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NLA HA V.V.P. 45

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten

Laufzeit

1946-2010

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners

Zur Geschichte der Vertriebenenverbände

Die Gründung der Vertriebenenverbände ging derjenigen einer Interessenpartei voraus. Seit 1947 konnten auf Kreisebene für die Integrierung der Flüchtlinge Kreisgemeinschaften wie in der Grafschaft Schaumburg tätig werden, während die Alliierten seit 1946 den politischen Zusammenschluss der Vertriebenen verboten; dieses Koalitionsverbot wurde erst im Laufe des Jahres 1949 aufgehoben. Am 09.04.1949 erhielten die verschiedenen Flüchtlingsorganisationen die Lizenz zur Gründung des Zentralverbands der vertriebenen Deutschen (ZvD) auf regionaler Ebene. Im November 1951 schlossen sich die vier Landsmannschaften und der ZvD zum Bund der Vertriebenen Deutschen (BvD, seit1958 Bund der Vertriebenen - BdV) zusammen.

Zur Parteigründung kam es erst 1950. Am 8. Januar formierte sich in Schleswig-Holstein, betrieben durch Waldemar Kraft (1898-1977), der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten. Wenig später gründete Friedrich v. Kessel den Landesverband Niedersachsen, der am 12.11.1950 seiner ersten Landesparteitag abhielt und bei den Landtagswahlen vom 16.05.1951 mit 14,9% der Stimmen und 21 Mandatsträgern in den Landtag einzog. Im Kabinett Kopf stellte die Partei drei Minister. Der erste Bundesparteitag fand am 13./14. September 1952 in Goslar statt; zwei Monate später, am 14. November, wurde die Partei in Gesamtdeutscher Block/BHE umbenannt. Bereits 1955 begann der GB/BHE auseinanderzufallen. Wegen der Auseinandersetzung um die Saarfrage und die Westintegrationspolitik Adenauers spaltete sich die Gruppe Kraft/Oberländer ab. Während die Partei seit 1957 nicht mehr im Bundestag vertreten war, verzögerte sich der Rückgang des politischen Einflusses in Niedersachsen um einige Jahre. Von 1951-63 war der GB/BHE in allen Kabinetten mit zwei oder drei Ministern vertreten, doch nahm die Mitgliederzahl (1953: 51.000; 1957: 27.000; 1960:

18.000) ebenso permanent wie die Stimmenzahl ab (1951: 14,9%; 1955: 11%; 1959: 8,3%. Die Versuche, durch Zusammenarbeit oder Fusionen mit kleineren Parteien den politischen Einfluss zu wahren, scheiterten. Am 15. April 1961 kam es vor der Bundestagswahl zum Zusammenschluss des GB/BHE mit der Deutschen Partei (DP) zur Gesamtdeutschen Partei (GDP, ab 1968 GPD), die jedoch nur noch 2,8% der Stimmen erzielte; 1963 erreichte sie bei den Landtagswahlen noch 3,7%. Seither ist die GPD als Splitterpartei bedeutungslos.

Stand: Mai 1986

Bestandsgeschichte

Im Dezember 1982 übergab die Firma J. Arthur Gläser in Stadthagen dem Hauptstaatsarchiv Hannover ungefähr 14 lfdm. Akten, die völlig verdreckt und chaotisch auf dem Dachboden der Firma gelegen hatten. Sie bildeten den Nachlass des letzten Bundesvorsitzenden der Gesamtdeutschen Partei (GPD), Rudibert Schneider (1914-1978) und waren nach dessen Tod dem mit ihm befreundeten Firmeninhaber übergeben worden.

Schneider, der aus Bankwitz in Schlesien stammte, war 1946 von Breslau in den Landkreis Grafschaft Schaumburg gekommen, wo er sich sofort der Flüchtlingsbetreuung annahm. 1947 gründete er die Kreisgemeinschaft der Ortsvertriebenen und Evakuierten im Landkreis. Bis zu seinem Tod betätigte er sich auf allen Ebenen als Partei- und Verbandsfunktionär für die Interessen der Flüchtlinge: seit 1948 in der Kommunalpolitik (zuletzt Stadt Rinteln), 1952 Kreistagsabgeordneter und stellv. Landrat; seit 1950 BHE-Mitglied, 1954-60 stellv.

Landesvorsitzender des GB/BHE, seit 1961 im Landesvorstand der GPD, 1972-76 deren Geschäftsführer, 1976-78 deren Bundesvorsitzender; 1955-63 Mitglied des Niedersächsischen Landtags, Vorsitzender des Flüchtlingsausschusses, von 1962-63 Landtagsvizepräsident.

Die Akten des Nachlasses Schneider spiegeln diese verschiedenen Funktionen in Partei und Verbänden wider. Oft war es nicht möglich, die ohne erkennbare Ordnung liegenden Papiere sachlich zu trennen. Die Akten der Landtagsfraktion des GB/BHE bilden allerdings eine Ausnahme. Sie stammen offenbar überwiegend von dem Fraktionsvorsitzenden Walter Hildebrandt und lassen einen Registraturzusammenhang erkennen.

Stand: Mai 1986

Ein weiterer Teil des Nachlasses im Umfang von ca. 13 lfdm. ist im Dezember 1997 aus einen Keller des historischen Rathauses der Stadt Rinteln geborgen. Sie ist in Absprache mit dem dortigen Archiv und der Hauptverwaltung der Stadt Rinteln abgegeben worden und bildet als Acc. 203/97 eine willkommene Ergänzung zu dem bereits vorhandenen Bestand des GB/BHE. Bei dieser Akzession handelt es sich in erster Linie um die Korrespondenz der Kreisverbände im allgemeinen sowie des Kreisverbandes Grafschaft Schaumburg im besonderen. Darüber hinaus gehörten noch Akten des Kreisverbands Grafschaft Schaumburg im Bund der Vertriebenen sowie des Dezernats für Kriegssachgeschädigte, Flüchtlinge und Vertriebene aus der Provenienz des Oberkreisdirektors des Kreises Grafschaft Schaumburg zur Ablieferung dazu. Bis auf wenige Aktenordner mit Kassenanweisungen und Rechnungsbelegen (ca. 1,5 lfdm.) sind alle Akten übernommen und in die bereits bestehende Gliederung soweit möglich - integriert und durch den U. verzeichnet worden.

Stand: Februar 1998

Die erste Akzession ist im Zuge einer Überarbeitung des Bestandes im Herbst 2001 in die AIDA-Datenbank eingespeist worden. Dabei sind die Akten des Landkreises Schaumburg bzw. Stadt Rinteln (Nr. 190/191, 263 bis 287, Acc. 203/97 Nr. 97 bis 118) aus Gründen
der Einhaltung der Provenienz an das Staatsarchiv in Bückeburg (dort: Dep. 46 B Landkreis Grafschaft Schaumburg, Acc. 2001/034, Nr. 1-49) abgegeben worden. Die Nr. 288-315 (Presseinformationen bzw. Pressemitteilung der Ministerien) wurden in die entsprechende
Sammlung ZGS 4 bzw. ZGS 5 eingegliedert.

Stand: Dezember 2001

Enthält

Rundschreiben, Korrespondenz, Eingaben und andere Unterlagen aus der Parteiarbeit, Unterlagen zum Zentralverband der vertriebenen Deutschen

Literatur

Michael Imhof: Die Vertriebenenverbände in der Bundesrepublik Deutschland. Geschichte, Organisation und geschichtliche Bedeutung. Marburg 1975

Parteienhandbuch, (HG.) Richard Stöss, Bd. II. Opladen 1984 (S. 1424ff. zu GB/BHE, 1460ff. zu GDP bzw. GPD)

Findmittel

EDV-Findbuch (2001)

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M.

20,7

Bearbeiter

Dr. Klaus Jaitner (1986)

Dr. Thomas Bardelle (1998, 2001)

Benutzung

Das Archivgut kann im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover unter Berücksichtigung der Einhaltung von Schutz- und Sperrfristen nach §5 Niedersächsisches Archivgesetz (NArchG) eingesehen werden.

Georeferenzierung

Bezeichnung

Niedersachsen

Zeit von

1946

Zeit bis

1993

Objekt_ID

1

Ebenen_ID

200

Geo_ID

200-1

Link

Niedersachsen