Einkommensteuerveranlagungskommissionen
1889-1923
Steuerakten von Firmen und Privatpersonen
Findmittel: EDV-Findbuch 1997
Umfang: 3,5 lfdm
Das vom preußischen Finanzminister Johannes von Miquel entworfene und am 24. Juni 1891 verabschiedete Einkommensteuergesetz (Preuß. Gesetzessamml. 1891, S. 175 ff.) führte die Einkommensteuer als wichtigste Personensteuer ein, zu deren Erhebung jeder einzelne Steuerpflichtige jährlich eine Einkommensteuererklärung abzugeben hatte. Diese wurde zunächst von einer Vorschätzungskommission nach den Besteuerungsmerkmalen und Personenstandsaufnahmen überprüft; die Entscheidung über den endgültigen Steuersatz lag jedoch bei einer in jedem Landkreis bzw. in jeder kreisfreien Stadt eingerichteten Einkommensteuerveranlagungskommission. Unter dem Vorsitz des jeweiligen Landrats, eines Magistratsmitgliedes oder eines kommissarisch ernannten Regierungsbeamten tätig, wurden die übrigen Kommissionsmitglieder teils vom Regierungspräsidenten ernannt, teils vom Kreistag bzw. der Stadtverordnetenversammlung gewählt. Was an Bürogeschäften anfiel, hatte in der Regel ein Beamter der jeweiligen Kreiskasse zu erledigen. Als nach dem Ersten Weltkrieg im September 1919 unter Finanzminister Erzberger im Zuge der Finanzreform in nahezu allen Kreisen Finanzämter als Reichsbehörden eingerichtet und für die Steuererhebung zuständig wurden, waren die bisherigen Einkommensteuerveranlagungskommissionen ohne Funktion und wurden aufgehoben.
Die Akten des vorliegenden Bestandes sind in der Zwischenkriegszeit in das damals auch für den Regierungsbezirk Stade zuständige Staatsarchiv Hannover gelangt und wurden dort mit den entsprechenden Akten aus den übrigen von Hannover archivisch betreuten Regierungsbezirken (Lüneburg, Hildesheim und Hannover) zu einem Gesamtbestand Hann. 141 vereinigt. Im und nach dem Krieg geriet der Bestand durch Umlagerungen und das Leinehochwasser von 1946 vollkommen durcheinander. Das hatte zur Folge, daß die dazugehörigen Akten aus dem Regierungsbezirk Stade bei der Wiedereinrichtung des hiesigen Staatsarchivs im Jahre 1965 nicht zusammenhängend nach Stade abgegeben wurden, sondern teils sofort als Stader Rest des genannten Bestandes Hann. 141 nach hier gelangten, teilweise aber auch erst viele Jahre später innerhalb eines großen Haufens gänzlich ungeordneter wassergeschädigter Akten auftauchten, deren einziges gemeinsames Merkmal die Herkunft von Dienststellen aus dem Regierungsbezirk Stade war. Erst nach Auflösung dieses Aktenhaufens konnte daher die endgültige Ordnung des vorliegendes Bestandes in Angriff genommen werden.
Obwohl jede Einkommensteuerveranlagungskommission eigentlich einen eigenen Bestand bilden müßte, ist die schon seinerzeit im Staatsarchiv Hannover sinnvollerweise vorgenommene Zusammenfassung zu einem einzigen Gesamtbestand auch hier beibehalten worden, da andernfalls - es handelt sich um nur 122 Archivalieneinheiten - lediglich Splitterbestände entstanden wären. Von den ursprünglich 15 existierenden Einkommensteuerveranlagungskommissionen im Regierungsbezirk Stade (14 Landkreise und Stadtkreis Wesermünde) haben sich von sieben Akten erhalten, und zwar von den Kommissionen in Achim, Blumenthal, Osterholz, Rotenburg, Wesermünde-Stadt, Wesermünde-Land und Zeven. Welche Auswahlkriterien bei der seinerzeitigen Aktenübernahme maßgebend gewesen sind, kann man nur vermuten; zumindest in den an Bremen und Bremerhaven angrenzenden Regionen standen offensichtlich Industriebetriebe, z.B. die Bremer Wollkämmerei in Blumenthal, sowie deren Repräsentanten im Vordergrund des archivischen Interesses. Umgekehrt dominieren in den mehr ländlich strukturierten Bezirken Rotenburg, Osterholz und Zeven Veranlagungsakten von Landwirten bzw. mit der Landwirtschaft zusammenhängender Betriebe.
Auch einzelne "Prominente", z.B. Kunstmaler aus Worpswede, wenn auch nicht aus der ersten Reihe, oder örtliche Honoratioren bzw. Amtspersonen, finden sich in den Akten wieder. Zeitlich gehören die Akten ausschließlich den drei Jahrzehnten zwischen 1890 und 1920 an und bilden eine sehr wichtige Überlieferung, da viele andere für die damalige Wirtschaftsgeschichte des Elbe-Weser-Raumes bedeutsame Unterlagen verloren gegangen sind.
Die Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten an diesem von Erich Weise ursprünglich als Rep. 210 eingeplanten Bestand (vgl. Erich Weise, Geschichte des Niedersächsischen Staatsarchivs in Stade nebst Übersicht seiner Bestände, Göttingen 1964, S. 307 f.) erledigte nach den Vorgaben und unter laufender Anleitung des Unterzeichneten die Archivangestellte Christel Lühmann.
Stade, im Sommer 1997
Dr. Bernd Kappelhoff
Infolge eines Versehens ist die Signatur-Nummer 113 nicht belegt.
Abgeschlossen: Nein
teilweise verzeichnet
Kreis Achim
1885
1932
34
420
420-34
Kreis Blumenthal
1885
1932
38
420
420-38
Kreis Geestemünde
1885
1924
8
820
820-8
Kreis Lehe
1885
1924
7
820
820-7
Kreis Osterholz
1885
1932
39
420
420-39
Kreis Rotenburg (Hannover)
1885
1932
54
420
420-54
Kreis Zeven
1885
1932
42
420
420-42
Link: https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=b3886