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NLA OS Rep 230

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Weserdepartement und andere westphälische Behörden

Laufzeit

1727-1813

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Als am 26. Mai 1803 französische Truppen in bentheimisches und am 29. Mai in hannoversches Gebiet - ins Fürstentum Osnabrück - einmarschierten, war zunächst die kurze Zugehörigkeit dieser Gebiete zu Hannover für mehr als ein Jahrzehnt unterbrochen. Die französischen Gererale Mortier und nach diesem Bernadotte übernahmen die höchste Regierungsgewalt. Die hannoverschen Mittel- und Unterbehörden blieben bestehen, die oberste Landesverwaltung wurde von General Mortier dem von ihm aus den Provinzialdeputationskollegien gebildeten Landesdeputationskollegium in Hannover übertragen. Nach einer kurzen preußischen Besitznahme des Landes vom Oktober 1805 bis zum Oktober 1806 kehrte die französische Besatzung am 26. Oktober 1806 unter General Grandjean nach Osnabrück zurück. Osnabrück wurde am 5. November 1806 zusammen mit Münster, Mark, Tecklenburg und Lingen dem Divisionsgeneral Loison unterstellt. Die neue oberste Behörde, die seit dem Februar 1807 unter Leitung von General Canuel stand, trug die Bezeichnung "Administratives Kollegium des ersten Gouvernements der eroberten Länder". Einzige Änderung für Osnabrück war die Trennung des Landes vom Kurfürstentum Hannover, Verfassung und Verwaltung des Landes erfuhren keine Änderung, die Behörden arbeiteten nach dem bisherigen Geschäftsgang weiter. Mit Dekret vom 11. August 1807 jedoch wurden die Gebiete bestimmt, die das Königreich Westfalen bilden sollten. Hierzu gehörte auch das Fürstentum Osnabrück.

Als Verwaltungsbezirke errichtete man die Departements, die in Distrikte, Kantone und Munizipalitäten untergliedert waren. Die Führung des Departements lag bei dem Präfekten; Generaldepartements-, Präfektur-, Distrikts- und Munizipalräte führten die Verwaltungsaufgaben in ihren Bezirken durch. Nach der Verwaltungseinteilung des Königreichs Westfalen gehörte das Fürstentum Osnabrück zum Weserdepartement, welches außerdem das Fürstentum Minden, die Grafschaft Ravensberg, die hessische Grafschaft Schaumburg und das braunschweigische Amt Thedinghausen umfasste. Hauptstadt des Weserdepartements und Sitz der Präfektur wurde Osnabrück. Als erster Präfekt in Osnabrück führte der preußische Kriegs- und Domänenrat von Pestel die Verwaltung, ihm folgte Delius, der ebenfalls Kriegs- und Domänenrat in Minden gewesen war.

Das Weserdepartement war in vier Distrikte (Arrondissements) geteilt, deren Distriktshauptstädte Osnabrück, Minden, Bielefeld und Rinteln waren. Der Distrikt Osnabrück bestand aus 22 Kantonen, seit dem 18. April 1808 aus 20. Diese Kantone waren Osnabrück Stadt, Osnabrück Land, Ankum, Berge, Bissendorf, Bramsche, Buer, Dissen, Essen, Fürstenau, Gehrde, Glandorf, Iburg, Melle, Neuenkirchen bei Melle, Ostercappeln, Quakenbrück, Schledehausen, Üffeln und Vörden.

Diese Verwaltungseinteilung bestand nur bis zum Dezember 1810, als Napoleon das Gebiet mit Holland und den Hansestädten dem Kaiserreich eingliederte, um die Kontinentalsperre wirkungsvoller durchführen zu können.

Bestandsgeschichte

Der Bestand umfasst den alten Bestand Rep 111 II (Weserdepartement) und die aus dem Abschnittsarchiv (Rep 100) herausgezogenen Akten dieser Zeit.
Den Kern des Bestandes bildet die Registratur des Weserdepartements. Im Zuge der Auseinandersetzung zwischen den Nachfolgestaaten sind allerdings die das preußische Westfalen betreffenden Spezialakten nach Münster gelangt.
Hinzu kommen Akten der Osnabrücker Distriktsverwaltung - da die Präfektur mit der Unterpräfektur für den Distrikt Osnabrück verbunden war-, Akten westphälischer Fach- oder Unterbehörden zu Osnabrück und im Osnabrücker Distrikt und darüber hinaus auch Schriftgut von Ministerien und Behörden zu Kassel (Akten der Ministerien des Inneren und der Finanzen, der Generaldirektion des Schatzes, der direkten und indirekten Steuern sowie der Generaladministration der Domänen, Gewässer und Forsten) und Karlshafen (Akten des dortigen Bergamtes), das im 19. Jahrhundert hierher abgegeben worden ist.

Literatur

- M. Bär, Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Reg.-Bezirkes Osnabrück. Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Band V, Hannover 1901, Seite 90 ff. - Werner Hömberg, Über Verwaltungseinrichtungen während der Französischen Zeit im Osnabrückischen in: Osnabrücker Mitteilungen Bd. 38, S. 129-243.

Siehe

Korrespondierende Archivalien

- NLA OS: Rep 240 (Oberemsdepartement und andere frz. Behörden). - Akten der Unterpräfekturen in Rep 250 und Rep 350. - Zivilstandsregister in Rep 491.
- StA Münster (s. Beständeübersicht Münster 1, S. 158).
- Kasseler Zentralakten im Deutschen Zentralarchiv/Abt. Merseburg, im StA Marburg u. in der Saltykov-Šcedrin zu Sankt Petersburg (s. Westf. Forsch. 25, 1973).

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

811 Akten