Drucken

NLA OL Dep 25 VEC

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Stadt Vechta

Laufzeit

1187-2010

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Vechta entstand im 12. Jahrhundert durch die Grafen Calvelage-Ravensberg, kam 1252 durch Kauf an den Bischof von Münster. 1803/1818 kam Vechta mit dem Niederstift Münster an Oldenburg.

Beschreibung

Dep 25 VEC Stadt Vechta
Zeit: 1500-2010

Geschichte des Bestandsbildners

Vechta liegt an einem Nebenfluss der Hase, der früher "Vechte" hieß und der Siedlung den Namen gab. Die Grafen von Calvelage-Ravensberg errichteten am Ort der späteren Siedlung eine Zollstätte (Reichslehen), erbauten dort im 12. Jahrhundert eine Burg und verlegten ihren Sitz von Calvelage an diesen an der Rheinischen Heerstraße gelegenen Platz. 1252 verkaufte die Gräfin Witwe Jutta von Ravensberg ihre allodialen Herrschaften, wozu auch Vechta gehörte, an Bischof Otto II. von Münster. Das genaue Datum der Stadtrechtsverleihung an Vechta ist nicht bekannt. 1269 werden in einer Urkunde der "iudex" (Richter) und die "cives" (Bürger) von Vechta erwähnt, woraus geschlossen wird, dass Vechta schon zu dieser Zeit Stadtrecht besaß. Aus dem Jahre 1298 stammt der älteste Beleg über die Existenz eines Vechtaer Marktes. 1372 wird in einer Urkunde von den "radtmannen" und "gemeinen borgern van der Vechte" gesprochen, was verdeutlicht, dass der Ort spätestens zu dieser Zeit eine Stadtverfassung besaß.
Die Stadt entwickelte sich bald zu einem geistlichen Mittelpunkt des umliegenden Raumes. Bereits 1408 ließen sich hier Augustinerinnen aus Münster nieder, 1452 wurde die Pfarrkirche St. Georg (zwischen 1543 und 1612 lutherisch) gebaut, und in der Mitte des 15. Jahrhunderts ist eine Lateinschule in Vechta bezeugt. Zur Rekatholisierung der nach 1543 lutherischen Stadt wurden vom Münsteraner Bischof 1615 Jesuiten angesiedelt, ab 1642 übernahmen Franziskaner deren Aufgabe. Das befestigte Vechta wurde im Dreißigjährigen Krieg ein Stützpunkt der Schweden, die es erst 1654 als letzten Stützpunkt südlich ihrer deutschen Besitzungen räumten. Die durch den Bau einer Zitadelle erneut befestigte Stadt brannte 1684 ab, wodurch auch das Archiv der Stadt weitgehend zerstört wurde. Die Stadt stagnierte im 18. Jahrhundert, auch wenn sie durch den Amtssitz und eine durchaus bedeutende Burgmannschaft Verwaltungszentrale des gleichnamigen Amtes war und das für die ganze Region relevante Gogericht auf dem Desum nach hier verlegt wurde. Die Zahl der Bewohner betrug 1669 etwa 1300 und hatte sich 1800 nur auf 1574 erhöht. 1699 wurde das Alexanderstift von Wildeshausen nach Vechta verlegt und verblieb hier bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1803.

1803 kam die Stadt mit dem münsterischen Amt Vechta an das Herzogtum Oldenburg. Durch die Stadtordnung von 1820 erhielt der Ort eine neue Stadtverfassung. Vechta blieb nicht nur Verwaltungsmittelpunkt in Südoldenburg, sondern wurde ein geistliches und schulisches Zentrum im katholischen Südoldenburg. 1831 öffnete das Bischöfliche Offizialat in Vechta seine Pforten. Als ständiger Sitz eines münsterischen Offizials, der für die Belange der Oldenburger Katholiken zuständig ist, erhielt die Stadt auf kirchlichem Sektor eine Bedeutung, die über den Südoldenburger Raum weit hinausging. Als katholisches humanistisches Gymnasium hatte das Antonianum einen weiten Einzugsbereich, als obere Schulbehörde wurde 1855 das katholische Oberschulkollegium folgerichtig in Vechta angesiedelt, das dem katholischen Schulwesen des Großherzogtums und späteren Freistaats Oldenburg bis 1932 vorstand. 1861 wurde in der "Schulstadt" ein Lehrerseminar eingerichtet. Von Bedeutung war die Errichtung und der Ausbau eines Strafgefängnisses in Vechta nach 1814, wodurch ein protestantisches Element in die Stadt kam, das aber vor allem auch durch die Arbeit der Gefangenen ein wirtschaftlicher Faktor war.

Das 20. Jahrhundert brachte der Stadt wirtschaftlichen Aufschwung vor allem durch die Niederlassung verschiedener Industrie- und Gewerbezweige, wobei allerdings der Schwerpunkt wie schon im 19. Jahrhundert auf den kleinen selbstständigen Unternehmen - vor allem den Handwerksbetrieben - lag. Im Zusammenhang mit der oldenburgischen Verwaltungsreform von 1933 wurde die Stadt Vechta durch die Eingemeindung von Oythe, Telbrake, Gut Füchtel und der Bauerschaft Stukenborg beträchtlich erweitert. Durch die Gebietsreform wurde am 1. März 1974 zudem die Gemeinde Langförden in das Stadtgebiet integriert. Wichtig für die Entwicklung der Stadt blieb ihre Funktion als Schulstadt, die sich nach 1946 im Land Niedersachsen fortsetzte bzw. sich in den Hochschulbereich ausdehnte (Pädagogische Hochschule 1946-1948, Katholische Fachhochschule 1971-2005, Standort der Universität Osnabrück 1973-1994 und schließlich eigenständige Hochschule bzw. Universität ab 2005). Vechta ist ein Zentrum der industrialisierten Landwirtschaft (vor allem Schweine- und Geflügelzucht), weist aber auch andere mittelständische Industrie auf und gilt mit dem Umland als attraktiver Wirtschaftsstandort (gute Verkehrsanbindung, hohe Geburtenrate bei niedriger Arbeitslosigkeit). Die Stadt zählt inzwischen knapp 33.000 Einwohner.

Bestandsgeschichte

Beim Stadtbrand 1684 wurde auch das ältere Archiv der Stadt weitgehend vernichtet.
Die Ordnung und Verzeichnung des Stadtarchivs erfolgt ab 1973 durch das Staatsarchiv Oldenburg.

Enthält

Urkunden 1187-1796 (7); Amtsbücher: Stadtbücher 1678-1858 (7), Ratsprotokolle 1790-2010 (86), Protokolle der Ausschüsse 1948-2010 (50); Land- und Grundbücher 1850-1961 (3); Stadtrechnungen, Finanz- und Rechnungssachen 1683-1962 (190); Wegesachen 1870-1926 (100); Schulwesen mit Schulrechnungen 1856-1934 (53); Markensachen 1850-1900 (11); Armenwesen, Armenrechnungen, Dreifaltigkeitsbruderschaft 1681-1933 (201); Akten: Stadtverwaltung und Stadtgeschichte, Gemeinderegister, Bürgermeister und Ratleute, Bedienstete, Meldewesen 1506-2009 (272); Kulturelles Leben, Denkmalpflege, Schützenverein, Verkehrsverein 1750-1962 (55); Sicherheit und Ordnung, Polizeisachen 1656-1945 (83); Armen- und Fürsorgewesen, Flüchtlingswesen 1704-1948 (78); Markt- und Gewerbesachen, Gilden, Handel, Konzessionen, Salzniederlage 1686-1970 (113); Stadtwaage, Maße und Gewichte 1694-1942 (15); Städtische Finanzsachen, Vermögen, Zölle 1617-1950 (144); Vechtaer Grundbesitz und Gemarkungsangelegenheiten 1407-1949 (111); Grenzsachen 1733-1949 (6); Viehhaltung und Landwirtschaft 1582-1953 (40); Fischerei und Jagd 1764-1947 (5); Brände und Feuerlöschwesen 1684-1994 (122); Entwässerung und Wasserversorgung 1823-1955 (47); Straßenbeleuchtung und Elektrizität 1856-1968 (44); Eisenbahnsachen 1880-1949 (16); Post- und Telegraphenwesen 1911-1944 (2); Straßen- und Verkehrsangelegenheiten 1680-1964 (97); Luftfahrtsachen, Flugplatz Vechta 1927-1965 (22); Mühlen 1684-1954 (5); Moorsachen 1890-1946 (2); Sparkassenwesen 1913-1934 (11); Gesundheitsfürsorge und Medizinalwesen 1755-1951 (8); Krankenkasse und Versicherungen 1874-1935 (11); Kirchensachen, Geistliche Angelegenheiten, Bau- und Reparatursachen, Franziskanerkloster 1637-1932 (45); Schulen und Anstalten, katholisches und evangelisches Schulwesen, Privat-, Berufs- und Fortbildungsschulen, Gymnasium 1655-1970 (197); Judensachen 1723-1949 (55); Sport- und Badeanlagen 1884-1942 (5); Justizangelegenheiten, Prozesse, Nachlass- und Konkurssachen, Blutzehnt, Marktstreitereien 1575-1946 (154); Münz- und Währungssachen 1738-1948 (11); Militärwesen, Bürgerwehr, Festung, Weltkriege 1653-1954 (169); Städtische Bau- und Reparatursachen 1666-1969 (64); Städtische Gebäude und Anlagen, Rathaus, Zeughaus etc. 1687-1953 (22); Gemeinde/Ortsteil Oythe 1674-1942 (187); Gemeinde/Ortsteil Langförden 1640-1976 (208); Bauerschaft Hagen 1843-1953 (11); Bauerschaft Stukenborg 1792 (1); Karten, Lagepläne und Bauzeichnungen 1842-1976 (28).

Literatur

Carl Heinrich Nieberding, Geschichte des ehemaligen Niederstifts Münster und der angrenzenden Grafschaften Diepholz, Wildeshausen usw. Ein Beitrag zur Geschichte und Verfassung Westphalens, Vechta 1840-1852; Carl Ludwig Niemann, Das Oldenburgische Münsterland in seiner geschichtlichen Entwicklung, Oldenburg 1889-1891; Karl Willoh, Die Stadt Vechta im siebenjährigen Kriege, in: Oldenburger Jahrbuch 6 (1897), S. 105-142; Franz Hellbernd/Joachim Kuropka/Wilhelm Hanisch, Beiträge zur Geschichte der Stadt Vechta Bd. 1-4, hg. von der Stadt Vechta, Vechta 1974-1992; Heimatchronik des Kreises Vechta, Köln 1976; Stefan Hartmann, Die alten Rathäuser in Vechta, in: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1977, S. 70-84; Findbuch zum Bestand Stadtarchiv Vechta (Best. 262-11 sowie Best. 111-1a, 82-D, 76-24a, 230-10a), bearb. von Stefan Hartmann, Göttingen 1978; Franz Hellbernd/Joachim Kuropka, Geschichte der Stadt Vechta in Bildern, Plänen und Urkunden, hg. von der Stadt Vechta, Vechta 1993; Albrecht Eckhardt, Oldenburgisches Ortslexikon, Bd. 2, Oldenburg 2011, S. 1026-1036 (mit weiterer Literatur).

Findmittel

Erschließung: Archivdatenbank/Internet

Siehe

Korrespondierende Archivalien

Best. 70 (Regierung Oldenburg); Best. 76-24 (Amt Vechta); Best. 109 (Alexanderstift Wildeshausen); Best. 110 (Behörden des Niederstifts Münster); Best. 111-1 (Münsterisches Amt Vechta); Best. 117 (Münsterische Gerichtsbehörden und Notariate); Best. 136 (Oldenburgisches Innenministerium); Best. 230-10 (Verwaltungsamt Vechta); Best. 231-5 (Landratsamt Vechta); Rep 400 (Verwaltungsbezirk Oldenburg); Rep 410 (Bezirksregierung Weser-Ems); Rep 950 VEC (Amtsgericht Vechta); Dep 20 VEC (Landkreis Vechta); Dep 102 (Gut Füchtel)

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

67,2; 3108 Verzeichnungseinheiten (Stand November 2020)

Benutzung

Lagerungsbestand: Best. 262-11

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet

Georeferenzierung

Bezeichnung

Vechta [Wohnplatz]

Zeit von

1

Zeit bis

1

Objekt_ID

15081

Ebenen_ID

1

Geo_ID

1-15081

Link

Vechta [Wohnplatz]