte und gibt daneben Auskunft über den Therapieverlauf, über Außenkontakte, über Wünsche des Patienten, Regelungen über das Taschengeld, Bekleidungsanträge, sowie Unterlagen über die berufliche und schulische Aus- und Weiterbildung.
- die "Arztakte": Sie besteht im westenlichen aus medizinischen Diagnosen und Gutachten.
Zur Kontrolle des internen Ablaufs werden "Dienstbücher" für die einzelnen Abteilungen geführt. Ihnen lassen sich Tagesereignisse entnehmen, die sonst nicht aktenkundig werden und besonders für den Schichtwechsel des betreuenden Personals von Bedeutung sind.

Grund für die Übernahme der Akten vom Staatsarchiv Stade war, dass sie einige Aussagekraft zu Fragen von Justiz und Gesellschaft haben, die wesentlichen Aufgaben der Einrichtung dokumentieren und Informationen erhalten, die sich in den Akten der Justizverwaltung nur höchst partiell wiederfinden. Ausgewählt wurden dafür neben einer Zufallsstichprobe von 2% auch besondere Fälle von Patienten, die durch ihre Straftaten öffentliches Interesse erregt haben. Auf dieser Basis ist 1998 eine erste Auswahl von Patientenakten der Jahrgänge 1981 bis 1990 gezogen worden, die als acc. 29/99 ins Staatsarchiv gelangt ist und dort zunächst unter der Bestandssignatur Rep. 294, später Rep. 142 geführt worden. Die Akzession ist von der Praktikantin Frau Krause im März 2007 verzeichnet worden.

Stade, im März 2007

Dr. Thomas Bardelle

Im Rahmen der Verwaltungsreform werden die Landeskrankenhäuser Moringen und Brauel sowie die Fachabteilung Bad Rehburg seit 2011 als gemeinsamer Landesbetrieb mit der Bezeichnung "Maßregelvollzugszentrum Niedersachsen" (MRVZN) geführt. Die Einrichtung in Brauel führt die Bezeichnung Maßregelvollzugszentrum Niedersachsen Fachkrankenhaus für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Brauel. Es ist nun nach dem Vollstreckungsplan des Landes Niedersachsen für männliche Verurteilte der Landgerichtsbezirke Stade, Verden, Oldenburg, Aurich, Osnabrück und Bückeburg sowie für alle weiblichen Verurteilten aus ganz Niedersachsen zuständig. Es werden mehr als 130 Patienten mit einem durchschnittlichen Verweildauer von zwei Jahren dort therapiert, jedes Jahr werden ca. 70 bis 80 Patienten stationär neu aufgenommen. Seit Anfang 2011 gibt es eine eigene Frauenstation, die für den Anteil von rund 10% der Gefangenen zuständig ist. Die Nachsorge für die Patienten aus dem Elbe-Weser-Raum wird nunmehr von einer Forensisch-Psychiatrischen Institutsambulanz des Fachkrankenhauses übernommen.

Gahde, im Juni 2011

Nach Vorbild der Bewertungsempfehlung für die Patientenakten in den Landeskrankenhäusern ist auch für die aussonderungsreifen Patientenakten aus dem Maßregelvollzug beschlossen worden, eine Auswahl nach dem Buchstabensample D - O - T zusätzlich zu übernehmen. So sind noch einmal 29 Akten (je eine Therapie- und Arztakte) für die Jahrgänge bis 1990 übernommen worden, die dazugehörigen Verwaltungsakten waren allerdings hier schon nicht mehr vorhanden.

Stade, im November 2021

Dr. Thomas Bardelle

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet

Georeferenzierung

Bezeichnung

Brauel (Zeven) [Wohnplatz]

Zeit von

1

Zeit bis

1

Objekt_ID

8744

Ebenen_ID

1

Geo_ID

1-8744

Link

Brauel (Zeven) [Wohnplatz]