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NLA ST Dep. 35

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Gutsarchiv Altluneberg

Laufzeit

1301-1981

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Der Bestand setzt sich zusammen aus Urkunden- und Aktenmaterial der Güter Altluneberg, Nückel, Freschluneberg und Frelsdorfermühlen und der darauf sitzenden Familien sowie Akten des Patrimonialgesichts Beverstedt und der politischen Gemeinde Altluneberg.

Bestandsgeschichte

Vorwort

1. Die Geschichte des Gutes Altluneberg und der Börde Beverstedt
1.1. Gut und Patrimonialgericht Altluneberg
Das Ministerialengeschlecht der Herren von Luneberg wird erstmals im Jahre 1194 mit dem Ritter Erpo von Luneberg urkundlich erwähnt. Der Stammsitz der schon früh in mehrere Zweige geteilten Adelsfamilie, die sogenannte "hohe" Burg in Altluneberg begegnet erstmals in einer Urkunde vom 26. Juni 1323, nach welcher sich Erpo und Heinrich von Luneberg mit ihren Brüdern in den Dienst des Herzogs Johann von Braunschweig und Lüneburg stellten und erklärten, dass ihr Schloss dem Herzog jederzeit offen stehen sollte. Mehrere Zweige des Geschlechts von Luneberg führten seit etwa 1420 den Namen Bicker. Die Burg wurde über Jahrhunderte innerhalb dieser Familienlinien von Luneberg und Bicker vererbt. Im 16. Jahrhundert hatten ein Familienzweig von Luneberg und drei Familienzweige Bicker Anteile an der Burg Altluneberg sowie am "Freien Damm" bzw. am Patrimonialgericht Altluneberg, dessen Jurisdiktion sich nur über die Orte Altluneberg und Habichthorst erstreckte und die nicht der Gerichtsbarkeit der Börde Beverstedt unterstellt war. Das Patrimonialgericht Altluneberg wurde 1823 mit dem Patrimonialgericht Beverstedt vereinigt.
Im 16. Jahrhundert begannen mehrere Angehörige der Familien Bicker und Luneberg, separate Güter in der Börde Beverstedt zu gründen, auf denen sie ihre Wohnsitze nahmen, ohne allerdings auf ihre Anteile an der Burg Altluneberg zu verzichten. Zu Beginn der Frühen Neuzeit zog einer der Bicker auf ein schon bestehendes Gut in Nückel bei Bexhövede. Arend Bicker aus einer weiteren Linie des Geschlechts gründete 1569 das Gut Frelsdorfermühlen in der Nähe der Stammburg in Altluneberg. Der dritte Zweig der Bicker blieb in Altluneberg, und Hennecke von Luneberg verlegte seinen Wohnsitz um 1564 nach Freschluneberg. Alle vier der alten Altluneberger Familienlinien starben an der Wende zum 17. Jahrhundert bzw. im 17. Jahrhundert im Mannesstamm aus. Die einzelnen genannten Güter nahmen in der Folgezeit eine unterschiedliche Entwicklung, wobei die meisten Anteile an der Burg in Altluneberg und dem Gut Nückel bei Bexhövede nach Heiraten zwischen Mitgliedern der einzelnen Familienzweige Lütcken, v. Luneberg, v. Oldenburg und v. Brobergen zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder in der Hand des Landrats Christoph Jürgen Lütcken (geb. 1667, gest. 1720) vereinigt werden konnten, während die Güter in Freschluneberg und Frelsdorfermühlen an Familienfremde veräußert wurden.

Von Christoph Jürgen Lütcken ging das Gut Altluneberg an dessen Sohn Christoph Joachim Lütcken (geb. 1703 gest. 1737) über, der 1733 Ilse Marie v. Düring aus Horneburg geheiratet hatte. Christoph Joachim Lütcken hatte 1725 für Altluneberg und Nückel die Rittermatrikel erhalten. Seine Witwe heiratete 1739 den Rittmeister Melchior v. Lütcken, der bereits nach zweijähriger Ehe verstarb. Ihre dritte Ehe ging Ilse Marie v. Lütcken im Jahre 1746 mit dem kurhannoverschen Hofgerichtsassessor und Justizrat August Ulrich v. Scheither (geb. 1699 gest. 1777) ein. Da das einzige Kind aus dieser Ehe, Rabe August v. Scheither, 1748 fast gleichzeitig mit der Mutter starb, wurde August Ulrich v. Scheither Universalerbe der Güter Altluneberg und Nückel. Da auch seine zweite Ehe mit Melusine Gertrud Elisabeth v. Weyhe kinderlos blieb, erbte sein Neffe, der Generalmajor Georg Heinrich Albrecht v. Scheither (geb. 1731 gest. 1789) die Besitztümer. Unter seiner Regie wurde 1784 das noch heute bestehende Gutshaus in Altluneberg erbaut. Von dessen Bruder, dem General Bernhard Friedrich Rudolph v. Scheither, der selbst keine Beziehungen zu Altluneberg hatte und der 1811 in Ratzeburg verstarb, findet sich umfangreiches Aktenmaterial im Gutsarchiv Altluneberg.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts machte der Erbe des Gutes Altluneberg, der Oberst Carl Friedrich v. Scheither (geb. 1770 gest. 1836) Konkurs. Der Besitz wurde unter fideikommissarische Verwaltung der v. Scheitherschen Gläubiger gestellt, die zunächst von 1806 bis 1812 vom Advokaten Ernst Christian Körber in Stade und sodann von Dr. Friedrich Lang in Verden wahrgenommen wurde. Seit 1822 war der Stader Anwalt Dr. Gottlieb Wilhelm Freudentheil (geb. 1792 gest. 1869) Kurator des Gutes Altluneberg; er führte über mehrere Jahrzehnte von Stade aus fast alle Akten, die den v. Scheitherschen Konkurs und die Verwaltung des Gutes betrafen, persönlich Die Familie v. Scheither blieb nominell Eigentümerin des Gutes; auf den Oberst Carl Friedrich v. Scheither folgte sein Sohn, der Major Ludwig (Louis) Georg Carl v. Scheither (geb. 1803 gest. 1891). Dessen Sohn Carl v. Scheither wurde 1872 in die Ritterschaft aufgenommen. Letzterer konnte das Gut nach jahrzehntelangen finanziellen Schwierigkeiten nun nicht mehr halten und machte 1877 Konkurs. Bei einer öffentlichen Versteigerung erwarb der Hauptgläubiger, der Bremer Weinhändler von Kapf, das Gut Altluneberg. Er veräußerte es bereits 1881 an den Leutnant Alfred Freiherr v. Hodenberg. Von ihm kaufte es im Jahre 1897 Werner Schierenbeck, dessen gleichnamiger Urenkel der gegenwärtige Gutsbesitzer und Depositar des Gutsarchivs ist.

1.2. Das Patrimonialgericht der Börde Beverstedt
Die Burgmänner von Altluneberg aus der Adelsfamilie v. Luneberg-Bicker waren seit dem Mittelalter gleichzeitig Gerichtsherren des adligen Gerichts in der großräumigen Börde Beverstedt, welche die Kirchspiele Beverstedt, Loxstedt, Bexhövede, Altluneberg, Kirchwistedt, Oese und Kuhstedt umfasste. Erpo von Luneberg wird als ältester Erbrichter zu Beverstedt und erster adliger Gerichtsherr im Erzstift Bremen 1343 urkundlich erwähnt. Schon in dieser Zeit dürfte das Richteramt in der Familie von Luneberg erblich gewesen sein.
In erzbischöflicher Zeit (bis 1648) erstreckte sich die Jurisdiktion der Erbrichter nur über die an adlige Grundherren gebundenen Meier in der Börde Beverstedt, die zahlreichen Bremervörder Amtsmeier mußten sich zu den Gerichtstagen in Bremervörde einfinden. In dieser Gemengelage von jurisdiktionellen Kompetenzen Einheitlichkeit zu erreichen, war das Ziel der Erbrichter im 17. und 18. Jahrhundert. Zu entsprechenden juristischen Auseinandersetzungen mit dem Amt Bremervörde ist umfangreiches Aktenmaterial im Gutsarchiv Altluneberg vorhanden.
Im Zuge der schwedischen Donationspolitik nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der Reichsrat Rosenhan mit dem Erbgericht Beverstedt belehnt. Nach einem Rechtsstreit, der gegen eine Zahlung von 1000 Rtlrn. an die Regierung beigelegt wurde, erlangten die Burgmänner von Altluneberg im Jahre 1689 wieder ihre alten Gerechtsamen als Erbrichter im Patrimonialgericht Beverstedt. Im Jahre 1711 wurde dem Erbgericht die Kriminalgerichtsbarkeit über die Bewohner gesamten Börde verliehen, 1752 auch die Zivilgerichtsbarkeit. Das Patrimonialgericht Beverstedt wurde so zum größten geschlossenen adligen Gericht im Herzogtum Bremen. Durch den Verkauf des v. Brobergenschen Anteils am Erbgericht Beverstedt an Christoph v. Düring im Jahre 1689 waren die Eigentümer des Gutes Düring zu Erbrichtern in der Börde Beverstedt geworden. Zwischen 1469 und 1641 waren Mitglieder der Familie v. Luneberg auch Erbrichter in der Börde Scharmbeck.
Das Patrimonialgericht Beverstedt wurde im Jahre 1852 im Zuge einer groß angelegten Verwaltungs- und Verfassungsreform aufgehoben und in ein landesherrliches Amt umgewandelt. Bei einer weiteren Umstrukturierung der Verwaltung im Königreich Hannover im Jahre 1859 wurde das Amt Beverstedt aufgelöst und größtenteils in das Amt Lehe eingegliedert.

2. Besitzerfolgen auf den Gütern Altluneberg, Nückel, Freschluneberg und Frelsdorfermühlen seit dem 16. Jahrhundert
2. 1. Altluneberg I
1. Clawes Bicker (gest. 1580) verh. mit Anna v. Mandelsloh
2. Lüder Bicker (geb. um 1550 gest. 1618) verh. mit Frede Harringa
3. Frede Adelheid Bicker verh. mit Joachim von Oldenburg (gest. um 1670)
4 a. Lüder v. Oldenburg
4 b. Joachim von Oldenburg (geb. 1642 gest. 1703) verh. mit Ilse Anna v. Brobergen (gest. 1684)
5. Justine Frede von Oldenburg (geb. 1667 gest. 1737) verh. mit Christoph Jürgen Lütcken (geb. 1667 gest. 1720)
6. Christoph Joachim Lütcken (geb. 1703 gest. 1737), verh. mit Ilse Marie v. Düring (geb. 1710 gest. 1748)
7. Melchior v. Lütcken (gest. 1741), verh. mit Ilse Marie Lütcken geb. v. Düring (geb. 1710 gest. 1748)
8. August Ulrich v. Scheither (geb. 1699 gest. 1777) verh. mit Ilse Marie Lütcken geb. v. Düring (geb. 1710 gest. 1748) / Melusine Gertrud Elis. v. Weyhe (gest. 1771)
9. Georg Heinrich Albrecht v. Scheither (geb. 1731 gest. 1789) verh. mit Justine Wilhelmine v. Langen (gest. 1829)
10. Carl Friedrich v. Scheither (geb. 1770 gest. 1836) verh. mit Sophie v. Uslar-Gleichen (gest. 1825)
11. Ludwig Georg Carl v. Scheither (geb. 1803 gest. 1891) verh. mit Caroline Louise v. Schwanewede (geb. 1802 gest. 1887)
12. Carl v. Scheither
13. N. N. von Kapf
14. Alfred v. Hodenberg (gest. 1912)
15. Werner Schierenbeck I
16. Werner Schierenbeck II (gest. 1969) verh. mit Lucie Heyden
17. Werner Schierenbeck III (geb. 1934 gest. 1982) verh. mit Rika Dose (geb. 1934 gest. 1997)
18. Werner Schierenbeck IV

2. 2. Altluneberg II und Nückel
1. Luneberg Bicker
2. Jürgen Bicker (gest. 1578) verh. mit Anna Behr (gest. 1605)
3 a. Luneberg Bicker (gest. 1604) ohne Nachkommen
3 b. Dietrich Bicker (gest. 1592) ohne Nachkommen
3 c. Elisabeth Hyska Bicker verh. mit Christoph Lütcken (gest. 1602)
4. Christoph Jürgen Lütcken (gest. um 1648) verh. mit Anna v. Düring
5. Christoph Lütcken (gest. 1700) verh. mit Frede Ilse v. Luneberg / Catharina Maria v. Issendorff (gest. 1711)
6 a. Diederich Melchior Lütcken (gest. 1706)
6 b. Christoph Jürgen Lütcken (geb. 1667 gest. 1720) verh. mit Justine Frede von Oldenburg (geb. 1667 gest. 1737)
7. Christoph Joachim Lütcken (geb. 1703 gest. 1737), verh. mit Ilse Marie v. Düring (geb. 1710 gest. 1748)
Die folgenden Gutseigentümer siehe 2.1.
Auf von Kapf (siehe 2.1.) folgten in Nückel: Bodo v. Hodenberg (gest. 1907), Hermann v. Hodenberg, Gebrüder Wohlers

2.3. Altluneberg III und Freschluneberg
2.3.1. Altluneberg III
1. Hennecke von Luneberg (gest. 1609) verh. mit Hyska v. Düring
2. Johann von Luneberg (gest. 1641)
3. Frede Ilse v. Luneberg (gest. 1656) verh. mit Christoph Lütcken (gest. 1700)
4 a. Diederich Melchior Lütcken (gest. 1706)
4 b. Chirstoph Jürgen Lütcken (geb. 1667 gest. 1720) verh. mit Justine Frede von Oldenburg (geb. 1667 gest. 1737)
5. Christoph Joachim Lütcken (geb. 1703 gest. 1737), verh. mit Ilse Marie v. Düring (geb. 1710 gest. 1748)
Die folgenden Gutseigentümer siehe 2.1.
2.3.2. Freschluneberg
1. Hennecke von Luneberg (gest. 1609) verh. mit Hyska v. Düring
2. Johann von Luneberg (gest. 1641)
3. Elisabeth Wolberich v. Luneberg (geb. 1632 gest. 1708) verh. mit Caspar Hinrich von Krough
4 a. Christoph von Krough
4 b. Catharine Maria v. Krough verh. mit Hans Siewert von der Wisch (gest. 1708)
5. Caspar Heinrich von der Wisch (geb. 1695 gest. 1773) verh. mit Christine Elise v. Rhoden
6. Eibe Siade Johannes von der Wisch (geb. 1757 gest. 1829)
7. Caspar Heinrich von der Wisch
8. Hinrich Karl von Rettberg (gest. 1844)
9. Wilhelm von Rettberg
10. Johann Friedrich Müller (gest. 1885)
11. Georg Müller (gest. 1922)
12. Heinz Müller

2. 4. Altluneberg IV und Frelsdorfermühlen
2.4.1. Altluneberg IV
1. Arend Bicker (gest. 1588)
2. Sophia Katharina Bicker (geb. 1583 gest. 1616) verh. mit Hennecke v. Brobergen (gest. 1612)
3. Adolph von Brobergen (gest. 1653) verh. mit Maria Marschalck (gest. 1669)
4 a. Arend Jürgen v. Brobergen (gest. 1705) verh. mit Elisabeth v. Düring / Mette Maria Marschalck
4 b. Ilse Anna v. Brobergen (gest. 1684) verh. mit Joachim v. Oldenburg (geb. um 1642 gest. 1703)
5. Justine Frede von Oldenburg (geb. 1667 gest. 1737) verh. mit Christoph Jürgen Lütcken (geb. 1667 gest. 1720)
6. Christoph Joachim Lütcken (geb. 1703 gest. 1737), verh. mit Ilse Marie v. Düring (geb. 1710 gest. 1748)
Die folgenden Gutseigentümer siehe 2.1.
2.4.2. Frelsdorfermühlen
1. Arend Bicker (gest. 1588)
2. Sophia Katharina Bicker (geb. 1583 gest. 1616) verh. mit Hennecke v. Brobergen (gest. 1612)
3. Adolph von Brobergen (gest. 1653) verh. mit Maria Marschalck (gest. 1669)
4. Arend Jürgen v. Brobergen (gest. 1705) verh. mit Elisabeth v. Düring / Mette Maria Marschalck
5. Schweder Dietrich Kleihe verh. mit Hedwig Sophie von der Lieth
6. Helm von Wrangel verh. mit Hedwig Sophie Kleihe geb. von der Lieth
7. Albert von Wahlburg (gest. 1707)
8. Conrad Christoph Johann von Wahlburg (gest. vor 1716)
9. Gottfried v. Grävenitz
10. N. N. von Stryck verh. mit einer Nichte v. Grävenitz
11. Franz von Koehnen (gest. 1761) verh. mit Maria Margarethe Ahlers (geb. 1694 gest. 1781)
12 a. Werner von Koehnen (geb. 1721 gest. 1786)
12 b. Johann Hieronymus von Koehnen (geb. 1724 gest. 1791) verh. mit Auguste Wilhelmine v. Düring (geb. 1732 gest. 1795)
13. Carl Christoph v. Schwanewede (gest. 1853) verh. mit Sophie Antoinette v. Wersebe (geb. 1779 gest. 1845)
14 a. Friedrich Anton v. Schwanewede (gest. 1870)
14 b. Gustav Joachim Balduin v. Schwanewede (gest. 1883)
15. Hugh v. Halkett
16. Mia v. Schwanewede verh. mit Alfred v. Hodenberg (gest. 1912)
17. Balduin v. Hodenberg (gest. 1925)
18. Harald v. Hodenberg
19. Hans Stahl

3. Der Bestand
3. 1. Inhaltliches
Laut einer in der Mitte des 20. Jahrhunderts vorgenommenen Einschätzung niedersächsischer Staatsarchivare gilt das Gutsarchiv Altluneberg als eines der "umfangreichsten, zugleich aber auch besterhaltenen und inhaltlich wertvollsten privaten Archive in ganz Nordwestdeutschland". Der Bestand umfasste 2007 bei der Übergabe an das Niedersächsische Landesarchiv - Staatsarchiv Stade rund 27 lfdm Aktenmaterial, von denen 6 lfdm (Einkaufszettel und andere nicht aussagefähige Rechnungen) kassiert wurden. Das archivwürdige Schriftgut umfasst 21 lfdm.
Letzteres setzt sich zusammen aus Urkunden- und Aktenmaterial der Güter Altluneberg, Nückel, Freschluneberg und Frelsdorfermühlen und der darauf sitzenden Familien sowie Akten des Patrimonialgesichts Beverstedt und der politischen Gemeinde Altluneberg.
Der Urkundenbestand enthält nur wenige Originale, im wesentlichen setzt er sich aus auf Papier ausgefertigte Abschriften des 15. bis 17. Jahrhunderts zusammen. Die älteste Urkunde, nach der Erzbischof Giselbert von Bremen Erpo von Luneberg und Augustin von der Osten das Dorf Remp über dem Balksee, den Meierhof zu Westerhemme, den großen und Schmalzehnten zu Oppeln mit dem Gericht sowie weitere Güter und Naturalabgaben übertrug, datiert von 1301.
Die Akten, Papiere und Briefschaften der einzelnen Familienzweige auf Gut Altluneberg (Gliederungspunkt 1) machen etwa 15 bis 20 % des Gesamtbestandes aus. Darin enthalten ist unter anderem auch umfangreiches Aktenmaterial von Nebenlinien der Familie v. Scheither, die mit dem Gut Altluneberg in keiner Beziehung standen. Dazu gehören auch Teile der Archive der Güter Veerse, Brockel und Trochel im früheren Amt Rotenburg.
Das Archiv des Patrimonialgerichts Beverstedt (Gliederungspunkt 2) umfasst etwa 25 bis 30 % des Gesamtbestands des Gutsarchivs Altluneberg. Es enthält Akten zur Kriminalgerichtsbarkeit, Zivilgerichtsbarkeit, zum Wege- und Brückenbau, zu Forsten und Holzungen, Jagd und Fischerei, Kontribution und Steuern, Wasserbau und Militär, deckt also das Spektrum der meisten administrativen, jurisdiktionellen und exekutiven Funktionen einer lokalen Verwaltung in der Frühen Neuzeit ab. Umfangreich dokumentiert wird darin auch der jahrhundertelange Rechtsstreit zwischen den Beverstedter Erbrichtern und dem Amt Bremervörde wegen der Jurisdiktion über die Bremervörder Amtsmeier in der Börde Beverstedt, der auch bisher unbekanntes Material zur Geschichte der Hausvogtei Bremervörde zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges enthält (Nr. 29). Bereits länger in der Forschung bekannt sind die Bruchregister und Prozessakten der Börde Beverstedt, etwa der Hexenprozess gegen Engel von Grollen aus Westerbeverstedt von 1607 (Nr. 500).

Die Akten des Patrimonialgerichts Altluneberg sind mitunter kaum von denen der Beverstedter Gerichtsbarkeit zu trennen, zumal beide vom selben Personal geführt wurden. Akten, die eindeutig Belange des Patrimonialgerichts Altluneberg betreffen, wurden unter dem Gliederungspunkt 3 zusammengefaßt. Es handelt sich um 14 Stücke (1,5 % des Gesamtbestands).
Die Gutsherren von Altluneberg waren nicht nur Erbrichter in Beverstedt und Altluneberg, sondern auch Patrone der Kirchen zu Altluneberg und Bexhövede sowie Mitpatrone in Beverstedt und Loxstedt. Das Aktenmaterial, das aus dieser Funktion der Gutsherren entstanden ist, wurde dem Gliederungspunkt 4 zugeordnet. Es nimmt Bezug etwa zum Pfarrpersonal (Pastoren und Küster), den Einkünften der Pfarreien, geistlichen Bausachen, Kirchenrechnungen oder zu Kirchenvisitationen.
Als Angehörige des erzstiftischen Adels waren die Altluneberger Gutsherren gleichzeitig auch Mitglieder der bremischen Ritterschaft, die einen der Landstände des geistlichen Territoriums bildete. Neun Akten (1 %) des Altluneberger Gutsarchiv können dieser Funktion der Gutsherren zugeordnet werden, sind finden sich unter dem Gliederungspunkt 5.
Die eigentlichen Gutssachen (Gliederungspunkt 6) machen etwa die Hälfte des Gesamtbestandes des Altluneberger Gutsarchivs aus. Das Gut Altluneberg verfügte über einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb sowie über umfänglichen Grundbesitz in Form von Meier- und Zehntrechten vor allem in der Börde Beverstedt, aber auch in angrenzenden Gebieten. In diesen Bestand sind die Gutsregister und -rechnungen aufgenommen worden, die Informationen zu diesen grundherrlichen Gerechtsamen machen. Weiteres Aktenmaterial betrifft u. a. Verpachtungen und Verkäufe von Grundbesitz des Gutes Altluneberg, Mühlensachen, Garten-, Forst- und Holzungssachen, Fischereisachen, Grenzsachen, Ablösungssachen sowie Gemeinheitsteilungen und Verkoppelungen. Ein Großteil dieses Unterbestands 6 enthält Aktenmaterial aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Konkurs der Altluneberger Gutsherren aus der Familie v. Scheither und die fideikommissarische Verwaltung des Gutes.

Die Akten der Gemeinde Altluneberg (Gliederungspunkt 7) sind überwiegend von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts angefertigt worden. Sie gelangten in der Zeit in das Gutsarchiv, als Werner Schierenbeck (II.) Bürgermeister der Gemeinde Altluneberg war und sich die Gemeindeverwaltung in seinem Hause befand.

3. 2. Bestandsgeschichte
Der Bestand des Gutsarchivs Altluneberg ist über Jahrhunderte gewachsen. Der Erhalt der Aktensammlung wurde begünstigt durch den seltenen Eigentümerwechsel. Bis 1878 blieben die Papiere immer im Besitz einer Familie. Von dem letzten Gutsbesitzer aus der Familie v. Scheither, der nach Amerika auswanderte, wird angenommen, dass er kein Interesse daran hatte, die Briefschaften des Gutes mitzunehmen. So ging das Gutsarchiv 1897 vermutlich geschlossen an die Familie Schierenbeck über. Welchen Umfang es vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs besaß und in welchem Maße ihm von einzelnen Benutzern Urkunden und Bücher entnommen und nicht wieder zurückgegeben wurden, war schon um 1950 nicht zu ermitteln. Es gilt als sicher, dass in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts einzelne Stücke in fremde Hände gelangten. Unklar ist ebenfalls, ob und in welchem Umfang nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts Aktenstücke aus dem Gutsarchiv Altluneberg entnommen und nicht wieder zurückgegeben wurden. Ein Abgleich des 2007 deponierten Bestands mit den von Johann Heinemann unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg angefertigten Findbüchern ergab jedoch entgegen vielfach geäußerter Befürchtungen nur geringe Verluste.
Seit Juli 1983 bemühte sich das Niedersächsische Staatsarchiv Stade um die Sicherung des wertvollen Altluneberger Gutsarchivs. Nach längeren Verhandlungen übergab der Eigentümer des Gutsarchivs Altluneberg, Herr Werner Schierenbeck, das Gutsarchiv Altluneberg im Dezember 2007 als Depositum an das Niedersächsische Landesarchiv - Staatsarchiv Stade.

3.3. Bearbeitung
Der erste Bearbeiter, der sich eines kleinen Teiles des Altluneberger Gutsarchivs annahm, war Prof. Holthusen. Er sichtete etliche Stücke aus dem Urkundenbestand und fertigte ein maschinenschriftliches Regestenwerk an. Eine vollständige Verzeichnung der Urkunden hat Holthusen jedoch nicht vorgenommen.
Der Altluneberger Lehrer und Organist Johann Heinemann (1899 - 1977) hat den von ihm für historisch wertvoll erachteten Teil des Bestandes unter Anleitung des niedersächsischen Oberarchivrats Dr. Weise nach dem Zweiten Weltkrieg (1945 bis 1948) erschlossen und in Form von einzelnen Findbüchern verzeichnet. Das betraf insbesondere die Akten der Patrimonialgerichte Beverstedt und Altluneberg sowie die Patronats- und Ritterschaftssachen. Die umfangreichen, ungeordneten von Scheitherschen Konkurssachen bündelte Heinemann zu einzelnen Konvoluten, ohne sie zu verzeichnen. Als "Kernstück und wichtigste Abteilung" des Gutsarchivs bezeichnete Heinemann die "Abt. B" Gerichtssachen (Findbuch von 1951). Dazu kamen die "Abt. C. Familiensachen", "Abt. D. Patronatsakten", die "Abt. E. Ritterschaftsakten", "Abt. F. Rechungen, Abrechnungen, Register" sowie "Abt. G. Zehntprozesse".
Kurz vor seinem Tod führte Heinemann den Postbeamten Eberhard Nehring aus Loxstedt-Stinstedt in die Archivarbeit ein. Nehring sichtete, ordnete und verzeichnete einen Teil des bisher unberührten Urkunden- und Aktenbestands des Gutsarchivs Altluneberg am Ende der siebziger und in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Etwa zur selben Zeit ordnete Dr. Lina Delfs aus Schiffdorf-Wehdel einen Großteil des Gesamtbestands neu. Unter eigenen systematischen Gesichtspunkten schuf sie kleine neue Archivalieneinheiten, wobei die von Heinemann geschaffenen Akteneinheiten oftmals auseinandergerissen wurden. Delfs sichtete auch einen Teil des bis dahin noch unberührten Bestandes; auch einige der noch in ungeordneten Konvoluten vorliegenden von Scheitherschen Konkursakten wurden von ihr in kleinere Akteneinheiten zergliedert und mit handschriftlichen Titeln versehen. Ein Findbuch fertigte Delfs nicht an. Einige der von ihr verzeichneten Akten nahm Delfs als Quellenbasis für Aufsätze zu verschiedenen geschichtlichen Themen, die im Jahrbuch der Männer vom Morgenstern veröffentlicht wurden (siehe Literaturhinweise).
Nach der Deponierung des Gutsarchivs Altluneberg im Staatsarchiv Stade nahm der Unterzeichnende im Januar, Februar und Juni 2008 eine komplette Neuverzeichnung des Gesamtbestandes - sowohl der Akten als auch der Urkunden - vor. Die neu geschaffenen 916 Akteneinheiten wurden durchlaufend numeriert und systematisiert. Damit ist erstmals der gesamte Bestand des Gutsarchivs Altluneberg gesichtet und verzeichnet.

4. Ergänzende Überlieferung
Im Ritterschaftlichen Archiv in Stade findet sich eine weitere Überlieferung, die über das Archiv der Familie von Lütcken als vormalige Besitzer des Gutes Altluneberg dorthin gelangt ist, so im Nachlaß der Familie von Lütcken und im Nachlaß Thassilo v. d. Decken (Bestand 102.1, 102.2 und 102.3). In Letzterem sind insgesamt 37 Aktenstücke, darunter Gerichtsprotokolle des Gerichts Beverstedt von 1561 - 1586 sowie 1593 - 1617, Prozeßakten des Patrimonialgerichts Beverstedt sowie Schuldurkunden, Kaufverträge und Testamente aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die Archivalien sind offenbar von Prof. Holthusen für seine mehrbändige Arbeit zur "Genealogie von Luneberg-Bicker" verwendet worden und daraufhin an Thassilo v. d. Decken gelangt.
Das Gutsarchiv Freschluneberg mit Bezügen zum Bestand des Gutsarchivs Altluneberg ist unter Rep. 301/2 im Staatsarchiv Stade archiviert. Eine Akte über die Eigentumsverhältnisse und den Wert des landwirtschaftlichen Besitzes des Ritterguts aus der unmittelbaren Nachkriegszeit im Zuge der Bodenreform findet sich unter Rep. 103 Bremerhaven Nr. 32.

5. Literaturhinweise
Delfs, Lina, Die Burgen der Herren von Altluneberg im Grovetal, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 59 (1980), S. 101 - 115.
Delfs, Lina, Altluneberger Mühlengeschichte (1550 - 1780). Von der Wassermühle zur Bockwindmühle, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 60 (1981), S. 31 - 48.
Delfs, Lina, Die Festlegung der Gerichtsgrenzen zwischen dem Amt Bremervörde und dem Erbgericht Beverstedt 1781, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 60 (1981), S. 225 - 239.
Delfs, Lina, Die Planung und Durchführung der Teilung des Besitzes von Christoff Lütken, Erbherrn zu Altluneberg, Bexhövede und Nückel, 1701, unter Berücksichtigung agrargeschichtlicher Aspekte, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 63 (1984), S. 129 - 165.
Delfs, Lina, Geschichte des 200-jährigen Gutshauses in Altluneberg (1784 - 1984), in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 63 (1984), S. 209 - 217.
Delfs, Lina, Die Altluneberger Baumschule, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 63 (1984), S. 277 - 286.
Delfs, Lina, Vorschläge für eine Lungenkur vor 380 Jahren, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 64 (1985), S. 287 - 297.
Delfs, Lina, Der Apeler Dammweg im Freien Damm Apeler, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 65 (1986), S. 275 - 282.
Delfs, Lina, Geschichte von Junkernhose und Hosermühlen, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 66 (1987), S. 67 - 107.
Delfs, Lina, Das Einnahmen- und Ausgabenregister des Heinike von Luneberg von 1609, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 70 (1991), S. 19 - 32.
Düring, Artur v., Ehemalige und jetzige Adelssitze im Kreise Wesermünde, in: Stader Archiv N. F. 27 (1937), S. 185 - 232.
Heinemann, Johann, Das Gutsarchiv Altluneberg in Schiffdorf-Wehdel, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 57 (1978), S. 23 - 37.
Luneberg Mushard, Monumenta Nobilitatis antiquae Familiarum illustrium, inprimis Ordinis Equestris in Ducatibus Bemensi & Verdensi, Bremen 1708, S. 374-379.
Nehring, Eberhard, Das Hausbuch des Jürgen Bicker auf Nückel 1564, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 58 (1979), S. 87 ff.
Nehring, Eberhard, Eine Grenzbeschreibung, ein Richtereid und eine Musterrolle - drei Quellen zur Geschichte der Börde Beverstedt im 16. Jahrhundert, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 59 (1980), S. 117 - 140.
Nehring, Eberhard, Verkauf und Verpfändung von Grundstücken in der Börde Beverstedt - Acht Urkunden aus dem 16. und 17. Jahrhundert, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 60 (1981), S. 13 - 30.
Nehring, Eberhard, Quellen zur Orts- und Kirchspielsgeschichte der früheren Börde Beverstedt, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 69 (1990), S. 275 - 314.

Stade, den 14. Januar 2009
Dr. Michael Ehrhardt

Weitere Literatur
Michael Ehrhardt: Zur Geschichte und Ökonomie des Adelsgutes Altluneberg (Landkreis Cuxhaven), in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 84 (2012), S. 285-300.

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

teilweise verzeichnet

Georeferenzierung

Bezeichnung

Altluneberg [Wohnplatz]

Zeit von

1

Zeit bis

1

Objekt_ID

6587

Ebenen_ID

1

Geo_ID

1-6587

Link

Altluneberg [Wohnplatz]

Georeferenzierung

Bezeichnung

Gericht Beverstedt (einschließlich Burggericht Altluneberg)

Zeit von

1813

Zeit bis

1852

Objekt_ID

174

Ebenen_ID

6020

Geo_ID

6020-174

Link

Gericht Beverstedt (einschließlich Burggericht Altluneberg)