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NLA OS Dep 107

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Nachlass Calmeyer, Hans

Laufzeit

1900-1988

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Der Rechtsanwalt Hans Calmeyer wurde am 23.06.1903 in Osnabrück geboren. Als Soldat im März 1940 in die Niederlande einmarschiert, wurde Calmeyer als ziviler Mitarbeiter im Generalkommissariat für Innere Verwaltung und Justiz eingesetzt. Hier hatte er in der Hauptabteilung Inneres die Melderegister zu bearbeiten und in Zweifelsfällen Abstammungsfragen zu entscheiden. Seit 1942 half er verfolgten Juden und konnte einige tausend Menschen retten.

Geschichte des Bestandsbildners

Hans Calmeyer wurde am 23.06.1903 in Osnabrück geboren. Er studierte von 1922 bis 1925 Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg, Marburg, München und Jena. Es folgten Referendariatsjahre in Berlin und Celle, bis er sich 1930/31 in Osnabrück niederließ.
1933 belegten ihn die neuen Machthaber sogleich mit Berufsverbot: Calmeyer hatte Kommunisten verteidigt und weigerte sich, eine jüdische Angestellte zu entlassen. 1934 wurde er zwar als Anwalt wieder zugelassen, blieb aber von der Gestapo bedrängt. Emigrationspläne verwarf er zugunsten des Eintritts in die Wehrmacht. Als Soldat im März 1940 in die Niederlande einmarschiert, wurde Calmeyer als ziviler Mitarbeiter ins Generalkommissariat für Innere Verwaltung und Justiz vermittelt. Hier hatte er in der Hauptabteilung Inneres die Melderegister zu bearbeiten und in Zweifelsfällen Abstammungsfragen zu entscheiden. Seit 1942 half er verfolgten Juden und konnte einige tausend von ihnen retten. Dies gelang, indem Calmeyer einerseits falsche Abstammungsnachweise akzeptierte, zum anderen verfertigte er seinerseits immer wieder Listen jüdischer Bürger, die aus den verschiedensten Gründen von der Deportation ausgenommen werden sollten. Er konnte sich selbst und seine wenigen ins Vertrauen gezogenen Mitarbeiter nur mühsam vor drohenden Zugriffen seitens der SS schützen.
Bei Kriegsende in Scheveningen interniert, gelangte Calmeyer erst im Herbst 1946 nach Osnabrück zurück. Später wurde er Mitarbeiter Adolf Grimmes im niedersächsischen Kultusministerium. Nach der Währungsreform 1948 nahm er seine Kanzleigeschäfte in Osnabrück wieder auf. Seine lebensrettende Tätigkeit im Reichskommissariat wurde erst im Mai 1963 im Zusammenhang mit einem Prozeß gegen verschiedene SS-Führer ins öffentliche Bewußtsein gerückt: Im Fernsehmagazin "Panorama" und in den darauffolgenden Artikeln im "Algemeen Dagblad" äußerte sich Hans Calmeyer zur Judenverfolgung in den Niederlanden. Am 02.09.1972 verstarb er in Osnabrück.

Bestandsgeschichte

Der Nachlaß Hans Calmeyers befand sich im Besitz seines Sohnes Peter Calmeyer und gelangte im Frühjahr 1995 auf Vermittlung des Vorsitzenden der Hans-Calmeyer-Gesellschaft, Peter Niebaum, in das Staatsarchiv Osnabrück. Er umfaßt 0,5 lfd. Meter und besteht hauptsächlich aus der privaten Korrespondenz Hans Calmeyers, seiner Brüder, Eltern und seiner Frau Ruth sowie aus Familienfotos. Ferner enthält er persönliche Schriften, Gedichte und Exzerpte Calmeyers. Seine berufliche Tätigkeit spiegelt sich dagegen nur in geringem Maße wider.

Literatur

Peter Niebaum, Hans Calmeyer 1903 - 1972. Ein Osnabrücker des anderen Deutschland, (masch.) mit Anhang, Osnabrück 1988.
Ders., Art. "Calmeyer, Hans", in: Biographisches Handbuch zur Geschichte der Region Osnabrück, bearb. von Rainer Hehemann, Bramsche 1990, S. 54 - 55.

Siehe

Korrespondierende Archivalien

Bestände des Rijksinstituut voor Oorlogsdocumentatie in Amsterdam

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

0,5 lfd. M. (55 Einheiten)