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NLA OS Dep 50 b

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Stadt Quakenbrück / Samtgemeinde Artland

Laufzeit

1422-1991

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Der Bestand enthält Akten der Stadt Quakenbrück und der Samtgemeinde Artland.

Geschichte des Bestandsbildners

Quakenbrück, 1235 als befestigter Grenzort gegründet und im 14. Jahrhundert zur Stadt erhoben, wurde von einer genossenschaftlich organisierten Burgmannenschaft und einem bürgerlichen Rat regiert. Im 15. Jahrhundert verlor die Stadt ihre Bedeutung als Verteidigungsanlage, zugleich verhinderte die selbständige Stellung der Burgmannen gegenüber dem bischöflichen Landesherrn, dass Quakenbrück Verwaltungssitz im Hochstift Osnabrück wurde. Stattdessen entwickelte sich die 1532 rund 1200 Einwohner zählende Stadt zu einem wichtigen Handelsort im Osnabrücker Nordland.
1802 gelangte Quakenbrück erstmals unter französische Herrschaft und war vom Januar 1811 bis November 1813 Sitz der französischen Unterpräfektur im Departement Oberems; die Einwohnerzahl betrug rund 2000. In Folge des Wiener Kongresses wurde Quakenbrück dem Königreich Hannover eingegliedert und erhielt eine neue Stadtverfassung. Weiterhin blieb die Stadt ein regionales Gewerbezentrum mit einen Schwerpunkt auf Gerberei sowie der Bürsten-, Kattun- und Silberwarenfabrikation. 1875 wurde die Eisenbahnstrecke von Oldenburg über Quakenbrück nach Osnabrück eröffnet. Die Bevölkerungszahl stieg im Jahr 1910 auf rund 3900.
Nach dem Ersten Weltkrieg und der anschließenden Versorgungskrise erholte sich die Stadt vorübergehend. Bei den letzten freien Reichstagswahlen am 6. November 1932 erreichte die NSDAP 650 Stimmen, bei der Wahl am 5. März 1933 wurden die Nationalsozialisten mit 36,4 Prozent der Stimmen die stärkste Partei. Systematisch wurden repressive Maßnahmen gegen jüdische Einwohner ohne Widerstand der Bevölkerung durchgesetzt. Während 1935 noch etwa 60 jüdische Bürger in der Stadt lebten, waren im Mai 1939 nur noch zehn jüdische Einwohner registriert, im März 1941 lebten in Quakenbrück keine Juden mehr.

1926/28 war ein Flugplatz errichtet und 1933 eine Kreisfliegerstaffel stationiertworden. Der Flugplatz wurde zu Kriegszwecken stetig ausgebaut. Ab 1940 Kampfgeschwader stationiert und auf der Flugzeugwerft beschädigte Einsatzmaschinen repariert, so dass Quakenbrück wiederholt Ziel von Luftangriffen wurde. Am 11. April 1945 besetzten britische Truppen Quakenbrück, auf dem Fliegerhorst blieben bis 1947 polnische Streitkräfte stationiert. Von 1964 bis 2007 befand sich dort das Sanitätsdepot der Bundeswehr Quakenbrück und eine Sanitätsmaterialkompanie (seit 2008: Versorgungs- und Instandsetzungszentrum Sanitätsmaterial Quakenbrück).
Seit der Gebietsreform von 1972 gehört die Stadt Quakenbrück zum Landkreis Osnabrück und bildet zusammen mit den Gemeinden Badbergen, Menslage und Nortrup die Samtgemeinde Artland. 1975 wurden erstmals über 10.000 Einwohner gezählt und es siedelten sich bedeutende Firmen an, wie der Fahrradproduzent Kynast (Insolvenz: 1999), der Matratzenhersteller Schlaraffia, eine Niederlassung der Lear Corporation, die Deutsche Frühstücksei-Gesellschaft. Außerdem haben in Quakenbrück das Lebensmittelwerk Ruf und die JCK Holding GmbH Textil KG ihren Sitz.

Dr. Stephanie Haberer, im März 2014

Bestandsgeschichte

Der Archivbestand umfasst 331 Urkunden aus der Zeit von 1353 bis 1765 (Dep 50 a), weit über 5000 Akten nebst Amtsbuchserien aus der Zeit von 1429 bis 1990 (Dep 50 b) sowie Karten (K).
Während des Zweiten Weltkrieges waren die wertvollsten Archivalien in das Kirchspiel Gehrde ausgelagert. Das Gros der Bestände war aber in einem ehemaligen Weinkeller in der Stadt verblieben, wo viele der Archivalien bis 1946 durchnässt lagen. Als Sofortmaßnahme wurden sie zum Trocknen auf dem Dachboden des Rathauses ausgelegt, allerdings war diese Maßnahme keineswegs ausreichend oder nachhaltig. Angesichts der notwendigen Neuordnung des Archivbestands und der mangelhaften Unterbringung drängte der Direktor des Osnabrücker Staatsarchivs Dr. Wrede wiederholt auf eine wenigstens vorübergehende Deponierung im Staatsarchiv.

Unter Verweis auf einen Erlass des Ministerpräsidenten über Schutz und Pflege gemeindlicher Archive vom 4. Oktober 1946 schaltete er im Januar des Folgejahres sogar die kommunale Aufsichtsbehörde ein. Im Frühjahr 1948 gelangte das Quakenbrücker Archivgut in das Staatsarchiv Osnabrück und wurde bis 1951 neu geordnet und verzeichnet. Der Bestand blieb schließlich mangels geeigneter Unterbringungsmöglichkeiten in Quakenbrück als Depositum 50 im Staatsarchiv.
Eine zweite Abgabe, vor allem Urkunden sowie Amtsbücher und Akten, erfolgte 1957, auch in den folgenden Jahren fanden Übernahmen statt. Der jüngste Zugang von Schriftgut der Stadtverwaltung stammt aus dem Jahr 2010.

Hinweis zur Benutzung des Bestandes

Aufgrund der in den 1940er Jahren entstandenen Schäden am Archivgut wurden zwischen 2011 und 2014 am Altbestand vor allem konservatorische (Reinigung und Verpackung) Maßnahmen durchgeführt. Dies betrifft aber nur die Signaturen Dep 50 b Nr. 1-1522. Weiterhin müssen Archivalien wegen Schimmelbefalls für die Benutzung gesperrt bleiben.

Hinweis zur Erschließung und zum Erhaltungszustand des Bestandes:

Alle Zugänge in den Archivbestand sind verzeichnet. Der Altbstand ist jedoch nur vorläufig erschlossen. Parallel zu den durchgeführten konservatorischen Maßnahmen wurden jedoch die bereits behandelten Archivalien neu verzeichnet. Die Gliederung des Bestandes wurde im Zuge dessen vorläufig angepasst. Die Archivalien sind benutzbar. Die noch nicht behandelten Archivalien werden derzeit restauriert und sind bis auf weiteres nicht benutzbar. (Stand 07.2018)

Verweis:
Die Unterlagen des Standesamts Quakenbrück sind in Bestand Rep 492 archiviert.

Literatur

Rothert, Hermann, Geschichte der Stadt Quakenbrück in älterer Zeit (bis 1543). Osn. Mitt. 43, 1920. – Ders. in Nds. Städtebuch. – Wrede, Geschichtl. Ortsverzeichnis.
Jarck, Horst-Rüdiger (Hrsg.), Quakenbrück. Von der Grenzfestung zum Gewerbezentrum. Zur 750-Jahr-Feier, in: Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen, Bd. 25, Quakenbrück 1985.
Rengermann, Renate, Sag mir wo die Juden sind. Hundert Jahre jüdischen Leben in Quakenbrück, Quakenbrück 2013.
Borries, Maria, von, Euer Name lebt. Zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück, Bramsche 1997.

Weitere Angaben (Bestand)

Benutzung

Aufgrund der Verwendung personenbezogener Angaben sind teilweise Erschließungsdaten von Archivguteinheiten des Bestandes bis zum Ablauf der personenbezogenen Schutzfristen (vgl. § 5 Abs. 2 NArchG) für Benutzende nicht sichtbar.
Bitte wenden Sie sich für eine ausführlichere Recherche an den Standort Osnabrück des NLA (osnabrueck@nla.niedersachsen.de).

Außerdem sind einzelne Akten aus konservatorischen Gründen für die Einsichtnahme im Lesesaal gesperrt.