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NLA ST Rep. 128 Stade

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Domänenrentamt Stade (1885-1978)

Laufzeit

1885-1985

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Verwaltungsakten, Etats-, Rechnungs- und Kassensachen, An- und Verkäufe sowie Vertauschungen, Pachtsachen, Meier-, Höfe- und Erbzinssachen, Teilungs- und Verkoppelungssachen, Abgaben und Lasten, Genossenschaftssachen, Areal-, Grenz- und Vermessungssachen, Schutz- und Polizeisachen, Ablösungssachen, Prozeßsachen
Findmittel: EDV-Findbuch 2001, Neuzugänge nur in der Datenban AIDA
Umfang: 14,2 lfdm

Bestandsgeschichte

I. Behördengeschichte

Die Verwaltung des Domanialgutes, das heißt desjenigen
fiskalischen Besitzes und derjenigen fiskalischen Rechte,
aus denen für den Staat wirtschaftlicher Ertrag zu ziehen
ist, lag von früh an in der Hand der Amtmänner. Als im
Prinzip allzuständige unterste staatliche Verwaltungsbehörde
behielten die Ämter im Königreich Hannover bis 1866 und auch
in den ersten Jahren Hannovers als preußische Provinz diese
Kompetenz bei. Als jedoch mit der Einführung der
Hannoverschen Kreisordnung im Jahre 1885 die alte
hannoversche Ämterverfassung aufgehoben wurde und an die
Stelle der Ämter die staatlichen Landratsämter sowie die mit
begrenzten Selbstverwaltungsrechten ausgestatteten Kreise
traten, wurde neben anderen Aufgaben auch die Betreuung der
Domanialangelegenheiten verselbständigt und einer eigenen
Fachbehörde zugewiesen.
Mit einer Verordnung vom 7. März 1885 (Amtsblatt für
Hannover 1885, Seite 496 f.) richtete die Finanzdirektion
Hannover, Abteilung für Domänen, mit Wirkung vom 1. April
1885 an in der Provinz Hannover insgesamt 12 Domänenrent-
ämter ein, die den Domanialbesitz in jeweils mehreren
Kreisen zu betreuen hatten. Im Gebiet des Landdrostei- bzw.
Regierungsbezirks Stade wurden ein Domänenrentamt in Stade
mit der Zuständigkeit für die Kreise Jork, Stade, Kehdingen,
Neuhaus/Oste, Hadeln, Bremervörde und Lehe und ein
Domänenrentamt in Verden mit der Zuständigkeit für die
Kreise Geestemünde, Blumenthal, Osterholz, Achim, Verden,
Rotenburg und Zeven geschaffen. Die Zusammenlegung der
Kreise Lehe und Geestemünde sowie Bremervörde und Zeven im
Jahr 1932 hatte zur Folge, daß das Domänenrentamt Stade die
Zuständigkeit für den Altkreis Lehe an das Domänenrentamt
Verden abgab, während die Zuständigkeit für die Altkreise
Bremervörde und Zeven anscheinend unangetastet blieb. Als
1937 im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes

Cuxhaven und das Amt
Ritzebüttel von Hamburg an Preußen kamen, wurde der dort
vorhandene Domänenbesitz dem Domänenrentamt Stade zur
Verwaltung zugewiesen.
Die Bedeutung der Domänenverwaltung war allerdings schon
1885 gegenüber der früheren Zeit erheblich gesunken, weil
durch die Neuordnung der gesamten ländlichen Sozial- und
Wirtschaftsverfassung seit etwa 1830 ein großer Teil der in
den öffentlich-rechtlichen Bereich fallenden Lasten,
Abgaben, Dienste und Verpflichtungen abgelöst und erhebliche
Teile des Domänenbesitzes privatisiert worden waren. Damit
waren ganze Aufgabenfelder, etwa die Meier- und Höfesachen
und die damit zusammenhängenden herrschaftlichen
Ehekonsense, schon 1885 vollständig oder weitgehend
weggefallen. Nach 1885 ging diese Entwicklung weiter; der
Domänenbesitz reduzierte sich damit immer mehr auf die
großen Güter, z.B. Neuhof im Kreis Jork, während der
Streubesitz fast ganz abgestoßen wurde. Das hing nicht
zuletzt damit zusammen, daß der moderne Industriestaat
seinen Finanzbedarf aus ganz anderen Quellen deckt und daher
die Einnahmen aus dem Domanialbesitz immer bedeutungsloser
wurden. Infolgedessen nahmen die Aufgaben der
Domänenrentämter ab, so daß das Domänenrentamt in Verden zum
30.09.1953 aufgehoben und mit dem Stader Amt vereinigt
wurde, das seitdem für den gesamten Regierungsbezirk Stade
zuständig war.
Oberhalb der Domänenrentämter stand ab 1885 die Abteilung
III (direkte Steuern, Domänen und Forsten) der
Bezirksregierung in Stade, aus der später unter anderem ein
Domänendezernat gebildet wurde. Als Folge der Bezirksreform
vom 1. Februar 1978 wurde das Domänenrentamt Lüneburg mit
dem Domänenrentamt Stade vereinigt. Zum 1. September 1980
übernahm das Domänenrentamt Stade zudem die Aufgaben des für
Domänen zuständigen Dezernates der Bezirksregierung Lüneburg
und erhielt den jetzigen Namen Domänenamt Stade.

Die Akten
dieses neuen Amtes werden im Staatsarchiv auf die Dauer den
Bestand Rep. 228 bilden.
Mit der Auflösung der Ämter 1885 gingen die Domanialakten
zum größten Teil an die Domänenrentämter, ein kleinerer Teil
dieser Akten aber kam bereits damals in die Staatsarchive.
Im Staatsarchiv Hannover, das bis 1959 den Regierungsbezirk
Stade mitbetreute, bildeten diese Aktenabgaben den
Grundstock der Ämterbestände mit der Bezeichnung Rep. 74.
Die meisten der von den Ämtern an die Domänenrentämter Stade
und Verden abgegebenen Akten wurden dort nicht
weitergeführt, kamen allerdings als Vorakten in die neu
aufgebauten Registraturen. Da sie in der Regel ihren alten
Umschlag behielten, war es keine Schwierigkeit, sie wieder
in ihre alten Registraturzusammenhänge zu bringen. So
konnten auch bei den nach 1885 erfolgten Abgaben an das
Staatsarchiv Hannover diese Akten in diejenigen
Rep.74-Bestände eingeordnet werden, in die sie ihrem
Ursprung nach gehörten. Dieses sinnvolle Verfahren ist auch
1983 und 1984 bei der Neuordnung der Akten der
Domänenrentämter Stade und Verden, die bislang lediglich
über zwei unübersichtliche und nicht immer zutreffende
Behördenfindbücher zu benutzen waren, angewandt worden. Alle
bis 1885 geschlossenen Akten und solche, die danach keinen
wesentlichen Zugang mehr erhalten haben, sind in die
Ämterregistraturen zurückgeordnet worden.
Obwohl die Domänenrentämter in der Regel neue Akten angelegt
haben, gab es auch von ihnen auf Dauer fortgeführte Akten.
In diesen nicht sehr zahlreichen Fällen sind die Akten gemäß
dem verwaltungsgeschichtlichen Grenzjahr 1885 geteilt
worden, um eine möglichst saubere Abgrenzung zwischen den
Rep.74-Beständen der Ämter und denen der Domänenrentämter zu
erreichen. Hierbei wurde allerdings immer pragmatisch
entschieden, so daß gelegentliche zeitliche Überschneidungen
nicht zu vermeiden waren.

Im allgemeinen aber beginnen die
beiden Rep. 128-Bestände im Jahre 1885, während die
Domanialakten der Ämter mit diesem Jahr enden.
Nach der Entnahme der Ämterakten, etwa 25% des
ursprünglichen Gesamtbestandes, wurden die verbliebenen
Akten, die sehr komplizierte alphanumerische Signaturen
hatten, nach numerus currens neu signiert. Der
Registraturaufbau selbst aber, gegliedert nach Kreisen und
innerhalb dieser nach Aufgaben in immer der gleichen
Reihenfolge, brauchte nicht geändert zu werden, sondern
wurde lediglich von dem bisherigen alphanumerischen System
auf die übersichtlichere Dezimalklassifikation umgestellt;
einige Gliederungspunkte sind durch die Zuweisung der
älteren Akten in die Ämterbestände jedoch freigeblieben. Die
in vielen Verpachtungsakten vorhandenen Zeitungen wurden bei
der Ordnung herausgenommen, um in Zukunft eine kleine
Ersatzüberlieferung für die ansonsten fehlende Sammlung
älterer Zeitungen des Regierungsbezirks Stade aufzubauen.
Die Durchsicht der Bestände und das Heraussuchen der älteren
Akten hat der Magazinbetriebsassistent Paul Dubielzig nach
meinen Anweisungen weitgehend selbständig vorgenommen. Das
Findbuch schrieb die Archivangestellte Christel Lühmann, die
auch an der Endkontrolle der Akten beteiligt war.

Hannover, im Juni 1985 Dr. Bernd Kappelhoff


Im Frühjahr 2001 hat Frau Emily Weidmann im Rahmen eines
Praktikums das maschinenschriftlich vorliegende Findbuch zu
diesem Bestand mit dem Programm izn-AIDA erfaßt und in ein
elektronisches Findbuch überführt. Gliederung, Titelaufnahme
und Numerierung der Akten wurden dabei weitestgehend
beibehalten, jedoch durch Indices der Orts- und
Personennamen noch ergänzt.

Im Anschluß daran hat die Unterzeichnete die im Jahre 1999
vom Domänenamt Stade ins Staatsarchiv übernommenen Akten
(acc. 9/99), soweit sie nach Laufzeit und Provenienz

dem
Bestand Rep. 128 Stade angehören, in dem vorliegenden
Findbuch erschlossen (ca. 70 Stück). Der Zugang 9/99
enthielt Akten verschiedener Provenienz: des
Domänenrentamtes Stade, der Staatlichen Mooradministration
Ahlen-Falkenberg sowie der Regierung für den
Verwaltungsbezirk Oldenburg. Von diesen wurden sowohl die
Akten des Domänenrentamtes Stade als auch die der
Mooradministration - die Bildung eines eigenen Bestandes für
die Ahlen-Falkenberger Mooradministration schien angesichts
des geringen Umfangs der Akten nicht sinnvoll - dem Bestand
Rep. 128 Stade zugewiesen. Die Überlieferung der Staatlichen
Mooradministration findet sich in der Gliederung unter Punkt
11.
Die beim Präsidenten des Verwaltungsbezirks Oldenburg, Dez.
501, entstandenen Akten wurden nach der Gemeindereform von
1974, durch welche die zum Verwaltungsbezirk Oldenburg
gehörenden Gebiete rechts der Weser den Gemeinden der
Landkreise Wesermünde und Osterholz angegliedert worden
sind, an die Bezirksregierung in Stade abgegeben. Sofern die
Akten vom Regierungspräsidenten in Stade fortgeführt worden
sind, wurden sie dem hiesigen Bestand Rep. 180 D
(Regierungspräsident in Stade, Domänen) einverleibt. Akten,
die keine weitere Bearbeitung erfahren haben, sind an das
für die staatlichen Behörden im ehemaligen Verwaltungsbezirk
Oldenburg zuständige Staatsarchiv in Oldenburg abgegeben
worden.

Stade, im Juni 2001 Dr. Sabine

Graf

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet