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NLA HA Cal. Br. 23c

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Nachlass des Bischofs von Spiga Agostino Steffani

Laufzeit

1689-1728

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Kirchenpolitischer und diplomatischer Nachlaß Steffanis als Apostolischer Vikar in Norddeutschland; u. a. Korrespondenzen mit verschiedenen Fürsten; Stellung Steffanis zu Hof und Regierung in Hannover; Missionen und Gemeinden zu Celle und zu Hannover; Tätigkeit in bzw. Beziehungen zu verschiedenen deutschen Diözesen
Findmittel: Archiv-Findbuch 1949; EDV-Findbuch in Bearbeitung
Umfang: 4,8 lfdm

Bestandsgeschichte

Vorwort

Die Designation Cal. Br. 23 c enthält den kirchenpolitischen und diplomatischen Nachlaß des Agostino Steffani, Abts vor Lepsing, Bischofs von Spiga, Spiga liegt nicht, wie im Schrifttum mehrfach behauptet wird, in Westindien, sondern ist im Titularbistum in Kleinasien (episcorpatus Spigacensis siu Pagae a in Hellespento, sub metrop. Cyzicensi): Ritzles-Sefrin, Hieraschia Catholica medii it recentionis aevi, Band V (Padua 1952) S. 361.
Apostolischen Vikars in Norddeutschland (1654 - 1728), soweit diese Akten nach dem Tode Steffanis, der seine letzten Lebensjahre in Hannover verbrachte, in den Besitz der hannoverschen Regierung gelangten.

Zeitlich umfasst der Bestand die Jahre 1689 - 1728, also gerade den Zeitraum, in dem Steffani in engeren Beziehungen zu Hannover stand. Er enthält aber nicht allein die Papiere seiner hannoverschen Diplomatenzeit (1689-1702), sondern als zweite wichtige Gruppe seine Akten als kurpfälzischer Minister im Dienste des Kurfürsten Johann Wilhelm (1703 - 1709) und schließlich als Hauptmasse die Akten aus seiner Amtsführung als Apostolischer Vikar des Nordens (1709 - 1728), vermehrt um einzelne Papiere seiner Vorgänger in dieser Stellung: 1702 - 1709 des Bischofs von Columbrica, Otto von Bronckhorst, Graf von Gronsfeld, Weihbischof von Osnabrück; ferner des Bischofs Jodokus Edmund von Hildesheim (1697 - 1702).

Der Inhalt ist rein politischer Natur, über Steffanis bedeutende Tätigkeit als Hofkapellmeister und sein künstlerisches Schaffen als Opernkomponist findes sich nichts darin, mit Ausnahme von Nr. 394, worin A. Steffani als Präsident der Royal Academy of ancient music in London genannt wird. Über Steffanis Besoldung als Kapellmeister vgl. Cal. Br. 22 XIX (Akten Joh. Hattorfs)

Der Bestand ist vielfach benutzt worden (u.a. auch von Max Lehmann für "Preußen und die katholische Kirche"), besonders von Franz Wilhelm Woker

in seinen Arbeiten:

Aus den Papieren des Kurpfälzischen Ministers Agostino Steffani 1703 - 09: Erste Vereinsschrift der Görresgesellschaft;

Agostino Steffani, Apostolischer Vicar von Norddeutschland 1709 - 1728: Dritte Vereinsschrift der Görresgesellschaft 1886;

Geschichte der katholischen Kirche und Gemeinde in Hannover und Celle, Paderborn 1889
(Dienstbücherei Rd 4)

Die Briefe der Kurfürstin von Hannover Sophie (Nr. 70) und ihrer Tochter, der Königin Sophie Charlotte von Preussen (Nr. 63), an Steffani sind grossenteils (nicht jedoch die in Nr. 68!) veröffentlicht von Doebner in Publikationen aus den Preuss. Staatsarchiven 79 S. 70 - 81 bzw. 347 - 357).

Über Steffani ist ferner zu vergleichen der (Überholte) Artikel von R. Eitner in Allg. Deutsche Biographie 35 (1893) S. 549 - 553; die von F. Busch in der Bibliographie der nds. Geschichte 1908 - 1932 unter Nr. 10328 angeführten Beiträge und schließlich G. Schnath, "Geschichte Hannovers 1674 - 1714" I, Register: "Steffani". Ferner J. Metzler "Die apostolischen Vikariate des Nordens" Paderborn 1919, S. 80 - 120. Michael Feldkamp: Der Nachlaß des Komposisten, Diplomaten und Bischofs A. St. (1654 - 1728) im Archiv der Propaganda Fide. In: Quelle und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 72 (1992), S. 230 - 313 (Sonderdruck in der Dienstbücherei des Hauptstaatsarchivs).

Trotz dieser vielfachen Beschäftigung mit Steffani bleibt sein Nachlass eine noch nicht voll ausgeschöpfte Quelle zur Geschichte Europas im Zeichen der Gegenreformation um 1700 wie auch für die interne Frühgeschichte der katholischen Mission im protestantischen Norddeutschland.

Für die Anfertigung des hier vorliegenden Findbuches war nicht eine Neuordnung des Bestandes, sondern lediglich die Wiederherstellung des am 8./9. Oktober 1943 vernichteten früheren Verzeichnisses das Ziel. Doch ergab die ungemein schlechte

Lesbarkeit der Aktenaufschriften (in blasser Tinte auf dunkelblauem, häufig verschmutztem Aktendeckel und in der engen und flüchtigen Handschrift R. Doebners) ein sehr häufiges Zurückgreifen auf den Akteninhalt und damit Anlaß zu zahlreichen Verbesserungen.

Leider sind aus dem sonst gut erhaltenen Bestand eine Anzahl Nummern - und zwar vorwiegend gerade aus dem für Hannover besonders wichtigen Abschnitt IV - bei der Hochwasserkatastrophe des 9. - 11. Februar 1946 in Mitleidenschaft gezogen (Nr. 63 - 84, ferner 139 und 308). Sie sind jedoch sämtlich benutzbar und leserlich geblieben.

Grundsätzlich sind bei der Neuverzeichnung die alten Signaturen beibehalten worden; nur in wenigen Fällen gestattete die völlige Unlesbarkeit der alten Umschläge durch Verdreckung mit Staub und Schlamm nicht, die Reihenfolge einzelner Nummern mit voller Sicherheit wiederherzustellen (vgl. Bemerkung zu Nr. 72 - 78).

gez. Dr. Georg Schnath
Staatsarchivdirektor

Hannover, im März 1949

Hinweis

In der Beverinischen Bibliothek (Dombibliothek) zu Hildesheim befindet sich in Abt. C VI unter Nr. 1462 eine Sammlung von Briefen Steffanis an den Marquis de Nomis, Gentilhomme de la Chambre et Envoyé Extraordinaire de S. M. Britannique à la cour de Münster
1712 (recte: 1717!) - 1720 (recte: 1719).

Mitteilung von Herrn Oberstudiendirektor i.R. Dr. Keller - Ratingen 1957

Die Schreibmaschinenfassung des Findbuches hat Frau S. von Schmettow 1971 nach der handschriftlichen Vorlage gefertigt.

Hannover, den 24. März 1971
G.

Schnath