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NLA HA Cal. Or. 88

Beschreibung

Identifikation (kurz)

Titel

Urkunden der Familie von Haus

Laufzeit

1348-1767

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung

Familiensachen, Lehnssachen, Besitzübertragungen, Schuldverschreibungen
Akten: Hann. 301, 5; auch Dep. 104. Parallelüberlieferung: Cal. Or. 6, Cal. Br. 10, Cal. Br. 14, Cal. Br. 21, Hild. Br. 1, Teil 25, Hild. Br. 9.
Findmittel: EDV-Findbuch
Umfang: 156 Nrn.

Bestandsgeschichte

Die Herren von (vom) Haus erscheinen zuerst in der Gegend um Hildesheim. Thidericus de Domo, 1147 erwähnt (UB Hochstift Hildesheim I Nr. 245), kann noch in keinen sicheren Zusammenhang gebracht werden, ebensowenig Richard von Haus, der zu Anfang des 13. Jahrhunderts als Burgmann auf dem Wohldenberg saß; die Stammreihe beginnt mit Bertoldus de Domo, der sich seit 1240 nachweisen lässt. (UB Hochstift Hildesheim II Nr. 586). Seit dem 14. Jahrhundert findet man Angehörige der Familie im Umkreis der Grafen von Schaumburg; 1339 verwahren Berthold und Brand von Haus im gräflichen Auftrag die Burg in Lauenau (Sudendorf I Nr. 636).

Bis ins 14. Jahrhundert reicht auch die Besitzgeschichte, soweit sie sich urkundlich belegen lässt, zurück. 1388 - 1391 erwarb die Familie einige Ländereien und Rechte in Wunstorf, darunter einen Burghof, der vom dortigen Stift zu Lehen ging. 1446 bestätigte Graf Ludolf zu Wunstorf Hermann von Haus dessen Besitz in Sperse und Benthe. (Cal. Or. 25 Schr. 40 Caps. 8 Nr. 1). Die Wunstorfer Güter konnte Klaus Adolf von Haus durch seine Heirat mit Magdalena Dorothea von Reden 1685 günstig abrunden; auf diese Weise sind einige ältere Reden'sche Lehnsbriefe in den vorliegenden Bestand gekommen.

Größere Bedeutung als Wunstorf besaß allerdings der Besitzkomplex in Eimbeckhausen. 1394 belehnte Bischof Otto von Minden die Brüder Brand und Ludwig von Haus einerseits, Berthold von Eimbeckhausen andererseits mit dem Zehnten dort und zwölf Hufen. Nach dem Aussterben der von Eimbeckhausen 1411 nahmen die von Haus das Lehen gemeinsam mit denen (von) Büsche in Besitz; von den Schwierigkeiten, die sich 1416 mit dieser Besitznahme verbanden, berichtet die Urkunde Nr. 11.

Als 1471 ein Mitglied der Familie, Henning von Haus, den Hildesheimer Bischofsstuhl bestieg, sicherte er seine Herrschaft, indem er Lehen an seine Verwandtschaft

ausgab. Dazu zählten die Rittersitze Lochtum, Vienenburg und Steinlah. 1510 kam mit dem Aussterben der von Bolzum das Gut Bolzum durch Erbverbrüderung an die von Haus. (Lehnsreverse
Cal. Or. 6 Schr. 14 Caps. 9 von Haus Nr. 1 - 3). Bolzum, Lochtum und Vienenburg vererbten sich auf Hermann von Haus, der diesen Besitz allerdings nicht halten konnte. 1590 musste er Bolzum und Vienenburg an den Finanzmagnaten Statius von Münchhausen abtreten, der dafür eine Eventualbelehnung erhielt. Nach Hermanns Tod erwarb Dr. Werner König Lochtum und Vienenburg.

Steinlah, das seit 1474 der Familie gehörte, blieb ihr. An der mit dem Gut verbundene Jagdgerechtigkeit auf dem Hackelberg und in der Steinlaher Feldmark entspannnen sich Ende des 17. Jahrhunderts langwierige Rechtstreitigkeiten mit dem Landesherrn; David Geog Struve, später hannoverscher Vizekanzler, publizierte dazu eine Deduktion, auf die er noch in seinen Vindiciae juris venandi nobilitatis germanicae (1739) rekurriert.

Erwähnt seien schließlich die schaumburgischen Lehen, namentlich die 1535 verliehene Holzherrschaft in Hülsede und andere Besitzungen, die das Gut in Eimbeckhausen gut arrondierten.

Die Familie von Haus starb am 14.7.1769 mit dem braunschweig-lüneburgischen Generalleutnant Franz Christian von Haus im Mannesstamm aus. Als Wappen führte sie einen geasteten roten Stamm in Silber; das gleichen Wappenbild, allerdings blau, haben die von Lenthe, die im 14. Jahrhundert als Verwandte bezeichnet werden. (Siegelabb. Westf. UB X, Anh.).

Die älteren Archivalien der Güter Eimbeckhausen und Wunstorf hatten die Grafen Bremer, die beide Gütern 1870 verkauften, nach Cadenberge überführt. Einen Teil forderte der seinerzeitige Besitzer Eimbeckhausens zurück; das Bremersche Archiv mit der Abteilung Wunstorf und den Lehns- und Familiensachen aus der Abteilung Eimbeckhausen kam 1933,

als die Hannoversche Siedlungsgesellschaft das Gut Eimbeckhausen aufsiedelte, ins Staatsarchiv. Die Urkunden bilden seither den Bestand Cal. Or. 88, die Akten liegen unter Hann. 301,5. Die restlichen Akten des Gutsarchivs Eimbeckhausen übergab 1972 Georg Stölting dem Hauptstaatsarchiv zur Verwahrung (Dep. 104).

Parallelüberlieferung zu Cal. Or. 88 ist vor allem unter den fürstlichen Lehnssachen zu suchen: Cal. Or. 6, Cal. Br. 10, Cal. Br. 14, Cal. Br. 21, Hild. Br. 1, Teil 25, Hild. Br. 9; für die schamburgischen Lehen müssen die Bestände des Staatsarchivs Bückeburg, für die mindischen Lehen die des Staatsarchivs Münster herangezogen werden.

Hannover, im November 1999
Dr. Brage Bei der Wieden

Literatur:
zur Genealogie: Werner Konstantin von Arnswald: Die von Haus in Niedersachsen, in: Vierteljahrsschrift für Wappen-, Siegel- u. Familienkunde 44, 1916, S. 210 - 219;
Joachim Lampe: Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover, Bd. 2: Beamtenlisten und Ahnentafeln, Göttingen 1963;

zu den Besitzungen: Wilhelm Stedler: Beiträge zur Geschichte des Fürstentums Kalenberg, Bd. 1, Barsinghausen 1886, S. 41f.;
Gustav Stölting/Börries von Münchhausen: Die Rittergüter der Fürstentümer Calenberg, Göttingen und Grubenhagen, Hannover 1912, S. 171 - 177 (Eimbeckhausen);
Karl Parisius: Das vormalige Amt Lauenau. Ein Beitrag zur Geschichte des Fürstentums Calenberg und der Grafschaft Schaumburg, Springe, 2. Aufl. 1951, S. 74 - 77 (Eimbeckhausen);
Heinrich Ohlendorf: Geschichte der Stadt Wunstorf, Wunstorf 1957, S. 193 - 196;
Armgard von Reden-Dohna: Die Rittersitze des vormaligen Fürstentums Hildesheim, Göttingen 1995, S. 254 - 256 (Steinlah).

Beständeübersicht, Bd. 1, S. 30; Bd. 3, S. 807 - 809; Bd. 4, S. 200 - 202 (Dep. 104).

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet