Medizinaluntersuchungsamt Stade
1907-1995
Dienststellenverwaltung, Untersuchungen zur Wasserhygiene, Überwachung ansteckender Krankheiten, bakteriologische, chemische und serologische Untersuchungen, Überwachung von Desinfektionsgeräten, Untersuchung von Lebensmitteln, gerichtsmedizinische und gutachterliche Tätigkeit
Findmittel: EDV-Findbuch 1989 mit Ergänzungen
Umfang: 3,2 lfdm
I. Behördengeschichte
Die Entwicklung der medizinischen und biologischen Forschung
machte im letzten Viertel des. 19. Jahrhunderts große Fort-
schritte; vor allem ist der Bakteriologe Robert Koch
(1843-1910) zu nennen. Robert Koch wurde der erste Direktor
des 1891 in Berlin gegründeten "Instituts für Infektions-
krankheiten", welches zwei Jahre nach seinem Tode ihm zu
Ehren den offiziellen Namen "Institut für Infektionskrank-
heiten Robert Koch" erhielt. Im Jahre 1943 wurde das Insti-
tut umbenannt in "Reichsanstalt zur Bekämpfung der über-
tragbaren Krankheiten". Mit der Gründung der Bundesrepublik
Deutschland ist das Institut in das Gesundheitsvorsorgesys-
tem des 1952 gegründeten Bundesgesundheitsamtes in Berlin
eingegangen.
Vom Institut für Infektionskrankheiten gingen wesentliche
Impulse für Gesetze und Verordnungen zur öffentlichen Ge-
sundheitspflege aus. Angesichts der Industriealisierung mit
den beengten Wohnverhältnissen in den städtischen Arbeiter-
siedlungen, der Kolonialpolitik mit weltweiten Kontakten des
Außenhandels, des zunehmenden Schiffs- und Eisenbahnver-
kehrs und der damit verbundenen Gefahr einer allgemeinen
Ausbreitung ansteckender und gefährlicher Krankheiten waren
Vorsorgemaßnahmen nötig, z.B. durch das Reichs-Seuchengesetz
von 1900 (RGBL. 1900 S. 305 ff.) und durch das Preuß. Ge-
setz zur Bekämpfung übertragbarer Krankheiten von 1905
(Preuß. Gesetzessammlung 1905 Nr. 38 S. 373 ff.).
Mit Gesetzen und Verordnungen allein war aber nicht alles
getan. Um die Vorsorge zu gewährleisten, sollten in Preußen
per Erlass des Ministers der Geistlichen-, Unterrichts- und
Medizinal-Angelegenheiten vom 22. Juli 1903 für jeden Regie-
rungsbezirk Bakteriologische Untersuchungsämter eingerichtet
werden. Diese Ämter sollten selbst keine wissenschaftliche
Forschung betreiben, sondern sie sollten mit wissenschaft-
lich anerkannten Methoden zur Feststellung oder Klarstellung
von Infektionskrankheiten beitragen; für die Medizinalbeam-
ten wurde aber die Pflicht zur Weiterbildung festgeschrie-
ben.
Die Bakteriologischen Untersuchungsämter sollten den Medizi-
nalbehörden der Bezirke bei den Maßnahmen zur Bekämpfung an-
steckender Krankheiten durch bakteriologische Sicherstellung
in der Diagnostik dienstbar sein. Von den besonders in Be-
tracht kommenden Krankheiten erwähnt der Erlass an erster
Stelle Unterleibstyphus, eine endemische Seuche, die die Be-
völkerung damals am schwersten heimsuchte und schädigte,
ferner Ruhr, Diphtherie, Cerobrospinalmeningitis, Gonorrhoe,
Tuberkulose, Lepra, Malaria, Milzbrand, Anchylostaniasis,
Actynomycosis, Cholera, Pest und später auch die Bangsche
Krankheit, dessen Erreger durch den Genuss roher Milch er-
krankter Tiere auf Menschen übertragen werden kann.
Die Geschäftstätigkeit der Untersuchungsämter wurde nicht
im einzelnen in dem erwähnten Erlass festgelegt, sie sollte
vielmehr von den Amtsleitern in Absprache mit dem Regie-
rungspräsidenten geregelt werden. Die Mittel für die Unter-
haltung und den Betrieb der Untersuchungsämter waren beim
Preußischen Minister der Geistlichen-, Unterrichts- und Medizi-
nal-Angelegenheiten jährlich zu beantragen. Die Regierungs-
präsidenten sollten die praktischen Ärzte und Kreisärzte
anweisen, in Versandgefäßen die mikroskopisch und
bakteriologisch zu untersuchenden Materialien einzusenden,
sofern sie mit einfachen Untersuchungen keine definitive
Diagnose stellen könnten. Dieses System ist bis zur Gegen-
wart beibehalten worden.
Für den Regierungsbezirk Stade wurde ab März 1907 schritt-
weise das Bakteriologische Untersuchungsamt Stade einge-
richtet und zum 1. Juli 1907 konnte die Arbeit unter der
Leitung des Kreisarztes Dr. Opitz aufgenommen werden;
am 1. November 1907 wurde das Amt offiziell als Medizinal-
untersuchungsamt eröffnet. Am 1. Juni 1911 wurde Kreis-
assistenzarzt Dr. R. Mohrmann Nachfolger von Dr. Opitz;
gleichzeitig wurde das Aufgabengebiet um die Serodiagnostik
erweitert.
Etwa zeitgleich mit dem Medizinaluntersuchungsamt Stade
wurde das Medizinaluntersuchungsamt Hannover eingerichtet.
Der damalige Regierungsbezirk Lüneburg wurde zwischen den
Ämtern in Stade und Hannover aufgeteilt. Neben den Kreisen
des Regierungsbezirks Stade wurden an das Stader Medizinal-
untersuchungsamt von den Ärzten der Landkreise Harburg,
Uelzen, Winsen, Lüneburg, Lüchow, Dannenberg und Bleckede
Untersuchungsproben geschickt, bis nach dem zweiten Welt-
krieg für den Regierungsbezirk Lüneburg ein eigenes Medizi-
naluntersuchungsamt geschaffen wurde.
Das Staatsarchiv hatte 1987 erstmals Gelegenheit bekommen,
die Altakten des Stader Medizinaluntersuchungsamtes
durchzusehen. Die hier vorliegenden für archivwürdig
erklärten Akten sind nach Anfall verzeichnet und nach sach-
thematischen Gesichtspunkten im Findbuch geordnet worden.
Stade, im September 1989 Dr. M. Nistahl
Das Staatliche Medizinaluntersuchungsamt Stade wurde mit
seiner Registratur zum 1.11.1995 aufgelöst, die Abteilung
für Schädlingsbekämpfung der Außenstelle Stade des Veteri-
näruntersuchungsamtes Oldenburg zugeordnet. Die Eingabe
der Datensätze zu den hierbei akzessionierten Akten nahm
die Archivangestellte Dörte Sölken vor.
Stade, im November 1995 Dr. B. Bei der Wieden
M. Pistor: Das Gesundheitswesen in Preußen (Berlin 1896)
[o.A.]: Ärzteblatt für die Provinz Hannover (ab 1906)
Abgeschlossen: Nein
teilweise verzeichnet
Kreis Bleckede
1885
1932
89
420
420-89
Kreis Dannenberg
1932
1945
3232041
20
20-3232041
Kreis Dannenberg
1885
1932
90
420
420-90
Kreis Harburg
1937
1972
3232047
20
20-3232047
Kreis Harburg
1974
2000
69
120
Kreis Harburg
1972
1974
34
1120
1120-34
Landkreis Harburg
1932
1937
5
2020
2020-5
Landkreis Harburg
1885
1910
6
2920
2920-6
Landkreis Harburg
1910
1927
6
5920
5920-6
Landkreis Harburg
1927
1932
1
8620
8620-1
Landkreis Harburg Teil Altenwerder/Finkenwerder
1927
1932
2
8620
8620-2
Landkreis Harburg Teil Altenwerder/Finkenwerder
Landkreis Harburg Teil Kirchwerder
1932
1937
4
2020
2020-4
Landkreis Harburg Teil Kirchwerder
Landkreis Lüneburg
1932
1943
3232045
20
20-3232045
Landkreis Lüneburg
1885
1932
95
420
420-95
Landkreis Lüneburg
1945
1972
20
920
920-20
Landkreis Lüneburg
1972
1974
33
1120
1120-33
Kreis Lüchow
1885
1932
91
420
420-91
Kreis Lüchow-Dannenberg
1972
2000
58
120
Kreis Lüchow-Dannenberg
1945
1972
19
920
920-19
Kreis Lüneburg
1974
1993
1
2820
2820-1
Kreis Uelzen
1929
1972
3232042
20
20-3232042
Kreis Uelzen
1972
2000
52
120
Kreis Uelzen
1885
1929
92
420
420-92
Kreis Winsen an der Luhe
1885
1932
94
420
420-94
Kreis Winsen an der Luhe Teil Kirchwerder
1885
1932
93
420
420-93
Kreis Winsen an der Luhe Teil Kirchwerder
Stadtkreis Harburg
1885
1910
5
2920
2920-5
Stadtkreis Harburg
1910
1927
5
5920
5920-5
Stadtkreis Harburg-Wilhelmsburg
1927
1937
3232046
20
20-3232046
Stadtkreis Harburg-Wilhelmsburg
Stadtkreis Lüneburg
1885
1943
3232044
20
20-3232044
Stadtkreis Lüneburg
1943
1974
1
2720
2720-1
Regierungsbezirk Lüneburg
1993
2000
6
110
Regierungsbezirk Lüneburg
1978
1993
1
1410
1410-1
Regierungsbezirk Stade
1937
1939
5022035
10
10-5022035
Regierungsbezirk Stade
1885
1932
7
310
310-7
Regierungsbezirk Stade
1932
1937
5
510
510-5
Regierungsbezirk Stade
1939
1947
3
610
610-3
Regierungsbezirk Stade
1947
1972
2
710
710-2
Regierungsbezirk Stade
1974
1977
8
810
810-8
Regierungsbezirk Stade
1972
1974
10
1210
1210-10
Link: https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=b3911