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NLA HA Dep. 130

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Familie von Holle, Rittergut Eckerde II: Urkunden und Akten

Laufzeit

1270-2003

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Urkunden, Rechnungen, Register, Korrespondenz, Lehnsachen
Findmittel: EDV-Findbuch 2010
Umfang: 6,6 lfdm

Bestandsgeschichte

I. Geschichte der Familie von Holle

Die Familie von Holle gehörte zum niedersächsischen Uradel und ist mit Claus von Holle im Jahr 1128 erstmals urkundlich erwähnt. Wohl ursprünglich in Schleswig und Jütland beheimatet, wurden die von Holle von den dänischen Königen vertrieben. In der Folge wurden sie Ministerialen der Grafen von Wohldenberg und erbauten in Holle bei Derneburg ein Schloss, nach dem sie sich fortan benannten. Nach einem Streit mit den Grafen von Wohldenberg verließ die Familie im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts ihre Güter in Holle und wurde im Stift Minden ansässig. Einige Mitglieder siedelten sich später im Gebiet der Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg an. Im 16. Jahrhundert besaßen die von Holle nicht nur in der Grafschaft Hoya und im Fürstentum Calenberg, sondern auch in der Grafschaft Schaumburg und im Hochstift Minden verschiedene Güter und umfangreichen Grundbesitz. Angehörige der Familie, die zur Zeit der Reformation das lutherische Bekenntnis annahm, waren bis ins 16. Jahrhundert in verschiedenen Domkapiteln vertreten. So war etwa Dietrich von Holle (gest. 1555), der als Dompropst zu Minden und Domherr zu Münster in Erscheinung trat, zugleich ab 1532 der erste evangelische Abt des Klosters St. Michaelis in Lüneburg. Sein Neffe Eberhard von Holle (1522-1586) wurde 1561 Bischof zu Lübeck und 1567 Bischof zu Verden, wo er die Reformation einführte. Des Weiteren bekleideten Angehörige der Familie hohe Ämter im Militär- und Verwaltungsdienst. Unter anderem gehörte der im 16. Jahrhundert bekannte Söldnerführer und Oberst Georg von Holle (1514-1576), der auf den bedeutendsten Kriegsschauplätzen seiner Zeit kämpfte und das Rittergut Himmelreich im Stift Minden begründete, der Familie an.

Seit 1487 befand sich die Familie von Holle im Besitz des im Fürstentum Calenberg gelegenen Gutes Eckerde, mit dem sie nach dem Aussterben der Vorbesitzer

aus der Familie von Lo(h) belehnt wurde und das heute im Unterschied zu dem ebenfalls im Dorf befindlichen Gut Eckerde I der Familie von Heimburg Eckerde II genannt wird. Zum Gut, das heute 80,5 Hektar umfasst, gehörten ursprünglich Ländereien und Rechte in den Gemarkungen der umliegenden Dörfer Almhorst, Dedensen, Döteberg, Eckerde, Gehrden, Groß Munzel, Harenberg, Kolenfeld, Landringhausen, Langreder, Leveste, Lohnde und Ostermunzel. Bis zum Erlöschen der Familie im Mannesstamm mit dem Tod des Karl August Wilhelm Eberhard von Holle im Jahr 1899 blieb Eckerde II mehr als 400 Jahre in Familienbesitz. Durch die Heirat seiner Tochter Walburga von Holle (geb. 1894) mit dem Kaufmann Heinrich Adolf Ausmeyer (1892-1943) ging es danach an die Familie Ausmeyer über. Heinrich Adolfs Sohn Wolfgang Ausmeyer bewirtschaftete das Gut bis zur Übertragung an seinen ältesten Sohn Eberhard im Jahr 1992. Das heutige, ursprünglich eingeschossige Gutshaus, das von einem drei Hektar großen Park umgeben ist, stammt aus dem Jahr 1827 und wurde 1892 um ein zweites Stockwerk erweitert.


II. Bestandsinformationen und Erschließung

Der Bestand wurde dem NLA - Hauptstaatsarchiv Hannover im März 2006 von Wolfgang Ausmeyer als Depositum übergeben und von der Unterzeichneten geordnet und verzeichnet. Er enthält im Wesentlichen Akten vom 16. bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie 68 nieder- und hochdeutsche Urkunden. Ältere Urkunden, die sich noch auf die Vorbesitzerfamilie von Lo(he) beziehen, sind nur wenige vorhanden. Hier ist vor allem eine auf das Jahr 1270 datierte Urkunde des Arnold von Lo(he) über die Stiftung einer Kapelle in Bordenau zu nennen (Dep. 130 Acc. 2006/045 Nr. 384). Bei dieser Urkunde handelt es sich jedoch höchstwahrscheinlich um eine Fälschung. Eine gleichlautende Urkunde, allerdings mit dem Datum 1302 Dezember 26, ist im Archiv der Langwerth von Simmern zu

Wichtringhausen überliefert. Darüber hinaus enthält der Bestand noch drei weitere Urkunden aus dem 15. Jahrhundert (Dep. 130 Acc. 2006/045 Nrn. 385-387), die übrigen stammen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert.

Bei der Sichtung des Bestandes erwies sich die ursprüngliche Ordnung als stark gestört. Zahlreiche Akteneinheiten waren zerrissen und durcheinander geraten. Außerdem waren bei einem Teil der Akten einzelne Stücke, insbesondere Verträge, herausgenommen und neu zusammengestellt worden. Die Wiederherstellung der alten Ordnung war bei der Erschließung nicht immer möglich. Zum Teil mussten Akten neu formiert und lose Einzelstücke zugeordnet werden.

Darüber hinaus weist die ältere Überlieferung bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts deutliche Lücken auf, was auf Verluste durch einen größeren Brandschaden zurückzuführen ist. Stölting-Eimbeckhausen gibt 1912 an, dass das Familienarchiv der von Holle, das sich damals in der Kirche zu Uchte befunden habe, bei einem nicht näher datierten Brand des Fleckens Uchte vollständig vernichtet worden sei. Auf welchen Brand hier Bezug genommen wird - in Uchte sind jeweils für die Jahre 1726 und 1817 verheerende Stadtbrände bezeugt, bei denen auch die Kirche zerstört wurde - ist derzeit nicht geklärt. Der Bestand macht deutlich, dass das Archiv damals offenbar doch nicht komplett vernichtet worden ist, sondern ältere Teile der Überlieferung durchaus gerettet werden konnten. So weisen einige der älteren Urkunden noch heute deutlich erkennbare Brandspuren auf. Darüber hinaus lassen einige Urkunden und Akten Wasserschäden und Pilzbefall erkennen.

Bislang sind zwei Akzessionen (Acc. 2006/045 u. Acc. 2010/021) in den Bestand eingegangen.

Die Akzession 2006/045 umfasst neben persönlichen Papieren der Gutsbesitzer im Wesentlichen Unterlagen, die sich auf die Gutswirtschaft und die Rechtsverhältnisse der zum Gut gehörigen

Besitzungen beziehen. Darüber hinaus enthält er aber auch einige besondere Einzelstücke, die zum Teil aus fremden Provenienzen stammen. Zu erwähnen sind hier die Korrespondenzen, die Oberst Georg von Holle und sein Schwiegersohn und Erbe Antonius von Alten zu Wilkenburg, Ehemann seiner ältesten Tochter Dorothea, mit König Friedrich II. von Dänemark und dessen Sohn und Nachfolger Christian IV. wegen Schuldforderungen für rückständigen eigenen Sold und die Haltung eines mehrere tausend Mann starken Söldnerheeres führten (Dep. 130 Acc. 2006/045 Nrn. 183 u. 184). In zwei Konvoluten, die sich noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Registratur der Regierung zu Minden befanden und der Familie von Holle im Jahr 1835 überlassen wurden, sind u. a. Handschreiben des Königs Friedrich II. überliefert. Die Gegenüberlieferung hierzu ist im Rigsarkivet in Kopenhagen zu finden. Von hohem Quellenwert ist auch ein Tagebuch, in dem Dietrich Ludwig von Holle (1788-1840), Hauptmann zu Hannover und jüngerer Bruder des Gutsbesitzers Georg Benedikt Friedrich von Holle (1780-1846), seine Militärzeit und die Teilnahme an den Feldzügen gegen Napoleon in den Jahren 1806 bis 1813 festgehalten hat (Dep. 130 Acc. 2006/045 Nr. 248). Ein Wappenbrief des Kaisers Leopold I., der die Brüder Johann Christoph und Heinrich Artopoeus (von Beck) in den erbländisch-österreichischen Ritterstand erhebt (Dep. 130 Acc. 2006/045 Nr. 447), ist ebenfalls im Bestand vorhanden. Dieses Stück ist wahrscheinlich über den großherzoglich-badischen Obersten Johann August von Holle zu Karslruhe (1786-1850), der mit einer Amalie von Beck (1791-1847) verheiratet war, in den Besitz der Familie von Holle gelangt. Da derartige Quellen selten überliefert sind, sei schließlich noch auf die Protokolle des Holzgerichts (Hölting) zu Harenberg aus den Jahren 1571 bis 1697 (Dep. 130 Acc. 2006/045 Nr. 190) hingewiesen, die

fragmentarisch im Bestand erhalten sind.

Die Akzession 2010/021 enthält neben einigen Akten aus dem Gutsarchiv und dem Tagebuch des in Waterloo gefallenen Ernst Karl Ludwig von Holle (1784-1815), der ebenso wie seine Brüder Dietrich und Ferdinand Adolph in der King´s German Legion diente, weitere Papiere aus dem Nachlass des Ferdinand Adolph von Holle. Darüber hinaus sind hier Unterlagen aus dem Nachlass des letzten Namensträgers Eberhard August von Holle (1830-1899) überliefert, der als Mitorganisator der Welfenlegion nach 1866 zu den bedeutendsten Protagonisten des militärischen Widerstandes gegen die preußische Annexion gehörte. Darüber hinaus umfasst die Akzession Papiere aus dem Nachlass der Eheleute Adolf und Walburga Ausmeyer und ihrer Kinder, der Geschwister Ullrich (1923-1945), Marie-Louise (1921-2004), Wolfgang (geb. 1925) und Eva Ausmeyer (geb. 1927).


III. Benutzung

Die älteren Teile des Bestandes bis zum 19. Jahrhundert sind nach den Bestimmungen des Depositalvertrages ohne Einschränkungen benutzbar. Die Benutzung kann hier im Einzelfall lediglich aus konservatorischen Gründen (Pilzbefall) eingeschränkt werden.
Der Nachlass der Eheleute Adolf und Walburga Ausmeyer und ihrer Kinder, der Geschwister Ullrich (1923-1945), Marie-Louise (1921-2004), Wolfgang (geb. 1925) und Eva Ausmeyer (geb. 1927), (Gliederungspunkte 02.01.16 und 02.01.17) ist für die Benutzung bis zum Jahr 2027 gesperrt.


IV. Literatur

Gertrud Angermann, Der Oberst Georg von Holle (1514-1576): ein Beitrag zur Geschichte des 16. Jahrhunderts, Minden 1966.

Friedrich Martin Paul von Heimburg, Abriss der Geschichte des Geschlechts von Heimburg, Braunschweig 1901.

Herbert Kater, Genealogie der Familie von Holle 1128-1955. Das Stadthaus von Oberst Johann von Holle dem Älteren in Wunstorf, Hannover 1995..

Victor Jürgen von der Osten, Die Rittergüter der

Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft, Hannover 1996, S. 52.

Walter Schäfer, Eberhard von Holle: Bischof und Reformator, Verden 1967.

Gustav Stölting-Eimbeckhausen, Börries von Münchhausen-Moringen (Hg.), Die Rittergüter der Fürstentümer Calenberg, Göttingen und Grubenhagen. Beschreibung, Geschichte und Rechtsverhältnisse, Hannover 1912, S. 44-45.


Hannover, im April 2010
gez. Dr. Claudia

Kauertz

Georeferenzierung

Bezeichnung

Eckerde [Wohnplatz]

Zeit von

1

Zeit bis

1

Objekt_ID

2418

Ebenen_ID

1

Geo_ID

1-2418

Link

Eckerde [Wohnplatz]